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01.08.2023 | Altenpflege | Nachrichten

Rückläufige Ausbildungszahlen entfachen Streit um Generalistik

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Der Rückgang der Ausbildungsverträge in der Pflege im vergangenen Jahr hat eine scharfe Diskussion um die Einordnung der Zahlen und mögliche Ursachen der Entwicklung entfacht. Unter Beschuss gerät dabei auch die generalistische Pflegeausbildung.

© Reiner FreeseVerteidigt die generalistische Pflegeausbildung: DPR-Präsidentin Christine Vogler. Den Daten des Statistischen Bundesamts fehle eine Präzisierung und Einordnung.

Um 7 % ist die Zahl der Ausbildungsverträge in der Pflege 2022 gegenüber 2021 gesunken. Für den Präsidenten des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, sind die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen ein „Drama“.

Als Ursache für den Rückgang der Azubizahlen hat er die generalistische Pflegeausbildung ausgemacht: „Vor der Zusammenlegung der Ausbildungen in der Kranken- und Altenpflegeausbildung gab es einen massiven Aufwuchs der Ausbildungszahlen“, erklärte Meurer am Donnerstag. Die dreijährige Altenpflegeausbildung zu zerstören, um sie jetzt durch eine einjährige Pflegehelferausbildung zu ersetzen, sei der blanke Wahnsinn. „Die generalistische Pflegeausbildung ist kein Erfolgsmodell - sie verstärkt ganz offensichtlich den Personalmangel in der Langzeitpflege.“

Pflege international anschlussfähig machen

Diese Argumentation lässt die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, nicht gelten. „Den Schwarzen Peter für weniger Ausbildungsverträge angesichts der aktuell geburtenschwachen Jahrgänge der modernen Pflegeausbildung zuzuschieben, zeugt von Unkenntnis.“

Vielmehr seien grundlegende Fragen zu beantworten: Wie sehen die Zahlen in anderen Branchen aus? Welchen Einfluss hatte Corona auf die Ausbildungszahlen, besonders in der Pflege? Welche demografischen Faktoren beeinflussen diese Entwicklung?

Für die DPR-Präsidentin spiegelt die statistische 7-Prozent-Zahl einen generellen Trend wider. So sei 2022 die Zahl der Auszubildenden in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozent gesunken. Auch die Lücke zwischen Studierenden und Auszubildenden werde immer größer. Als weiteres Problem hat Vogler die unzulängliche Finanzierung der Pflegeschulen und den Mangel an pädagogischem Lehrpersonal ausgemacht.

„Die generalistische Pflegeausbildung ist richtig und sie macht Sinn“, bekräftigte Vogler. Grundsätzlich reiche es jedoch nicht, nur die Pflegeausbildung zu modernisieren. Die Profession Pflege müsse insgesamt modernisiert und international anschlussfähig gemacht werden. Dazu seien erweiterte Handlungskompetenzen, eine starke Selbstverwaltung und angemessene Arbeitsbedingungen notwendig.

Beruf weiter aufwerten

Ähnlich sieht das DBfK-Präsidentin Christel Bienstein. Ohne grundsätzliche Reformen im Gesundheitswesen, die zu einer deutlichen Aufwertung des Berufs führen, wird sich die Situation aus Sicht von Bienstein weiter zuspitzen. Die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung sei ein erster wichtiger Schritt raus aus der Sackgasse, aber noch immer fehlten akademische Rollen und Karrierewege, die sich nach Weiterbildungen auch finanziell lohnten.

Die Relevanz pflegerischer Fachkompetenz werde im gesamten Gesundheitssystem nach wie vor verkannt. Das bleibt aus Sicht von Bienstein nicht ohne Folgen: „Wer will denn einen Beruf lernen, der politisch und gesellschaftlich wie unwichtiges Beiwerk der Ärzteschaft behandelt wird?" (ne)

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