Die volle Funktionsfähigkeit von Kliniken und Altenheimen im Krisenfall kann nur sichergestellt werden, wenn diese nicht als reine Wirtschaftsunternehmen betrachtet werden. Diese Meinung vertritt der Kölner Diözesan-Caritasdirektor. Er fordert, entsprechende Lehren aus der Corona-Pandemie zu ziehen.
Kölner Diözesan-Caritasdirektors Dr. Frank Johannes Hensel, © Caritas Köln
Die Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, dass sich „Systemrelevanz sich nicht mit einem entfesselten Wettbewerb“ verträgt, schreibt Dr. Frank Johannes Hensel in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Caritas in NRW“. Krankenhäuser könnten „eben nicht als Wirtschaftsunternehmen betrachtet werden, die jederzeit genug Rendite erbringen müssen und dafür Personal, Ausrüstung und Notfallkapazitäten stets knapphalten sollten“, betont Hensel. Systemrelevanz benötige „die volle Funktionsfähigkeit im Krisenfall“. Er sieht die Reaktionsfähigkeit vor Ort während der Pandemie durch den Mangel an Schutzmasken, Kitteln und Desinfektionsmitteln deutlich geschwächt. Die Lösung sieht er in einer durch das Land [Nordrhein-Westfalen] unterstützten Vorratshaltung.
Die Systemrelevanz von Krankenhäusern und Altenheimen erfordert nach Einschätzung des Caritas-Direktors faire und tariflich geregelte Bezahlung und ausreichend menschliche Zuwendung. Hier sei die Gemeinnützigkeit von Trägern sehr passend.
Wenn Ehrenamt und humanitäre Hilfe an Grenzen stoßen
In den letzten Monaten wurde auch deutlich, wie das in vielen Bereichen auf ehrenamtlichen Angeboten und humanitärer Hilfe basierende System der Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischen Leistungen an seine Grenzen stieß. Dazu Hensel: „So waren Tafeln schnell leer. Menschen, die zuvor auf dieses System vertrauen mussten, standen plötzlich vor dem Nichts. Charity greift als Instrument einer starken Sozialpolitik, deren Anliegen es sein muss, die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern, zu kurz.“
Der Caritas-Direktor fordert, aus der Krise zu lernen: „Eine Krise wirkt wie ein Brennglas, sie führt Missstände, Probleme und Ungleichheiten unübersehbar vor Augen. Das gilt auch für die Corona-Pandemie, von der niemand so genau weiß, wie lange sie noch ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens sein wird.“ (SK)