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2018 | Altenpflege/Lebensqualität erhalten | Buch

Spezielle validierende Pflege

Emotion vor Kognition

verfasst von: Mag. Sonja Scheichenberger, Brigitte Scharb

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Das Buch stellt das von Brigitte Scharb entwickelte Pflegekonzept zur Befriedigung psychosozialer Grundbedürfnisse desorientierter, hochbetagter Personen vor, mit dem Ziel vorhandene Kompetenzen der Betroffenen zu fördern bzw. zu bewahren. Das Konzept basiert auf einer präzisen Dokumentation und Biographieerhebung unter Einsatz validierender Techniken (nach Naomi Feil) bzw. Pflegemaßnahmen. Diese vierte erweiterte und neu strukturierte Auflage ist gleichzeitig die erste, die nach dem viel zu frühen Tod von Brigitte Scharb entstand. Sie orientiert sich dabei an den Darstellungen der vorangehenden Ausgaben, wobei die Autorin Ergänzungen in den Grundlagen vorgenommen, die spirituellen Bedürfnisse integriert, die Pflegedokumentation auf die POP Diagnosen umgestellt und die Perspektiven der Betroffenen sowie Angehörige näher beleuchtet hat. Zahlreiche praktische Fallbeispiele illustrieren anschaulich wie ein entsprechendes Bedürfniskonzept erstellt und dokumentiert wird. Das Buch richtet sich an stationäre und ambulante Pflegepersonen, Altenbetreuung, Heimhilfe sowie Betroffene und Angehörige.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Allgemeine Grundlagen – Grundannahmen

Frontmatter
Kapitel 2. Was ist spezielle validierende Pflege?
Zusammenfassung
Validieren bedeutet konkret, Menschen mit einer Grundhaltung der Wertschätzung, Anerkennung und Respekt zu begegnen, Parameter, die jedem Menschen guttun. Der Schwerpunkt der speziellen validierenden Pflege liegt besonders in der Betreuung von Menschen, die desorientiert sind und an einer erworbenen kognitiven Beeinträchtigung, also an einer Demenz leiden und/oder sich im hochbetagten Alter in der Aufarbeitungsphase befinden. Sie orientiert sich an der Ganzheitlichkeit, ist eine Kommunikationsmethode, ein offenes praxisorientiertes Konzept, anwendbar in allen Pflegesituationen. Die Ziele und Zielsetzungen liegen in der Befriedigung der spirituell-psychosozialen Grundbedürfnisse und umfasst auch die entsprechende Pflegeplanung und Dokumentation.
Sonja Scheichenberger, Brigitte Scharb
Kapitel 3. Neurophysiologische Grundlagen
Zusammenfassung
Das Gehirn ist der Ort, an dem unsere Erlebnisse gespeichert und archiviert werden. Gedächtnisfunktionen, Erinnerung, Sinneswahrnehmungen, Orientierung, Kommunikation, Kognition sowie Emotionen sind hier zusammengeführt. Ein kleiner Einblick in den Aufbau und die Funktionen des Gehirns kann helfen, die Veränderungen bei einer erworbenen kognitiven Beeinträchtigung besser zu verstehen und einzuordnen. Der Übergang von der Orientierung in die Desorientierung kann fließend, fast unbemerkt verlaufen. In der Desorientierung werden dann die Emotionen wichtiger und das Verhalten ändert sich, ohne dass dies willentlich gesteuert werden kann. Der Denkprozess zerbricht und die Koordinaten des Lebens beginnen sich aufzulösen.
Sonja Scheichenberger
Kapitel 4. Epidemiologie und Einteilung der Demenzformen
Zusammenfassung
Derzeit geht man von 46,8 Mio. demenzkranken Menschen weltweit aus. Die bisher prognostizierten Zahlen bezüglich der Neuerkrankungen können durch aktuelle Untersuchungen nach unten revidiert werden. Der Demenz kann, muss aber nicht ein Stadium mit leichter kognitiver Beeinträchtigung vorausgehen. Die einzelnen Demenzformen unterscheiden sich nicht nur von der betroffenen Region im Gehirn, sondern auch im Beginn, Verlauf und in den Symptomen. Der Schweregrad wird unter anderem auch mittels des Mini Mental Status erhoben und in drei Stadien eingeteilt. Besonders im Übergang vom mittleren ins späte Stadium tritt agitiertes, teilweise aggressives Verhalten mit Hyperaktivität auf. Diese Symptome werden auch als herausforderndes Verhalten zusammengefasst. Abzugrenzen ist eine Demenz von einem Delir oder einer Depression.
Sonja Scheichenberger
Kapitel 5. Theoretische Grundannahmen zur speziellen validierenden Pflege
Zusammenfassung
Die spezielle validierende Pflege stützt sich auf mehrere Grundannahmen aus der Psychologie wie zum Beispiel auf die von Abraham Maslow entwickelte Bedürfnispyramide mit ihren Grundbedürfnissen und den fünf Säulen des Identitätskonzepts von Hilarion Petzold. Die Berücksichtigung der individuellen Prägung, der Sozialisation, der persönlichen Biographie und der historischen Zeitgeschichte ermöglicht es, das aktuelle Verhalten besser zu verstehen. Die Theorie der Lebensaufgaben nach Erikson nimmt den abschließenden größten Teil ein – sie ist eine wesentliche Grundlage für die Theorie der Aufarbeitung unerledigter Entwicklungsaufgaben. Die Grundannahmen zur speziellen validierenden Pflege helfen das aktuelle Verhalten einzuordnen und entsprechende Strategien zu entwickeln, um die Situation der Betroffenen zu verbessern.
Brigitte Scharb, Sonja Scheichenberger

