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06.03.2024 | Altenpflege | Nachrichten

Notaufnahmen brauchen mehr geriatrische Expertise

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Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) fordert mehr altersmedizinische Expertise in den Notaufnahmen. Die besonderen Bedürfnisse von Senioren werden aus Sicht der Fachgesellschaft zu wenig berücksichtigt. Auch speziell geschulte Pflegekräfte können zu einer besseren Versorgung beitragen.

Zugang zur Notaufnahme © Friso Gentsch / dpa / picture allianceDeutschlands Notaufnahmen sind aus Sicht der DGG nicht ausreichend auf die Versorgung älterer Menschen eingestellt.

Ab Januar 2025 soll bundesweit die Notfallversorgung reformiert werden. Ziel ist es, Patientenströme besser zu steuern und eine Überlastung der Kliniken zu vermeiden. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sieht im Mitte Januar vorgestellten Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums die besonderen Bedürfnisse einer großen Patientengruppe jedoch nicht berücksichtigt: Menschen über 70 Jahre würden nicht einmal explizit erwähnt, kritisiert die DGG in einer Mitteilung vom Dienstag.

Pflegebedürftige werden schneller zu Hochrisikopatienten

Weshalb mehr geriatrische Expertise wichtig ist, unterstreicht die DGG mit Zahlen: Rund ein Viertel aller Patientinnen und Patienten in den klinischen Notfallaufnahmen ist älter als 70 Jahre. Multimorbidität, untypische Symptome, aber auch soziale Probleme spielen bei dieser Patientengruppe eine große Rolle. Insbesondere pflegebedürftige ältere Menschen stellen aus Sicht der DGG in den Notaufnahmen eine große Herausforderung dar.

So hätten diese seltener fachärztlichen Kontakt als Nichtpflegebedürftige, was Diagnostik und Behandlung erschwere. Pflegebedürftige werden dadurch im Notfall schneller zu Hochrisikopatientinnen und 
-patienten, haben Katrin Singler, Leiterin der Arbeitsgruppe Notfall- und Intensivmedizin der DGG und Kollegen herausgefunden. 

Komme ein jüngerer Mensch in die Notaufnahme, könne er mit einem Antibiotikum meist schnell wieder nach Hause. „Ein älterer Mensch dagegen ist schneller so geschwächt durch die Lungenentzündung und gegebenenfalls andere bestehende Erkrankungen, dass er sich nicht mehr allein zuhause versorgen kann. Die Selbsthilfefähigkeit nimmt insgesamt ab”, erklärt Professorin Singler. Auch die unspezifische Symptomatik stelle bei geriatrischen Patienten eine Herausforderung dar: So könnten hinter einem Sturz auch ein vorangegangener Herzinfarkt oder ein Infekt stecken.

Speziell geschultes Pflegepersonal für alte Menschen

„Wir brauchen jetzt in Deutschlands Zentralen Notaufnahmen deutlich mehr geriatrische Expertise, um diesen besonderen Bedürfnissen älterer Patientinnen wie Patienten gerecht zu werden“, fordert Singler. Nach einem gezielten altersmedizinischen Screening könne dann eine adäquate ambulante oder stationäre Behandlung erfolgen. Die Geriaterin verweist auf einzelne Leuchtturm-Projekte, die den Mehrwert einer altersgerechten Behandlung aufzeigen konnten:

So werden alte Menschen im Klinikum Frankfurt/Oder in Wohnzimmeratmosphäre von speziell geschultem Pflegepersonal betreut und so vor unnötigem Stress in der Notaufnahme bewahrt. In Kanada betreuen so genannte „Frailty Nurses“ alte Menschen in Notaufnahmen. Einer Studie zufolge werden dadurch spätere Wiedereinweisungen reduziert.

Singer betonte: „Das ist ein beispielhafter Weg, wie Überlastungen der Notaufnahmen zukünftig vermieden werden könnten.“ (ne)

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