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Erschienen in: Hebammen Wissen 3/2023

01.05.2023 | Thema

Auf der Suche nach dem "Superfood" für Babys

verfasst von: Dr. med. Kristina Kampmann

Erschienen in: Hebammen Wissen | Ausgabe 3/2023

Neugeborenen- und Säuglingsernährung im Vergleich Mit der wachsenden Vielfalt des Repertoires an Säuglingsnahrungen in Apotheken und Drogeriemärkten wird es auch für Fachleute zunehmend schwieriger, den Überblick zu behalten und Eltern zu beraten.
Neuere Funde von Trinkhörnern und Tongefäßen mit Spuren von Milchprodukten von Wiederkäuern in Säuglingsgräbern zeigen, dass bereits zur Bronze- und Eisenzeit (2200 v. Chr. bis 500 n. Chr.) Tiermilch als Säuglingsnahrung verwendet wurde []. Dennoch hatten bis in die jüngere Vergangenheit Neugeborene und Säuglinge nur dann eine realistische Überlebenschance, wenn sie von der leiblichen Mutter oder einer Amme gestillt wurden. Die erste künstlich hergestellte Säuglingsmilchnahrung in flüssiger Form entwickelte Justus von Liebig im Jahr 1865 als "Suppe für Säuglinge" - hier ging es zunächst nur um das Überleben des Kindes. Kurze Zeit später folgten Präparationen in Pulverform (Kindermehl) und die Zahl der Anbieter und Variationen der Inhaltsstoffe wuchs kontinuierlich.

Goldstandard ist und bleibt das Stillen

Unumstritten ist Stillen die natürliche sowie ideale Ernährung für Neugeborene und Säuglinge. Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) empfiehlt das Stillen ohne Zufütterung für alle Säuglinge in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten. Ist dies nicht möglich, kann auch schon eine kürzere oder partielle Muttermilchernährung Nutzen für das Kind haben. Die WHO empfiehlt ausschließliches Stillen während der gesamten ersten sechs Lebensmonate.
Die Zusammensetzung der Muttermilch ist in jeder Wachstumsphase des Kindes bestens auf dessen Bedürfnisse abgestimmt, so dass ein optimales Gedeihen möglich ist. Beeinflusst wird diese durch das Stadium der Laktation, die Reife des Kindes sowie die Dauer und Häufigkeit des Trinkens. Vergleichsweise wenig wird die Zusammensetzung der Muttermilch durch die Ernährung der Mutter beeinflusst. Probleme im Hinblick auf die Zusammensetzung der Nährstoffe treten erst bei einer sehr restriktiven Ernährungsform auf oder wenn die Mutter stark unterernährt ist. Dies wirkt sich negativ auf Milchvolumen und Nährstoffgehalt aus.
Der Jod- und Vitamin-D-Gehalt der Muttermilch ist tatsächlich von der Ernährung der Mutter abhängig. Hier sollte zur Vermeidung einer Unterversorgung die Supplementation von Jod sowie gegebenenfalls von Vitamin D erfolgen. Ernährt sich die stillende Mutter vegan, wird geraten, die kritischen Nährstoffe zu supplementieren, vor allem dauerhaft Vitamin B12.

Stillerfolg und Stillförderung

Kinder- und Jugendärzte und die betreuenden Pflegekräfte spielen eine zentrale Rolle bei der Begleitung von Eltern Neugeborener und junger Säuglinge und tragen wie auch die Hebammen mit ihrer Beratung maßgeblich zur individuellen und informierten Entscheidung und damit zum Stillerfolg bei. Die Stillabsicht der Mutter sollte unbedingt gefördert werden, hierzu können verschiedene Faktoren beitragen:
  • Unmittelbar nach der Geburt sollte Hautkontakt (skin-to-skin) hergestellt werden. Dieser ist essenziell für die Stillförderung und die Mutter-Kind-Bindung. Das Neugeborene findet in der Regel eigenständig die Brustwarze und saugt.
  • Eine persönliche und rechtzeitige professionelle Stillberatung ("international board certified lactation consultant", IBCLC) sollte erfolgen. Hierbei ist ein Konsens der beratenden Personen wichtig, damit es nicht zur Verwirrung durch uneinheitliche Informationen kommt ("Jeder sagt mir was anderes").
  • Neben der Motivation und Beratung durch Fachkräfte beeinflusst auch die mentale Unterstützung durch den Partner/die Partnerin den Stillerfolg und die Dauer des Stillens.

