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2021 | Pflegepraxis | Buch

empCARE

Arbeitsbuch zur empathiebasierten Entlastung in Pflege- und Gesundheitsberufen

herausgegeben von: Ludwig Thiry, Victoria Schönefeld, Marius Deckers, Andreas Kocks

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Empathisch und zugleich selbst gesund bleiben, das ist das Ziel des empCARE-Trainings. Unter der Leitung des Institutes für Psychologie an der Universität Duisburg Essen wurden in einem dreijährigen vom BMBF geförderten Projekt exemplarisch Pflegende am Universitätsklinikum Köln, am Universitätsklinikum Bonn und beim Intensivpflegedienst Aaron aus Köln darin trainiert, Empathie strukturiert gegenüber anderen und gegenüber sich selbst reflektierter einzusetzen, um psychischen Belastungen präventiv vorzubeugen. Die präventive Wirkung auf die Gesundheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte in der begleitenden Studie nachgewiesen werden. Noch ein Jahr nach dem Seminar zeigt sich ein messbar verbesserter Umgang mit Empathie. Damit verbunden ist eine Abnahme von Belastungssymptomen wie zum Beispiel Burnout und Depressivität.

Neu ist, dass empCARE die Emotionen und Bedürfnisse der Beschäftigten der Gesundheits- und Sozialberufe selbst in den Blick nimmt. Sie lernen mit den Anforderungen in der Interaktionsarbeit besser zurecht zu kommen und gleichzeitig die eigene Gesundheit und Berufsmotivation zu stärken. Im Unterschied zu anderen Empathietrainingsprogrammen geht es nicht um die simple Verstärkung von Empathie gegenüber einer anderen Person, sondern um einen reflektierten Umgang mit der eigenen Empathie und die Stärkung der Selbstfürsorge. Das Training ist ein Beitrag zur Gesundheitsprävention der teilnehmenden Personen und reduziert Belastungsfaktoren, die aus der Interaktion mit Klientinnen und Klienten resultieren.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Empathie und Belastung – eine psychologische Perspektive auf empCARE
Zusammenfassung
Das Konzept der Empathie stellt im vorliegenden Band den Grundpfeiler dar, auf dem unsere Überlegungen zur Förderung von psychischen und physischen Entlastungen in Gesundheits- und Sozialberufen basieren. In diesem Kapitel soll daher skizziert werden, was in der Psychologie unter Empathie verstanden wird, welche Konsequenzen oftmals aus dem Empfinden von Empathie resultieren und inwieweit es sinnvoll ist, Empathie für Maßnahmen der Gesundheitsförderung in sozialen und Pflegeberufen einzubeziehen.
Marcus Roth, Tobias Altmann
Kapitel 2. Einordnung von Empathie im pflegerischen Kontext
Zusammenfassung
Ohne Empathie ist eine Gesundheitsversorgung nur schwer vorstellbar. Sie ist eine wichtige Voraussetzung und zugleich ein zentrales Arbeitsinstrument für den Pflegeberuf, das es ermöglicht, Bedürfnisse und Gefühle anderer Menschen zu erschließen. Seit Florence Nightingale (1820–1910) werden Mitgefühl und Empathie als ein wesentliches und unverzichtbares Element der Pflege-Patienten-Beziehung anerkannt und finden auch Niederschlag in relevanten Pflegetheorien. Die Beschreibung von Empathie in der Pflege orientiert sich an relevanten Bezugswissenschaften wie der Psychologie (z. B. Carl Rogers) und greift beispielsweise mit der Interaktionsarbeit auf ergänzende Konzepte der Soziologie zurück. Spezifisch ist, dass der Pflege über die Körperarbeit zusätzliche Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Unbenommen hat Empathie in der Pflege einen hohen Stellenwert, kann aber auch eine Quelle für berufliche Belastungen sein. Pflegende brauchen daher erlebbare und praxistaugliche Strategien, wie sie psychischen Belastungen der eigenen Person vorbeugen können.
