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2020 | Medizin allgemein | Buch

Interkulturelle Kommunikation in der Medizin

herausgegeben von: Dr. med. Anton Gillessen, Dr. med. Solmaz Golsabahi-Broclawski, André Biakowski, Dr. med. Artur Broclawski

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

​Das Buch zeigt aus multiperspektivischer Sicht, wie elementar die interkulturelle Kommunikation auf Augenhöhe für ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis im Praxis- und Klinikalltag ist. Ein Buch für Ärzte und Psychologen, das darüber hinaus alle Berufsgruppen in der Sozial- und Integrationsarbeit anspricht.Ausgehend von den aktuellen Erkenntnissen der internationalen Migrationsforschung werden dem Leser Wertevorstellungen und Verhaltensschemata in der Kommunikation zwischen Ärzten, Integrationshelfern und Menschen mit Zuwanderungshintergrund aufgezeigt. Im Fokus stehen dabei kultur-, sozial- und religionsanthropologischen Aspekte, die für die Integration von Flüchtlingen, Migranten und Spätaussiedlern im Kontext des Gesundheitswesens relevant sind. Anhand von Fallbeispielen bietet das Buch für verschiedene medizinische Fachgebiete praktische Handlungsempfehlungen für eine kultursensible und gleichberechtigte Arzt-Patienten-Beziehung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Migrationsforschung und Grundlagen der interkulturellen Kommunikation in der Medizin

Frontmatter
Kapitel 1. Hintergründe, Bedingungen und Formen räumlicher Mobilität
Zusammenfassung
Begriff und Konzept Migration hatten zweifelsohne in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten wissenschaftliche Konjunktur: Für die seit den 1970er Jahren intensivierte und seit den 1990er Jahren stark angestiegene wissenschaftliche Produktion von Wissen über räumliche Bewegungen von Menschen lässt sich festhalten, dass die Beschreibungsformel Migration immer häufiger verwendet worden ist und zunehmend mehr Prozesse regionaler Mobilität darunter subsumiert wurden. Der Beitrag bietet einen Überblick über die Hintergründe, Bedingungen und Formen räumlicher Bewegungen von Menschen und blickt auf Potentiale und Probleme der Konzeptualisierung eines sozialen Phänomens, dessen Erforschung vor dem Hintergrund einer weitreichenden Wechselwirkung mit vielgestaltigen politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Prozessen als große wissenschaftliche Herausforderung gelten muss.
Jochen Oltmer
Kapitel 2. Interkulturalität als Grundlage der Kommunikation in der Medizin
Zusammenfassung
„Das erste Wort, das ich lernte, war ‚ayep‘ (arabisch), was so viel bedeutet wie: ‚es bringt keine Ehre, sondern Schande‘. Es geht also nicht darum, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, sondern zwischen dem, was die Ehre verletzt und was nicht.“ (Eric 2016), beschreibt Yassir Eric, Leiter des Europäischen Instituts für Migration, Integration und Islamthemen, über seine Erziehung im Sudan. In der medizinischen Versorgung und Pflege spielt Scham eine besondere Rolle. In manchen Fällen ist sie sogar ein Tabu. Pflegebedürftige Personen erleben häufig Hilfsbedürftigkeit, Ohnmacht und Abhängigkeit. Gerade in der Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund oder durch Migranten spielt Scham eine zentrale Rolle, da kollektivistische Erziehungsmodelle in der Regel mit einer Schamkultur einhergehen. Die Situation ist umso komplexer, wenn die pflegende Person selbst mit Migrationshintergrund einer Schamkultur entstammt. Diese Person muss sich unter Umständen durch Selbstreflexion von inneren Bewertungen befreien.
Mehrnousch Zaeri-Esfahani, André Biakowski
Kapitel 3. Wenn das Ich das Fremde trifft
Zusammenfassung
Im 21. Jahrhundert endete das „Simple Century“ der binären Welt (Berreby 2008), in dem es vermeintlich nur zwei Kategorien gab: Ost oder West, bzw. Schwarz oder Weiß. So kommen auch Ärzte in Deutschland immer häufiger mit Patienten aus einer Vielzahl von Herkunftsländern in Kontakt, was auf beiden Seiten zu sprachlich und kulturell bedingten Irritationen führen kann. Dieser Beitrag will die möglichen psychischen Reaktionen des „Ichs“ im Kontakt mit dem „Fremden“ darstellen, ihre Implikationen für die transkulturelle Kommunikation im medizinischen Setting untersuchen und eine Anleitung geben, wie eine interkulturelle Kommunikation im Arzt-Patient-Verhältnis gelingen kann.