Gesetzliche Regularien für Säuglingsmilchnahrungen

Gelingt trotz aller Bemühungen das Stillen nicht oder nur teilweise oder möchte die Mutter nach informierter Entscheidung nicht stillen, ist hier ebenfalls eine gute Beratung der Eltern für die Auswahl einer geeigneten Säuglingsmilchnahrung erforderlich. Durch die EU-Verordnung Nr. 609/2013 sowie die Diätverordnung der Bundesrepublik und die Verordnung über Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung in Österreich sind die Hersteller von Säuglingsmilchnahrung streng an gesetzliche Auflagen für deren Zusammensetzung gebunden. Unterschieden werden Säuglingsanfangs- und -folgenahrungen. Für die meisten Makro- und Mikronährstoffe legen die Verordnungen enge Grenzbereiche fest. Ein gewisser Spielraum bleibt den Herstellern jedoch - und hieraus resultieren dann die Unterschiede zwischen den im Handel erhältlichen Produkten. Vor Zulassung einer Säuglingsnahrung ist immer der Nachweis ihrer Sicherheit erforderlich; das Gedeihen des Kindes muss gewährleistet sein.

Zusammensetzung von Anfangs- und Folgenahrungen

Neugeborene und Säuglinge, die nicht (komplett) gestillt werden, sollten Säuglingsanfangsnahrung auf Kuhmilchproteinbasis erhalten. Hierzu gehören die Pre- und 1er-Nahrungen. Folgenahrungen (u.a. 2er-Nahrung) sollten erst erwogen werden, wenn das Kind Beikost erhält. Der wesentlichste Unterschied in der Zusammensetzung ist, dass Laktose die einzige Kohlenhydratquelle in den Anfangsnahrungen ist, während die Folgenahrungen zusätzlich glutenfreie Stärke enthalten können. Eine Fütterung von Nahrungen auf Sojabasis ist vor allem in den ersten sechs Lebensmonaten nicht empfohlen, da diverse Nachteile (z.B. der Gehalt an Phytoöstrogenen, Entwicklung von Soja-Allergien) diskutiert werden.
Protein - weniger ist mehr: Eine Proteinzufuhr (orientiert am Eiweißgehalt von Muttermilch) im Säuglings- und Kleinkindalter über den physiologischen Bedarf hinaus ist nach aktuellem Wissensstand mit einem erhöhten Adipositasrisiko assoziiert. Dieser Erkenntnis wurde 2015 mit einer Gesetzesänderung der EU-Verordnung zu den Inhaltsstoffen von Anfangs- und Folgenahrung und einer deutlichen Absenkung des Proteingehaltes auf 1,8-2,5 g/100 kcal Rechnung getragen. 2020 ist diese Grenze nochmals herabgesetzt worden und eine Senkung des Proteingehaltes auf 1,8-2,0 g/100 kcal ist nun ohne erneute Sicherheitsstudie möglich und wünschenswert. Dies gilt seit 2021 auch für hypoallergene Nahrungen (HA-Nahrungen). Als Eiweißquellen erlaubt sind Kuh- und Ziegenmilch aus biologischer oder konventioneller Tierhaltung. Das Verhältnis von Kasein und Molkeprotein ist zu deklarieren.
Die Empfehlungen zu Säuglingsmilchnahrung regulieren auch den Hydrolysegrad des Eiweißes (auf Kasein- oder Molkebasis): intaktes Protein, partielles Hydrolysat, extensives Hydrolysat oder Nahrung auf Aminosäurebasis. Für gesunde Säuglinge ohne erhöhtes familiäres Allergierisiko sind Formula-Rezepturen mit intaktem Protein zu empfehlen. Die HA-Säuglingsanfangsnahrungen enthalten partiell hydrolysiertes Kuhmilcheiweiß. Aktuelle Richtlinien empfehlen zur Risikoreduktion allergischer Erkrankungen im ersten Lebenshalbjahr bei nicht (voll) gestillten Säuglinge aus atopiebelasteten Familien (Eltern oder Geschwister leiden an einer allergischen Erkrankung) die Verwendung einer solcher HA-Nahrung.
