Skip to main content

2022 | Psychologie - Psychiatrie | Buch

Verhaltenstherapiemanual – Erwachsene

herausgegeben von: Michael Linden, Martin Hautzinger

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Psychotherapie: Praxis

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

In diesem Psychotherapiemanual finden Psychotherapeuten (1) allgemeine Grundlagen verhaltenstherapeutischen Arbeitens, (2) Einzelverfahren, Methoden und Behandlungspläne – detailliert und anwendungsbezogen, (3) Hilfen, um zu lernen, wie man Verhaltenstherapie konkret umsetzt, (4) Grundlagen für Supervision und Qualitätssicherung in der Verhaltenstherapie. Bewährt für den Einstieg und als Nachschlagewerk – praxisnäher geht es nicht!

Geschrieben für Psychologische Psychotherapeuten, Ärztliche Psychotherapeuten, Psychiater, Psychosomatische Mediziner, Aus- und Weiterbildungskandidaten, Studierende, allgemein Interessierte.

Aus dem Inhalt:

68 psycho- und verhaltenstherapeutische Methoden. 21 Einzel- und Gruppentherapieprogramme. 25 Behandlungsanleitungen für psychische und psychosomatische Störungen. Mit einheitlichem Kapitelaufbau. Indikationsstellung, technisches Vorgehen, Nebenwirkungen und Kontraindikationen, weiterführende Literatur.

Die Herausgeber:

Prof. Michael Linden, Charité Universitätsmedizin Berlin. Prof. Martin Hautzinger, Eberhard Karls Universität Tübingen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Grundlagen

Frontmatter
1. Klinische und verhaltenstherapeutische Diagnostik
Zusammenfassung
Ziel der Diagnostik ist die Sammlung von Informationen über einen Patienten und seine Lebensumstände, um zu klären, ob ein behandlungsbedürftiger Zustand vorliegt, welche Therapieansätze gegeben sind und wie der Therapieverlauf ist. Die Diagnostik psychischer Störungen orientiert sich an der „Internationalen Statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD)“ wie auch an der „Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF)“, entsprechend einem biopsychosozialen Krankheitskonzept. In der Verhaltenstherapie ist zusätzlich eine funktionale Diagnostik, indikationsorientierte Diagnostik, Verlaufs- und Prozessdiagnostik und evaluative Diagnostik durchzuführen.
Martin Hautzinger, Michael Linden
2. Strukturierung des Therapieablaufs
Zusammenfassung
Ein Patient, der über längere Strecken der Therapie nicht weiß, worum es überhaupt geht, warum ein Therapeut gerade das und nichts anderes tut, wird sein Vertrauen in die Therapie verlieren, mit einer Verschlechterung seines Zustandes reagieren oder abbrechen. Es wurde mehrfach die Bedeutung von Strukturierung für die Therapie hervorgehoben und die Vermutung geäußert, dass sie per se positive therapeutische Effekte habe. Es lassen sich zwei Aspekte unterscheiden: Strukturierung des Gesamttherapieablaufs und Strukturierung jeder Einzelsitzung. Zu Anfang sind die wichtigsten Themen und Aufgaben für die jeweilige Sitzung kurz zu erläutern. Am Ende der Sitzung soll der Therapeut den Patienten zusammenfassen lassen, zusätzlich kann der Therapeut die Ergebnisse aus seiner Sicht zusammenfassen und einen Ausblick auf die nächste Sitzung geben.
Nicolas Hoffmann
3. Supervision
Zusammenfassung
Supervision hat nicht nur in der Ausbildung junger Psychotherapeuten, sondern während des ganzen Berufslebens eine qualitätssichernde Funktion. Inhalte und Methoden von Supervision sowie Funktionen eines Supervisors in der Ausbildung werden besprochen und von anderen Ausbildungsteilen wie Selbsterfahrung abgegrenzt. Dabei wird der Doppelcharakter der Supervision als Unterstützung der Ausbildungsteilnehmer und als deren Kontrolle zum Schutze der Patienten herausgearbeitet.
Dirk Zimmer
4. Therapeut-Patient-Beziehung
Zusammenfassung
Die Qualität der therapeutischen Beziehung ist in der Verhaltenstherapie von prognostisch großer Bedeutung. Der Beitrag diskutiert, welche Wirkmechanismen hier zum Tragen kommen und welche Anforderungen auf Therapeuten bei unterschiedlichen Störungsbildern, individuellen Beziehungsmustern ihrer Patienten und während unterschiedlicher Therapiephasen zukommen. Hinweise zur Gesprächsführung werden abgeleitet. Berufsrechtliche und rechtliche Rahmenbedingungen und Anforderungen werden geklärt.
Dirk Zimmer
5. Therapeutische Kompetenz und Adhärenz
Zusammenfassung
Die Kompetenzen eines Verhaltenstherapeuten lassen sich beschreiben auf den Ebenen Beziehungsaufbau, Basistechniken, störungsspezifische Techniken, Stundenstrukturierung, Prozessstrukturierung und Heuristik bzw. Theorieeinbettung. Ein Maß für die Therapiegüte und Übereinstimmung zwischen Therapeutenverhalten und Therapieregeln ist die Therapeutenadhärenz oder Therapeutencompliance. Die Ausbildung, Supervision und Evaluation von Therapeuten müssen auf jeder dieser Eben getrennt erfolgen.
Michael Linden, Martin Hautzinger
6. Nebenwirkungsmanagement
Zusammenfassung
Nebenwirkungen sind unerwünschte Effekte einer korrekt durchgeführten Psychotherapie und sind abzugrenzen von therapieunabhängigen Negativentwicklungen (z. B. Nonresponse) oder von Folgen inkorrekter Therapie (Kunstfehlerfolgen). Bei mindestens 3–15 Prozent der Behandlungsfälle kommt es zu relevanten unerwünschten Wirkungen. Das Nebenwirkungsmanagement beginnt mit dem Monitoring von unerwünschten Ereignissen und dann mit der Prüfung, ob ein kausaler Bezug zur Therapie besteht, was aus der Art des Ereignisses und dem laufenden therapeutischen Prozess geschlossen werden kann. Eine Nebenwirkungsorientierung ermöglicht eine bessere Auswahl der Therapiestrategien, ein präventives Eingreifen und eine Kompensation von Negativfolgen und dient damit einer Therapieoptimierung.
Michael Linden
7. Kultursensitivität in der Psychotherapie
Zusammenfassung
Migration bewirkt in der Regel einen dauerhaften und sich dynamisch entwickelnden Wechselwirkungsprozess kultureller Lebenskonzepte, der auch im Hilfesystem für die psychische Gesundheit Berücksichtigung finden muss. Durch die Einbeziehung sprachlicher, kultureller und migrationsspezifischer Aspekte in die Beratung, Betreuung und soziale Unterstützung von Migranten bei der Bewältigung ihrer Probleme ist es möglich, ihre Versorgung und Integration grundlegend zu verbessern. Neben gezielter Bildung von multikulturellen Behandlungsteams ist vor allem eine Sensibilisierung aller Mitarbeiter für eine transkulturelle, kultursensitive Perspektive notwendig.
Jan Ilhan Kizilhan