Georg Driesch
Kapitel 4. Exkurs: Migration und Krankheit im Spiegel des Judentums
Zusammenfassung
Flucht- und Migrationsbewegungen bringen Menschen nach Europa, die aus ihren bisherigen kulturellen wie sozialen Lebenszusammenhängen und religiösen Verwurzelungen herausgerissen und „in eine völlig neue soziokulturelle Lebenskonstellation hineingeworfen“ werden. Im Kontext einer in der jüdischen Glaubensgemeinschaft lebendigen Erinnerungskultur werden Schlüsseltexte der hebräischen Bibel zu wesentlichen Bewältigungsbausteinen, indem sie zum einen äußerliche Katastrophenerfahrungen (physische Gewalt, Zerstörung; soziale Ausgrenzung) wie innere Katastrophenphänome (psychische Not, Krankheit; Fremdheit) in einem sprachlich-religiösen Sinnhorizont reflektieren. Der Mensch erfährt seine Krankheitsphänomene nicht nur als Bedrohung seiner psychosomatischen Integrität, sondern gleichermaßen als soziale Isolation und religiöse Entfremdung und damit als Zerstörung seiner ganzen bisherigen Lebenswelt.
Wolfgang Straßer
Kapitel 5. Exkurs: Autonomie und Heimat im Praxis- und Klinikalltag
Zusammenfassung
Im Praxis- und Krankenhausalltag beschäftigen sich Ärzte heute kaum noch mit den Lebensentwürfen und Wertevorstellungen ihrer Patienten, obwohl diese bei medizinischen Entscheidungen berücksichtigt werden müssten. Gezwungenermaßen befassen sich Ärzte jedoch umso mehr mit administrativen und kaufmännischen Aufgaben, wie etwa der Kodierung von DRGs für das pauschalierte Abrechnungssystem. Die gelingende und von Vertrauen getragene Beziehung zwischen Arzt und Patient ist die Grundbedingung dafür, dass Patienten authentische Autonomie finden können. In der Arzt-Patienten-Beziehung müssen sich Ärzte an der subjektiven Wirklichkeit ihrer Patienten orientieren. Dabei begegnen wir in unserer unterdessen sehr diversifizierten Gesellschaft den verschiedensten Lebensentwürfen und pluralen Wertebegründungssystemen, welche jeweils für sich Gültigkeit beanspruchen. Folglich ist fehlende interkulturelle Kompetenz bei Akteuren im Gesundheitssystem eine weitere potenzielle Gefahr für die Realisierung authentischer Patientenautonomie.
Stephan M. Probst, André Biakowski

Sprachbarrieren und Dolmetscher im Praxis- und Klinikalltag

Frontmatter
Kapitel 6. Übersetzungsprozesse in der Arzt-Patienten-Kommunikation
Zusammenfassung
Bei Personen, welche aus dem gleichen Sprachraum stammen und über eine gemeinsame Muttersprache verfügen, liegt die Annahme sehr nahe, dass die gemeinsame Sprache auch automatisch meist richtig verstanden wird. Erst wenn die Sprachen oder Dialekte sehr verschieden sind, wird der Unterschied bewusst wahrgenommen. Bei einer Reflexion über die Kommunikation und dem damit verbundenen Zweck einer Verständigung wird fraglich, wie sicher der Austausch von Informationen zwischen zwei Parteien wirklich ist. Durch die bewusste Sensibilisierung für die verschiedenen zusammenwirkenden Kommunikationsformen und ein sicheres kulturelles Verständnis füreinander kann aktiv eine gute Kommunikationsbasis geschaffen und frühzeitig Missverständnisse erkannt, aufgedeckt und auch vermeiden werden.
Stefanie Merse
Kapitel 7. Die Sicht einer Geflüchteten: „Wie eine Larve im Kokon“
Zusammenfassung
Eine Woche wurden an mir die erforderlichen Untersuchungen durchgeführt. Darunter eine Röntgenuntersuchung. Am Ende stellte sich heraus, dass ich gesund war und an keiner Krankheit litt. Als ich die Untersuchungsergebnisse erfuhr, fühlte ich mich wie neugeboren und der Krankhausentlass war wie die Auferstehung aus einem Grab. Die Ärzte waren meist sehr nett und verständnisvoll. Je besser mein Deutsch wurde, desto besser wurden meine Erfahrungen mit Ärzten. Für mich, wie für viele andere Flüchtlingsfrauen, sind meines Erachtens die psychischen Probleme und Tragödien aufgrund des Krieges und der noch nie vorher erlebte Kulturschock wesentliche Faktoren und vielleicht sogar die wichtigsten Faktoren bei Gesundheitsfragen. Diese Faktoren werden leider nach wie vor nicht in Betracht gezogen.
