07.01.2021 | Leitthema
Update Polytrauma und Computertomographie unter Reanimationsbedingungen
ABCDE und „diagnose first what kills first“
Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 5/2021
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Klinisches Problem
Im Durchschnitt steigen Schockraumzahlen und applizierte CT-Dosis bei sinkender Verletzungsschwere, weshalb die bisherige Vorgehensweise hinterfragt werden sollte.
Radiologische Standardverfahren
Für schwerstverletzte Patienten mit einem Injury Severity Score (ISS) ≥16 ist gesichert, dass die Ganzkörper-CT (GK-CT) im Vergleich zur selektiven CT-Diagnostik die Mortalität um etwa ein Viertel senkt. Dabei ist der ISS ein guter Indikator für die Verletzungsschwere. Da dieser aber erst nach der Diagnostik bestimmt werden kann, hilft er nicht bei der primären Einschätzung.
Methodische Innovation und Bewertung
Es erscheint sinnvoll, neben der bisherigen zeitoptimierten GK-CT mit höchster diagnostischer Präzision ein zweites CT-Protokoll zu etablieren, welches eine deutlich niedrigere Dosis appliziert. Unter bereits laufender Reanimation leistet die GK-CT in aller Regel entweder einen wesentlichen Beitrag zur zielgerichteten Therapie oder aber zur Rechtfertigung der Einstellung von Wiederbelebungsmaßnahmen. Die GK-CT-Befundung sollte mehrfach vorgenommen werden und zumindest im Akutszenario nach dem ABCDE-Schema erfolgen.
Empfehlung für die Praxis
Im Schockraum ist zunächst zu entscheiden, ob eine Einstufung als Polytrauma erfolgt bzw. beibehalten wird. Falls ja, so sollte jede Institution neben der bisherigen Maximalvariante auch ein dosisreduziertes GK-CT-LD-Protokoll vorhalten. Dieses bietet sich für stabile und orientierte Patienten an, welche die CT vor allem aufgrund schwerer Unfallanamnese erhalten. Die GK-CT ist auch unter Reanimation problemlos durchführbar und sowohl medizinisch als auch ethisch von hohem Wert. Die Befundung und Kommunikation sollten gemäß „diagnose first what kills first“ strukturiert sein.
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