Andreas Kocks
Kapitel 3. Theoretischer Hintergrund des empCARE-Trainings – Empathiedefinition, zentrale Konzepte und Wirkmechanismen
Zusammenfassung
Im empCARE-Konzept wird der Mensch als grundsätzlich empathisches Wesen verstanden, der dazu in der Lage ist, auch negative Gefühle eines anderen Menschen mitzuerleben. Dies kann eine emotionale Überlastung darstellen. In Kap. 3 werden mithilfe des Empathie-/Pseudo-Empathie-Prozessmodells innerpsychische Prozesse und Interaktionsarten der Empathie empfindenden Person beleuchtet und empathische und pseudo-empathische Reaktionen gegenübergestellt. Das Phänomen der Pseudo-Empathie beschreibt eine alltägliche Strategie, die der eigenen emotionalen Entlastung dient, aber auch die Kommunikation abbrechen kann. Typische Manifestationen sind Sätze wie „Kopf hoch, das wird schon wieder“. Negative Langzeitauswirkungen dysfunktionaler Regulationsstrategien auf die psychische Gesundheit und der Ansatzpunkt von empCARE werden erläutert. Abschließend wird die Gewaltfreie Kommunikation als Möglichkeit zur Gestaltung emotionaler Interaktionen vorgestellt, um authentische Kommunikation zu fördern.
Victoria Schönefeld, Tobias Altmann
Kapitel 4. Vierdimensionale Didaktik – eine Einladung zum reflexiven Lernen
Zusammenfassung
Der Beitrag erläutert, wie die Einflüsse von Konstruktivismus und Neurobiologie in den Bildungswissenschaften nutzbar gemacht werden können, ohne den eigenen Anspruch aufzugeben, Lehr-Lern-Veranstaltungen didaktisch begründet zu gestalten. Es werden vier Dimensionen didaktischer Planung vorgestellt und an Beispielen erläutert, die im empCARE-Projekt erprobt und evaluiert wurden.
Ludwig Thiry
Kapitel 5. empCARE – das Trainingsmanual
Zusammenfassung
Das empCARE-Trainingsmanual ist das Ergebnis einer dreijährigen interdisziplinären Zusammenarbeit von Vertretern und Vertreterinnen aus Psychologie, Bildungs- und Pflegewissenschaften, die gemeinsam an einem Entlastungskonzept für Pflegefachpersonen gearbeitet haben. Wir sind sicher, dass sich dieses Konzept auf andere Gesundheits- und Sozialberufe übertragen lässt und somit einen Beitrag zur Prävention von Belastungsfolgen leistet, die im Rahmen von Interaktionsarbeit entstehen. Das Manual enthält eine detaillierte Beschreibung sämtlicher Lerneinheiten, ihrer Verläufe, der benötigten Materialien sowie Besonderheiten, Varianten und Fallstricke. Mit diesem Manual können Trainerinnen und Trainer, unter Nutzung der unter SpringerLink zur Verfügung gestellten Folien und Arbeitsblätter, den Trainingsverlauf nachvollziehen und eigene Trainings vorbereiten.
Ludwig Thiry, Tobias Altmann, Marius Deckers, Karoline Kaschull, Victoria Schönefeld, Marcus Roth
Kapitel 6. Konzept und Manual zur Schulung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
Zusammenfassung
Im Rahmen des Forschungsprojekts „empCARE – Pflege für Pflegende“ ist neben der Entwicklung eines Trainingsmanuals für das direkte Training von Pflegenden auch ein Konzept zur Weitergabe der Inhalte über Multiplikatorinnen und Multiplikatoren entwickelt und evaluiert worden. Im Multiplikatorenkonzept nahmen zwei bis drei Pflegende eines Stationsteams zunächst an einem regulären empCARE-Training und darüber hinaus an einem halbtägigen Multiplikatorenmodul teil. Anschließend wurden diese Multiplikatorenteams über ein Jahr mit wechselnden Praxis- und Coachingphasen begleitet, während sie die Inhalte und Erkenntnisse des empCARE-Trainings auf ihren jeweiligen Stationen vermittelt haben. Die Darstellung des Multiplikatorenkonzepts gibt Hintergründe und Entscheidungshilfen und ermöglicht darüber hinaus einen Einblick in alle umgesetzten Lerneinheiten des halbtägigen Multiplikatorenmoduls und des begleitenden Coachings sowie die Maßnahmen im Rahmen der Praxisphasen.
