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05.04.2024 | Schwangerschaft | Online-Artikel

Centering Pregnancy

Schwangerschaftsvorsorge in der Gruppe: Geht das?

verfasst von: Birke Dikken

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Centering Pregnancy ist ein Modell, das die traditionelle Einzelbetreuung in der Schwangerschaft durch eine Gruppenbetreuung ersetzen kann. Aber ist das wirklich wertvoll für die werdenden Mütter – oder nur ein fauler Kompromiss für alle, die keine Hebamme finden? Die Forschung sagt deutlich Ja zu diesem Modell.

Centering Pregnancy (CP) wurde Anfang der 1990er-Jahre in den USA entwickelt und hat vielen Frauen einen besseren Zugang zu pränataler Versorgung in der Gemeinschaft mit anderen Schwangeren ermöglicht. Studien zeigen nicht nur in den USA, sondern auch in vielen anderen Ländern hat sich CP bereits bewiesen. Auch in Deutschland werden jetzt erste Gruppenvorsorge-Angebote geschaffen.

Ziel von CP ist es, werdende Mütter besser zu betreuen, indem sie selbst eine aktivere Rolle in der Schwangerschaftsvorsorge übernehmen. Dazu finden insgesamt zehn Gruppentreffen mit acht bis zwölf Frauen statt, die sich etwa in der gleichen Schwangerschaftswoche befinden. Die Gruppentreffen werden immer von zwei Hebammen begleitet. Im Mittelpunkt stehen alle zentralen Themen zu Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, wie Ernährung, häufige Beschwerden, der Umgang mit Stress und Ängsten, Wehen und Entbindung sowie Stillen und Säuglingspflege in der Zeit nach der Geburt.

Die Frauen messen sich selbst oder gegenseitig den Blutdruck, untersuchen das Wachstum und die Herztöne der Babys, protokollieren ihre Daten, tauschen sich gegenseitig aus und lernen vom Wissen und den Erfahrungen der anderen. Während einer Gruppenkonsultation wird jede Frau zusätzlich separat von einer Hebamme untersucht. Diese Treffen schaffen ein besonderes Bewusstsein für die eigene Schwangerschaft und fördern soziale Kontakte auch über die Zeit nach der Geburt hinaus.

Centering SchwangerschaftTM in Deutschland

Auch in Deutschland werden erste Gruppenangebote für die Schwangerschaftsvorsorge geschaffen. Hebamme Karin Gantevoort kennt Centering seit zwölf Jahren aus den Niederlanden und hat mittlerweile eigene Kurse zur Centering SchwangerschaftTM für Hebammen, Ärzt*innen und Schwangere ausgearbeitet. Gantevoort hat jüngst die ersten Hebammen in Deutschland geschult. Im „Haus für Geburt und Gesundheit“ in Hamburg wird es in Kürze drei Centering-Gruppen für Schwangere geben. Auch in Hebammenpraxen in Ahaus und Bad Laer gibt es erste Angebote.

Die werdenden Mütter bekommen ein Schwangerschafts-Journal, das die zehn Gruppentreffen - übrigens acht vor der Geburt und zwei danach – begleitet. Sie können Notizen machen und zu Hause noch einmal in Ruhe Besprochenes nachlesen. Die Informationen sind einfach dargestellt und werden verständlich erläutert. So können auch Übungen, die man in der Gruppe durchführt, zu Hause noch einmal wiederholt werden, erzählt Gantevoort.

Hebamme als Moderatorin

Hebammen müssten sich allerdings ein wenig umstellen, meint Gantevoort. „Wir referieren nicht, sondern moderieren die Treffen und unterstützen das Wissen, das in der Gruppe bereits vorhanden ist“, sagt sie. Empowerment sei das Stichwort. So ginge es darum, den Frauen bewusst zu machen, über welches Wissen sie eigentlich schon verfügten und das Positive in den Mittelpunkt zu stellen, um ihnen Ängste rund um Schwangerschaft, Geburt und Muttersein zu nehmen. Die Schwangerschaftsvorsorge sei das originäre Arbeitsfeld der Hebammen, aber auch Ärzt*innen sind herzlich eingeladen, die Treffen zu begleiten.

Benefits

  • Gesündere Babys: Studien zeigen, dass Mütter, die an CP teilgenommen haben, gesündere Babys bekommen und die Zahl der Frühgeburten abgenommen hat.
  • Selbstfürsorge: Mütter engagieren sich aktiv für ihre eigene Gesundheitsversorgung und haben ihre Gesundheitsdaten selbst im Blick.
  • Selbstvertrauen: Die Schwangeren sind besser auf die Wehen, die Entbindung und die Betreuung ihres Kindes vorbereitet. Die Erfahrung zeigt, dass sie leichter verstehen, was während der Schwangerschaft normal ist und was Anlass zur Sorge gibt.
  • Betreuungszeit: Werdende Mütter verbringen im Rahmen von CP etwa zehnmal mehr Zeit mit ihrer betreuenden Hebamme als Frauen in der traditionellen Einzelbetreuung. 
  • Gemeinschaftsgefühl und Freundschaften: Die Frauen genießen es, sich mit anderen Frauen auszutauschen, die zur gleichen Zeit eine ähnliche Erfahrung machen. Es werden zum Teil Freundschaften geknüpft, die weit über die Zeit der Geburt hinaus gehen.

Wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird das Modell der Centering SchwangerschaftTM von den Universitäten Lübeck und Münster. Man darf gespannt sein, ob auch hierzulande die durchweg positiven Ergebnisse aus anderen Ländern erreicht werden. Die Chancen stehen gut, sagen alle Beteiligten.

Stimmen Sie ab:
Sind Gruppenangebote für die Schwangerschaftsvorsorge eine gute Alternative zur Einzelbetreuung?

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