Hiba Nasab
Kapitel 8. Integration durch Qualifizierung und Anerkennung im Gesundheitswesen
Zusammenfassung
Die berufliche Integration von Migranten ist einer der wesentlichen Bestandteile des Ankommens und Angenommenseins im gesellschaftlichen Zusammenleben. Für Angehörige eines akademischen Heilberufs oder eines Gesundheitsfachberufs sind vor der beruflichen Integration hohe Hürden zu nehmen, da diese Gesundheitsberufe reglementiert sind. Das mibeg-Institut Medizin wurde beauftragt, unter dem Projekttitel IQuaMed für alle reglementierten Gesundheitsfachberufe und akademischen Heilberufe modellhafte Curricula für Qualifizierungen zu entwickeln und zu realisieren, die einen raschen und effizienten Anerkennungsweg befördern.
Barbara Rosenthal
Kapitel 9. Interkulturelle Kommunikation bei der Untersuchung der Gesundheitsämter
Kulturelle, soziale und sprachliche Barrieren – Hinweise für Gesundheitsämter und Betriebsmediziner
Zusammenfassung
Migration ist nicht krankheitsauslösend, doch abhängig von den individuellen Umständen sind psychische Belastungen begleitende Umstände. Ein transkultureller kompetenter Umgang verbessert einerseits die Versorgung von Patienten mit Flucht- und Migrationshintergrund und verringert andererseits unnötige Kosten im Gesundheitswesen bei der Versorgung. Im folgenden Beitrag wird auf einige besondere Aspekte der amtsärztlichen Untersuchung und Begutachtung von Arbeitnehmern mit Flucht- und Migrationshintergrund eingegangen.
Ute Teichert, Solmaz Golsabahi-Broclawski

Interkulturelle Öffnung im Versorgungssystem

Frontmatter
Kapitel 10. Standards in der Betreuung von Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund
Zusammenfassung
Die Betreuung von Migranten und Flüchtlingen erfordert auch in Gesundheitsberufen das Wissen um sowohl medizinische, wie auch ethische und menschenrechtliche Standards, die oft nicht ausreichend bekannt sind, und zurzeit zunehmend weniger Berücksichtigung finden. Diese sind besonders unter Berücksichtigung der besonderen Vulnerabilität vieler Patienten durch Verfolgung, Krankheit, aber auch durch Probleme im Aufnahmeland, wie soziale Unsicherheit, Trennung von Angehörigen und Umgang mit den europäischen medizinischen Rechts- und Sozialsystemen, als besondere Herausforderung zu sehen. Unser Kapitel integriert eine interdisziplinäre Übersicht der entsprechenden Rahmenbedingungen, die für Gesundheitsberufe im Kontakt mit Migranten und besonders mit Flüchtlingen von Bedeutung sind.
Thomas Wenzel, Adel-Naim Reyhani, Reem Alksiry, Elif Gül, Tatiana Urbaneta Wittek, Maria Kletecka-Pulker
Kapitel 11. Exkurs: Jesidinnen in Baden-Württemberg
Zusammenfassung
Im August 2014 wurden weite Teile Syriens und des Iraks von der Terrormiliz überrannt, die mit äußerster Brutalität gegen die alteingesessenen religiösen Minderheiten der Region vorging, wie die Jesiden. Über 5000 fanden so den Tod. Über 6500 Mädchen und Frauen wurden entführt und auf grausame Weise versklavt und weiterverkauft. Mit dem „Sonderkontingent für besonders schutzbedürftige Frauen und Kinder aus dem Nordirak“ wurde ein im Staatsministerium Baden-Württemberg verortetes Projekt geschaffen, dessen Ziel es war, die hilfsbedürftigsten, meist mittellosen und traumatisierten Frauen und Kinder, bei denen zu diesem Zeitpunkt keine intakte Familienstruktur mehr vorlag, ungeachtet ihrer religiösen und ethnischen Zugehörigkeit aus der Region zu retten.
Michael Blume, Lukas Harbig, Hes Sedik
Kapitel 12. Notärztliche Einsätze
Zusammenfassung
Notfalleinsätze bei Menschen mit Migrationshintergrund nehmen nicht zuletzt aufgrund der Flüchtlingswelle seit 2015 stetig zu. Das Erlernen einer kultursensiblen Vorgehensweise in der Notfallmedizin kann zu einer Erleichterung der Anamneseerhebung und konsekutiv der medizinischen Versorgung führen. Es geht dabei um das Erlernen einer transkulturellen und adäquaten Versorgung von Patienten mit Flucht- und Migrationshintergrund im Rettungsdienst, um letztlich die notfallmäßige Versorgung dieser Menschen zu verbessern. Missverständnisse, die auf mangelhafte Kenntnisse der Kultur des Gegenübers basieren, können in der Notfallmedizin für den betroffenen Patienten tödliche Folgen haben.