Techniken

Frontmatter
8. Achtsamkeitsübungen
Zusammenfassung
Achtsamkeitsübungen spielen eine zunehmend wichtige Rolle für die Verhaltenstherapie: Verschiedene Ansätze wie die Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT), die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) und die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) integrieren Achtsamkeitsübungen in verhaltenstherapeutische Behandlungsstrategien. Der Beitrag stellt zunächst das Prinzip Achtsamkeit vor. Nach einer Darstellung der Indikationen und Kontraindikationen werden das Vorgehen zur Einübung von Achtsamkeit sowie zentrale Achtsamkeitsübungen (Body-Scan, Atemmeditation, informelle Übungen) kurz erläutert. Im weiteren Verlauf werden mögliche Erfolgskriterien sowie der Grad der empirischen Absicherung vorgestellt.
Thomas Heidenreich, Johannes Michalak
9. Aktivitätsaufbau und Behavioral Activation
Zusammenfassung
Aktivitätsaufbau ist eine therapeutische Intervention, bei der ein Betroffener lernt, häufiger als bisher aktiv zu handeln. Dabei werden vornehmlich Aktivitäten aufgebaut, die positiv verstärken oder Aversivität von Ereignissen reduzieren bzw. im Einklang mit eigenen Werten stehen. Aktivitätsaufbau ist Element vieler Behandlungsprogramme, einschließlich Digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGAs), bildet aber auch den Kern von „Behavioral Activation“ bzw. „Werteorientierter Verhaltensaktivierung“. Aktivitätsaufbau kommt bei unterschiedlichen Störungsbildern zum Einsatz, z. B. bei depressiven Störungen. Es empfiehlt sich, Aktivitätsaufbau in vier Phasen durchzuführen: (1) Instruktion und Messung des Aktivitätsniveaus, (2) Erhöhung des allgemeinen Aktivitätsniveaus, (3) Aufbau spezifischer Aktivitäten, (4) Aufrechterhaltung des Aktivitätsniveaus und spezifischer Aktivitäten.
Gunther Meinlschmidt, Dirk H. Hellhammer, Marion Tegethoff
10. Aufmerksamkeitstraining (Attention Training Technique; ATT)
Zusammenfassung
Das Aufmerksamkeitstraining (attention training technique; ATT) ist eine zentrale Behandlungstechnik der Metakognitiven Therapie (MCT). Es zielt auf eine Veränderung des sog. kognitiven Aufmerksamkeitssyndroms (CAS) sowie die das CAS konstituierenden Metakognitionen, die in der Metakognitive Therapie als verantwortliche für psychische Störungen betrachtet werden.  Das ATT hat den Charakter eines mentalen Fitnesstrainings und wird täglich unabhängig vom Befinden des Patienten durchgeführt.
Oliver Korn, Martin Hautzinger
11. Bedingungsfreie positive Wertschätzung
Zusammenfassung
Bedingungsfreie positive Wertschätzung (BPW) bzw. unkonditionales Akzeptieren ist eine therapeutische Grundhaltung, die aus der personzentrierten Psychotherapie kommt, jedoch auch in der Verhaltenstherapie von Relevanz ist. Sie ist in vielen Fällen Grundlage einer erfolgreichen therapeutischen Beziehung. Kennzeichen der BPW sind z. B. aktiv zuzuhören, bestätigen und ermutigen, Anteil nehmen, sich sorgen, positives Aufgreifen (statt detektivistischer Fragen) von erklärungsbedürftigen Widersprüchen. BPW ergänzt andere Therapieinterventionen und ist eine wesentliche Voraussetzung für den Psychotherapieerfolg.
Gert-W. Speierer
12. Begleitetes üben
Zusammenfassung
Verhaltensführung („guided practice“, „guidance“) ist eine Interventionsmethode, bei der Behandlungsinterventionen unter direkter Begleitung und Anleitung eines Therapeuten durchgeführt werden. Sie ist indiziert bei Übungen zur Reaktionsverhinderung, Reizüberflutung oder zum Modelllernen. Der Therapeut übernimmt die Führungsrolle und verhält sich direktiv.
Michael Bruch
13. Beruhigende Versicherungen („reassurance“)
Zusammenfassung
Beruhigende Versicherungen („reassurance“) sind fundierte, für den Patienten verständliche und nachvollziehbare Äußerungen über seine Erkrankung, die eine Unsicherheit reduzierende, Hoffnung erweckende und Perspektive aufbauende Wirkung haben. Beruhigende Versicherungen sind keine unspezifischen Äußerungen, sondern müssen sich jeweils spezifisch auf den vorliegenden Kontext beziehen.
Nicolas Hoffmann, Birgit Hofmann
14. Bio- und Neurofeedback
Zusammenfassung
Das Grundprinzip des Biofeedbacks basiert auf der kontingenten Rückmeldung physiologischer Prozesse, die von den Sinnesorganen nicht oder nur ungenau wahrgenommen werden können. Mittels technischer Apparaturen werden diese physiologischen Prozesse in aller Regel schmerzfrei und nichtinvasiv gemessen und in visueller, akustischer oder taktiler Form rückgemeldet. Die Wahrnehmung der physiologischen Prozesse ermöglicht oder erleichtert die willentliche Selbstkontrolle dieser Körperfunktionen. Durch die erreichte Selbstkontrolle lassen sich viele Störungen, die mit Fehlfunktionen einzelner physiologischer Systeme (z. B. Muskulatur, Herzaktivität, Durchblutung von Körperteilen, Aktivierung von Nerven und Nervenzellen, Temperatur) einhergehen, gezielt beeinflussen. Biofeedback ist bei vielen Störungen (z. B. Spannungskopfschmerz, Verspannungsschmerzen, Migräne, Epilepsie) ein wirksamer Behandlungsbaustein.
Horst Waschulewski-Floruß, Wolfgang H. R. Miltner, Gunter Haag
15. Cue Exposure bei Appetenzstimuli
Zusammenfassung
Suchtverhalten kann durch auslösende Stimuli und Situationen verstärkt werden, die im Sinne konditionierter Stimuli das Verlangen (Craving, Suchtdruck, Gier), also einen motivationalen Zustand auslösen und dadurch das gestörte Annäherungs- bzw. Konsumverhalten triggern. Cue Exposure konfrontiert Patienten mit diesen Stimuli (= Cue), um dadurch die Intensität des Verlangens zu reduzieren. Behandelt werden können der Alkoholabusus und andere Substanzabhängigkeiten, aber auch nicht substanzbezogene Störungen wie Bulimie, Binge Eating, Kaufsucht oder pathologisches Spielen.
Bernd Lörch
16. Ejakulationskontrolle
Zusammenfassung
Übungen zur Ejakulationskontrolle sind Techniken, vor allem die Stopp-Start-Methode und die Squeeze-Technik, die in der Behandlung des frühzeitigen Samenergusses angewandt werden. Der Mann macht sich bei der Selbstbefriedigung mit den Techniken zur Ejakulationskontrolle vertraut und wendet diese dann gemeinsam mit einer Partnerin bzw. einem Partner an. Mit den Methoden der Ejakulationskontrolle behandelte Männer berichten häufig von einer besseren Fähigkeit, den Zeitpunkt ihrer Ejakulation zu kontrollieren und hinauszuzögern. Dies führt zu einer größeren sexuellen Zufriedenheit und mehr Selbstbewusstsein im sexuellen Bereich.
Julia Velten, Umut C. Oezdemir
17. Empathie
Zusammenfassung
Empathie ist im Sinne von „empathischem Verstehen“ eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ein Therapeut einen Patienten valide verstehen kann: Auf diese Weise kann der Therapeut ein „Patientenmodell“ entwickeln, das die Grundlage für therapeutische Strategien und Interventionen bildet. Zu unterscheiden sind „emotionale Empathie“ im Sinne von Mitfühlen und „kognitive Empathie“ im Sinne eines Rekonstruieren dessen, was eine Person meint, was zentral für ein therapeutisches Verstehen ist.
Rainer Sachse
18. Emotionsregulationstraining
Zusammenfassung
Nach einer emotionspsychologischen Grundlegung der Prozesse der Emotionsregulation werden deren Störungen dargelegt (Über- und Unterregulation) und das differenzierte Vorgehen im Training der Emotionsregulation beschrieben. Zentral sind bewusster Umgang mit Emotionen, Aufbau von Steuerungsfähigkeit für die Unterregulation vs. Akzeptanz und Emotionsexposition bei Überregulation. Dafür ist neben klassisch kognitiv-behavioraler Gesprächsführung die Fähigkeit zur emotiven Gesprächsführung erforderlich. Es kommen Strategien wie Funktionalität von Emotionen erkennen, kognitive Interventionen, Imagination, Achtsamkeit, Verhaltensübungen, Selbstinstruktionen, Akzeptanz und Stressmanagement zum Einsatz.
Serge K. D. Sulz
19. Entspannungsverfahren
Zusammenfassung
Entspannungsverfahren haben eine lange Tradition in der Verhaltenstherapie, beispielsweise in der systematischen Desensibilisierung. Es gibt viele Varianten, wie die Progressive Muskelrelaxation, das Autogene Training, Biofeedbackmethoden oder imaginative Verfahren. Sie sind zumeist leicht erlernbar und haben ein breites Indikationsspektrum in der Stressbewältigung, bei Konzentrationsstörungen und Störungen im Schlafrhythmus bis hin zu störungsspezifischen Anwendungen und Kombinationen.
Claus Derra, Michael Linden
20. Exposition und Konfrontation
Zusammenfassung
Exposition (Konfrontation) in vivo und in sensu gehört zu den frühesten und bis heute effektivsten Techniken der Verhaltenstherapie, insbesondere bei Phobien, Panikstörung, PTBS, Zwangshandlungen und -gedanken. Aber auch Suchtmittelabhängigkeiten, Essstörungen und Depressionen gehören unter bestimmten Voraussetzungen zum Indikationsbereich. Technisch geht es um eine „Exposition mit Reaktionsmanagement“ (ERM). Bei Fehlanwendung kann es zu Nebenwirkungen kommen. Es gibt Hinweise, dass ERM in Deutschland zu selten und nicht immer „lege artis“ eingesetzt wird.
Iver Hand
21. Gedankenkontrolle – Gedankenstopp
Zusammenfassung
Gedankenstopp versucht, in dem Moment, in dem ein unerwünschter Gedanke auftritt, durch die Vorstellung oder durch das Aussprechen des Wortes „Stopp“ einen störenden Gedanken zu unterdrücken. Die Gedankenstopptechnik wird im Allgemeinen benutzt, um Patienten, die mit der Kontrolle wiederkehrender, zwanghafter oder auch grüblerischer Gedanken Schwierigkeiten haben, eine Erleichterung zu verschaffen. Darüber hinaus werden diese Verfahren auch eingesetzt, um Gedanken zu kontrollieren. Gedankenstopp schafft kurzfristig Raum für konstruktive Gedanken, die trainiert werden müssen. Gedankenstopp unterbricht und schafft Raum für neue, freundliche Gedanken. Gedankenkontrolle trainiert die neuen, aufbauenden Gedanken.
Martin Hautzinger
22. Hausaufgaben
Zusammenfassung
Therapeutische Hausaufgaben sind ein unverzichtbarer Bestandteil jeder verhaltenstherapeutischen Behandlung. Lernen und Entwicklung finden zwischen den Therapiesitzungen statt. Jeder Verhaltenstherapeut muss in der Lage sein, technisch korrekt Hausaufgaben zu geben. Dazu gehört, dass das Ziel der Hausaufgabe unmissverständlich benannt und auch für den Patienten transparent ist. In gegenseitiger Absprache sollten Überforderungen vermieden und Alternativen zur Wahl gestellt werden. Die Betonung liegt auf dem experimentellen Charakter der Übung, um Erfahrungen in der nächsten Stunde zu besprechen und daraus neue Hausaufgaben abzuleiten. Aufzeichnungen zum Realitätsabgleich sind in den stetigen Übungsprozess miteinzubeziehen.
Isabel Wunschel, Michael Linden
23. Hierarchiebildung
Zusammenfassung
