Immer mehr ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen geraten in schweres Fahrwasser. Als Hauptgrund sieht der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) den akuten Fachkräftemangel.
Der Markt für Pflegefachkräfte sei völlig leer gefegt, erklärte bpa-Präsident Bernd Meurer am Montag gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Pflegeeinrichtungen jagen sich nur noch gegenseitig das Personal ab.“ Jede Neuanstellung reiße an anderer Stelle ein Loch.
Eine Entlastung der Personalsituation durch Fachkräftezuwanderung scheint wegen schleppender Anerkennungsverfahren in absehbarer Zeit nicht wahrscheinlich. Die bürokratischen Hürden – von der Erteilung der Visa bis zur Anerkennung der Berufsabschlüsse – seien nach wie vor immens, kritisierte Meurer. „Je nach Bundesland dauert es weit mehr als ein Jahr, bis eine Fachkraft letztlich anerkannt ist. Und das in einem Mangelberuf!“
Pläne zur Vereinfachung und Vereinheitlichung der Anerkennungsverfahren kommen aus Sicht von Meurer "viel zu spät". Alten- und Krankenpflegekräfte hätten sich längst anders orientiert. Sie gingen beispielsweise nach Skandinavien, Großbritannien oder Nordamerika.
Erst vor wenigen Tagen hatte Arbeitsminister Hubertus Heil angekündigt, mehr Fachkräfte aus Ländern mit einem großen Arbeitskräftepotenzial in der Pflege anwerben zu wollen. Dazu will der Minister zusammen mit Außenministerin Annalena Baerbock im Juni nach Brasilien reisen.
Insolvenzen in der Branche häufen sich
Wie bpa-Präsident Meurer gegenüber dem RND bestätigte, häufen sich in der Branche Insolvenzen oder Betriebsschließungen. Betroffen seien dabei alle Träger, nicht nur Familienunternehmen, sondern auch größere Betreiber und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege. Es bestehe die große Gefahr eines Flächenbrandes.
Aus Personalmangel könnten die Einrichtungen nicht mehr ausgelastet werden. Wenn die Belegungsquote auf 80 Prozent abrutsche, sei ein Heim jedoch kaum noch wirtschaftlich zu betreiben. In einer Befragung des bpa sorgten sich zuletzt fast 70 % der Mitgliedsunternehmen des Branchenverbands um ihre Existenz. (ne)