Mimoun Azizi, Solmaz Golsabahi-Broclawski

Interkulturelle Kommunikation im Klinik- und Praxisalltag

Frontmatter
Kapitel 13. Krankheitsverständnis und kultursensible Kommunikation
Zusammenfassung
Die Interaktion von Kostenträgern mit Patienten beziehungsweise deren Angehörigen ist durch unterschiedliche Normen, Werte und alltagsweltliche Vorstellungen kulturell geprägt. So kann das Verständnis von Gesundheit, Krankheit und Tod sowie die Anforderungen und Erwartungen an medizinische Versorgung interkulturell und mit religiösen Bezügen der Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund sehr unterschiedlich ausfallen. Weiter ist es möglich, dass kulturelle und sprachliche Barrieren sowie kulturbezogene Stereotypen eine zielorientierte Behandlung erschweren, was gleichermaßen zu Missverständnissen in der Kommunikation und psychosozialen Betreuung von Geflüchteten und Migranten der ersten, zweiten und dritten Generation, aber auch zu Problemen in Diagnostik, Therapie und insbesondere der Pflege führen kann. Mögliche Folgen sind eine Reduktion von Behandlungsqualität, Patientensicherheit und Patientenzufriedenheit auf der einen Seite, aber auch Irritationen, Hilf- und Verständnislosigkeit bei den Leistungserbringern auf der anderen Seite.
Solmaz Golsabahi-Broclawski, Artur Broclawski, Alma Drekovic
Kapitel 14. Innere Medizin: Krankheitsbilder
Zusammenfassung
Um Menschen mit Zuwanderungsgeschichte medizinisch optimal behandeln zu können, müssen einerseits die Aspekte berücksichtigt werden, die sich aus der unterschiedlichen Herkunft, Sprache und Kultur ergeben als auch die Kommunikation miteinander beeinflussen. Andererseits müssen aber auch die medizinisch fachlichen Besonderheiten erkannt werden, die Patienten mitbringen, und besondere Beachtung finden. Bei der Betrachtung von Krankheiten, die bei Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bedeutsam sind, wird nicht zu Unrecht meist an die besonderen Infektionskrankheiten gedacht, die in den Herkunftsländern häufiger als bei uns sind. Nicht minder sollten wir unsere Aufmerksamkeit aber auch den häufigen Krankheiten widmen, die nicht nur in der genuin deutschstämmigen Bevölkerung häufig sind, sondern mindestens ebenso häufig auch bei Migranten auftreten. Und so zurecht für alle gemeinsam als Volkskrankheiten bezeichnet werden.
Anton Gillessen
Kapitel 15. Innere Medizin: Diabetes mellitus
Zusammenfassung
2017 haben 18,6 Mio. der Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund und nach Schätzungen leiden hiervon 600.000 an Diabetes mellitus. Betrachtet man nur die türkischstämmigen Migranten in Deutschland (2017 ca. 2 Mio.), so leiden allein aus dieser Gruppe schätzungsweise 300.000 Personen an Diabetes. Zu über 50 % wird bei Diabetikern ohne Migrationshintergrund die Erkrankung im Rahmen einer Routineuntersuchung festgestellt, bei Migranten jedoch nur in knapp 20 % der Fälle. Die Erkrankung wird zumeist spät und in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, häufig handelt es sich um eine Zufallsdiagnose. In der psychiatrischen Sprechstunde ist im Rahmen der Erstuntersuchungen bei Patienten mit Zuwanderungsgeschichte Diabetes mellitus häufig ein Zufallsbefund.
Alexander Risse, Solmaz Golsabahi-Broclawski
Kapitel 16. Innere Medizin: Infektions- und Tropenkrankheiten
Zusammenfassung
Besondere Infektionen und genetische Erkrankungen können bei Patienten mit Migrationshintergrund lange unentdeckt bleiben. Deshalb sollten diese frühzeitig bedacht und ausgeschlossen werden. In diesem Kapitel werden beispielhaft vor allem die Schistosomiasis und die Sichelzellanämie behandelt. Ebenso werden die Hintergründe einer frühzeitigen Manifestation von kardiovaskulären Erkrankungen und von Diabetes mellitus beleuchtet, die bei afrikanischen Patienten eine frühe und im Falle der Hypertonie andere Therapie erfordern. Prävalenzdaten für Infektionskrankheiten und NCDs (Non Communicable Diseases) von geflüchteten Jugendlichen aus einer eigenen Studie werden summarisch dargestellt. Die Besonderheiten von Infektionsrisiken bei Reisen in die Heimatländer der sogenannten „Visiting Friends and Relatives“ (VFR) spielen für die Präventionsberatung eine große Rolle. Vor dem Hintergrund einer globalen Zuwanderung soll durch diesen Beitrag der Blick für eine globale Krankheits-Epidemiologie geschärft werden.
