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02.01.2024 | Intensivpflege | Online-Artikel

Sepsis: Interprofessionelle Zusammenarbeit verbessert Outcome

verfasst von: Stabsbootsmann Stefan Dollowski

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Die Früherkennung und die frühzeitige Einleitung verschiedener Maßnahmen, und damit dem Faktor Zeit, spielen bei septischen Krankheitsbildern die größte Rolle, um das Outcome der Betroffenen entscheidend zu beeinflussen. Hier kommt dem Pflegepersonal eine besondere Verantwortung zu.

Um ein septisches Krankheitsbild frühzeitig zu erkennen, ist eine Inaugenscheinnahme des zu betreuenden Patienten anhand geeigneter Kriterien eine Grundvoraussetzung. Hierfür haben sich die qSOFA-Kriterien bewährt. Neben den allgemein bekannten Infektionszeichen Überwärmung, Schmerz, Rötung, Schwellung und Bewegungseinschränkung wird mit dem qSOFA-Score ein relevantes Risiko für die Entwicklung einer Sepsis abgeschätzt (Tab. 1). Insbesondere bei einliegenden Personen kann aufgrund der bereits bestehenden Anamnese und des bekannten Krankheitsbildes ein septisches Geschehen meist schnell eingegrenzt und zielgerichtet therapiert werden. Anders stellt sich die Situation in der Notfallaufnahme dar. Hier sind die Umstände und die Anamnese häufig nur unzureichend bekannt oder der zu betreuende Patient wird erst bei signifikanter Verschlechterung des Gesamtzustandes und ggf. mit eingeschränkten Vitalfunktionen vorstellig. Da es sich bei einem septischen Krankheitsbild in jedem Fall um eine akute Notfallsituation handelt, müssen die entsprechenden Maßnahmen im Team durchgeführt werden, da der Therapiebeginn das Outcome und die Letalität maßgeblich beeinflusst.

Tab. 1: qSOFA-Score

Atemfrequenz

>21

Verändertes Bewusstsein
(Glasgow Coma Score)

<15

Systolischer Blutdruck

<100mmHg

Standardisiertes Vorgehen bei Verdacht auf Sepsis

Nach Feststellung eines septischen Krankheitsbildes müssen unverzüglich entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Hierzu eignen sich am besten standardisierte Vorgehensweisen, bei denen die einzelnen Schritte und Tätigkeiten bereits im Vorfeld den jeweiligen Personen bzw. Fachgruppen zugeordnet und übertragen werden. Zunächst ist eine Kontaktaufnahme mit dem zuständigen ärztlichen Kollegen mit der Information „hochgradiger Verdacht auf Sepsis“ unter Angabe des qSOFA-Scores unabdingbar. Danach ist eine regelmäßige, vorzugsweise technische Kontrolle der Vitalzeichen (EKG, SpO2, RR, Temp.) durchzuführen. Hier haben sich je nach Zustand in der Akutphase Intervalle zwischen 5 und 10 Minuten bewährt. Um eine sofortige Volumen- und medikamentöse Therapie einzuleiten, sind zwei großlumige Venenkatheter (>18 G) zu legen und mit Infusionslösungen zu bestücken. Auch hier ist eine technische Lösung zur kontinuierlichen Volumen- und Medikamentengabe zu bevorzugen, insbesondere bei kreislaufstabilisierender Medikation. Darüber hinaus sind zur Feststellung von Krankheitserregern entsprechende Blutkulturen (aerob/anaerob), ein großes Blutbild, klinische Chemie und Gerinnungsparameter abzunehmen und zu bestimmen. Die Anlage eines Blasenkatheters mit Temperatursonde ist bei einem septischen Krankheitsbild obligat und dient neben der Volumenbilanzierung auch der Gewinnung einer Urinkultur. Zusätzlich werden Abstriche, mindestens im Nasen- Rachenraum durchgeführt (Abb. 1). Um einen zeitlichen Verzug bei der Vorbereitung zu vermeiden, hat sich hier ein „Sepsis-Set“ bewährt (Tab. 2).

Abb. 1: Maßnahmen bei Verdacht auf Sepsis


Tab. 2: Sepsis-Set

Venenverweihlkanülen je 3x

18G, 17G, 16G, 14G

Blasenkatheter-Set 

1x

Blasenkatheter m. Temp. 

14 CH u. 16 CH

Blutkulturen je 2x

Aerob / Anaeroeb

Abstriche trocken 

2x

Abstriche Nährboden

1x

kleiner Abwurf 

1x

Kompressen (steril)

4 PG

Leukoplast 

1x

Handschuhe (steril) 7,5

2x

Vorzugsweise immer zwei Pflegefachkräfte

Die genannten Maßnahmen werden ohne Zeitverzögerung und nach Erkennen eines septischen Geschehens durch eine Pflegefachkraft durchgeführt. Im Idealfall sind bei der Durchführung immer zwei Pflegefachkräfte anwesend. Obwohl für die Durchführung der Maßnahmen keine zusätzliche Fachweiterbildung erforderlich ist, wird eine regelmäßige In-Üb-Haltung zur sicheren Anwendung empfohlen und ist sinnvoll. Während der Durchführung der Maßnahmen kann der ärztliche Mitarbeiter durch Sichtung von Patientenunterlagen und Bewertung der Gesamtsituation eine Therapie auswählen, die sofort eingeleitet werden kann. Dieses Vorgehen sollte nicht mehr als 45 Minuten beanspruchen. Die Dokumentation der Maßnahmen sollte im Anschluss digital erfolgen, um der aufnehmenden Einheit eine lückenlose und klare Verlaufsübersicht zu gewähren.

Fazit

  • Ein septisches Geschehen zu erkennen, ist entscheidend für den weiteren Behandlungsverlauf und liegt in der Verantwortung der betreuenden Pflegefachkraft.
  • Die schnelle Einleitung standardisierter Maßnahmen hat einen signifikanten Einfluss auf das Outcome und liegt in der Verantwortung der Pflegefachkraft.
  • Eine ausreichende Sicherheit bei der Wahl der einzusetzenden Hilfsmittel ist unabhängig von einer weiteren Fachqualifikation wie „Notfall- oder Intensivpflege“ zwingend erforderlich und liegt ebenfalls in der Verantwortung der Pflegefachkraft.
  • Die interprofessionelle Erarbeitung und Durchführung standardisierter Maßnahmen und die Übernahme der Durchführungsverantwortung sind in Notfallsituationen unabdingbar.
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