Hintergrund
Potenziell inadäquate Medikation (PIM) birgt für ältere Menschen das Risiko erhöhter Arzneimittelnebenwirkungen. Daten zur Prävalenz sind bekannt, jedoch gibt es bisher keine beschreibende Analyse der Verordnungen, die einen Ansatzpunkt zur Reduktion von PIM liefert.
Ziel der Arbeit
Ziel der Untersuchung ist es, die Verordnungen von PIM im ambulanten Sektor zu analysieren und Risikogruppen zu identifizieren, in denen eine verstärkte Sensibilisierung für das Thema notwendig ist.
Material und Methoden
Untersuchungsgrundlage ist ein Datensatz der AOK Bayern, der anonymisierte Verordnungsdaten eines Praxisnetzes an Patienten ab 65 Jahren von 2010 bis 2014 beinhaltet. Zur Identifikation der PIM wird die Priscus-Liste verwendet.
Ergebnisse
Für den Untersuchungszeitraum liegen 410.934 Verordnungen vor. Die Prävalenz von PIM-Verordnungen lag bei 5,60 %. Hausärzte verordneten 5,39 % PIM; Fachärzte für Neurologie/Psychiatrie/Psychotherapie (NPP) verordneten 16,36 % PIM. Arztgruppenübergreifend wurden am häufigsten PIM aus den Arzneimittelgruppen der Psycholeptika, Psychoanaleptika oder Antihypertonika verordnet. Bei Männern und Frauen entfielen in dem Zeitraum 4,50 % bzw. 6,31 % der Verordnungen auf PIM. Hinsichtlich der Altersgruppen erhielten hochbetagte Frauen am häufigsten PIM.
Diskussion
Bei Fachärzten für NPP ist zwar eine hohe Verordnungsprävalenz von PIM festzustellen, jedoch verordnen Hausärzte, absolut gesehen, insgesamt deutlich mehr PIM. Davon sind v. a. Frauen, v. a. zwischen 80 und 84 Jahren, betroffen. Zukünftig sollten Hausärzte stärker sensibilisiert werden, was ihre Verordnungen an ältere Frauen im Bereich Psychopharmaka und Antihypertonika betrifft.