Luise Prüfer-Krämer, Alexander Krämer
Kapitel 17. Chirurgie: Divergierende Krankheitsbilder
Zusammenfassung
In der klinischen Praxis sind verschiedene Faktoren zu beobachten, die sich im Umgang mit Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund als Herausforderungen erweisen können: Stereotypen, schablonenhafte Denkmuster und unreflektierte Annahmen über fremde Kulturen sind oft von signifikanter Bedeutung. Eine sorgsame, sozial- und kulturanthropologisch fundierte und quellenkritische Verwendung der Begriffe und Konzepte sind daher eine notwendige Bedingung für eine an der realen Lebenswelt der betroffenen Menschen orientierte Medizin. Hinzu kommen eine adäquate Berücksichtigung juristischer und politischer Aspekte sowie die stärkere Beachtung psychosozialer Zusammenhänge von Krankheiten und Gesundheitsversorgungen auch jenseits der entsprechenden medizinischen und psychologischen Spezialdisziplinen. Es ist grundlegend, dass das von Flüchtlingen und Migranten Erlebte sowie flucht- und migrationsbedingte als auch seltene erbliche Erkrankungen (z. B. Sichelzellanämie) nicht nur medizinisch, sondern auch im kollektivistischen Krankheitsverständnis des Betroffen beleuchtet werden.
Morris Beshay
Kapitel 18. Chirurgie: Diagnostik und Therapie
Zusammenfassung
Deutschland erfährt in den letzten Jahren eine stetig ansteigende Zahl an Zuwanderung. Allein in den Jahren 2015 und 2016 wurde eine Neuzuwanderung von über 4 Mio. Menschen verzeichnet, wovon 1.222.194 im Zuge der sogenannten „Migrationsbewegungen nach 2013“ als Asylsuchende nach Deutschland kamen. Die Anzahl von Menschen mit Migrationshintergrund ist dabei weitaus höher. Diese – aufgrund von Schwierigkeiten der Eingrenzung dieser heterogenen Gruppe – zunehmend verwendete Sammelbezeichnung umfasst dabei alle Personen, die selbst oder von denen mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren sind. Zu diesem Personenkreis zählten 2015 mit über 17 Mio. 21 % der deutschen Gesamtbevölkerung. In den folgenden Jahren stieg der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund weiter, 2016 auf 22,5 % und 2017 auf 23,6 %. Dabei steigt der Anteil mit sinkendem Alter der Bevölkerung und liegt bei Kindern unter fünf mit 36 % am höchsten.
Pia Jäger, Metin Senkal
Kapitel 19. Gynäkologie: Diagnostik
Zusammenfassung
Im Zusammenhang mit der migrationsspezifischen Entwicklung der Bevölkerungssituation in Deutschland ergeben sich Einflüsse auf die Alterskohorte sowie die Zusammensetzung der Patientengruppen im Fachgebiet Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Die ambulante und stationäre Betreuung von Patientinnen mit Zuwanderungsgeschichte und ihrer Angehörigen erfordert Einfühlungsvermögen und höheren Zeitaufwand gegenüber bisher selten gesehenen akuten und chronischen Krankheitsbildern, wie zum Beispiel Genitaltuberkulose, fortgeschrittene Malignomerkrankungen oder Status nach Infibulation. Patientinnen mit Flucht- und Migrationshintergrund stammen aus allen Altersgruppen von der Adoleszenz bis zum hohen Greisinnenalter. Aufgrund der Komplexität der Fachgebiete Gynäkologie sowie der Geburtshilfe als auch aufgrund des begrenzten Umfanges des Beitrages, sollen im Folgenden fünf signifikante Fallbeispiele dargestellt und analysiert sowie aus diesen mögliche (kultursensible) Handlungsempfehlungen aus der Praxis abgeleitet werden.
