Bei extrem Frühgeborenen, für die es keine oder zu wenig Muttermilch gibt, stellt sich die Frage nach der besten Alternative. Die neurologische Entwicklung scheint nicht davon abzuhängen, ob sie Spendermilch oder Formulanahrung bekommen.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Beobachtungsstudien legen nahe, dass extrem Frühgeborene, die mit Muttermilch gefüttert werden, eine bessere neurologische Entwicklung aufweisen als Gleichaltrige, die Formulanahrung erhalten. Wenn ihre Mütter keine oder zu wenig Muttermilch haben, ist unklar, ob gespendete Muttermilch vorteilhafter für ihre neurologische Entwicklung ist als Formulanahrung. Die Ergebnisse einer doppelblinden, randomisierten Studie sprechen nicht dafür.
Einbezogen wurden 483 Frühchen, die an einer von 15 US-amerikanischen Kliniken vor der 29. Schwangerschaftswoche geboren worden waren oder bei der Geburt weniger als 1000 g gewogen hatten. Da sie keine oder nur wenig Muttermilch bekommen konnten, erhielten sie randomisiert entweder mit Nährstoffen angereicherte, pasteurisierte Muttermilch von Spenderinnen (n = 239) oder Formulanahrung (n = 244) bis zum Alter von 120 Tagen, Tod oder Entlassung. Ein Forscherteam verglich die neurologische Entwicklung im korrigierten Alter von 22–26 Monaten.
Keine kognitiven und motorischen Unterschiede
Die Kinder waren bei der Geburt im Median 26 Wochen alt und 840 g schwer, 52% waren Mädchen. 54 Säuglinge starben während der Nachbeobachtungszeit. Bei 88% der Überlebenden (n = 376) konnte die neurologische Entwicklung mithilfe der kognitiven Skala der Bayley Scales of Infant and Toddler Development (BSID) untersucht werden. Die Skala reicht von 54–155, ein Wert von ≥ 85 bedeutet keine neurologische Entwicklungsverzögerung. Den zwischen Randomisierung und Untersuchung verstorbenen Kindern wurde eine Punktzahl von 54 zugeordnet.
Der adjustierte mittlere BSID-Wert für die kognitiven Fähigkeiten unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. Er lag bei 80,7 Punkten bei den Kindern mit Spendermilch und bei 81,1 Punkten bei denen mit Formulanahrung. Auch bezüglich der Entwicklung von Sprache und Motorik zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.
Mortalität und Morbidität als sekundäre Endpunkte
Vor der Nachuntersuchung starben 13% in der Spendermilchgruppe und 11% in der mit der Formulanahrung, die adjustierte Risikodifferenz lag bei 1%. Gleichzeitig trat nur bei rund 4% der mit gespendeter Milch Gefütterten eine nekrotisierende Enterokolitis auf, während es in der anderen Gruppe 9% waren (adjustierte Risikodifferenz: 5%). Die Kinder in der Spendermilchgruppe nahmen etwas langsamer zu (22,3 vs. 24,6 g/kg/Tag).
„Bei extrem Frühgeborenen, für die nur wenig Muttermilch vorhanden ist, unterscheidet sich die neurologische Entwicklung im korrigierten Alter von 22 bis 26 Monaten nicht abhängig davon, ob sie Spendermilch oder Formulanahrung erhalten“, lautet das Fazit von Prof. Tarah Colaizy von der Universität Iowa und ihrem Team.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Hängt die neurologische Entwicklung von extrem Frühgeborenen, für die es nur wenig Muttermilch gibt, davon ab, ob sie Spendermilch oder Formulanahrung bekommen? Antwort: Die neurologische Entwicklung im korrigierten Alter von 22 bis 26 Monaten unterscheidet sich nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen. Einschränkung: Das Angebot an Spendermilch und die Verwendung in US-amerikanischen Neugeborenen-Intensivstationen sind während des Studienzeitraums exponentiell gestiegen. |