Spezielle validierende Interaktion und Pflege bei Desorientierung

Frontmatter
Kapitel 6. Vier Stadien der Desorientiertheit nach Feil
Zusammenfassung
Feil hat entsprechend ihrer Grundannahmen den Rückzug der Menschen aus der Realität der Gegenwart in vier Stadien eingeteilt. Jedes Stadium hat seine eigenen körperlichen und emotionalen Charakteristika, für die zum Teil auch unterschiedliche Techniken hilfreich sind. Für die Betroffenen ist die Einteilung für die Bewältigung des Lebens nicht relevant, denn es ändert nichts an ihrem Erleben. Sie möchten zwar nicht in Stadien eingeteilt, aber sehr wohl stadiengerecht behandelt werden. Für die Betreuer ist die Einteilung in die vier Stadien eine wertvolle Unterstützung, um die geplanten und durchgeführten Interaktionen im Zusammenspiel mit den Grundannahmen auf den Einzelfall abzustimmen. Die Charakteristika des jeweiligen Stadiums können unterschiedlich stark sein.
Brigitte Scharb, Sonja Scheichenberger
Kapitel 7. Grundstützen der speziellen validierenden Interaktion
Zusammenfassung
Die Validationsprinzipien nach Feil stützen sich auf die in Kapitel 5 dargestellten Grundannahmen und Theorien und ihren langjährigen praktischen Erfahrungen im geriatrischen Bereich. Die spirituell-psychosozialen Grundbedürfnisse (Bedürfnis nach Sinn, Hoffnung, Transzendenz, nach Geborgenheit und Sicherheit, nach Status und Prestige, produktiv zu sein und gebraucht zu werden sowie spontane Gefühle zu äußern) stellen das zweite Standbein dar. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Qualität der Beziehungsgestaltung die eine universelle Grundstütze in der validierenden Interaktion darstellt. Die Vielfalt auf eine überschaubare Menge zu reduzieren fördert die Konzentration auf das Wesentliche. Proaktive Kommunikation und Interaktion ermöglicht es den Tag für die Betroffenen und die betreuenden Personen entspannter zu gestalten. Validation in stressbesetzten herausfordernden Situationen ist Personen mit vertieften Wissen vorbehalten.
Sonja Scheichenberger, Brigitte Scharb
Kapitel 8. Spezielle validierende Interaktion
Zusammenfassung
Spezielle validierende Pflege als Angebot in der Interaktion und Begleitung ist auf ein Hinhören, ein genaues Beobachten und auf das Abwarten der Reaktionen angewiesen. So drängt man den Betroffenen nicht durch wohlmeinendes Verstehen in die Defensive und lenkt ihn vom Hier und Jetzt, dem Sein in der Gegenwart, ab. Die Möglichkeiten des Einsatzes von validierenden Pflegemaßnahmen aus der Biographie der Betroffenen mit Hilfe verbaler, nonverbaler