Bernd Hanswille
Kapitel 20. Onkologie: Maligne Erkrankungen bei Frauen
Zusammenfassung
Besonders Frauen der 1. Migrantengeneration sind in gesundheitlich schlechterer Verfassung, sind weniger körperlich aktiv, nehmen weniger präventive Gesundheitsleistungen in Anspruch und sind weniger gut informiert über Krebsfrüherkennung. Probleme in der interkulturellen und interreligiösen Betreuung von gynäkologischen Patientinnen stellen vor allem die Sprachbarriere und die zum Teil sehr schlechte Bildung bis hin zum Analphabetismus dar. Daraus resultieren nicht nur Probleme mit der Kommunikation, die natürlich einen wesentlichen Anteil am Wohlbefinden hat. Eine weitere große Hürde beim Aufbau einer guten Arzt-Patientin-Beziehung stellt die Unwissenheit und damit die fehlende Gesundheitskompetenz dar. Fehlendes Krankheitsverstehen macht einen „informierten Konsens“ bei der Entscheidung über Therapiemöglichkeiten nahezu unmöglich. Weniger schwerwiegend sind religiöse Unterschiede in der Gynäkologie, die vom medizinischen Fachpersonal und Ärzten kultursensibel durch angepasste Abläufe unter Berücksichtigung eines besonderen Schamgefühls ausgeglichen werden können.
Ute Kelkenberg
Kapitel 21. Neurologie: Infektionskrankheiten
Zusammenfassung
Europa erlebt seit dem Ausbruch der Bürgerkriege in Syrien 2011, im Irak sowie in der Ukraine 2014 sowie seit den politischen Verfolgungen in Tschetschenien und Tadschikistan einen immensen Zustrom von Flüchtlingen. Die meisten von ihnen kamen in den Jahren 2015 bis 2017 über die West- und Ostbalkanroute. Durch die verschiedenen Kriegserlebnisse sowie aufgrund von Flucht erkrankten sehr viele Flüchtlinge psychisch und bedürfen nicht selten einer psychiatrischen Behandlung der unterschiedlichen Traumata. Dabei fällt auf, dass insbesondere neurologische Infektionskrankheiten vermehrt vertreten sind, die für die hiesigen Neurologen eine Chance wie auch eine Herausforderung darstellen, sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie. Die Herausforderungen für die Neurologen liegen u. a. darin, seltene (Infektions-)Erkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Adamantiades-Behçet (ABD), zu diagnostizieren.
Mimoun Azizi, Solmaz Golsabahi-Broclawski
Kapitel 22. Neurologie: Rehabilitation
Zusammenfassung
Zentrales Thema des Artikels sind die Zugangswege und die Behandlung von Patienten mit Migrationshintergrund in der neurologischen Rehabilitation, speziell bei erwerbstätigen Patienten und für den Bereich der gesetzlichen Rentenversicherung. Im Ergebnis können Fallbesonderheiten in der praktischen Durchführung der Rehabilitationsmaßnahmen bei Patienten mit Migrationshintergrund nicht festgestellt werden. Unterschiede gibt es im Verhalten bei der Beantragung von Rehabilitationsmaßnahmen – hier scheint es bei Patienten mit Migrationshintergrund noch Informationsdefizite in Bezug auf die therapeutischen Möglichkeiten der Rehabilitation zu geben.
Erwin Wehking
Kapitel 23. HNO: Diagnostik und Therapie
Zusammenfassung
Waren es in den 1980er Jahren vermehrt Migranten der 1. und 2. Generation sowie (Spät-)Aussiedler ehemaliger UdSSR-Gebiete, die zur Verifizierung ihrer Beschwerden fachärztliche HNO-Praxen aufsuchten, ließen sich in der 1990er Jahren signifikant mehr Flüchtlinge aus dem Balkan und seit 2015 exorbitant viele Geflüchtete aus dem Nahem Osten HNO-ärztlich untersuchen. Für viele von ihnen ist eine Erkrankung nicht etwas, was einem Individuum attestiert wird, sondern ein Prozess, der eine kollektive Dimension (Familie oder Sippe) beinhaltet. Letztlich ist das Verständnis für die Kranken- und Arztrolle divergent. Viele Flüchtlinge und Migranten schweigen daher. Unter der Erschwernis der Sprachbarrieren und kulturellen Unterschiede gilt es, Angst und Scham bestmöglichst abzubauen. Dies kann u. a. durch die kommunikativen Aspekte Anerkennung und Wertschätzung – dem „Raumgeben“ durch den Arzt – geschehen.
Sybille Ellies-Kramme, Solmaz Golsabahi-Broclawski
Kapitel 24. Beratung bei ungewollter Kinderlosigkeit
Zusammenfassung
Weltweit bleibt etwa jedes sechste bis zehnte Paar ungewollt kinderlos, insgesamt sind etwa 48,5 Mio. Paare davon betroffen. Obwohl es in allen Kulturen der Welt wichtig ist, Kinder zu haben, und obwohl das verursachte Leid etwa vergleichbar groß ist, wird ungewollte Kinderlosigkeit in verschiedenen Kulturkreisen unterschiedlich bewertet. Dies führt dazu, dass in der Beratung von Klienten aus unterschiedlichen Kulturkreisen unterschiedliche Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Berater benötigen zunehmend ein Hintergrundwissen über die verschiedenen kulturell und religiös bedingten Sichtweisen auf reproduktionsmedizinische Behandlungen und Kinderlosigkeit. Die Haltungen aller Weltreligionen und Kulturen zur assistierten Reproduktion zu beschreiben, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Stellvertretend sollen daher die Werte der jüdischen, christlichen und islamischen Religion in Bezug auf ungewollte Kinderlosigkeit und Reproduktionsmedizin kompakt dargestellt werden.