Unter Hierarchiebildung versteht man die Zergliederung eines Therapieziels in Unterziele sowie die Zuordnung von einzelnen Situationen oder Schritten zu diesen Unterzielen, wobei diese Situationen oder Schritte in eine Ordnung nach zunehmender Schwierigkeit oder auch nach örtlicher bzw. nach zeitlicher Annäherung an das Therapieziel gebracht werden. Hierarchiebildung ist nicht nur eine bewährte Technik mit beobachtbaren Erfolgskriterien, sondern ein in vielen verhaltenstherapeutischen Verfahren benutztes Therapieprinzip. Deshalb werden nicht nur das Vorgehen bei der Exploration von Therapiezielen und die verschiedenen Möglichkeiten für günstige Untergliederungen beschrieben, sondern auch die Einbettung von Hierarchien in das Gesamtkonzept von Therapien.
Renate de Jong-Meyer
24. Imaginative Verfahren
Zusammenfassung
Imagination bezieht sich auf die Fähigkeit eines Menschen, Gegenstände oder Ereignisse, die zu diesem Zeitpunkt objektiv nicht vorhanden sind, innerlich zu sehen, zu hören oder zu empfinden, sobald er sich gedanklich mit ihnen auseinandersetzt. Innerhalb verhaltenstherapeutischer und kognitiver Ansätze werden imaginative Verfahren in Kombination mit anderen Interventionsstrategien im Rahmen eines umfassenderen Behandlungskonzepts eingesetzt.
Thomas Kirn, Martin Hautzinger
25. Interpersonelle Diskriminationsübung
Zusammenfassung
Ziel der interpersonellen Diskriminationsübung ist es, Patienten dafür zu sensibilisieren, dass ihr Verhalten Konsequenzen in anderen Personen bewirkt. Die Durchführung der interpersonellen Diskriminationsübung basiert auf einer therapeutischen Haltung, in der sich der Therapeut diszipliniert persönlich einbringt. Sie basiert zudem auf der Kenntnis von Prägungen und Übertragungshypothesen des Patienten. Hiermit sind frühere interpersonelle Lernerfahrungen gemeint, auf deren Grundlage Vorhersagen darüber generiert werden, wie heutige Interaktionspartner reagieren, insbesondere der Therapeut. Ein Patient erwartet beispielsweise Ablehnung, trifft jedoch auf einen Therapeuten, der verständnisvoll reagiert und sich anders verhält, als es Personen in der Prägungsgeschichte getan hätten. Diese Diskrimination wird explizit herausgearbeitet, verändert und im Alltag trainiert.
Anne Guhn, Eva-Lotta Brakemeier
26. Kognitionen erkennen und verändern
Zusammenfassung
Nach dem kognitiven Verständnis von Emotionen hängen die Entstehungs- und die aufrechterhaltenden Bedingungen von psychischen Störungen mit gelernten, realitätsinadäquaten, ungenauen, unlogischen und verzerrten Denkmustern und Bewertungsprozessen zusammen. Das Erkennen von kognitiven Prozessen ist dafür Voraussetzung und lässt sich erreichen durch: Stimmungsänderungen, Rollenspiele, Tagesprotokolle negativer Gedanken (Spaltenprotokoll), Selbstbeobachtung negativer Gedanken im Alltag, Imagination. Zur Veränderung von Kognitionen kommt es durch Realitätstesten, alternative Erklärungen finden, Reattribuierung und Entkatastrophisierung.
Martin Hautzinger
27. Kontingenzmanagement
Zusammenfassung
Führen die Konsequenzen einer Verhaltensweise dazu, dass die Häufigkeit des Auftretens des betreffenden Verhaltens zunimmt, so sprechen wir von Verstärkung (z. B. durch Lob, Token, Tätigkeiten). Bei negativen Konsequenzen (Löschung, Time-out, „response cost“) sprechen wir von Bestrafung, was zur Abnahme eines bestimmten Verhaltens führt. Kontingenzmanagement stellt die Nutzung dieser Konsequenzen zur Verhaltenssteuerung dar. Selbst ohne systematische Anwendung findet Kontingenzmanagement in allen Lebensbereichen ständig statt und formt unser Verhalten. In der Verhaltenstherapie wird es systematisch zur Erreichung eines erwünschten Zielzustandes eingesetzt.
Martin Hautzinger, Hans Reinecker
28. Mikro-Verhaltensanalyse
Zusammenfassung
Verhaltens- und Problemanalyse ist das wichtigste diagnostische Verfahren in der Verhaltenstherapie. Es geht um das, was eine bestimmte Person in einer aktuellen, konkreten, spezifischen Situation tut. Es wird davon ausgegangen, dass menschliches Verhalten, ob es nun als abweichend, krank, akzeptabel oder normal bezeichnet wird, neben physiologischen Faktoren durch die soziale Lerngeschichte, die Persönlichkeit, durch kognitive Prozesse wie auch durch die situativen Bedingungen (Stimuli) und die (positiven oder negativen) Konsequenzen des Verhaltens kontrolliert wird. Ziel der Mikro-Verhaltensanalyse ist die funktionale, aber auch strukturell-topografische, „horizontale“ Beschreibung von Verhalten in Situationen. Die Verhaltensanalyse ist ferner ausgerichtet auf Therapieziele, Therapieplanung und Therapiekontrolle.
Martin Hautzinger
29. Makro-Verhaltensanalyse
Zusammenfassung
Die Makroanalyse hat gegenüber der Mikroanalyse den Vorteil, dass sie als Situation den Zeitraum im Leben des Patienten betrachtet, der vor Beginn der Symptombildung liegt. Sie sucht nach pathogenen Aspekten der Lebensgestaltung und der Beziehungsgestaltung und nach dem das Symptom auslösenden Lebensereignis (wie z. B. Berufsbeginn, Scheidung). Danach konzentriert sie sich auf die Frage, welche Konsequenz der Patient mithilfe des Symptoms in seinem Leben und in seinen Beziehungen vermeidet (z. B. Alleinsein). Von zentraler Bedeutung ist darüber hinaus die Untersuchung der Organismus- bzw. Personvariable des SORKC-Schemas, die einerseits in der Identifizierung maladaptiver Schemata (z. B. Überlebensregel, Traits oder Grundannahme) besteht, andererseits aber auch in der Funktionsanalyse des Symptoms.
Serge K. D. Sulz
30. Modelldarbietung
Zusammenfassung
Das therapeutische Verfahren des Modelldarbietens wird auch als Imitationslernen oder Beobachtungslernen bezeichnet. In seiner einfachsten Form besteht es darin, dass eine Person oder ein Symbol, das sog. Modell, irgendein Verhalten zeigt, das wiederum von einer anderen Person beobachtet wird. Durch Modelldarbietung soll neues Verhalten erworben werden. Der erste Schritt dabei wird als Aneignungsphase bezeichnet. Die Umsetzung in eigenes Verhalten erfolgt dann in der Durchführungsphase. Zahlreiche Studien haben die Effektivität von Modelldarbietung sowohl in Laborsituationen als auch unter natürlichen Bedingungen demonstriert.
Martin Hautzinger
31. Motivational Interviewing
Zusammenfassung
Motivational Interviewing (MI) ist ein zugleich patientenzentriertes und direktives Verfahren. Zentrales Merkmal ist der Verzicht auf ein konfrontatives Vorgehen. Die Behandlungsprinzipien stimmen weitgehend mit den Annahmen sozialpsychologischer Modelle der Verhaltensänderung überein. Motivational Interviewing wurde zunächst in Abgrenzung zu herkömmlichen – meist konfrontativen – Methoden der Behandlung alkoholabhängiger Patienten entwickelt. In den vergangenen Jahren wurde der Anwendungsbereich jedoch zunehmend erweitert (HIV-Prävention, Bewährungshilfe, Sexualdelikte, Störungen im Kindes- und Jugendalter, Anorexia nervosa, Adipositas, Diabetes etc.). Verschiedene Adaptationen haben zudem die Anwendung im Rahmen der medizinischen Basisversorgung ermöglicht.
Ralf Demmel
32. Reaktionsverhinderung
Zusammenfassung
Reaktionsverhinderung (oder auch Expositionstherapie mit Reaktionsverhinderung, engl. „exposure with response prevention“, ERP) ist eines der zentralen Elemente in der Behandlung der Zwangsstörung und verwandter Störungen. Kennzeichnend für diese Erkrankungen ist häufig, dass entweder externale, stimulusbezogene oder internale (kognitive, physiologische) Reize zu einer massiven, unangenehmen emotionalen Reaktion (vor allem Angst oder Ekel) führen, denen in der Folge mit zwanghaftem, repetitivem Verhalten zur Neutralisation, (Ungeschehenmachen) z. B. durch Dekontamination oder Vermeidung solcher aversiver Zustände, begegnet wird. Solche kompulsiven Verhaltensweisen, die sowohl physisch/motorisch und sichtbar als auch mental und verdeckt (overt vs. mental) durchgeführt werden können, halten eine pathologische Reaktion auf die auslösenden Stimuli aufrecht und verhindern, dass diese als bewältigbar und ungefährlich erlebt werden. Im Rahmen strukturierter verhaltenstherapeutischer Behandlung sollen neue (Lern)-Erfahrungen ermöglicht werden, und über einen Verzicht auf Neutralisations- und Vermeidungsverhalten soll ein konstruktiver Umgang mit zuvor gefürchteten Stimuli und Situationen erarbeitet werden.
Christian Stierle
33. Selbstbeobachtung
Zusammenfassung
Selbstbeobachtung ist eine diagnostische Methode und eine Selbstkontrolltechnik. Wird vor allem zur Erfassung von schwer zugänglichen, eher privaten Ereignissen und Verhaltensaspekten eingesetzt. Die „reaktive Wirkung“ der Selbstbeobachtung auf das zu beobachtende Verhalten kann als Störquelle, doch unter therapeutischem Verständnis als hilfreiche Veränderungstechnik angesehen werden. Es sind zahlreiche Verfahren zur Selbstbeobachtung verfügbar: Tagebücher, Zählapparate, Strichlisten, Zeitnehmer, Schrittzähler, Diagramme, Ton- und Videoaufzeichnungen, Apps. Wird Selbstbeobachtung als alleiniges Therapieverfahren verwendet, dann verschwinden die Effekte bald wieder und Gewöhnung tritt ein.
Martin Hautzinger
34. Selbsteinbringung
Zusammenfassung
Selbsteinbringung von Therapeuten birgt ein großes Potenzial, wenn sie wohldosiert und behutsam eingesetzt wird. Die therapeutische Beziehung ist weniger distanziert, Rückmeldungen können stärker wirken und korrigierende Erfahrungen mit alten kognitiv-emotionalen oder interaktionellen Schemata leichter schon in der therapeutischen Beziehung gemacht werden. Im Sinne der „disziplinierten persönlichen Einlassung“ können Therapeuten ihre eigenen Reaktionen nutzen, sollten aber reflektieren, welche Erfahrungen hilfreich oder problematisch sind und wo Selbsteinbringung Gefahr läuft, die Autonomie von Patienten zu gefährden.
Dirk Zimmer
35. Selbstverbalisation und Selbstinstruktion
Zusammenfassung
Handlungen werden durch (automatisierte, daher nicht bewusste) Selbstinstruktionen und Selbstverbalisationen (mit-)gesteuert, und oft genug hängt der Erfolg bzw. Misserfolg unserer Handlungen von der Art und den Inhalten unserer „Selbstgespräche“ ab. Verhaltensänderungen durchlaufen eine Folge von Vermittlungsprozessen, in denen inneres Sprechen, kognitive Strukturen, beobachtbares Verhalten und die Ergebnisse daraus sich gegenseitig beeinflussen.
Steffen Fliegel
36. Selbstverstärkung
Zusammenfassung
Nach den Prinzipien des Kontingenzmanagements und der Selbstkontrolle haben Personen die Möglichkeit, die Auftretenswahrscheinlichkeit von künftigem Zielverhalten selbst zu steuern. Ein besonders wichtiges Vorgehen besteht in Selbstverstärkung, d. h. im eigenständigen Setzen eines positiven Reizes als Folge erwünschten Verhaltens. Dies kann sowohl ein externer Reiz als auch ein interner Reiz (z. B. Selbstverbalisation) als auch eigenes Verhalten sein. Strategien der Selbstverstärkung stehen im Kontext von Selbstkontrollverfahren. Neben der gut belegten Wirksamkeit haben sie den Vorteil, dass der Prozess der Veränderung weitgehend der Kontrolle der Person selbst überlassen bleibt.
Hans Reinecker
37. Sensualitätsübungen
Zusammenfassung
