Die zweite Welle der Corona-Pandemie trifft Deutschland mit Wucht. Personalengpässe erweisen sich dabei als größtes Problem. Den Arbeitsschutz aufzuweichen und dem Personal noch mehr Arbeit aufzubürden, darf jedoch nicht die Lösung sein, so der Deutsche Pflegerat (DPR).
„Die Bewältigung der Corona-Pandemie verlangt den professionell Pflegenden übermenschliche Arbeitsleistungen ab, die weit über das Limit dessen gehen, was normal ist. Hierauf müssen alle Verantwortlichen und insbesondere die Politik rasch und konsequent reagieren“, erklärte DPR-Präsident Franz Wagner am Freitag. Der Sommer sei nicht ausreichend genutzt worden, um sich auf die Bewältigung der zweiten Pandemie-Welle vorzubereiten.
Indiskutable Maßnahmen
Mit scharfer Kritik weist der DPR-Präsident viele jetzt ergriffene Maßnahmen als „völlig verfehlt und absolut indiskutabel“ zurück. So ist in Niedersachsen per Verfügung die mögliche Arbeitszeit in Kliniken auf bis zu 60 Stunden erweitert worden. „Anstatt die seit langem bekannten Probleme in der Pflege-Personalausstattung anzugehen, sollen jetzt die professionell Pflegenden mit ihrem Rücken herhalten. Das ist politisch schäbig“, erklärte Wagner. Genauso kritisch sieht der DPR-Präsident, dass infizierte, symptomfreie Pflegende in bestimmten Situationen arbeiten sollen: „Die professionell Pflegenden brauchen einen Arbeits- und Gesundheitsschutz, der seinen Namen verdient.“
Pflege in Entscheidungen einbinden
Der DPR vermisst ein klares Konzept, wie Pflegefachpersonen in Krisensituationen sinnvoll eingesetzt werden können. Dafür ist aus Sicht des Pflegedachverbands die frühzeitige Einbindung der Profession Pflege mit ihrer Expertise in die Entscheidungsprozesse unerlässlich – und dies nicht erst, „wenn es wieder einmal zu spät ist“. So stößt auf Unverständnis, dass die Vertretung der Pflegeberufe nicht an der Beratung des Bundesgesundheitsministeriums zur Corona-Pandemie beteiligt ist. Wagner: „In Zeiten der Krise und darüber hinaus ist dies ein No-Go!“ (ne)