Judith Zimmermann, André Biakowski
Kapitel 25. Psychiatrie und Psychotherapie
Zusammenfassung
Transkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie sind im Zeitalter kultureller Globalisierung und Individualisierung für die Arbeit mit psychisch Kranken von großer Bedeutung. Anhand von konkreten Fallbeispielen aus dem psychiatrisch-psychotherapeutischen Alltag – insbesondere mit Patienten aus dem Mittleren Osten und der früheren Sowjetunion – werden typische kulturell bedingte Missverständnisse und Problemsituationen aufgezeigt, um anhand einer transkulturellen Betrachtungsweise verständlich gemacht und relativiert zu werden. Für die Entwicklung einer kulturellen Kompetenz von Heilberuflern sind das eigene Menschenbild und die Beziehungsfähigkeit entscheidend, weiterhin Offenheit für alles Neue und Unbekannte, Humor, Flexibilität, Optimismus und eine zeitgemäße religiös-geistige Weltanschauung. Der Autor plädiert für die Erweiterung der psychiatrisch-psychotherapeutischen Anamnese- und Befunderhebung um kulturelle Faktoren.
Hamid Peseschkian
Kapitel 26. Psychiatrie: Notfälle und Suizidalität
Zusammenfassung
Untersuchungen für die präklinische Notfallversorgung in Deutschland zeigen, dass suizidale Patienten mit 25–30 % unter den psychiatrischen Notfällen im Notarztdienst eine große Rolle spielen (Pajonk et al. 2001, 2002, 2008). Pajonk et al. (2002) berichten, dass Notärzte überwiegend zu Suizidversuchen von jungen Männern gerufen werden. Die häufigsten Methoden bei Suizidversuchen, die vom Notarztdienst versorgt werden, sind Intoxikationen mit Medikamenten und illegalen Drogen (Pajonk et al. 2002). Oftmals werden allerdings Häufigkeit und Relevanz eines Suizidversuchs vom Personal der Notaufnahmen unterschätzt. Zudem verbleibt Suizidalität oft unentdeckt und unbehandelt (Suokas und Lönnqvist 1989; Claassen und Larkin 2005).
Meryam Schouler-Ocak, Andreas Heinz
Kapitel 27. Psychiatrie: Wahnhafte Störungen und kultursensible Therapieformen
Zusammenfassung
Psychische Störungen werden häufig Familienkrankheiten genannt. Die gemeinsamen Konsequenzen einer Geisteskrankheit greifen auf die Familie über. Die erkrankten jungen Männer und Frauen bleiben ledig, weil niemand eine Beziehung mit diesen eingehen würde. Für die Familie bedeutet es sehr häufig, dass sie ihre psychisch Erkrankten verstecken müssen, um einer Ächtung und Stigmatisierung durch die Gesellschaft zu entgehen. Psychisch Erkrankte im muslimischen Kreis in Deutschland leben oft im Verborgenen. Kulturimmanente therapeutische Ansätze sind im Islam neben der Aromatherapie und der Bewegungstherapie die Makam (Musiktherapie). Ein weiterer zentraler Aspekt des Artikels ist die differenzierte Betrachtung des Themas „Religiöser Wahn“ in der interkulturellen Reflexion.
Mimoun Azizi, Solmaz Golsabahi-Broclawski

Abhängigkeits- und Suchterkrankungen im interkulturellen Fokus

Frontmatter
Kapitel 28. Psychologie: Psychische Folgen von Entwurzelung
Zusammenfassung
Migration ist in der Regel kein Sprint sondern ein Marathonlauf. Im „Eigenkulturschock“ zeigt sich, dass sich das in der Zeit des Fremdkultur-Aufenthaltes idealisierte projizierte Bild von der real erlebten Wirklichkeit der Ursprungskultur erheblich abweicht. Der Eigenkulturschock kann so zu Depressionen, Orientierungslosigkeit, Angst, aber auch zu Einsamkeit und Fernweh führen. Wesentliche Basis für eine gelingende Psychotherapie ist es, das kulturell verwurzelte Krankheitskonzept der Patienten und deren Familienangehörigen zu kennen. Ärzte, Pfleger und Psychotherapeuten werden mit Krankheitsvorstellungen aus fremden Kulturkreisen konfrontiert, die von den westeuropäisch-rationalen häufig gravierend abweichen. Europäisch sozialisierte Experten müssen sprachliche und kulturelle Missverständnisse erkennen und sind gleichzeitig gefordert, sich mit Traumafolgen von Opfern politischer Verfolgung, Folter und/oder Vergewaltigung auseinander zu setzen.