Sensualitätsübungen (engl. „sensate focus“) sind ein wesentliches Behandlungselement in der Therapie sexueller Funktionsstörungen. Es handelt sich um eine Reihe aufeinanderfolgender Paarübungen, die zwischen den Therapiesitzungen etwa zweimal wöchentlich zu Hause durchführt werden. Bei den Übungen streicheln sich die Partner abwechselnd auf Körpervorderseite und -rückseite. Der Genitalbereich wird zunächst ausgespart. Erst bei den späteren Übungsstufen wird dieser mit in die Streicheleinheiten einbezogen. Auf Geschlechtsverkehr sollte das Paar während der Sensualitätsübungen verzichten, um keinen Leistungsdruck aufzubauen. Ziele der Sensualitätsübungen sind eine körperliche Annäherung des Paares, eine Reduktion von Leistungsdruck, vielfältige körperliche Empfindungen und nicht Erregung oder Orgasmus.
Julia Velten, Milena Meyers
38. Situationsanalyse
Zusammenfassung
Die Situationsanalyse ist eine strukturierte, mehrstufige, interpersonelle Problemlöse- bzw. Situation-Reaktion-Konsequenz-Technik. Mithilfe der Situationsanalyse sollen Patienten lernen, ihre Aufmerksamkeit auf konkrete, zeitlich klar umgrenzte interpersonelle Situationen zu fokussieren und dafür alternative, zum erwünschten Ziel führende Denk- und Verhaltensmuster zu erarbeiten. Im Zentrum steht einerseits die Analyse des Verhaltens in einer Situation, des sog. tatsächlichen Ergebnisses, und andererseits die Erarbeitung eines neuen Verhaltens, des sog. erwünschten Ergebnisses. Entsprechend besteht die Situationsanalyse aus einer Erhebungsphase und einer Lösungsphase.
Anne Guhn, Eva-Lotta Brakemeier
39. Sokratische Gesprächsführung
Zusammenfassung
Die sokratische Gesprächsführung beschreibt eine typische Haltung von Psychotherapeut*innen/Berater*innen, mit deren Hilfe sie empathisch die jeweilige Perspektive der Klient*innen erfragen und verstehen können. Gemeinsam wird diese Perspektive vor dem Hintergrund der jeweiligen Klient*innen prämissen in Form von moralischen, religiösen und sozialen Werthaltungen und ihrer (Lebens-)Ziele auf Angemessenheit geprüft. Dabei werden auch die Kosten/Konsequenzen dieser Perspektiven beleuchtet. Wird die bestehende Sicht als ungünstig erkannt, wird gemeinsam nach einer neuen, angemessenen gesucht. Klient*innen und Therapeut*innen sind auf der Suche nach der individuell richtigen Lösung für die Klient*innen. Da sämtliche Entscheide von ihnen selbst ausführlich und nachvollziehbar begründet getroffen werden, führt dies zu einem Höchstmaß an Eigenverantwortung und wirkt sich langfristig günstig auf deren Selbstvertrauen aus.
Harlich H. Stavemann
40. Stimuluskontrolle
Zusammenfassung
Unter Stimuluskontrolle versteht man die Beeinflussung von Verhalten durch die geplante Anwendung und Kontrolle der dem Zielverhalten vorausgehenden Reizbedingungen. Fünf Gruppen von Stimuli lassen sich unterscheiden: Diskriminierende, inhibitorische, verbale, erleichternde, motivationale. Die funktionale Beziehung zwischen vorausgehenden Stimuli und einem bestimmten Verhalten, das reduziert oder aufgebaut werden soll, ist durch Verhaltensbeobachtung und Verhaltensanalyse, nicht durch theoretische Überlegungen zu identifizieren. Stimuluskontrolle ist keine eigenständige bzw. ausreichende Intervention.
Martin Hautzinger
41. Stühledialog
Zusammenfassung
Dialoge auf mehreren Stühlen wurden ursprünglich als erlebnisaktivierende Technik im Kontext der humanistischen Therapien entwickelt. Dabei werden „Persönlichkeitsanteile“ bzw. Rollen auf verschiedene Stühle „auseinandergesetzt“, um Inkonsistenzen bzw. Ambivalenzen zwischen diesen Teilen besser bearbeiten zu können. Durch den Wechsel zwischen den Stühlen können die Behandelten die einzelnen Positionen bzw. Perspektiven intensiver voneinander getrennt wahrnehmen. Stühledialoge sind erfolgreich, wenn nach und nach aus der äußeren Struktur der Stühle im Raum eine innere Struktur im Bewusstsein der Behandelten wird, die dabei hilft, sich funktional zu verhalten.
Eckhard Roediger
42. Symptomverschreibung
Zusammenfassung
Unter dem Begriff „Symptomverschreibung“ werden unterschiedliche Interventionstechniken sowohl auf der Ebene von Symptomverhaltensweisen wie auch bei gestörten Interaktionsmustern in partnerschaftlichen oder familiären Beziehungen subsumiert. Solche „paradoxen Verschreibungen“ wurden besonders in den systemischen Therapien der 1970er-Jahre entwickelt, und dort werden sie auch heute noch (in veränderter Form) häufiger als in der Verhaltenstherapie eingesetzt. Meist stellt die Symptomverschreibung eine symptom-, motivations- und/oder interaktionsverändernde Technik im Rahmen einer Gesamttherapie dar. Sie kann – bei „richtiger“ Indikationsstellung und Umsetzung – zu überraschend schnellen positiven Veränderungen im Verhalten, Fühlen und/oder Denken führen. Bei „falschem“ Einsatz können aber auch heftige unerwünschte Nebenwirkungen eintreten. Indikationen und Voraussetzungen für die Anwendung in der Verhaltenstherapie werden in diesem Beitrag verdeutlicht.
Iver Hand
43. Systematische Desensibilisierung
Zusammenfassung
Die systematische Desensibilisierung ist ein Verfahren zur Löschung von Angstreaktionen, die auf einen klar bestimmbaren Reiz folgen. Durch mehrfache, gestufte Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz soll eine Habituierung der Angstreaktion erreicht werden. Die Konfrontation erfolgt durch gedankliche Vorstellung. Die Habituierung kann durch eine gleichzeitige Entspannung erleichtert werden. Zugleich spielen aber auch kognitive Prozesse wie Erwartungen oder Attributionen eine Rolle. Zur Durchführung der systematischen Desensibilisierung können auch computerbasierte Expositionen genutzt werden.
Michael Linden
44. Tages- und Wochenprotokolle
Zusammenfassung
Ziel von Tages- und Wochenprotokollen ist die Erfassung von Aktivitäten und Stimmungen im Tages- und Wochenverlauf sowie auch die Planung von Aktivitäten. Durch die gemeinsame Erfassung von Aktivitäten und Stimmungen soll der Zusammenhang dieser beiden Aspekte verdeutlicht werden und in der therapeutischen Arbeit Verwendung finden. Die Protokollblätter sind z. B. in Stundenkästchen eingeteilt. Für jede Stunde sollen die durchgeführten Aktivitäten eingetragen und eine Stimmungsbewertung vorgenommen werden. Diese Methode hat zwei Funktionen, zum einen die der Beobachtung und Erfassung, zum anderen die der Planung und der Aktivierung.
Martin Hautzinger
45. Vaginaltraining
Zusammenfassung
Das Vaginaltraining beschreibt eine therapeutische Übungssequenz bei sexuellen Störungen, die mit Schwierigkeiten, Schmerzen, Ängsten und Verkrampfungen in Bezug auf die vaginale Penetration beim Geschlechtsverkehr einhergehen. Im Sinne einer graduierten Exposition in vivo üben betroffene Frauen das vaginale Einführen mit Vaginaltrainern (Dilatoren, Hegarstiften) in ansteigender Größe unter Anwendung von Entspannungsübungen. Die Evidenzlage spricht für die Effektivität von Vaginaltraining als Bestandteil einer umfassenderen Sexualtherapie.
Anna-Carlotta Zarski, Julia Velten
46. Verdeckte Konditionierung („covert conditioning“)
Zusammenfassung
Die Techniken der verdeckten Konditionierung („covert conditioning“) wurden zu Beginn der kognitiven Wende der Verhaltenstherapie entwickelt. Sie können als „konservative“ kognitive Verhaltenstherapie bezeichnet werden: Verdeckte, nicht beobachtbare Ereignisse (Gedanken, Vorstellungen) werden innerhalb des lerntheoretischen Rahmens als „operants of the mind“ betrachtet, auf die die an offen beobachtbarem Verhalten gewonnenen Gesetzmäßigkeiten übertragen werden. Diese Homogenitäts- oder Kontinuitätsannahme wird ergänzt um die Generalisierungsannahme: Durch die Modifikation verdeckter Ereignisse wird offen beobachtbares Verhalten verändert. Die Vorstellungstechniken werden bei einer Vielzahl von Störungen angewandt. Die besten Behandlungsergebnisse werden mit der verdeckten positiven Verstärkung und dem verdeckten Modelllernen erzielt.
Wolfgang L. Roth
47. Verhaltensbeobachtung
Zusammenfassung
Die Verhaltensbeobachtung – hier „Fremdbeobachtung“ – ist im Gesamtrahmen des diagnostisch-therapeutischen Prozesses eine ausgesprochen wichtige Informationsquelle. Ohne Nutzung dieser Daten besteht die Gefahr, nur bruchstückhafte bzw. verzerrte Informationen für die Veränderungsarbeit einer Therapie zur Verfügung zu haben. Planung, Hilfsmittel, Durchführung und Protokollierung werden explizit dargelegt, sodass ökonomisches Arbeiten und eine hohe Messgenauigkeit möglich sind.
Liz Echelmeyer
48. Verhaltensübungen – Rollenspiele
Zusammenfassung
Verhaltensübungen gehören zu den verhaltenstherapeutischen Standardmethoden. Verhaltensübungen sind besonders geeignet zum Aufbau von neuem Verhalten, zur Auseinandersetzung mit beobachtbarem Verhalten sowie zum Ausgleich von Verhaltensunterschieden. Verhaltensübungen folgen sieben Schritten oder Abschnitten: Problembeschreibung, Herausarbeiten einer spielbaren Situation; Festlegung einer spielbaren Situation mit einer oder mehreren Handlungsmöglichkeiten (-alternativen), Festlegung der Rollen und des Verhaltens der Rollenspielteilnehmer, genaue Planung des Ablaufs; Spielen, Verhaltensprobe, Durchführung der Übung, Hilfestellungen, Bandaufzeichnung; Rückmeldung, Auswertung der Bandaufzeichnung, differenzielle Verstärkung, Verbesserungsvorschläge; erneutes Spielen, Wiederholung, Erprobung neuen Verhaltens aufgrund der Rückmeldungen und Vorschläge; erneutes Feedback, Verstärkung von Fortschritten, differenzielle Verstärkung in Richtung Zielverhalten; Transfer und Übertragung in den Alltag, die Realität.
Martin Hautzinger
49. Verhaltensverträge
Zusammenfassung
Verhaltensverträge in einem therapeutischen Rahmen und als therapeutische Technik sind zu verstehen als ein Mittel zur schematischen Festlegung des Austausches positiver Verstärker zwischen zwei oder mehr Personen. Verhaltensverträge werden benutzt, um bestimmte Handlungen zu initiieren, um klare Kriterien für die Zielerreichung zu bestimmen und um eindeutige Konsequenzen der Verhaltensausführung bzw. -unterlassung festzulegen. Durch Verhaltensverträge werden Regeln bestimmt, die zur Erreichung des Therapieziels eingehalten werden sollen und damit auf das soziale Gefüge einwirken. Es gibt kaum einen Bereich, in dem nicht mit Absprachen und Abmachungen (Verträge) gearbeitet wird.
Martin Hautzinger
50. Zeitprojektion
Zusammenfassung
Zeitprojektion basiert auf der Alltagserfahrung, dass Menschen, die erhöhten Belastungen ausgesetzt sind, längere Perioden der Reizarmut überbrücken müssen oder an einem Stimmungstief leiden, gelegentlich zu angenehmen Tagträumen greifen, um sich zukünftige Situationen auszumalen, bei denen sie eine besonders gute Figur machen oder wofür sie angenehme Ereignisse passieren. Therapeuten erzeugen systematisch angenehme Vorstellungen bei Patienten, indem Situationen vorgegeben werden, die Patienten erreichen möchten.
Nicolas Hoffmann