Fett: Auch über die Zusammensetzung der Fette ist einige Variation in den Säuglingsmilchnahrungen möglich. Der Zusatz von Docosahexaensäure (DHA) in Anfangs- und Folgenahrungen ist seit dem Jahr 2020 verpflichtend, der von Arachidonsäure weiterhin optional möglich. Damit wird belastbaren Studien Rechnung getragen, die zeigen, dass eine Supplementierung von langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren (long-chain polyunsaturated fatty acids, LCPUFA) langfristig Vorteile für die kindliche kognitive Entwicklung und die Sehschärfe bewirkt. Eine signifikante positive Assoziation bezogen auf die Entwicklung des IQ über die gesamte Kindheit wurde nicht beobachtet. Mit Blick auf den Ursprung und die Qualität der enthaltenen Fette ist heutzutage auch die Verwendung von Palmöl in Säuglingsmilchnahrungen zu diskutieren. Nur wenige Hersteller deklarieren die Herkunft des Palmöls klar. Dies ist allerdings weniger ein ernährungsphysiologischer als vielmehr ein politisch-ökologischer Aspekt.
Mittlerweile stehen nicht mehr nur die rein nutritiven Aspekte der Säuglingsmilchnahrung im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, sie der Muttermilch immer ähnlicher zu machen und so die vorteilhaften Wirkungen von bestimmten Inhaltsstoffen auf das Darmmikrobiom des Säuglings auszuschöpfen.
Prebiotika: Prebiotika in Form von unverdaulichen Oligosacchariden pflanzlicher Herkunft waren einer der ersten Zusätze von Säuglingsnahrungen, die günstige Eigenschaften haben sollten. Galaktooligosaccharide (GOS) und Fruktooligosaccharide (FOS) haben keine eigene immunologische Wirkung, dienen aber selektiv Darmmikrobiota als Substrat und sollen somit gesundheitlichen Nutzen haben (2016 aktualisierte Definition) []. Ein endgültiger Nachweis von Kausalität und positiver Wirkung bleibt schwierig.
Die wichtigsten prebiotischen Bestandteile der Muttermilch sind die humanen Milcholigosaccharide (HMO). Erst seit Kurzem stehen einzelne HMO für die Zugabe in industriell gefertigten Nahrungen zur Verfügung und entsprechend ist auch das wissenschaftliche Interesse sprunghaft angestiegen. Die mindestens 200 Varianten an "natürlichen" Oligosacchariden in Muttermilch werden aus fünf Grundbausteinen zusammengesetzt: Glukose, Galaktose, N-Acetylglucosamin, Sialinsäure (in Form von N-Acetylneuraminsäure) und Fucose.
Im Vergleich zu pflanzlichen Prebiotika (GOS/FOS) haben HMO zusätzliche antiadhäsive und antimikrobielle Wirkungen. So können sie zum Beispiel die Häufigkeit klassischer Durchfallerkrankungen (durch Rotaviren oder Campylobacter) reduzieren. Auch ein Schutz vor der nekrotisierenden Enterokolitis des Frühgeborenen durch das HMO Disialyllacto-N-Tetraose (DSLNT) wird diskutiert. Weiterhin gibt es zunehmend mehr Hinweise für die immunmodulierende Wirkung von HMO und damit auch ihr therapeutisches Potenzial. Puccio et al. beschrieben 2017 in einer randomisierten multizentrischen Studie klinische Effekte von HMO in Säuglingsmilchnahrung: Eine mit 20-Fucosyllactose und Lacto-N-Notetraose ergänzte Nahrung erwies sich nicht nur als sicher und gut verträglich, sondern unterstützte auch ein altersgerechtes Wachstum. Weiterhin wurden unter dieser Ernährungsform weniger Bronchitiden sowie ein geringerer Bedarf an Antibiotika und Antipyretika beobachtet. Insgesamt berichteten die Eltern auch über weniger Koliken bei per Sectio geborenen Kindern.
Probiotika: Bereits im Jahr 2001 befasste sich ein Expertengremium im Auftrag der WHO und der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) mit der Gruppe der Probiotika in Lebensmitteln und arbeitete folgende Definition heraus: "Probiotika sind lebende, nicht pathogene Mikroorganismen, die, wenn sie in ausreichender Menge verabreicht werden, dem Wirt einen gesundheitlichen Nutzen bringen". Hierbei sind die Produkte mit verschiedenen Kategorien (Probiotikum ohne gesundheitsbezogene Angabe, Probiotikum mit spezifischer Gesundheitsangabe, Probiotisches Arzneimittel) zu versehen, was ein jeweils anderes Level an klinischen und wissenschaftlichen Nachweisen erfordert.