Thomas W. Heinz
Kapitel 29. Soziologie: Gewalt als Inszenierungs- und Konstruktionsmotiv bei Jugendlichen
Zusammenfassung
Einschlägige Untersuchungen belegen, dass Jugendliche, die Gewalt anwenden, häufig selbst Opfer von Gewalt geworden sind (Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen 2017). Seit November 2000 ist das „Recht auf gewaltfreie Erziehung“ in Kraft. Kinder haben das Recht, ohne körperliche, seelische oder sonstige Gewalt aufzuwachsen (§ 1631 II BGB). Das am 01.01.2002 in Kraft getretene Gewaltschutzgesetz schafft eine klare Rechtsgrundlage: „Wer schlägt, muss gehen“. Viele Jugendliche definieren sich nicht mehr über eine erfolgreiche Schul- und Berufsausbildung, sondern legen Wert auf ein ausgeprägtes Männerbild, das stark von religiösen Vorstellungen geprägt ist. Das Bild des Mannes wird geprägt von seiner Fähigkeit zu entscheiden. In dieser Dynamik liegt der Begriff der Dominanz sowie der Verteidigung gegenüber Provokationen („angemacht werden“) inne.
Ahmet Toprak, André Biakowski
Kapitel 30. Psychosomatik: Abhängigkeitserkrankungen
Zusammenfassung
Will man das Thema Abhängigkeitserkrankungen bei Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund beleuchten, bedarf es der Unterscheidung zwischen Geflüchteten und Migranten. Darüber hinaus ist es hinsichtlich der Betrachtung des Themas wichtig, bei der Gesamtgruppe der Migranten zwischen der sogenannten ersten, zweiten und dritten Generation zu unterscheiden. Der vorliegende Artikel beleuchtet differenziert die Gruppenspezifika von Flüchtlingen, Migranten und Spätaussiedlern und stellt dadurch die Kausalität zwischen gesellschaftlicher (wirtschaftlicher) Integration und dem Konsum von legalen als auch illegalen Substanzen dar.
Martin Reker, Thomas W. Heinz, André Biakowski
Kapitel 31. Psychosomatik: Abhängigkeitserkrankungen – Legale Drogen
Zusammenfassung
Anhand von drei zentralen Kasuistiken beleuchtet der Autor das Thema der Abhängigkeitserkrankungen am Beispiel des häufigsten Suchtmittels Alkohol. Dabei streicht er erstens heraus, wie individuell die jeweiligen Lebensrealität der Erkrankten sein können, welchen Einfluss wirtschaftliche Faktoren als auch Aspekte der Isolation auf die Erkrankung haben, und zweitens, welche interkulturellen und kultursensiblen Ansätze als Handlungsempfehlungen angewendet werden können.
Martin Reker
Kapitel 32. Psychosomatik: Abhängigkeitserkrankungen – Illegale Drogen
Zusammenfassung
Gemäß des Weltdrogenberichtes der Vereinten Nationen (United Nations Office on Drugs und Crime 2016) konsumierten 2017 weltweit 250 Mio. Menschen illegale Drogen. Diese Zahl entspricht in etwa der Bevölkerung von Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien zusammen. In Nordamerika ist insbesondere die Zahl der Heroinsüchtigen im vergangenen Jahr gestiegen. Rund 29,5 Mio. Menschen haben laut UN drogenbedingte Störungen, jährlich sterben mindestens 190.000 Menschen vorzeitig an ihrer Drogenabhängigkeit. Die Ätiologie einer Drogenabhängigkeit ist in der Regel – bei Einheimischen wie auch bei Migranten – multifaktoriell. Vier Ansätze der Drogenabhängigkeitt stellt der Autor kompakt vor: den biologischen und genetischen, den psychologische und den soziokulturelle Erklärungsansatz sowie die Lerntheorien.
Thomas W. Heinz
Backmatter
Metadaten
Titel
Interkulturelle Kommunikation in der Medizin
herausgegeben von
Dr. med. Anton Gillessen
Dr. med. Solmaz Golsabahi-Broclawski
André Biakowski
Dr. med. Artur Broclawski
Copyright-Jahr
2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-59012-6
Print ISBN
978-3-662-59011-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59012-6