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01.10.2009 | Leitthema
Akuttherapie bei bradykarden Rhythmusstörungen oder Schrittmachernotfällen
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 6/2009
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Bradyarrhythmien (BA) sind durch Sinusknotendysfunktionen (SKD), höhergradige AV-Blockierungen oder Schenkelblockbilder bedingt. SKD können als Sinusbradykardie, sinuatriale Blockierungen oder Sinusknotenstillstand imponieren. AV-Blockierungen I° sind Ausdruck einer Leitungsverzögerung in Vorhof, AV-Knoten, His-Bündel oder Tawara-System. AV-Blockierungen I. und II. Grades treten sehr häufig <24 h nach Infarktbeginn auf und dauern gewöhnlich nicht mehr als 72 h an. AV-Blockierungen III° sind bei vielen Patienten bei Hinterwandinfarkt (HWI) nur vorübergehend, bei Vorderwandinfarkt (VWI) dagegen oft dauerhaft. Zur Akuttherapie bradykarder Arrhythmien ist zunächst eine medikamentöse Behandlung sinnvoll (Atropin 1–3 mg i.v.), die bei 70–80% der Patienten zu einer ausreichenden Frequenzsteigerung führt. Die Indikation zur temporären Elektrotherapie unterscheidet sich bei Patienten mit HWI und solchen mit VWI: Während BA bei HWI oft nur passager sind und meistens keine dauerhafte Schrittmacherstimulation (SM) notwendig ist, sind BA bei VWI oft Zeichen einer septalen Nekrose und erfordern sehr häufig eine permanente SM. Notfallsituationen sind bei SM-Patienten relativ selten, können aber zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Beim Nachweis einer BA und fehlender SM-Stimulation liegt entweder eine Störung des Schrittmachersystems vor oder externe elektrische Phänomene durch Muskelpotenziale oder technische Geräte führen zu einer Inhibierung der Schrittmacherstimulation. BA mit SM-Spikes werden vor allem durch „exit block“, „oversensing“ und SM-Syndrom hervorgerufen. In der Notfallsituation kann bei symptomatischer Bradykardie versucht werden, die Herzfrequenz durch Atropin (0,5 mg i.v.) oder Orciprenalin (0,25–0,5 mg i.v.) zu steigern. Bei Versagen dieser medikamentösen Maßnahmen kann eine transvenöse oder transkutane Elektrostimulation notwendig werden, bei Asystolie muss sofort eine kardiopulmonale Reanimation erfolgen.