Therapiemethoden und -strategien

Frontmatter
51. Aufbau sozialer Kompetenz – Selbstsicherheitstraining
Zusammenfassung
Ein Training sozialer Kompetenzen bzw. der Aufbau von Selbstsicherheit stellt ein Basiselement verhaltenstherapeutischen Arbeitens dar, das sowohl in der Gruppe durchgeführt wird als auch in die Einzeltherapie einfließt. Die Indikation eines solchen Trainings wird für den jeweiligen Patienten individuell aus der Problem- und Verhaltensanalyse abgeleitet. Neben sozial ängstlichen Patienten weisen auch Menschen mit anderen Störungsbildern wie somatoformen Störungen oder Depressionen häufig Defizite in der Aufnahme und der Gestaltung sozialer Beziehungen oder beim Vertreten eigener Interessen auf. Es liegen sehr gut erprobte standardisierte Trainings vor, die zunächst grundlegende soziale Fertigkeiten und ermutigende Selbstinstruktionen vermitteln und bei der Überwindung von Ängsten und Vermeidungsverhalten unterstützen. In einem nächsten Schritt sollten Patienten dabei begleitet werden, diese Kompetenzen gegenüber fremden und vertrauten Menschen in ihrem eigenen sozialen Umfeld entsprechend ihrer persönlichen Ziele flexibel und angemessen einzusetzen.
Kerstin Vogt
52. Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)
Zusammenfassung
Die Entwicklung der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) entzündete sich an der Frage, wie Kognitionen überhaupt zu ihrer Wirkung kommen. Die Therapie richtet sich auf die Bedingungen dieser Wirkung, nicht auf die kognitiven Inhalte selbst. Entsprechend ist ACT nicht primär auf eine Symptombesserung ausgerichtet, sondern will dem Patienten helfen, sich wieder auf die Gestaltung seines Lebens zu besinnen. Dazu wird trainiert, persönliche Ziele und Werte zu formulieren und im Alltagsleben flexibel zu verfolgen.
Rainer F. Sonntag
53. Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP)
Zusammenfassung
CBASP ist eine Methode der Verhaltenstherapie, die spezifisch für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit einer chronischen depressiven Störung entwickelt wurde. CBASP nimmt an, dass Patienten mit chronischer Depression aufgrund ihrer Besonderheiten von Informationsverarbeitung und Verhalten interpersonelle Ziele nur ungenügend erreichen können und deshalb häufiger als andere Misserfolge erleben. (Neu-)Lernen wird dadurch behindert. Entsprechend diesen Annahmen ist das wesentliche Therapieziel bei CBASP die Einübung und Anwendung von operatorischem Denken auf interpersonelle Situationen. Hierzu dienen neben klassischen KVT-Techniken die spezifischen Techniken wie Situationsanalyse, interpersonelle Diskriminationsanalyse und Selbsteinbringung (Consequation).
Ulrich Schweiger, Valerija Sipos
54. Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
Zusammenfassung
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) wurde ursprünglich von M. Linehan zur störungsspezifischen Behandlung von chronisch suizidalen Erwachsenen mit Borderline-Störungen (BPS) entwickelt. Basierend auf einem biosozialen Störungsmodell sieht die DBT Probleme der Emotionsregulation als zentralen therapeutischen Ansatzpunkt. Im Fokus steht immer die Verbesserung der emotionalen Verarbeitung, sei es mit Hilfe von spezifischen Fertigkeiten (Skills) oder durch expositionsbasierte Interventionen. DBT gilt derzeit als das am besten evaluierte Behandlungskonzept bei Borderline-Störungen und komplexen Traumafolgestörungen. DBT wird in den Behandlungsleitlinien entsprechend als Therapie der Wahl empfohlen.
Martin Bohus
55. Einstellungen und Grundüberzeugungen ändern
Zusammenfassung
Einstellungen (synonym Grundüberzeugungen, Schemata) von Patienten zu verändern, ist ein wichtiger Bestandteil jeder psychologischen Therapie. Grundüberzeugungen können – wie bei den meisten Menschen – positiv („Ich bin liebenswert“, „Ich bin wertvoll“ usw.), bei psychischen Störungen meist negativ (Depressionen, Ängste, Zwänge usw.), doch auch dysfunktional positiv (Hypomanie, Narzissmus usw.) sein. Die Veränderung von dominierenden, überaktiven, beeinträchtigenden Grundüberzeugungen gilt als wesentliche therapeutische Aufgabe. Dafür gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten, verändernd zu wirken: verbale Kommunikation und Anleitung zur aktiven Teilnahme.
Martin Hautzinger, Nicolas Hoffmann
56. Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
Zusammenfassung
Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) ist eine Psychotherapiemethode, die vornehmlich zur Behandlung von Traumafolgestörungen eingesetzt wird. Sie wirkt durch die gleichzeitige Konzentration des Patienten sowohl auf die belastenden Erinnerungen als auch auf die bilaterale Stimulation, beispielsweise bilaterale Augenbewegungen. Es können jedoch alternativ auch andere bilaterale, wie zum Beispiel taktile oder akustische Stimulationen angewandt werden. Dabei beschränkt sich das Vorgehen im EMDR nicht auf diese bilaterale Stimulation, sondern folgt vielmehr einem komplexen und teilweise stark strukturierten Behandlungsplan. Dieser umfasst acht Behandlungsphasen. Mittlerweise steht eine Vielzahl von Effektivitätsstudien und Metaanalysen zur Verfügung. EMDR wird auch zunehmend bei anderen Störungen eingesetzt.
Karsten R. Böhm
57. Genusstherapie (Euthyme Therapie)
Zusammenfassung
Das Gruppentherapieprogramm „Kleine Schule des Genießens“ (KSdG) wird seit über 35 Jahren in verschiedenen klinischen Einrichtungen bei unterschiedlichen Störungsbildern erfolgreich angewendet. Aus den Erfahrungen mit Genussgruppen wurde die Euthyme Therapie bzw. die Genusstherapie entwickelt, die allgemeinpsychologisch begründet wird. Der sinnliche und emotionale Zugang zu Patienten gründet auf der Ermutigung, die Aufmerksamkeit auf einen angenehmen Reiz zu richten und positive Emotionen zuzulassen. Den Patienten werden als kognitiver Zugang die sieben Genussregeln vorgestellt. Eine kognitive Umstrukturierung bestehender alter Verbote und die Erlaubnis für ein gutes Leben wird durch erleichtert, dass die neuen Regeln immer auf der Handlungsebene und auf der sinnlich-emotionalen Ebene sowohl in der Therapiegruppe als auch im täglichen Leben nachvollzogen werden.
Rainer Lutz
58. Gruppentherapien
Zusammenfassung
Gruppentherapie bietet vielfältige Vorteile gegenüber einer Einzeltherapie. Die Gruppenangebote lassen sich in vier Kategorien einteilen: Selbsthilfegruppen, professionell geleitete Aufklärungsgruppen für Betroffene, Selbsterfahrungs- oder Wachstumsgruppen und Psychotherapiegruppen. Psychotherapeutische Gruppen unterscheiden sich von den anderen Gruppen dadurch, dass sie ausdrücklich die therapeutische Behandlung psychischer Störungen zum Ziel haben und deshalb von einem ausgebildeten Psychotherapeuten geleitet werden. Psychotherapiegruppen lassen sich zwei unterschiedlichen Grundansätzen zuordnen: konflikt-, beziehungs- und interaktionsorientierten Psychotherapiekonzepten, störungs-, methoden- und einzelfallorientierten Psychotherapiekonzepten.
Martin Hautzinger
59. IRRT – Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy
Zusammenfassung
IRRT (Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy) ist eine psychotherapeutische Methode zur Behandlung belastungsinduzierter psychischer Störungen. IRRT zeichnet sich durch folgende Hauptaspekte in der Behandlung aus: Die Arbeit findet in der Imagination statt, der Therapeut bleibt in der Begleitung des Patienten sokratisch, nimmt eine inhaltlich offene, fragende und paraphrasierende Haltung ein. Auf die sprachliche Genauigkeit der Fragen und Aussagen, die Verwendung von offenen statt geschlossenen Fragen wird Wert gelegt. Im IRRT findet Exposition, Bewältigung und Entmachtung des Täters, Selbsttröstung und Selbstberuhigung, folglich auch kognitive Umstrukturierung statt. Zur Behandlung anhaltender Trauerstörungen, maladaptiver Selbstschemata und Emotionsregulationsstörungen wurde der IRRT-Therapieansatz adaptiert.
Mervyn Schmucker, Rolf Köster
60. Kommunikationstraining
Zusammenfassung
Kommunikationstrainings stellen eine komplexe Form therapeutischer Interventionen dar, die bei einer Vielzahl von Störungsbildern sinnvoll eingesetzt werden können. Der Schwerpunkt der im Kapitel vorgestellten Trainings liegt auf der Kommunikation in intimen Beziehungen (Partnerschaft, Familie). Zahlreiche Untersuchungen liegen vor und weisen auf eine gute Wirksamkeit der Programme hin. Neben Hinweisen zu Indikation, Durchführung und Kontraindikationen werden verschiedene Übungsformen vorgestellt. Der Fokus liegt dabei auf den verschiedenen Kompetenzen als Sprecher und Zuhörer, die Teilnehmer in Kommunikationstrainings erwerben sollen, um die Frequenz konstruktiven Interaktionsverhaltens zu steigern und destruktives Interaktionsverhalten zu minimieren.
Kurt Hahlweg, Sarah Weusthoff
61. Konzentrations-/Aufmerksamkeitstraining
Zusammenfassung
Aufmerksamkeit und Konzentration sind basale kognitive Prozesse, die bei der Ausführung vieler alltäglicher (z. B. Auto fahren), beruflicher (z. B. Bericht erstellen) und privater Tätigkeiten (z. B. E-Mails verfassen, Steuererklärung) benötigt werden. Konzentrations- und Aufmerksamkeitstrainings können bei einer Vielzahl von unterschiedlichen Störungsbildern indiziert sein. Ein behaviorales Verfahren mit den Schwerpunkten Zeitmanagement, Planung und Organisation, das Techniken wie Selbstbelohnung und Prioritätensetzen anwendet, wird in diesem Kapitel vorgestellt. Aber auch andere Verfahren zur Verbesserung der Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistung sollen kurz dargestellt werden.
Eva Wiedemann, Michael Schönenberg
62. Metakognitives Training
Zusammenfassung
