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2020 | Psychologie - Psychiatrie | Buch

Handbuch der Integrativen Therapie

verfasst von: Prof. Dr. Anton Leitner, Univ.-Prof. Dr. Claudia Höfner

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Die Integrative Therapie versteht sich als moderne „Humantherapie". Sie verbindet bewährte Konzepte unterschiedlicher Psychotherapierichtungen mit Erkenntnissen der Evolutions- und Neurobiologie sowie mit kulturellen, historischen und philosophischen Orientierungen.

Das Buch wurde von Wegbereitern der Integrativen Therapie in Österreich verfasst und beschäftigt sich mit den geschichtlichen Quellen und Bezugswissenschaften. Die Integrative Therapie wird in zehn Kapiteln als klinisches Verfahren unter dem Blickwinkel lehr- und lernbarer Methoden und therapiepraktischer Erkenntnisse skizziert. Sie wird als wissenschaftsgestütztes, psychotherapeutisches Verfahren vorgestellt, insbesondere unter Berücksichtigung forschungsgegründeter therapeutischer Wirkfaktoren. Die zweite Auflage wurde gründlich überarbeitet und erweitert mit Kapiteln zu Genderaspekten und Identitätsfindung.

Das Handbuch richtet sich an Psychotherapeuten, Psychologen, Ärzte sowie andere Gesundheitsberufe, die einen Einstieg in die Methode suchen aber auch bereits Praktizierende werden darin wertvolle Anregungen finden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Geschichtliche Quellen und Referenzwissenschaften der Integrativen Therapie
Zusammenfassung
Zuerst stehen in der Reihe der historischen Quellen und Referenzwissenschaften bestimmte Strömungen der Philosophie. Nach Hippokrates werden in den Gesundheitsberufen Philosophie und Heilkunde verbunden. Die Integrative Therapie beruft sich ausdrücklich auf philosophische Ansätze. Sie sieht sich in der asklepiadischen Tradition einer ganzheitlichen Gesundheitsfürsorge und Heilkunst, die heute in vielem durch Biomedizin und Neurowissenschaften bestätigt wird. Referenzphilosophien von Maurice Merleau-Ponty, Gabriel Marcel, Paul Ricœur, Emmanuel Lévinas, Michel Foucault und Jacques Derrida werden vorgestellt.
Für die Praxis hat die Integrative Therapie Anknüpfungspunkte bei: Pierre Janet, Sándor Ferenczi, Friedrich und Lore Perls, Jakob und Zerka Moreno sowie Vladimir Iljine. Leibtherapeutische, bewegungstherapeutische sowie erlebnisaktivierende Behandlungsansätze mit kreativen, künstlerischen Methoden sind weitere wichtige Elemente des Verfahrens Integrative Therapie.
Anton Leitner
2. Entwicklung der Integrativen Therapie und berufspolitische Aspekte
Zusammenfassung
Um Menschen in ihrer Komplexität zu sehen, wird die Notwendigkeit einer methodenübergreifenden Mehrdimensionalität in Diagnostik und Therapie postuliert. Das Verfahren Integrative Therapie nutzt unterschiedliche Erkenntniswege und Quellen. Gezeigt wird im Entwicklungsweg des Verfahrens die untrennbare Verflechtung von Personen, deren Sozialisation und des kulturellen Hintergrundes. Das strukturgebende Modell des Tree of Science der Integrativen Therapie mit seiner Auffächerung in Metatheorie, klinische Theorie, Praxeologie und Praxis wird vorgestellt. Das Körper-Seele-Geist-Verhältnis wird mit der Annahme ausgeführt, dass sich der Körper auf das Materielle bezieht und Seele/Geist auf das Transmaterielle, auf Gedanken, Gefühle und Volitionen. Ein kurzer Blick auf die naturwissenschaftliche Medizin zeigt bereits 1965 den Brückenschlag zu einem differenziert formulierten Zugang zum Menschen. Die Umsetzung dieser Sicht fand in Österreich 2015 Einzug in die Ausbildungsordnung für Ärzte. Der lange Weg zur staatlichen Anerkennung des Integrativen Therapieverfahrens in Österreich wird skizziert.
Anton Leitner
3. Grundregel, zentrale Konzepte und Definitionen der Integrativen Therapie
Zusammenfassung
