Zusammenfassung
Essstörungen wurden bereits früh in einem engen Zusammenhang mit familiären Beziehungen gesehen, insbesondere die Anorexia nervosa (AN). Auch wenn Essstörungen durch ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren (genetisch, soziokulturell, Persönlichkeit) bedingt sind, mindert das die Bedeutung von Familien- und Paarbeziehungen nicht. Familiäre und auch Paarbeziehungen können Essstörungen wesentlich mit verursachen, die anderen genannten Einflüsse verstärken, diese abschwächen und bei deren Bewältigung helfen. In der Familientherapie wird die Entwicklung einer Essstörung als Systemprozess gesehen, wobei nicht nur die Beziehungen der Patientinnen zu ihren Müttern, sondern auch die zu Vätern, Geschwistern und anderen Angehörigen eine bedeutende Rolle spielen. Die Essstörung erscheint aus dieser Perspektive als ein Versuch zur Lösung interpersoneller Konflikte und trägt gleichzeitig zur Entwicklung eines „Problemsystems“ um die Symptomatik herum bei.