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03.05.2024 | Politik | Nachrichten

Hotline, Website und Schulungen geplant

Lauterbach kündigt Gesetz zur Suizidprävention an

Bundesgesundheitsminister Lauterbach will die weiterhin hohe Zahl an Suiziden senken. Jetzt kündigte er als ersten Schritt eine Strategie zur Suizidprävention an.

Verzweifelte junge Frau (Symbolbild) © simpson33 / Getty Images / iStockMit einer bundesweiten Website sollen gefährdete Personen und deren Angehörige über Hilfen und Angebote zur Suizidprävention informiert werden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die weiterhin hohe Zahl an Suiziden in Deutschland senken. Dafür legte der SPD-Politiker am Montag als ersten Schritt eine Strategie zur Suizidprävention vor.

Lauterbach betonte, dass es bei der Prävention darum gehe, Solidarität mit den Schwächsten zu zeigen. Wenn sich jemand das Leben nehme, sei dies für die Hinterbliebenen eine Tragödie. Nach seinen Worten gibt es gerade bei älteren Männern sowie bei jüngeren Frauen, die bereits einen Suizidversuch unternommen haben, ein besonders hohes Suizidrisiko. „Auf die alle müssen wir zugehen.“

Spezielle Schulungen für Gesundheitsfachkräfte

Lauterbachs Strategie sieht vor, mit einer bundesweiten Website gefährdete Personen und deren Angehörige mit vertieften Informationen zu Hilfen und Angeboten zur Suizidprävention zu informieren. Auch plant er Maßnahmen zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und zur Enttabuisierung der Themen Sterben, Tod und Suizid. Zudem sind modellhaft Schulungen für Fachkräfte im Gesundheitswesen und in der Pflege zur Suizidprävention angedacht.

Mittelfristig, so der Minister, sei an eine Aufklärungskampagne gedacht. Gemeinsam mit den Ländern will er eine bundesweite, immer erreichbare Krisen-Telefonnummer erarbeiten. Dabei denkt er an die Rufnummer 113.

Der Minister will auch die Methodenrestriktion stärken, das heißt: Auffangnetze an Brücken spannen, von denen bisher Suizidenten in den Tod sprangen. Bei der Methodenrestritkion gehe es, so Lauterbach, auch darum, Hochhäuser nicht zugänglich zu machen oder bisher unbeschrankte Bahnquerungen mit Schranken zu sichern. Dies könne durchaus bewirken, dass ein Suizid gar nicht stattfinde. Es sei nicht so, dass jemand, der sich mit Suizidgedanken trage, dann an einem anderen Ort sein Leben beende.

Telefon-Hotline könnte helfen, Suizidrate zu senken

Dr. Ute Lewitzka, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention, betonte, dass sich eine Telefon-Hotline in anderen Staaten wie den Niederlanden beispielsweise mit sinkenden Suizidzahlen bewährt habe. Die ehrenamtliche Telefonseelsorge mache gute Arbeit, reiche aber gerade in Fallen akuter Suizidalität oft nicht aus – auch deshalb nicht, weil viele Anrufer dort niemanden erreichten.

Lewitzka rief die Politik dazu auf, bestehende Angebote zur Prävention dauerhaft in einem Gesetz zu sichern. Sie seien heute oft als zeitlich befristete Projekte angelegt. Nach den Worten Lewitzkas ist es nicht problematisch, wenn Medien über Suizide berichteten – das jedoch müsse kurz, ohne die Angabe von Details und immer mit dem Hinweis auf Hilfsangebote erfolgen.

Ruf nach „beschreibender Epidemiologie“

Lauterbach beklagte, dass Daten über das Suizid-Geschehen in Deutschland fehlten. Deshalb müsse es ein anonymisiertes Register geben, das angebe, an welchem Ort Suizide passierten, welche Gründe dazu geführt hätten und ob es eine Wiederholungshandlung sei. „Wir brauchen eine beschreibende Epidemiologie“, so der Minister. Er geht davon aus, dass der Haushaltsausschuss des Bundestages ausreichend Mittel für Strategie und Gesetz billigen wird.

Der Ausschuss habe dies schon signalisiert, teilte Lauterbach mit. Im Juli 2023 hatte der Bundestag mit großer Mehrheit und quer über die Fraktionsgrenzen hinweg die Bundesregierung aufgefordert, bis Ende Juni 2024 Strategie und Gesetz zur Suizidprävention vorzulegen. In dem Antrag heißt es auch, dass der Förderschwerpunkt Suizidprävention beim BMG aufgestockt werden soll.

Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag, die Ärztin Dr. Kisten Kappert-Gonther, nannte Lauterbachs Konzept am Montag einen „richtungsweisenden Anfang, um Menschen mit Suizidgedanken besser aufzufangen und nicht allein zu lassen.“ Die Umsetzung müsse nun rasch erfolgen.

CDU-Politikerin Stöcker: Zeit ein entscheidender Faktor

Die CDU-Gesundheitspolitikerin Diana Stöcker erklärte auf Anfrage der Ärzte Zeitung, es sei gut, dass mit dem Input relevanter Akteure der Suizidprävention und dem BMG ein Maßnahmenplan gegen Suizide vorliege. Als Mitglied des überfraktionellen Parlamentskreises Suizidprävention hätte sie sich aber gerne schon den Referentenentwurf zum Gesetz gewünscht. „Zeit ist in der Suizidprävention ein entscheidender Faktor, und jede zeitliche Verzögerung kostet Menschenleben.“

Laut BMG konnte die Zahl der in Deutschland jährlich begangenen Suizide bis etwa 2008 zwar deutlich gesenkt werden, sie stagniert den Angaben zufolge aber seither auf dem Niveau von 9.000 bis 10.000 Suiziden. (bwa)

Quelle: Ärzte Zeitung

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