Karoline Kaschull, Andreas Kocks
Kapitel 7. Trainingsleitungen reflektieren und Teilnehmende bewerten – Wie man ein Trainingskonzept verbessern kann
Zusammenfassung
Es liegt in der Natur der Sache, dass auch ein weitgehend standardisiertes Training nicht immer gleich verlaufen kann. Jede neu zusammengesetzte Trainingsgruppe entwickelt eine eigene Dynamik, Teilnehmende kommen mit unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungsständen ins Training, und die Trainingsleitungen machen im Verlauf vieler Seminare eigene Erfahrungen, die bewusst oder unbewusst in ihre Moderation einfließen, und selbst die Tagesform einer Trainingsleitung kann einen Einfluss auf den konkreten Verlauf haben. Wie kann also die systematische formative Evaluation eines Trainingskonzepts aussehen, die zu einer begründeten Weiterentwicklung führt? Dieser Beitrag stellt die qualitativ-formative Evaluation der empCARE-Trainings vor. Er erläutert deren Ergebnisse und zeigt beispielhaft, wie die Erfahrungen von Teilnehmenden und von Trainingsleitungen für die Revision eines Trainings nutzbar gemacht werden können.
Ludwig Thiry, Karoline Kaschull, Marius Deckers
Kapitel 8. Veränderungen und Entwicklungen gestalten – die Umsetzung von empCARE aus Sicht der Führungsebene
Zusammenfassung
Das Entlastungskonzept empCARE setzt bei der eigenen Person an, indem innerpsychische Prozesse, Haltungen, Normen und Verhaltensmuster reflektiert und weiterentwickelt werden. Diese Entwicklungsschritte stehen immer in einem beruflichen Kontext, welcher Entwicklungen fördern oder hemmen kann. Dieses Kapitel beschreibt aus der Sicht des übergeordneten Pflegemanagements und der beteiligten Projektgruppenmitglieder Aspekte, die die Bereitschaft des Managements für eine Auseinandersetzung mit einem Entlastungskonzept fördern, und bietet Antworten auf die folgenden Fragen: Wie kann Interesse und Motivation für die angebotene Qualifizierungsmaßnahme geweckt werden und welcher Nutzen entsteht dabei für das Unternehmen? Wie können Teilnehmende gewonnen werden? Welche Herausforderungen bringt die Trainingsplanung mit sich? Welche Angebote und Strategien haben sich im Seminar- und Coachingangebot bewährt und welche Empfehlungen können für eine nachhaltige, langfristige Veränderung ausgesprochen werden? Dabei werden auch über die Evaluationsergebnisse hinausgehende Erfahrungen und Erwartungen an das empCARE-Konzepts aus Sicht des Pflegemanagements beleuchtet.
Andreas Kocks, Alexander Pröbstl, Daniela Schliffer, Vera Lux
Kapitel 9. Maßgeschneiderte Forschung: Das Evaluationskonzept von empCARE
Zusammenfassung
Das Kapitel stellt die Konzeption der wissenschaftlichen Studie vor, mit der das empCARE-Konzept evaluiert wurden. Das Evaluationskonzept weist sowohl eine starke inhaltliche Orientierung am theoretischen Hintergrund und den Trainingszielen als auch eine formale Orientierung an Standards der Evaluationsforschung auf. Formative Evaluation zur Trainingsoptimierung wurde mit summativer Evaluation zur Bewertung von Wirksamkeit kombiniert. Das Evaluationskonzept beinhaltet verschiedene Modi der Messung und Datenquellen, um eine große Bandbreite an Konstruktbereichen für die Beurteilung des empCARE-Konzepts heranzuziehen. Über vier Messzeitpunkte im Zeitraum eines Jahres nach dem Training wurden Trainingsteilnehmende mit einer Kontrollgruppe, in der die Messungen in den gleichen Zeiständen durchgeführt wurden, verglichen. Zusätzlich wurden Arbeitsteams sowie Patientinnen und Patienten untersucht. Der Einbezug verschiedener Personengruppen stellt eine Besonderheit des empCARE-Projekts dar.