Verfahrensweise und Grundregel der Integrativen Therapie werden detailliert beschrieben. Die therapeutische Beziehung zwischen Therapeut und Patient wird als intersubjektives Geschehen und Handeln in ihrer Differenziertheit vorgestellt, Vernunft- und Gefühlsebene finden vor dem jeweiligen Lebenszusammenhang in der Zeit Beachtung. Ein kulturell individualistisch geprägtes Menschenbild erfasst und würdigt die Vielschichtigkeit des gesunden und kranken Menschen. Zentrale Konzepte des therapeutischen Handelns werden auf ihre begründete Festlegung und ihre Konsistenz für Theorie, Praxeologie und Praxis ausgeführt. Ausgewählte Fachtermini werden definiert und kontextuell mit der Theorie des Verfahrens verknüpft. Der mehrperspektivische Zugang, die ärztliche Abklärung miteinbezogen, führt zu einer Diagnosestellung und einem komplexen Therapieangebot, um dem Patienten gerecht zu werden. Ein Behandlungsbeispiel zeichnet einen Therapieverlauf entlang der möglichen Reflexionsebenen nach.
Anton Leitner
4. Das Entwicklungskonzept zur Persönlichkeit in der Integrativen Therapie – Bedingungen des Integrierens
Zusammenfassung
Das Entwicklungsmodell der Integrativen Therapie mit seinen Konzepten der Persönlichkeitstheorie Selbst, Ich und Identität wird vorgestellt. Die Entwicklungsschritte des Menschen werden von Anbeginn über die Lebensspanne skizziert. Das Modell der Fünf Säulen der Identität, Leiblichkeit, Soziales Netzwerk, Arbeit, Leistung und Freizeit, Materielle Sicherheit und Wertorientierung werden aus Sicht der Integrativen Therapie beschrieben. Die Bedingungen des Integrierens für das Verfahren Integrative Therapie selbst werden auf dem Weg seiner Entstehung und auf seine Weiterentwicklung hin erläutert. Zu der Frage des Eklektizismus bezüglich dieser methodenübergreifenden Psychotherapierichtung wird Stellung bezogen. Weltanschauliche Sichtweisen wie Spiritualität, Religion und Esoterik werden auf gesetzlichem Hintergrund für Psychotherapie diskutiert.
Anton Leitner
5. Die Krankheitslehre und Gesundheitslehre in der Integrativen Therapie
Zusammenfassung
Gesundsein und Kranksein werden als Pole eines Kontinuums beschrieben, in dem viele Einflüsse und Faktoren zum Tragen kommen. Auf dem metatheoretischen Wissenshintergrund des Tree of Science wird die Krankheitsentstehung als multikausaler, nichtlinearer Prozess vorgestellt. Die Gliederung der Krankheitslehre erfolgt in die anthropologische Krankheitslehre mit philosophisch-anthropologischen, sozial- und kulturanthropologischen Aspekten und in die klinische Krankheitslehre mit medizinisch-biologischen sowie psychosoziologischen Dimensionen. Beispiele aus der Praxis illustrieren punktuell die theoretische Ausführung. Das Konzept des informierten Leibes und der neurobiologische Ansatz in der Integrativen Therapie werden skizziert. Der mehrperspektivische Zugang und der multimethodische Behandlungsweg demonstrieren die Bedeutung der Vernetzung von Erkenntnismethoden.
Anton Leitner
6. Die Theorie der Behandlung in der Integrativen Therapie
Zusammenfassung
Eine zusammenhängende Theorie und eine sich daraus ergebende Praxis ist im Strukturkonzept Tree of Science vorgelegt. Dieses Konzept bildet eine Grundlage für eine systematische Reflexion, Diskussion und Weiterentwicklung. Die Grundprinzipien, die diese Struktur tragen, werden erläutert. Im Intersubjektivitätsprinzip wird auf die menschliche Existenz als gemeinsame Existenz hingewiesen. Das Bewusstseinsprinzip befasst die therapeutische Praxis mit dem Umgang von Bewusstheitsprozessen. Das Sozialitätsprinzip unterstreicht das soziale Wesen des Menschen, und die Sozialisation in der psychotherapeutischen Ausbildung wird kritisch hinterfragt. Weitere zentrale Charakteristika der Integrativen Therapie werden im Leiblichkeitsprinzip und Entwicklungsprinzip beschrieben. Vor diesem Hintergrund wird die Behandlung in der Integrativen Therapie durch ein Interaktionsmodell mit seinem Bezugsrahmen diskutiert. Die Entwicklung und Gliederung der veränderungswirksamen Heilfaktoren werden dargestellt.
Anton Leitner
7. Der Behandlungsverlauf in der Integrativen Therapie
Zusammenfassung