Einige Hersteller von Säuglingsmilchnahrungen setzen Probiotika (z.B. Lactobacillus fermentum, Lactobacillus reuteri, Bifidobacterium lactis) zu, auch weil Muttermilch ein Spektrum probiotischer Bakterien enthält. In einer aktualisierten Stellungnahme zum gesundheitlichen Nutzen von Säuglingsanfangs- und Folgenahrungen mit Zusatz von Probiotika aus dem Jahr 2020 kommt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu dem Ergebnis, dass unter anderem die Art und die Menge der zugesetzten Bakterien nur in sehr wenigen vergleichenden Studien mit gesunden Säuglingen untersucht wurden. Damit bleibt (ähnlich wie bei den Prebiotika) ihr klinisch relevanter Nutzen für die Ernährung von gesunden Säuglingen unklar und bietet aktuell keinen beweisbaren Vorteil zu vergleichbaren Produkten ohne derartige Zusätze. Allerdings scheinen Probiotika durchaus präventives und auch therapeutisches Potenzial im Hinblick auf Säuglingskoliken zu besitzen: Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 kommt zu dem Schluss, dass L. reuteri DSM 17938 Koliken bei gestillten Säuglingen wirksam reduziert. Diese Beobachtung konnte bei Formula-ernährten Kindern nicht gemacht werden. Hier stellt sich nun die Frage nach einem Dosis-Wirkungs-Prinzip.
Synbiotika: Eine Kombination aus Pre- und Probiotika findet eine Vermarktungsstrategie unter dem Begriff der "Synbiotika". Die Internationale wissenschaftliche Vereinigung für Probiotika und Präbiotika (ISAAP) definierte diese Gruppe 2020 als "Mischung aus lebenden Mikroorganismen und Substrat(en), die selektiv von Wirtsmikroorganismen verwertet wird und einen gesundheitlichen Nutzen für den Wirt bietet". Unterschieden werden komplementäre und synergistische Synbiotika:
  • Komplementär: Bestehend aus einem Probiotikum in Kombination mit einem Prebiotikum, das auf autochthone Mikro-organismen abzielt
  • Synergistisch: Substrat (Prebiotikum) ist so konzipiert, dass es von dem (den) mitverabreichten Mikroorganismus(en) selektiv verwertet wird
Der klinisch relevante Nutzen für die Ernährung gesunder Säuglinge ist wie bei den Einzelkomponenten noch unklar. Für die Prävention von Atopie, Enteritis oder Koliken mit Synbiotika liegen nur kleine Studien vor.
Postbiotika: Dieses für die Säuglingsernährung relativ neue Konzept nutzt das Prinzip der Fermentation und die positiven Effekte, die fermentierten Lebensmitteln zugesprochen werden. Die ISAAP definiert ein Postbiotikum als eine "Zubereitung aus unbelebten Mikroorganismen und/oder ihren Bestandteilen, die einen gesundheitlichen Nutzen für den Wirt bietet." Wirksame Postbiotika müssen inaktivierte mikrobielle Zellen oder Zellbestandteile enthalten (mit oder ohne Metaboliten), die zu den beobachteten gesundheitlichen Vorteilen beitragen. Es werden fünf Hauptwirkungsweisen in Betracht gezogen:
  • Nützliche Modulation der Mikrobiota durch direkte oder indirekte antimikrobielle Wirkung
  • Verbesserung der epithelialen Barrierefunktion und Induktion von Signalwegen durch einige Bifidobakterien
  • Modulation von Immunantworten
  • Modulation des systemischen Stoffwechsels
  • Signalling über das (enterische und zentrale) Nervensystem
Es gibt erste Hinweise, dass eine postbiotische Supplementierung im Rahmen von fermentierten Säuglingsnahrungen einen gesundheitlichen Nutzen im Vergleich zu nicht postbiotikahaltigen Präparationen bietet. Die Sicherheit und die potenziellen postbiotischen Effekte sind noch unzureichend erforscht und verstanden. Weitere multizentrische Studien sind notwendig, um die Wirkung und die Sicherheit verschiedener Postbiotika zu ermitteln.