Metakognition wird als „Wissen und Gedanken über kognitive Phänomene“ definiert. In dem Kapitel werden die Struktur und Prinzipien störungsspezifischer Versionen des Metakognitiven Trainings (MKT) sowie die Grundlagen für die Durchführung dargestellt. Das Training wird präsentationsgestützt durchgeführt. Es hat zum Ziel, das Erkennen und Verändern von störungsrelevanten kognitiven Verzerrungen unter Einsatz spielerisch gestalteter Übungen zu ermöglichen. Wirksamkeitsnachweise liegen für mehrere störungsspezifische Trainingsversionen vor, wobei die Studienlage für das MKT für Psychose aktuell am stärksten ist.
Lena Jelinek
63. Online- und computergestützte Interventionen
Zusammenfassung
Es liegt ein breites Spektrum an online- und computer-gestützten Interventionen bei psychischen Erkrankungen vor. Angebote reichen von Selbsthilfeprogrammen, die mit wenig oder gar keinem Kontakt mit Fachpersonen auskommen, bis zu Videosprechstunden, die das Internet als Kommunikationsmedium nutzen. Im Weiteren können online und computergestützte Interventionen mit Sprechzimmertherapien kombiniert werden (Blended-Therapien). Der Einsatz neuer Technologien in der Psychotherapie kann helfen, Versorgungslücken zu verkleinern. Zu den wichtigsten Risiken gehören die Patientensicherheit, der Datenschutz und die Qualität und Qualifikation der Angebote und Anbieter. Selbsthilfeprogramme, die einen regelmäßigen Kontakt mit Fachpersonen beinhalten, sind wirksamer als unbegleitete Programme. E-Mail- und Chat-Therapien sowie Videosprechstunden haben sich bisher als gleich wirksam erwiesen wie Vor-Ort-Psychotherapien. Mit Blended-Therapien kann die Wirkung von Psychotherapie möglicherweise verbessert werden.
Thomas Berger
64. Problemlösetraining
Zusammenfassung
Problemlösetrainings werden als vielfältig anwendbare psychotherapeutische Verfahren in unterschiedlichen Praxisfeldern eingesetzt und integriert. Hier wird ein 8-Schritte-Modell (Information und Vorbereitung – Problembeschreibung – Problemanalyse – Zielanalyse – Lösungs- oder Veränderungsplanung – Ausprobieren der Lösung oder Probehandeln – Bewertung des Probehandelns – Transferplanung) vorgestellt. Mögliche Nebenwirkungen, Erfolgskriterien, empirische Absicherungen und eine allgemeine Bewertung werden angefügt.
Heinz Liebeck
65. Psychoedukation und Patientenschulung
Zusammenfassung
Psychoedulation und Patientenschulung strebt die Vermittlung von krankheits- und gesundheitsrelevantem Wissen, die Motivierung zur Übernahme von krankheitsbezogener Eigenverantwortung, die Verbesserung der Mitarbeit im Behandlungsprozess, die Steigerung der behandlungsbezogenen Entscheidungsfähigkeit sowie die Stärkung der krankheitsbezogenen Handlungs- und Selbstmanagementkompetenz von Patienten an. Die Schulung muss systematisch geplant werden. Die methodisch-didaktische Aufbereitung erfolgt in Form eines manualisierten, lehrzielorientierten Curriculums. Eine themenzentrierte und patientenorientierte Durchführung sowie die interaktive Gestaltung in der Gruppe unter Einbeziehung der Patientenerfahrungen gelten als weitere Qualitätsmerkmale.
Ulrike Worringen
66. Realitätsorientierungstraining
Zusammenfassung
Das Realitätsorientierungstraining (ROT) ist ein Therapieprogramm zum Umgang mit verwirrten alten Menschen. Ziele sind: Verbesserung von Orientierung und Gedächtnis, Erhaltung der persönlichen Identität, Ermutigung von Kommunikation, Unterstützung von sozialen Interaktionen sowie Beziehungsförderung. Es handelt sich um einen kontinuierlichen Prozess, in welchem das Stationspersonal bei möglichst jeder Interaktion Informationen vermittelt, die den Patienten an Zeit, Ort und die eigene Person erinnern sollen. Das ROT bewirkt besonders im Bereich der verbalen Orientierung Veränderungen bei den Patienten. Veränderungen des Verhaltens werden seltener berichtet. Die Auswirkungen des ROT sind nicht dauerhaft und bedürfen daher der kontinuierlichen Anwendung.
Martin Hautzinger
67. Schematherapie
Zusammenfassung
Auf dem Hintergrund von Ergebnissen der Bindungsforschung geht die Schematherapie davon aus, dass sich bereits in den ersten Lebensjahren Niederschläge grundlegender Beziehungserfahrungen als Schemata in die neuronale Struktur einprägen und grundlegende Bewältigungsmuster angelegt werden. Ein frühes maladaptives Schema ist ein umfassendes Muster aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und Körperempfindungen, das Erleben und Verhalten dominiert. Eine Schematherapie teilt sich in drei Phasen: Die erste Phase dient dem Beziehungsaufbau, der Diagnostik, der Fallkonzeption und der Psychoedukation; in der zweiten Phase werden Verhaltensänderungen induziert, die dann in der dritten Phase in Form von Hausaufgaben und Verhaltensexperimenten in den Lebensalltag übertragen werden.
Eckhard Roediger
68. Selbstkontrolle
Zusammenfassung
Selbstkontrolle meint zum einen das Ziel einer therapeutischen Intervention, d. h. die Fähigkeit einer Person, eigenes Verhalten zu steuern. Zum anderen beinhaltet Selbstkontrolle auch eine Reihe von therapeutischen Methoden. Strategien der Selbstkontrolle folgen dem Modell der Selbstregulation, nämlich der Selbstbeobachtung, der Selbstbewertung und der Selbstverstärkung. Indiziert sind Verfahren der Selbstkontrolle bei Problemen, die weitgehend nur der Kontrolle der Person selbst unterliegen. Als Methoden der Selbstkontrolle sind anzuführen: Selbstbeobachtung, Stimuluskontrolle, Konsequenzkontrolle, Verhaltensverträge und Problemlösetraining. Speziell zur Generalisierung therapeutischer Veränderungen und zur Stabilisierung des therapeutischen Fortschritts bilden Methoden der Selbstkontrolle eine wirksame Ergänzung verhaltenstherapeutischer Methoden.
Hans Reinecker
69. Skillstraining
Zusammenfassung
Unter Skills versteht man einfache, mentale Selbstinstruktionen, mit deren Hilfe automatisierte intrapsychische Verarbeitungen und Verhaltensmuster unterbrochen und modifiziert werden. Dadurch kommen emotionale, körperbezogene, gedankliche oder handlungsbezogene Fertigkeiten zum Einsatz, die Menschen helfen, bestimmte Ziele zu erreichen und dabei kurz- und langfristig wirksam sind, ohne zu schaden. Die inhaltlichen Module des Skillstraining (Achtsamkeit, Stresstoleranz, Umgang mit Gefühlen, zwischenmenschliche Fertigkeiten und Selbstwert) werden dargestellt und hinsichtlich klinischem Nutzen und empirischer Absicherung beurteilt.
Stefanie Wekenmann
70. Stressbewältigungstraining
Zusammenfassung
Stressbewältigungstrainings (SBT) beruhen auf der biopsychologischen Stressforschung, wonach neuroendokrine und vegetative Stressreaktionen längerfristig die Gesundheit gefährden können, sowie auf transaktionalen Stressmodellen, wonach Stress weniger durch die Anforderungen an sich als vielmehr durch deren subjektive Interpretation und die eingesetzten Bewältigungsstrategien erzeugt wird. Grundsätzlich lassen sich drei Ansatzpunkte für SBTs unterscheiden: (1) die belastenden Situationen selbst, mit dem Ziel, diese abzubauen (instrumentelles Stressmanagement), (2) stressbezogene Bewertungen und Einstellungen, mit dem Ziel, diese zu erkennen und zu verändern (mentales Stressmanagement) und (3) körperliche und psychische Stressreaktionen, mit dem Ziel, diese zu regulieren und für Ausgleich zu sorgen (palliativ-regeneratives Stressmanagement). SBTs integrieren in der Regel mehrere Interventionsmethoden zu multimodalen Trainingsprogrammen, die sowohl in präventiven als auch in klinischen und rehabilitativen Kontexten zum Einsatz kommen.
Gert Kaluza
71. Therapieresumee: Therapietagebuch und Epikrise
Instrumente zum Patienten-Empowerment und zur Verstetigung der Therapieergebnisse
Zusammenfassung
Verhaltenstherapie zielt darauf ab, dass der Patient sich neue Einsichten und Kompetenzen erwirbt. Er muss nicht nur nachvollziehen können, was in der Therapie bearbeitet wurde, sondern dies auch aufnehmen, verinnerlichen und bei Bedarf abrufen und anwenden können. Die Erfahrung zeigt, dass Patienten häufig Schwierigkeiten haben, sogar bezüglich einzelner Therapiesitzungen wiederzugeben, was therapeutisch besprochen oder erarbeitet wurde. Dies gilt erst recht, wenn sie gefragt werden, was sie im Verlauf einer längeren Therapie erarbeitet und „mit nach Hause genommen“ haben. Oft wird dabei erkennbar, dass sie manches sogar falsch aufgefasst haben. Auswertungen  von Psychotherapieabschlussberichten zeigten, dass Patienten am Therapieende oft über unklare, widersprüchliche oder sogar konflikthafte, von der Sicht des Therapeuten abweichende Erfahrungen berichten. Ein Instrument, das helfen kann, Unklarheiten zu beseitigen, Therapiethemen zu verdichten und Therapieinhalte besser zu erinnern, ist ein Therapietagebuch, in das der Patient jeweils am Ende einer Stunde im Beisein des Therapeuten sog. "Pivotal Topics" notiert. Dies kann dem Patienten auch nach Beendigung der Therapie als Hilfe zur Erinnerung und Auffrischung von Therapieerfahrungen dienen.
Michael Linden, Thomas Winter
72. Well-being-/Wohlbefindenstherapie
Zusammenfassung
Gesundheit und Wohlbefinden einerseits und Krankheit andererseits sind voneinander unabhängige Dimensionen. Die Wohlbefindenstherapie zielt darauf ab, zunächst zu klären, von welchen Bedingungen Wohlbefinden abhängt, um dann in einem strukturierten, direktiven, problemzentrierten und edukativen Therapieprozess sowohl hedonistisches wie eudaimonisches Wohlbefinden zu fördern.
Giovanni A. Fava, Michael Linden
73. Weisheitstherapie
Zusammenfassung
Weisheitstherapie ist ein verhaltenstherapeutischer Ansatz zur Behandlung der posttraumatischen Verbitterungsstörung (PTED) und anderer Anpassungsstörungen, der sowohl in Einzel- als auch in Gruppentherapie durchgeführt werden kann. Auf der Basis von weisheitspsychologischen Konzepten zielt sie auf die Verbesserung der Fähigkeit, Kränkungen und andere belastende Ereignisse bewältigen zu können. Die Patienten sollen dabei durch die Suche nach Akzeptanz erleichternden, sinnstiftenden Perspektiven und die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel zu einer funktionaleren Anpassungsleistung motiviert werden.
Kai Baumann, Michael Linden