Victoria Schönefeld, Marius Deckers
Kapitel 10. Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit des empCARE-Konzeptes
Zusammenfassung
Die Evidenzbasierung des empCARE-Trainings stellt ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal des Konzeptes dar. In diesem Kapitel werden die Forschungsergebnisse des empCARE-Projektes erläutert. Es wird gezeigt, dass das Ziel der psychischen Entlastung der Pflegenden erreicht wurde und welche Verhaltens- und Einstellungsänderungen mit dieser Entlastung zusammen auftreten. Die Forschungsergebnisse belegen insgesamt die Effektivität und die Nachhaltigkeit des Trainings.
Marius Deckers, Victoria Schönefeld, Tobias Altmann, Marcus Roth
Kapitel 11. Evaluation des Multiplikatorenkonzeptes von empCARE
Zusammenfassung
Dem in Kap. 9 beschriebenen Evaluationskonzept des empCARE-Trainings entsprechend wurde auch das Multiplikatorenkonzept sowohl formativ als auch summativ evaluiert und damit sowohl die Bewertung durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als auch die Wirksamkeit der Maßnahme in die Betrachtung einbezogen. Als entscheidender Faktor für die Wirksamkeit haben sich die starke Fokussierung der Multiplikatoren auf einzelne Trainingsaspekte und die direkte Verknüpfung mit prägnanten und für das spezifische Team relevanten Teamverhaltensweisen herauskristallisiert. Inwiefern neben den Teamverhaltensweisen auch die Haltung und das Belastungserleben der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch den Einsatz von Multiplikatoren positiv verändert werden können, bleibt eine offene Frage. Grundlage der Evaluation des Multiplikatorenkonzeptes bildet das in Kap. 9 beschriebene Evaluationskonzept des empCARE-Trainings. Dem dort dargestellten Studiendesign entsprechend wurde auch das Multiplikatorenkonzept sowohl formativ als auch summativ evaluiert und damit sowohl die Bewertung durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als auch die Wirksamkeit der Maßnahme in die Betrachtung einbezogen. Eine ausführliche Darstellung der Ziele und Hintergründe formativer und summativer Evaluationsforschung findet sich in den Abschn. 9.​2.​1 und 9.​2.​2 dieses Buches.
Karoline Kaschull, Andreas Kocks
Kapitel 12. Drei Jahre empCARE – Resümee und Ausblick
Zusammenfassung
Das von uns entwickelte Training dient dem Aufbau und der Aufrechterhaltung eines funktionalen Umgangs mit dem empathischen Erleben der Pflegepersonen und soll zu deren emotionaler Entlastung beitragen. Damit zielt das Konzept, in dem wir kurzfristige Trainings- und längerfristige Coachingmaßnahmen kombiniert haben, auf eine langfristige Prävention von emotionalen Belastungsfolgen, die im Pflegeberuf nicht selten anzutreffen sind. In diesem Kapitel soll abschließend resümiert werden, wie weit wir unserer Zielsetzung nähergekommen sind und welche Fragen offen bleiben für zukünftige Forschungen auf diesem Gebiet.
Marcus Roth, Tobias Altmann, Victoria Schönefeld, Marius Deckers, Ludwig Thiry, Karoline Kaschull, Andreas Kocks, Daniela Schliffer, Vera Lux
Backmatter
Metadaten
Titel
empCARE
herausgegeben von
Ludwig Thiry
Victoria Schönefeld
Marius Deckers
Andreas Kocks
Copyright-Jahr
2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-59472-8
Print ISBN
978-3-662-59471-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59472-8

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