Zubereitung von Säuglingsmilchnahrung

Säuglingsmilchnahrung in Pulverform sollte stets nach dem vom Hersteller empfohlenen Mischungsverhältnis zubereitet werden und ist bei Einhaltung der hygienischen Vorschriften keimarm, aber nicht steril. In den meisten Regionen Deutschlands und Österreichs kann für die Zubereitung Leitungswasser verwendet werden. Stammt das Wasser aus bleihaltigen Leitungen, aus einem nicht geprüften Hausbrunnen oder einer Region mit hoher Nitratbelastung im Grundwasser, sollte auf natriumarmes (Mineral-)Wasser zurückgegriffen werden, das zur Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ist.
Vor der Zubereitung sollten die Hände gründlich mit fließendem warmen Wasser und Seife gereinigt werden. Bei Wassertemperaturen von 40-50 °C sind die Pulver meist besser löslich als bei Raumtemperatur und die Trinktemperatur ist nach kurzer Abkühlung erreicht. Die WHO empfiehlt die Verwendung von mindestens 70 °C heißem Wasser (im Hinblick auf die oft ungünstigen hygienischen Bedingungen weltweit), wobei es hier auch zur Zerstörung von Nahrungsbestandteilen (z.B. Probiotika) kommen kann. Flaschen und Sauger sollten auf jeden Fall mit heißem Wasser und Spülmittel oder in der Spülmaschine bei 65 °C gründlich gesäubert und anschließend getrocknet werden. Zusätzliche Sicherheit bietet das Auskochen dieser Utensilien oder eine Behandlung mit kochendem Wasser für mindestens zwei Minuten (empfohlen für Säuglinge unter sechs Monaten). Auch auf eine angemessene Aufbewahrungszeit der zubereiteten Milchnahrung ist zu achten.

Die Mikrobiomforschung und die Gesundheit

Die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm ist komplex und scheint bereits in der frühen Kindheit - beginnend mit der Geburt - entscheidend geprägt zu werden. Die bakterielle Besiedlung variiert abhängig von vielen Faktoren, von denen nur wenige aktiv beeinflussbar sind: Geburtsmodus (vaginale Geburt vs. Sectio), Stillen versus Formulanahrung, Einführung von Beikost, Infekte sowie Therapien mit Antibiotika. Es gibt immunvermittelte Erkrankungen, die mit einer veränderten Mikrobiota (reduzierte Diversität) oder einer Dysbiose (Fehlzusammensetzung im Core-Mikrobiom) im frühen Kindesalter assoziiert sind, etwa Allergien, Asthma, Adipositas und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. Neue Entwicklungen der Säuglingsformulanahrungen versuchen, durch Zusatz von Pre-, Pro-, Syn- und Postbiotika den günstigen Eigenschaften der Muttermilch noch näher zu kommen. Angesichts der Heterogenität der Formula-Hersteller in Bezug auf diese Zusätze und fehlenden Vergleichsstudien kann man derzeit lediglich produktspezifische Betrachtungen anstellen.

FAZIT

Gelingt das Stillen - die natürliche sowie ideale Ernährung für Neugeborene und Säuglinge - trotz aller Bemühungen nicht oder nur teilweise oder möchte die Mutter nach informierter Entscheidung nicht stillen, ist eine gute Beratung der Eltern für die Auswahl einer geeigneten Säuglingsmilchnahrung erforderlich.
Die ideale Formulanahrung gibt es nicht. Aber neue Entwicklungen versuchen durch Zusatz von Pre-, Pro-, Syn- und Postbiotika den günstigen Eigenschaften der Muttermilch noch näher zu kommen.
Metadaten
Titel
Auf der Suche nach dem "Superfood" für Babys
verfasst von
Dr. med. Kristina Kampmann
Publikationsdatum
01.05.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Hebammen Wissen / Ausgabe 3/2023
Print ISSN: 2730-7247
Elektronische ISSN: 2730-7255
DOI
https://doi.org/10.1007/s43877-023-0762-9

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