Störungsbezogene Therapiekonzepte

Frontmatter
74. Anpassungsstörung
Zusammenfassung
Die Anpassungsstörung ist eine häufig diagnostizierte psychische Störung und bezeichnet eine maladaptive Reaktion auf ein kritisches, in der Regel nicht traumatisches Lebensereignis. Spezifische Hauptsymptomgruppen sind gemäss ICD-11 Präokkupationen und Fehlanpassungssymptome. Da es nur wenige störungsspezifische, validierte Interventionen für die Anpassungsstörung gibt, beruhen Therapieempfehlungen in erster Linie auf dem gegenwärtigen klinischen Konsens, beziehen aber auch die Implikationen des neuen ICD-11-Konzepts sowie aktueller Studien zu Risiko- und Schutzfaktoren der Anpassungsstörung mit ein.
Rahel Bachem
75. Agoraphobie und Panikerkrankung
Zusammenfassung
Unter Agoraphobie versteht man die angstgetriebene Vermeidung von Straßen, Verkehrsmitteln oder Kaufhäusern. Patienten leiden regelhaft auch noch unter vielfältigen sonstigen Phobien wie Klaustrophobie (Angst vor engen oder überfüllten Räumen), Akrophobie (Angst vor Höhen) oder Phobophobie (Angst vor Panikzuständen). Durch Vermeidung kommt es zu einem Nachlassen der Angst. Bei Panikstörungen treten die Ängste ebenfalls stimulusgebunden auf, z. B. durch kognitives Rehearsal oder enterozeptive Stimuli. Die Behandlung erfolgt über eine Reaktionsexposition mit Reaktionsmanagement.
Michael Linden
76. Alkoholismus
Zusammenfassung
Zu unterscheiden ist zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholismus bzw. Alkoholsucht. Das Verständnis des Störungsbildes verlangt eine ganzheitliche Sicht. Die Therapie beinhaltet Maßnahmen zur Veränderungsmotivierung, zum Aufbau alternativer Kompetenzen insbesondere der Gefühlsregulation, zur Rückfallprävention sowie zur Sinn- und Werteklärung. Nach Metaanalysen kontrollierter Studien erscheinen komplexe verhaltenstherapeutische Angebote wie Kompetenztraining, Selbstkontroll- und Stressmanagementmethoden als effektiv. Bezogen auf die katamnestisch evaluierte Breitbandbehandlung kann davon ausgegangen werden, dass die im deutschsprachigen Bereich übliche längerfristige, multiprofessionelle Entwöhnungsbehandlung den kurzfristigeren und weniger breit angelegten angloamerikanischen Behandlungsangeboten deutlich überlegen ist.
Jörg Petry
77. Arbeitsängste und Arbeitsplatzphobie
Zusammenfassung
Arbeitsbezogene Ängste sind spezifische auf den Gegenstand „Arbeit(splatz)“ bezogene Ängste im Sinne von Sorgenängsten, phobischen Ängsten, Insuffizienzängsten oder krankheitsbezogenen Ängsten. Behandlungsansätze müssen das Thema Arbeit und typische Anforderungen am Arbeitsplatz aufgreifen (Selbstpräsentation, soziale Spielregeln, Arbeitsorganisation und Problemlösen, Umgang mit chronischer Erkrankung und Beeinträchtigung). Initiatives Verhalten und Kommunikation (dem Chef verständlich machen, was das Problem ist) sind hilfreich, ebenso wie ggf. Erwartungskorrekturen und Normalisierung von alltäglichen Arbeitsproblemen (Alltagskonflikte und Anforderungen dürfen vorkommen und sind normal).
Beate Muschalla
78. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung des Erwachsenenalters
Zusammenfassung
Die ADHS beschreibt ein lebenslang persistierendes Symptombild aus spezifischen Störungen der Aufmerksamkeit, Defiziten in der Impulskontrolle, motorischer Hyperaktivität und affektiver Labilität und ist im Erwachsenenalter häufig mit Funktionsbeeinträchtigungen verbunden. Die erfolgreiche kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung adressiert die Kernsymptomatik über die Vermittlung und das Einüben von Strategien zur effizienteren Alltagsplanung und Selbstorganisation, zur verbesserten Nutzung der verfügbaren Aufmerksamkeitsressourcen und zum angemessenen Umgang mit Impulsivität und emotionaler Überregung. Der Umgang mit dysfunktionalen Überzeugungen und automatischen Gedanken, die Stärkung des Selbstwertes sowie die Fokussierung auf soziale Schwierigkeiten und komorbide Symptome sind weitere wichtige Behandlungsziele.
Michael Schönenberg, Eva Wiedemann
79. Autismus-Spektrum-Störungen
Zusammenfassung
Autismus-Spektrum-Störungen sind durch Störungen der sozialen Informationsverarbeitung und durch repetitive, stereotype Verhaltensweisen gekennzeichnet. Psychotherapeutisch ist als übergeordnetes Ziel die Erweiterung des Verhaltensrepertoires anzustreben, um flexiblere und situationsangepasste Reaktionen zu ermöglichen. Unter Berücksichtigung der besonderen Bedürfnislage autistischer Erwachsener stehen dabei psychoedukative Maßnahmen, Stressreduktion, das Training kommunikativer Fertigkeiten und der Umgang mit sozialen Situationen im Vordergrund. Zusätzlich sind im Bedarfsfall komorbide Störungen zu behandeln, in erster Linie depressive Störungen.
Kai Vogeley, Astrid Gawronski
80. Bipolare affektive Störungen
Zusammenfassung
Bipolare Störungen sind durch Hochs und Tiefs in der Stimmung und im Antrieb gekennzeichnet. Die Häufigkeit der Bipolar-I- und -II-Störungen wird auf 1 bis 2,5 Prozent geschätzt. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) kann Betroffenen und ihren Bezugspersonen helfen, Rezidive in ihrer Häufigkeit und Dauer zu reduzieren und das Selbstmanagement ihrer Erkrankung sowie die Lebensqualität zu verbessern. Wichtig ist, sowohl die akuten Phasen der Depression und Manie zu berücksichtigen als auch die zwischenzeitlichen freien Intervalle, in denen die Patienten über Jahre hin psychisch völlig unauffällig sein können. Eine Gefahr besteht in der fälschlichen Fokussierung auf Auffälligkeiten während einer Phase, ohne Berücksichtigung des Gesamtverlaufs.
Thomas D. Meyer
81. Borderline-Störung
Zusammenfassung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) gilt als schwer zu behandelnde psychische Erkrankung. Als zentrales Merkmal der BPS gilt ein durchgängiges Muster von Instabilität im Bereich der Affekte i. S. einer „Affektlabilität“. Selbstverletzende Handlungen sowie Suizidversuche dienen dazu, die als aversiv erlebten Spannungszustände zu beenden. Ein Gefühl chronischer innerer Leere wird häufig mit impulsiven Handlungen wie z. B. Drogen- oder Alkoholkonsum, unkontrolliertem Einkaufen, willkürlich herbeigeführtem Erbrechen, aber auch mit Hochrisikoverhalten zu kompensieren versucht. Seit den 1980er-Jahren existiert mit der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) eine verhaltenstherapeutisch orientierte Therapie zur erfolgreichen Behandlung der BPS.
Christian Stiglmayr
82. Burn-out
Zusammenfassung
Der Begriff Burn-out prägt aktuell die Diskussion um (arbeitsbedingte) Stressfolgen. Teils wird Burn-out als neue Erkrankung, teils als Synonym für depressive Störungen angesehen. Angesichts der unspezifischen Symptomatik wird Burn-out in der ICD-10 und ICD-11 unter den Anlässen für eine Kontaktaufnahme mit dem Gesundheitswesen aufgeführt. Burn-out ist im Gegensatz zu definierten Ddiagnosen ein subjektives Störungsmodell. Ob ein sich von Burn-out als betroffen Erlebender im Sinne der ICD krank und therapiebedürftig ist, bedarf einer sorgfältigen differenzialdiagnostischen Abklärung. Soweit es sich um eine berufliche Belastungsreaktion handelt, sind Interventionen zur Verbesserung der Stressbewältigungskompetenz und/oder den Arbeitsbedingungen indiziert.
Andreas Hillert
83. Demenz
Zusammenfassung
Die Hauptziele psychosozialer Therapieansätze bei Demenz beziehen sich auf die Reduktion neuropsychiatrischer Symptome wie Depression, die Stärkung des Selbstwertgefühls und auf die Erhaltung der kognitiven, sozialen und alltagspraktischen Kompetenzen – soweit dies bei dem meist progredienten Krankheitsverlauf möglich ist. Als besonders wirksam und persönlich bedeutend haben sich Interventionen erwiesen, die den Betroffenen kognitiv stimulierende, individuell angepasste soziale Teilhabe vermitteln und die Kompetenz der Betreuer im Umgang mit den Krankheitsfolgen erweitern. Die Integration und Unterstützung der Angehörigen ist ein wichtiges Element der Behandlung.
Barbara Romero, Michael Wenz
84. Depressionen
Zusammenfassung
Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, Interessenverlust, Hoffnungslosigkeit, Antriebsmangel, häufig begleitet von Ängstlichkeit und erhöhter Ermüdbarkeit gelten als zentrale Symptome des depressiven Syndroms. Depressive Episoden kommen im Rahmen von unipolaren und bipolaren affektiven Störungen, doch komorbid mit einer Vielzahl von somatischen und psychischen Erkrankungen vor. Unipolare Depressionen lassen sich in akute Depression, rezidivierende Depression und persistierende Depression unterteilen. Es stehen eine Reihe von erfolgreichen Behandlungsoptionen zur Verfügung. Die Kognitive Verhaltenstherapie ist neben der medikamentösen Therapie am besten bewährt und evidenzbasiert.
Martin Hautzinger
85. Essstörungen
Zusammenfassung
Essstörungen werden nach aktuellen Diagnosekriterien in drei Subtypen unterteilt: die Anorexia nervosa (AN), die Bulimia nervosa (BN) und die Binge-Eating-Störung (BES). Die kognitive Verhaltenstherapie verfolgt als primäres Therapieziel die Normalisierung des Essverhaltens und des Gewichts, woraufhin die mit den Essstörungen verbundene Körperschemastörung behandelt wird. Nach einer signifikanten Symptomreduktion in diesen störungsspezifischen Bereichen werden mit der die Entstehung und Aufrechterhaltung assoziierten Mechanismen wie Emotionsregulationsschwierigkeiten, interpersonelle Kompetenzen und Selbstwertprobleme bearbeitet. Nach aktueller Evidenz wird für die Behandlung aller Essstörungen Psychotherapie als Methode der ersten Wahl empfohlen.
Ines Wolz, Jennifer Svaldi
86. Generalisierte Angststörung
Zusammenfassung
Die generalisierte Angststörung (GAD) ist gekennzeichnet durch ständige, übertriebene und schwer kontrollierbare Sorgen über banale Alltäglichkeiten. Es handelt sich um eine Störung, die über längere Zeit besteht. Unspezifische Zusatzsymptome können sein: Verspannungen, innere Unruhe, Erschöpfbarkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, zwanghaft anmutendes Kontrollbedürfnis, Reizbarkeit oder auch eine vegetative Übererregbarkeit. Die Behandlung zielt darauf ab, den Denkstil zu verändern, d. h. das ständige negative antizipatorische kognitive Rehearsal und die hohe Fluency für katastrophisierende Erwartungen.
Michael Linden
87. Hypochondrie und Gesundheitssorgen
Zusammenfassung
Kernkriterium der Hypochondrie ist die Angst, eine ernsthafte Erkrankung zu haben. Das Störungsbild lässt sich kennzeichnen durch: a) hohe körperbezogene Aufmerksamkeit, b) körperliche Sensationen, c) Fehl-/Überinterpretationen dieser Empfindungen = Gedanken, ernsthaft erkrankt zu ein, d) „sicherheitssuchende“ Verhaltensweisen, die zur Reduktion der Krankheitsangst eingesetzt werden. Kognitive Verhaltenstherapie wird gegenwärtig als Goldstandard in der Behandlung der Hypochondrie ausgewiesen. Es werden im Wesentlichen zwei Ziele verfolgt: (1) Mittels Psychoedukation, kognitiver Umstrukturierung und Verhaltensexperimenten wird versucht, die enge Verknüpfung der körperlichen Missempfindungen mit den Krankheitsannahmen zu lockern bzw. aufzulösen. (2) Nach Identifizierung und Problematisierung des sicherheitssuchenden Verhaltens (bei Ärzten, durch Selbstuntersuchungen, im Internet etc.) soll dieses anhand von Expositionen und Reaktionsverhinderung vermindert werden.
Gaby Michaela Bleichhardt, Winfried Rief
88. Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Zusammenfassung
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) kann in einen grandiosen und einen vulnerablen Typus unterteilt werden. Im Gegensatz zu der bekannten grandiosen Form präsentieren sich Patienten mit einem vulnerablen Narzissmus oberflächlich eher angepasst, selbstunsicher und häufig depressiv. Die psychotherapeutische Behandlung bei beiden Formen des Narzissmus zielt zumeist darauf ab, selbstabwertende Schemata und die hiermit assoziierten narzisstischen Bewältigungsstrategien zu analysieren und zu korrigieren. Vor diesem Hintergrund werden verborgene adaptive Bedürfnisse der Patienten nach Zugehörigkeit, Geborgenheit und Zufriedenheit herausgearbeitet und Verhaltensweisen zu deren Befriedigung trainiert. Dabei liegt der Fokus auf der Analyse von Interaktionen und einem Training der kognitiven Empathie. Bei Patienten mit beruflichen Problemen bzw. einer Arbeitsstörung steht neben der Arbeit an sozialen Kompetenzen die Korrektur der Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Mittelpunkt.
Claas-Hinrich Lammers
