In der Altenpflege konnte bisher nur ein Fünftel der geplanten Stellen aus dem Sofortprogramm tatsächlich besetzt werden. Vertreter der Pflegekammern verweisen vor allem auf die schlechten Rahmenbedingungen als Ursache, die Fachkräfte und Pflegenachwuchs abschrecken.
Wenig überrascht von der mageren Bilanz des Altenpflege-Stellenprogramms der Bundesregierung zeigte sich am Freitag der Präsident der Pflegekammer Rheinland-Pfalz, Markus Mai: „Dies war zu erwarten, da ein so gravierender Personalmangel in so kurzer Zeit nicht zu bezwingen ist“. Das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz könne seine Wirkung nur dann entfalten, wenn sich die Arbeitsbedingungen in der beruflichen Pflege nachhaltig ändern.
Einen Hebel sieht Mai dabei u.a. in der Belegungssteuerung. „Die Belegung der jeweiligen Einrichtung sollte sich in jedem Fall am Pflegebedarf der jeweiligen Bewohner orientieren, sodass die Versorgung immer sichergestellt sein kann“. Die Entscheidung über die Aufnahme neuer Bewohner sollte demnach ausschließlich von den leitenden Pflegefachpersonen getroffen werden – unabhängig von Weisungen der Geschäftsführungen oder Heimleitungen. Dafür wünscht sich Mai eine gesetzliche Klarstellung.
„Wir müssen uns ganz konkret die Frage stellen, wie wir den Pflegeberuf wieder attraktiver gestalten können und wie er mehr Wertschätzung erfährt“, erklärte Mai weiter und wiederholte seine Forderung nach einem deutlich höheren Einstiegsgehalt von 4.000 Euro für vollbeschäftigte Pflegefachpersonen sowie einer strukturellen Anpassung der Arbeitsbedingungen.
Studie ist Warnsignal
Ähnlich äußerte sich die Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen, Nadya Klarmann: „Wenn die Arbeitsbedingungen nicht stimmen, wird sich auch niemand bewerben. Dass 13.000 Stellen geschaffen werden sollen, sei ist zwar löblich, spiele aber keine Rolle, angesichts des schon lange herrschenden gravierenden Fachkräftemangels. Die Politik müsse jetzt in attraktive Arbeitsbedingungen in den Pflegefachberufen investieren. Klarmann verwies auf die aktuelle Studie des Sinus-Instituts. Demnach kann sich jeder fünfte Jugendliche vorstellen, in der Pflege zu arbeiten. Schlechte Bezahlung und mangelnde Aufstiegschancen werden jedoch von den Jugendlichen als Gründe genannt, sich gegen den Beruf zu entscheiden. „Die Ergebnisse der Studie sind ein Warnsignal“, so Klarmann.
Alle drei Landespflegekammern wollen sich auf Bundesebene weiter aktiv im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege einbringen, versicherte Mai. „Denn wie man sieht, wird einem ohne unsere Einmischung mit der Einpflanzung eines echt mickrigen Lavendelstrauches gedankt“. (ne)