Ein idealtypischer Behandlungsverlauf im System der Integrativen Therapie wird in seiner Abfolge von Initialphase, Aktionsphase, Integrationsphase und Neuorientierungsphase vorgestellt. Für die psychotherapeutische Behandlung werden indikationsspezifisch stützende, erlebniszentrierte, übungszentrierte, konfliktzentriert-aufdeckende und netzwerkaktivierende Modalitäten erläutert. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Beschreibung der Ebenen der therapeutischen Tiefung mit dem Hinweis auf die jeweils spezifische Indikation dar. Die Wege der Heilung und Förderung werden in ihren differenziellen Niveaus unterschieden. Ein reichhaltiges und originelles Repertoire von Methoden, Techniken, Medien, Modalitäten und Strategien zeigt an Beispielen verdeutlicht das kreative Angebot für den intersubjektiven Ko-respondenzprozess in der Behandlung. Die leibtherapeutische Fokalintervention wird durch Behandlungsbeispiele belegt.
Anton Leitner
8. Die Effektivität der Integrativen Therapie
Zusammenfassung
Für die Integrative Therapie wird mit den Studien an der Europäischen Akademie für psychosoziale Gesundheit (EAG) und den Replikationsstudien an der Donau-Universität Krems (DUK) in den Jahren 1994–2009 der Beleg für die Effektivität dieses Behandlungsverfahrens erbracht. Der Verlauf der psychotherapeutischen Interventionen wird aus vielen unterschiedlichen Perspektiven vorgestellt. Die Messzeiten des Untersuchungsdesigns umfassen eine Eingangs- und Abschlusserhebung und eine katamnestische Erhebung. Mit den Erhebungsinstrumenten werden die Veränderung der Symptomatik, die Veränderung im interpersonalen Verhalten, von depressiven Beschwerden, der Angstsymptomatik gemessen. Auch wird die Veränderung der allgemeinen Lebenszufriedenheit und von Aspekten körperlichen Befindens erfragt.
Behandlungsbegleitend werden Stundenbogen eingesetzt. Parallel zur Untersuchungsgruppe wird eine Vergleichsgruppe ausschließlich medikamentös behandelt. Zunächst wird der Rücklauf der Stichproben im Vergleich und anschließend werden die Ergebnisse vorgestellt.
Anton Leitner
9. Geschlechtertheorien
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel geht es um jene Gender- und Diversitätsansätze, die als Grundlage der Anthropologie sowie der Praxeologie der Integrativen Therapie betrachtet werden können. Nach einem Abriss der historischen Wurzeln werden die wichtigsten Grundbegriffe und Hintergrundtheorien erläutert. Dazu zählen Sozialisationstheorien, Un/Doing Gender, De/Konstruktivismus, Queer Theory, Intersektionalität sowie hegemoniale Männlichkeit. Entlang des Tree of Science werden die Theorien und Ergebnisse der aktuellen Geschlechter- und Intersektionalitätsforschung auf ihre Kompatibilität mit der Integrativen Therapie hin überprüft (s. dazu Kap. 10).
Claudia Höfner
10. Entlang des Tree of Science. Geschlechtertheorien in der Integrativen Therapie
Zusammenfassung
Die Integrative Therapie entwickelt sich als offenes Verfahren innerhalb eines konsistenten Rahmens, dem Tree of Science. Dieser berücksichtigt Annahmen der Metatheorie, der realexplikativen Theorie, der Praxeologie und Praxis. Als Referenzrahmen will er „auf einer ‚vertikalen Ebene‘, in jedem theoretischen Teilbereich eine hinlängliche Stimmigkeit und Durchgängigkeit gewährleisten“ … und kann „auf einer ‚horizontalen Ebene‘ auf Kernkonzepte zurückgreifen […], die einen vernetzten Referenzrahmen bieten“ (Petzold und Orth 2019, S. 926). Die in Kap. 9 dargestellten Theorien und Konzepte der Geschlechter- und Intersektionalitätsforschung sollen nun auf ihre Anschlussfähigkeit hin überprüft werden. Denn schließlich ist das Thema Geschlecht ebenso wie Diversität „für jede Arbeit mit Menschen von struktureller Bedeutung: unter anthropologischer, soziologischer, psychologischer und neurowissenschaftlicher, aber auch gerechtigkeits- und ethiktheoretischer Perspektive“ (Petzold und Orth 2012, S. 198).
Claudia Höfner
Backmatter
Metadaten
Titel
Handbuch der Integrativen Therapie
verfasst von
Prof. Dr. Anton Leitner
Univ.-Prof. Dr. Claudia Höfner
Copyright-Jahr
2020
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-60594-3
Print ISBN
978-3-662-60593-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-60594-3