89. Motorische Störungen
Zusammenfassung
Zur Rehabilitation chronischer motorischer Bewegungsstörungen nach Schlaganfall und Hirnverletzung existieren nur wenige therapeutische Methoden, die empirisch als wirksam bewertet wurden. Eine davon ist die sog. Constraint-Induced Movement Therapie (CIMT). CIMT geht davon aus, dass die Behinderung motorischer Funktionen nach Schlaganfall nicht allein auf der neurophysiologischen Schädigung des Gehirns beruht, sondern vor allem durch einen lerntheoretischen Mechanismus der Verhaltensunterdrückung vermittelt ist. Die therapeutische Intervention konzentriert sich daher auf den Abbau von Schonreaktionen und ein intensives Bewegungstraining der behinderten Extremität über 4 bis 6 Stunden pro Tag über mindestens 14 Tage.
Liane Vorwerk-Gundermann, Wolfgang H. R. Miltner
90. Anhaltende Trauerstörung
Zusammenfassung
Der Verlust einer nahestehenden Person löst eine Trauerreaktion aus, die eine Anpassung an die veränderte Lebenssituation ermöglicht. In ca. 5 bis 15 Prozent der Fälle ist jedoch eine Komplizierung der Trauerreaktion durch eine bestehende psychische Störung oder durch besonders traumatisierende Umstände dokumentiert. Symptome sind überaus starkes Verlangen sowie anhaltendes gedankliches Kreisen um den Verstorbenen und dessen Tod („preoccupation“), Schwierigkeiten, den Tod zu akzeptieren, Bitterkeit oder Ärger über den Verlust und Vermeidungsverhalten. Entsprechend der Intensität der Realitätsverleugnung und allfälliger motivationaler Konflikte sind unterschiedliche Behandlungsprioritäten angezeigt. Die therapeutischen Interventionen lassen sich mit Klärung, bewältigungsorientiertem Vorgehen, Ressourcen- und Problemaktivierung global umschreiben. Forschungsbefunde weisen bei normaler Trauer äußerst geringe, bei einer anhaltenden Trauerstörung jedoch hohe Effektstärken psychologischer Interventionen nach.
Hansjörg Znoj, Andreas Maercker
91. Posttraumatische Belastungsstörungen
Zusammenfassung
Klassische Erklärungsmodelle der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) sind das Furchtstrukturmodell (Foa) und das kognitive Ehlers-Clark-Modell. In der Behandlung spielt vor allem die In-sensu-Konfrontation (Exposition) und das kognitive Restrukturieren eine Rolle. Weitere Diagnosen in dieser Störungsgruppe sind die Komplexe PTBS (ICD-11) und der dissoziative Subtyp der PTBS (DSM-5).
Andreas Maercker
92. Schizophrenie
Zusammenfassung
Kognitive Verhaltenstherapie für psychotische Störungen ist eine störungsspezifische Weiterentwicklung der kognitiven Therapie. Die Interventionen basieren auf empirischem Wissen über die Entstehung und Aufrechterhaltung psychotischer Störungen. Kernelemente der kognitiven Verhaltenstherapie bei Psychosen sind eine entpathologisierende Haltung, individualisierte Störungsmodelle, kognitive Disputation von Wahngedanken, Bewertungen von Symptomen und dysfunktionalen Schemata sowie der Aufbau eines funktionalen Umgangs mit Symptomen. Ziel ist sowohl die Reduktion von symptomassoziierter Belastung als auch der Symptomatik selbst.
Matthias Pillny, TaniaM. Lincoln
93. Schlafstörungen
Zusammenfassung
Insomnien sind in westlichen Industrieländern mit einer Prävalenz von 5–10 % sehr häufig und führen zu psychischen und körperlichen Folgeerkrankungen. Die Schlafstörungen werden trotz gravierender Nebenwirkungen oft mit Schlafmitteln behandelt, obwohl Leitlinien die kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapie der Insomnie empfehlen. Die psychotherapeutische Behandlung umfasst Psychoedukation, Entspannungstechniken, behaviorale und kognitive Techniken. Die einzelnen Bausteine der Behandlung inklusive potenzieller Probleme bei ihrer Umsetzung werden im diesem Kapitel dargestellt.
Dieter Riemann, Kai Spiegelhalder
94. Schmerzerkrankungen
Zusammenfassung
Verhaltenstherapeutische Techniken bei akuten und chronischen Schmerzerkrankungen sind bereits seit vielen Jahren gut etabliert und wissenschaftlich auf ihre Wirksamkeit überprüft. Heute stehen multimodale Behandlungskonzepte wie das Schmerzimmunisierungstraining, operante Techniken, Biofeedbacktraining und kognitive Techniken im Vordergrund. Es konnte gezeigt werden, dass verhaltenstherapeutische Interventionen besonders bei Schmerzerkrankungen nicht nur klinisch wirksam sind, sondern auch den Gebrauch von Medikamenten reduzieren können. Somit kommt diesen Verfahren auch eine gesundheitsökonomische Bedeutung zu.
Michael Siniatchkin, Wolf-Dieter Gerber
95. Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung
Zusammenfassung
Selbstunsichere Personen zeigen eine selbstkritische Haltung und verhalten sich in sozialen Situationen eher zurückhaltend. Sie reagieren empfindlich auf Kritik und Zurückweisung und neigen dazu, sich in ihren eigenen Erwartungen und Vorstellungen denen anderer Menschen anzupassen. Die Diagnose wird jedoch wegen der unklaren Beziehung zur Sozialen Angststörung kontrovers diskutiert. Die Behandlung der Selbstunsicher-vermeidenden Persönlichkeitsstörung konzentriert sich auf die Veränderung kognitiver, affektiver und interpersoneller Schemata und integriert Interventionen der kognitiv-behavioralen Therapie, der Schematherapie und des sozialen Kompetenztrainings.
Ulrich Stangier
96. Sexualstörungen
Zusammenfassung
Sexuelle Störungen weisen eine hohe Prävalenz auf und sind mit erheblichem intra- und interpersonellem Leidensdruck verbunden. Die sexuellen Funktionsstörungen, zu denen die Störungen der Lust, der Erregung, des Orgasmuserlebens sowie sexuelle Schmerzstörungen zählen, sind die im klinischen Alltag bedeutsamste Gruppe der Sexualstörungen. Die therapeutischen Interventionen zielen darauf ab, den Teufelskreis aus Versagensängsten, Leistungsdruck und Vermeidungsverhalten aufzulösen, destruktive dyadische Interaktionszyklen zu modifizieren und durch strukturierte Erfahrungsübungen wie den Sensualitätsfokus korrigierende emotionale Erlebnisse zu induzieren. Sexuelle Störungen sind in der ambulanten Psychotherapie unterdiagnostiziert und unterbehandelt und sollten in Ausbildung und Praxis stärker fokussiert werden.
Uwe Hartmann
97. Somatisierungsstörung
Zusammenfassung
Patienten mit Somatisierungsstörungen gelten oftmals als schwer behandelbar und schwer für Psychotherapie motivierbar. Moderne Behandlungsansätze zeigen indes Wege auf, wie Patienten mit zahlreichen körperlichen Beschwerden auch für psychotherapeutische Verfahren gewonnen werden können. Hierbei spielt ein flexibler Umgang mit den subjektiven Krankheitsannahmen der Patienten eine besondere Rolle. Diese Behandlungsansätze werden nach neuesten Behandlungsleitlinien als wissenschaftlich fundiert empfohlen und tragen zu einer besseren Lebensqualität der betroffenen Patienten bei.
Winfried Rief
98. Soziale Ängste
Zusammenfassung
Von einer Sozialen Angststörung spricht man, wenn die Angst so stark wird, dass die Person dauerhaft hierunter leidet und in ihrem beruflichen und sozialen Leben erheblich beeinträchtigt ist. Hauptmerkmal der Sozialen Angststörung ist die Erwartung, dass in sozialen Situationen inadäquates Verhalten oder körperliche Anzeichen für Nervosität auftreten und diese von anderen wahrgenommen und als peinlich bewertet werden. Aufgrund der starken Angst werden die sozialen Situationen vermieden. Auf der Grundlage empirischer Befunde empfehlen zahlreiche Leitlinien eine individuelle kognitive Verhaltenstherapie (KVT), wie hier dargestellt, als Erstlinienbehandlung, während SSRI und SNRI aufgrund häufiger Nebenwirkungen und fehlender Evidenz für eine langfristige Wirksamkeit als Zweitlinienbehandlung eingestuft werden.
Ulrich Stangier
99. Suizidalität
Zusammenfassung
Die Auseinandersetzung mit suizidalem Erleben und Verhalten ist ein häufiges Thema klinisch-therapeutischen Handelns, welches eine besondere klinische, ethische und juristische Verantwortung mit sich bringt. Strategien zur Risikoabschätzung, Krisenintervention und Psychotherapie werden im Folgenden praxisnah dargestellt. Ergänzende Behandlungsstrategien werden skizziert und besondere Probleme in der Behandlung suizidaler Patienten reflektiert. Abschließend wird die empirische Befundlage zur Effektivität kognitiv-verhaltenstherapeutischer Suizidprävention zusammengefasst und diskutiert.
Tobias Teismann
100. Tinnitus
Zusammenfassung
Tinnitus ist eine relativ häufige akustische Perzeptionsstörung, die bei einem Teil der Betroffenen mit erheblicher psychischer Beeinträchtigung verbunden ist, die bis zur Arbeitsunfähigkeit führen kann. Diese wird weniger durch die Charakteristika der Wahrnehmungsstörung als durch psychologische Prozesse bedingt. Eine medizinische Behandlung des Tinnitus hat sich bisher nicht als erfolgreich erwiesen. Aus diesem Grunde sind kognitiv-behaviorale Behandlungsmaßnahmen entwickelt worden, die sich dem Ziel der Beeinträchtigungsreduzierung widmen. Diese Verfahren waren in Metaanalysen moderat bis sehr wirksam. Das gilt auch für medienbasierte Selbsthilfeinterventionen aus der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). Es wird ein relativ typisches Behandlungsmanual dargestellt, das sich wesentlich in der Gruppentherapie bewährt hat.
Birgit Kröner-Herwig
101. Verbitterungsreaktionen und posttraumatische Verbitterungsstörung
Zusammenfassung
Verbitterung gehört zum normalen Emotionsspektrum des Menschen. Es gibt 1) normale, passagere Verbitterung, 2) stimulusbegrenzte Verbitterung, 3) posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED), 4) komplexe posttraumatische Verbitterungsstörung, 5) verbitterungsneigende Persönlichkeiten und 6) sekundäre Verbitterungssymptomatik. Auslösend für eine posttraumatische Verbitterungsstörung ist in der Regel ein einmaliges schwerwiegendes Lebensereignis, das mit einem starken Ungerechtigkeitserleben verbunden ist (z. B. Ungerechtigkeitserleben am Arbeitsplatz, persönliche Herabwürdigung im Freundeskreis, Vertrauensbruch in der Partnerschaft). Symptome sind Intrusionen bezüglich des Lebensereignisses, dysphorisch-aggressiv-depressiv getönte Grundstimmung mit unspezifischen somatischen Symptomen und multiplen Ängsten mit Vermeidungsverhalten. Der Antrieb kann blockiert sein mit Rückzugstendenzen oder auch aktiviert im Sinne von aggressiven oder suizidalen Gedanken sowie Rachegedanken. Die Behandlung hat das Ziel, dem Patienten zu helfen, sich von dem Erlittenen emotional und kognitiv zu distanzieren durch ein Training von Weisheitskompetenzen, Abbau von Vermeidungsverhalten, Aktivierung von Ressourcen und Erarbeitung einer Zukunftsperspektive.
Isabel Noack, Beate Muschalla
102. Verhaltenssüchte
Zusammenfassung
Verhaltenssüchte zeichnen sich durch ihren dominanten Einfluss auf das gesamte Erleben der Betroffenen aus. Die bisher am besten untersuchten Formen der Verhaltenssüchte sind die Glücksspielsucht, die Online-Computerspielsucht (eine Subform der Inernetsucht), die Kaufsucht und die (Online-)Sexsucht. Bisher haben die Glücksspielsucht und die Online-Computerspielsucht als eigenständige Diagnosen Eingang in die Klassifikationssysteme psychischer Erkrankungen gefunden. Aktuell liegen für diese beiden Formen am ehesten wirksame psychotherapeutische Verfahren vor, in denen beispielsweise auch die Expositionsbehandlung genutzt wird. Die überwiegende Mehrheit der untersuchten Behandlungsansätze sind abstinenzorientierte, kognitiv-behaviorale Programme.
Klaus Wölfling
103. Zwangsstörungen
Zusammenfassung
Von Zwangsstörung wird dann gesprochen, wenn wiederholt Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen auftreten und diese so gravierend sind, dass sie erhebliches Leid verursachen, viel Zeit in Anspruch nehmen und den Tagesablauf bzw. die berufliche Leistungsfähigkeit stören. Zentrales Therapieelement ist die Exposition in vivo mit Reaktionsverhinderung, die jedoch einer angemessenen Vorbereitung und Begleitung bedarf und durch verschiedene kognitive Interventionen und Maßnahmen zum alternativen Verhaltensaufbau ergänzt wird. Verhaltenstherapie gilt heute als Therapie der Wahl bei Zwängen, insbesondere Zwangshandlungen.
Nicolas Hoffmann
104. Erratum zu: Verhaltenstherapiemanual – Erwachsene
Michael Linden, Martin Hautzinger
Backmatter
Metadaten
Titel
Verhaltenstherapiemanual – Erwachsene
herausgegeben von
Michael Linden
Martin Hautzinger
Copyright-Jahr
2022
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-62298-8
Print ISBN
978-3-662-62297-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-62298-8