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2021 | Psychologie - Psychiatrie | Buch

Allgemeine Psychotherapie

Schulenübergreifende Wirkprinzipien und gemeinsame Theorieaspekte

verfasst von: Dr. Lotte Hartmann-Kottek

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Psychotherapie: Praxis

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Über dieses Buch

Dieses Buch erarbeitet die gemeinsamen Potentiale der verschiedenen Psychotherapieschulen. Es lädt Psychotherapeuten ein, die neurophysiologische, entwicklungspsychologische sowie beziehungsorientierte, zugrundeliegende Matrix (die Basisbedürfnisse und ihre Regulation, die Defizit-, Trauma- und Konflikt-Verarbeitungsmuster samt flankierenden Übungsangeboten) sowie die heilsamen Korrektur- und Stabilisierungschancen zu erkennen – und sie im Sinne des Klienten therapeutisch achtsam zu nutzen.

In der neuen, universitären Psychotherapie-Ausbildung sollen angehenden Therapeuten alle vier psychotherapeutischen Grundrichtungen erlernen, also sowohl die bisherigen Richtlinienverfahren plus die systemischen und humanistischen. Die Zentrierung auf den gemeinsamen Boden baut Verständnisbrücken und regt Übersetzungsarbeit an. Diese erweiterte, neue Zugangsvielfalt zum Patienten wird sich als Vorteil auswirken und mittelfristig auch die Psychotherapiepraxis gestandener Kollegen beeinflussen.

Geschrieben für …

… Psychologische und Ärztliche Psychotherapeuten, psychosomatisch tätige Ärzte, Psychiater und andere Fachärzte mit psychotherapeutischer Zusatzbezeichnung, Studierende des Faches Psychotherapie.

Über die Autorin:

Prof. Dr. med., Dipl. Psych. Lotte Hartmann-Kottek, FÄ für Innere Medizin, Neurologie und Psychiatrie/Psychotherapie (Tiefenpsychologie und Gestalttherapie; jeweils mit Lehrbefugnis) – sowie FÄ für Psychosomatische Medizin. Über 40 Jahre Aus- und Weiterbildungserfahrung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Psychotherapie zwischen Tradition und Aufbruch sowie zwischen Vielheit und Ganzheit
Zusammenfassung
In der Psychotherapie begegnen sich Denktraditionen der Natur- und der Geisteswissenschaften. Auch der aktuelle Umbruch innerhalb der Naturwissenschaften spiegelt sich wider. Die Sicht und Bewertung von Objektivität und Subjektivität hat in den letzten 2–3 Jahrhunderten stark geschwankt. Dies floss in die verschiedenen „Schulen“ ein. Die Reflektion darüber könnte Brücken bauen. Verständnisschwierigkeiten gibt es auch oft für die Äquivalenz von „Feld und Struktur“, „Welle und Korpuskel“ und damit auch für das Einstein’sche E = mc2, das die Äquivalenz von Materie und Geist berührt: zwei Seiten einer Medaille. Damit verknüpft ist die „digitale“ wie auch „analoge“ Nutzung unseres Gehirns. Erstaunlich, dass diese Dimension psychotherapierelevant sein soll? Forschungsmäßig orientiert sich dieses Buch am schulenübergreifenden Geist und internationalen Standard, wie er dankenswerterweise seit einem halben Jahrhundert in Bergin and Garfield’s Handbook (Lambert 2013) niedergelegt wird. 
Lotte Hartmann-Kottek
Kapitel 2. Wirksamkeiten und Wirkfaktoren
Zusammenfassung
Es besteht allgemein wenig Bewusstheit über ihre Bedeutung für das Gelingen von Beziehung und Prozess. Dadurch werden Chancen verschenkt. Das Herzstück der Wirksamkeit ist eine therapeutische Beziehung, die von bewusster Menschlichkeit durchdrungen ist und die eine adäquate, lebensförderliche Neuerfahrung vermittelt, egal mithilfe welcher Technik. Die Qualität der Beziehung, die in der Wissenschaft bislang als „allgemeiner Faktor“ läuft, korreliert am höchsten von allen Faktoren mit dem Therapieerfolg (30 %). Sie differiert jedoch stark in den verschiedenen Schulen. Die hohe Effektstärke der Gestalttherapie beruht vermutlich auf ihr. Der Therapeutenpersönlichkeit wird 20 % der Ergebnisvarianz zugerechnet. Die störungsspezifische Technik trägt zum Endergebnis nur ca. 10 (−15) % bei. Fälschlicherweise verbuchen ihre Verfechter in der bisherigen Forschung fast alle Erfolge als methodenspezifisch. Auf Techniken könnte auch verzichtet werden. Sie bilden dennoch einen Reichtum, der aber mit Augenmaß angewendet werden sollte. 
Lotte Hartmann-Kottek
Kapitel 3. Ordnungsreihen, Spiegelungen und Enfaltungsdynamiken – Spiele der Vielfalt innerhalb der Ganzheit
Zusammenfassung
Auf die Psyche des Menschen wirken sich mit unterschiedlicher Bedeutung verschiedene Ordnungsparameter aus: biologische, physiologische, entwicklungsdynamische, soziologische, kulturelle, - reifungs- und integrations-förderliche wie fragmentierende, traumatisierende oder auch chaotisierende. Die entwicklungspsychologischen Phasen spiegeln schubweise Reifungsschritte. Ihre Überlagerungen ergeben facettenreiche Erscheinungsbilder. Das energetische Verwandlungsmuster der Grundsubstanz, das Einstein in seine allseits bekannte Formel brachte, E= mc2, scheint ein durchgehendes Prinzip, das sich auf allen Komplexitätsebenen sowohl im Inneren der menschlichen Organisation, im äußeren Miteinander, wie in übergeordneten, ideellen Bezogenheiten verwirklicht. Die gestaltpsychologische Entsprechung dazu ist Kurt Lewins Erkenntnis von der Gleichrangigkeit und grundsätzlichen Einheit von Struktur und Feld als Seinsweise. Dieser verwandlungsfreudige Ansatz erleichtert die Übersetzungsarbeiten im Rahmen der Psychotherapie und Psychosomatik.
Lotte Hartmann-Kottek
Kapitel 4. Systeme und Zwischenräume
Zusammenfassung
Auf die Psyche des Menschen wirken sich mit unterschiedlicher Bedeutung verschiedene Ordnungsparameter aus: biologische, physiologische, entwicklungsdynamische, soziologische, kulturelle, – reifungs- und integrations-förderliche wie fragmentierende, traumatisierende oder auch chaotisierende. Die entwicklungspsychologischen Phasen spiegeln schubweise Reifungsschritte. Ihre Überlagerungen ergeben facettenreiche Erscheinungsbilder. Das energetische Verwandlungsmuster der Grundsubstanz, das Einstein in seine allseits bekannte Formel brachte, E= mc2, scheint ein durchgehendes Prinzip, das sich auf allen Komplexitätsebenen sowohl im Inneren der menschlichen Organisation, im äußeren Miteinander, wie in übergeordneten, ideellen Bezogenheiten verwirklicht. Die gestaltpsychologische Entsprechung dazu ist Kurt Lewins Erkenntnis von der Gleichrangigkeit und grundsätzlichen Einheit von Struktur und Feld als Seinsweise. Dieser verwandlungsfreudige Ansatz erleichtert die Übersetzungsarbeiten im Rahmen der Psychotherapie und Psychosomatik