validierender Techniken und sensorischer Stimulation sind vielfältig, wenn wir uns dessen bewusst werden, dass Kommunikation und Interaktion auch durch die Aussendung oder Aufnahme eines Sinnesreizes in Gang gesetzt und aufrecht erhalten werden kann. Interaktion ist ein Geben und Nehmen, ein wechselseitiger Austausch. Hinhören auf Gesagtes, verbale Ausdrücke, nonverbale Signale, Körpersprache und letztendlich der basal vegetative Ausdruck.
Brigitte Scharb, Sonja Scheichenberger
Kapitel 9. Spezielle validierende Pflege bei ausgewählten Situationen im Pflegealltag
Zusammenfassung
Die Abnahme der verbalen Fähigkeiten, der Orientierung und der Sinneswahrnehmung führt im Verlauf einer kognitiven Beeinträchtigung zu Problemen, die das selbstständige Bewältigen des Alltages für die Betroffenen zunehmend erschweren. Je stärker dies zunimmt, umso wichtiger wird bei diesen Themen die Unterstützung durch die Betreuer. Einige dieser Themen wie Kontinenz, Appetit und Essen, Schmerz und Angst, die im Alter und insbesondere im Zusammenhang mit einer Demenz auftreten können, werden kurz skizziert – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das Zusammenspiel von seelischer Verfassung und körperlicher Befindlichkeit lässt Rückschlüsse von der einen auf die andere Ebene. Schmerz und Angst drücken sich immer auch körperlich und seelisch aus. Daher ist die Pflege des Körpers wie Waschen und Kleiden oder die Nahrungsaufnahme immer unter beiden Aspekten zu betrachten.
Sonja Scheichenberger
Kapitel 10. Perspektive der Betroffenen, Angehörigen und professionell Pflegenden
Zusammenfassung
Betroffene, die in der Lage sind, ihre Erlebnisse in Worte zu fassen, berichten über den täglichen Kampf mit der Krankheit und wie sie mit den veränderten Fähigkeiten zurechtkommen. Sie sagen, das Gedächtnis ist wie ein Sieb, besteht aus Lücken, ist unzuverlässig und erschwert die alltäglichen Handlungen, aber trotzdem gehe es ihnen nicht nur schlecht und es gibt ein sinnerfülltes, positives Leben nach und mit der Diagnose. Die Unruhe und Stressreaktionen sind Bewältigungs- und Anpassungsleistungen in der zunehmend fremderen Welt. Nicht auf die Demenz reduziert zu werden und dass Respekt und Würde gewahrt bleibe, ist eine große Bitte der Betroffenen an das Umfeld. Dem gegenüber stehen die betreuenden Angehörigen mit ihren eigenen Problemen und Bewältigungsstrategien. Die professionell Pflegenden sind aufgerufen, die Interaktion zu gestalten und die Verantwortung für das Gelingen zu übernehmen, aber nicht alles abzunehmen.
Sonja Scheichenberger