Lotte Hartmann-Kottek
Kapitel 5. Krankheits- und Gesundheitsverständnis
Zusammenfassung
Das Gesundheitsverständnis der World Health Organization ist weit und ganzheitlich gefasst. Es entspricht damit dem Ideal eines individuellen und beziehungsmäßig kontextuellen Gleichgewichts. Da es auch die geistige Dimension mit umfasst (wie auch immer diese definiert wird), kommt es der Zielvorstellung der vorliegenden „allgemeinen Psychotherapie“ sehr nahe. 
Lotte Hartmann-Kottek
Kapitel 6. Vielfalt und Gemeinsames von psychotherapeutischen Behandlungswegen
Zusammenfassung
Derzeit geht es der Psychotherapie wie der Gruppe von Blinden, die einen Elefanten erkunden wollten. Da jeder einen etwas anderen Standort hatte und deshalb etwas andere Erfahrungen machte, kamen sie darüber in Streit, was es denn in Wahrheit mit einem Elefanten auf sich hätte. Jeder glaubte es zu wissen, aber hatte doch nur seine Teilwahrheit zur Verfügung. Alle zusammengenommen hätten eine ganze Menge mehr begriffen. 
Lotte Hartmann-Kottek
Kapitel 7. Der Geist der Zeit- und Kulturepochen als Bezugssystem samt seinem Wandel der menschlichen Reifungsideale
Zusammenfassung
Kultur und Zeitgeist prägen die innere Ausrichtung, das Verständnis von sozialer Normalität, von Sinn und Zielvorstellungen für das individuelle, menschliche Leben und für das Zusammenleben. Dieser äußerst kurzgefasste Überblick möchte einen Anstoß dazu geben, die scheinbare „Normalität“ der heutigen Sichtweise zu relativieren und einen gewissen Veränderungsspielraum zu eröffnen. Werte, Welt- und Menschenbilder sind psychotherapierelevant, v. a. wenn und solange wir sie nicht reflektieren. Der Vergleich und Rundblick ergeben allerdings nicht den Eindruck, dass sich unsere Zeit insgesamt auf einem Entwicklungsgipfel befände. Insofern gehen wir Schritt für Schritt zurück, vielleicht auch in Spiralen, um letztlich in einer Zukunft anzukommen, in der die Entwicklung des menschlichen Potentials adäquater gefordert und gefördert wird. 
Lotte Hartmann-Kottek
Kapitel 8. Forschung und Forschungskrisen in der Psychotherapie
Zusammenfassung
Die gute Nachricht zuerst: Es gibt weltweit noch wirkliche Wissenschaftler, denen es primär um Erkenntnis geht und nicht um verbandspolitische Vormachtsinteressen. Ihnen sei hier für ihre umsichtigen Recherchen und ihren Gerechtigkeitssinn ein großer, tief empfundener Dank ausgesprochen. Eine dieser Gruppen ist diejenige, die sich seit einem halben Jahrhundert (in 8- bis 10-jährigem Rhythmus) für eine regelmäßige Aktualisierung entschlossen hat, ein Handbuch zur Psychotherapieforschung herauszugeben, in dem alle Schulen eingeladen sind, ihre jeweils maximal seriös überprüften Ergebnisse zu veröffentlichen. 
Lotte Hartmann-Kottek
Kapitel 9. Rückblick
Zusammenfassung
Die überragende Bedeutung der therapeutischen Beziehung für ein positives Therapieergebnis spricht für die These, dass Heilung ein überwiegend ganzheitlicher Prozess von innen her ist, bei dem die Natur im Schutzraum einfühlsamer, liebevoller Zuwendung ihre Regulationsfähigkeiten wieder regeneriert. Störungsspezifische Therapie spielt dabei zumeist eine unterstützende und ergebnisstabilisierende Rolle. Wenn ein Symptom als Verdichtung des relevanten, gestörten Problemfeldes gesehen und adäquat rückübersetzt werden kann, kann der sinnvolle Anteil des Ausgegrenzten sogar dabei helfen, den Lösungsweg zu finden. Die Entfaltung einer Therapeutenpersönlichkeit und die Kunst, emotional korrigierende Erfahrungen zu ermöglichen, sind weitere wichtige Eckpunkte. Psychotherapie ist ein Fachbereich der Begegnung auf mehreren Ebenen: Hier treffen sich nicht nur Menschen, um mit Hilfe von Psychotherapie in einen stimmigeren und heilsameren Ordnungszustand zu kommen. – Hier treffen sich auf dem Terrain der Psychotherapie auch die Natur- mit den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, – ein überaus sinnvolles „date“, bei dem es um die Essenz des Menschseins geht!
Lotte Hartmann-Kottek
Backmatter
Metadaten
Titel
Allgemeine Psychotherapie
verfasst von
Dr. Lotte Hartmann-Kottek
Copyright-Jahr
2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-61256-9
Print ISBN
978-3-662-61255-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-61256-9