Praktische Beispiele

Frontmatter
Kapitel 11. Pflegedokumentation allgemein mit Fokus auf spezieller validierender Pflege
Zusammenfassung
Die Pflegedokumentation mit Fokus auf die spezielle validierende Pflege lässt sich gut in ein bestehendes Dokumentationssystem integrieren. Die Pflegeplanung ist der Angelpunkt, in dem sich die erhobenen Daten, Beobachtungen und Informationen gebündelt zielorientiert darstellen lassen. Sie beschreibt den Handlungsbedarf. Das jeweils unbefriedigte spirituell-psychosoziale Grundbedürfnis lässt sich je nach Spezifizierung der Ausgangssituation einer Pflegediagnose zuordnen. Zur theoretischen Beschreibung werden neben den formalen Kriterien auch praktische Einblicke gewährt. Durch komplexere Fallbeispiele bzw. exemplarische Zuordnung von Aussagen und Problemen zu einer möglichen Pflegediagnose soll der Transfer in den Pflegealltag erleichtert werden.
Sonja Scheichenberger, Brigitte Scharb
Kapitel 12. Dokumentation im Lernprozess – Anleitung und Beispiele im Pflegeprozess
Zusammenfassung
Die in den folgenden zwei Kapiteln vorgestellte Art der Pflegedokumentation dient als Lernhilfe für die Fort- und Weiterbildung in der speziellen validierenden Pflege und ist daher mit dem Schwerpunkt der Befriedigung spirituell-psychosozialer Grundbedürfnisse bei (hochbetagten) desorientierten Menschen konzipiert. Die vorgestellten Formulare sollen durch ihre besondere Gliederung das Erlernen der einzelnen Elemente dieses Pflegekonzeptes erleichtern.
Brigitte Scharb, Sonja Scheichenberger
Kapitel 13. Dokumentation im Lernprozess – Anleitung und Beispiele für die konkrete Interaktion
Zusammenfassung
In der speziellen validierenden Pflege ist die Beschreibung der Ausgangssituation, der körperlichen und emotionalen Charakteristika, der Kommunikation, der eingesetzten Techniken und die Reflexion darüber ausführlicher als dies zumeist bei den Kontakten im normalen Pflegalltag möglich ist. Für die Lernsituation ist es eine gute Übung, die einzelnen Schritte genau aufzuzeichnen. Der detaillierte Schreibprozess hilft, sich auf die relevanten Punkte einzustimmen –, worauf geachtet werden kann oder soll. Er hilft aber auch, die Interaktion in Zeitlupe und differenziert zu betrachten, um die einzelnen Techniken und Handlungen zu vertiefen und zu reflektieren.
Brigitte Scharb, Sonja Scheichenberger
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Haben sich die bisherigen Auflagen in der Wortwahl besonders an Langzeiteinrichtungen mit Fokus auf hochbetagte Menschen in der Aufarbeitungsphase des Lebens gerichtet, wird in dieser komplett überarbeiteten und neu strukturierten Fassung eine Öffnung in mehrere Richtungen angestrebt. Alle Pflegepersonen sollen sich angesprochen fühlen, sei es im Langzeitbereich, im Akutkrankenhaus oder im extramuralen Bereich. Der Fokus auf den hochbetagten Menschen wird zudem auch auf desorientierte Menschen im Verlauf einer Demenzerkrankung – altersunabhängig – gerichtet. Menschen mit einer Demenz waren bisher nicht die ausgewiesene Zielgruppe. Die Praxis zeigt aber, dass die an einer Demenz erkrankten Menschen eine Erleichterung erleben können, sich besser verstanden fühlen und Stress sowohl bei den Betroffenen als auch den Betreuern reduziert werden kann.
Sonja Scheichenberger, Brigitte Scharb
Metadaten
Titel
Spezielle validierende Pflege
verfasst von
Mag. Sonja Scheichenberger
Brigitte Scharb
Copyright-Jahr
2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-56017-4
Print ISBN
978-3-662-56016-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-56017-4