29.01.2024
Warum einen Pflegeberuf wählen? Motivationen zur Berufswahl von Pflegeassistenz- und Sozialbetreuungsschüler:innen in Österreich
Erschienen in: HeilberufeScience | Ausgabe 1-2/2024
Einloggen, um Zugang zu erhaltenZusammenfassung
Hintergrund
Weltweit besteht seit Jahren ein Mangel an Fachkräften in der Pflege; das österreichische Gesundheitssystem stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. Ein beträchtlicher Teil der Pflege wird in Österreich durch Angehörige der Pflegeassistenz- und Sozialbetreuungsberufe mit Pflegekompetenz geleistet. Bisher existierten jedoch keine Studien dazu, was Auszubildende dazu bewegt, diesen Beruf zu wählen. Die vorliegende Studie schließt diese Forschungslücke, indem sie sich mit den Motivationen zur Berufswahl dieser Schüler:innen befasst.
Ziel der Arbeit
Das Ziel der Studie war es, die Motivationen für die Berufswahl von Schüler:innen der Pflegeassistenz- und Pflegefachassistenzausbildungen sowie der Fachsozialbetreuungsberufe mit Pflegekompetenz an zwei Ausbildungseinrichtungen in Österreich zu explorieren.
Methode
Die Studie wurde mittels Online-Fragebogen mit offenen und geschlossenen Fragen durchgeführt. Es nahmen Schüler:innen teil, die an zwei Bildungseinrichtungen im Bereich der nichtakademischen Pflege ihre Ausbildung absolvieren. Insgesamt füllten aus der Pflegefachassistenz 235 Personen (53 %), aus der Pflegeassistenz 174 Personen (40 %) und aus den anderen Fachsozialbetreuungsberufen 31 Personen (7 %) den Online-Fragebogen aus. Zur Überprüfung von Zusammenhängen wurde Pearsons χ2 verwendet. Folgende Gruppen wurden auf Ähnlichkeiten und Unterschiede untersucht: Männer – Frauen, Altersgruppen, Hauptwohnsitz (Bundesland), Herkunftsland, Ausbildungsrichtung.
Ergebnisse
Von 539 Schüler:innen machten 440 Angaben zu ihrer Motivation für die Ausbildungswahl. Besonders in Bezug auf die 5 am häufigsten gewählten Motive gab es kaum signifikante Unterschiede in Bezug auf soziodemografische Merkmale. Die 5 am häufigsten genannten Gründe für die Ausbildungswahl waren: (1) etwas Sinnvolles machen zu wollen und anderen Menschen helfen zu wollen, (2) den eigenen Interessen an medizinischen, pflegerischen und/oder sozialen Themen nachgehen zu wollen, (3) einen sicheren Arbeitsplatz haben zu wollen, (4) einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten zu wollen und (5) bereits eigene positive Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt zu haben.
Unterschiede treten bei weniger häufig genannten Motivationen für die Ausbildungswahl auf. So geben Männer signifikant häufiger als Frauen an, die Ausbildungswahl auf Basis von Gesprächen mit Personen, die bereits im Bereich Pflege und Betreuung tätig sind, getroffen zu haben. Darüber hinaus antworteten Personen mit einem anderen Herkunftsland als Österreich häufiger, diese Wahl aufgrund der Arbeitsplatzsicherheit und guter Chancen auf dem Arbeitsmarkt getroffen zu haben. Dieser Unterschied ist allerdings nicht signifikant.
Schlussfolgerung
Der oben beschriebene Wunsch, anderen Menschen helfen zu wollen, wird auch von der Literatur gestützt. Insofern kann auf eine hohe intrinsische Motivation der Angehörigen dieser Berufsgruppe geschlossen werden. Zudem wird eine hohe Bedeutung von Praktika und pflegerischer Vorerfahrung deutlich. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass eine hohe Qualität der Praxisanleitung bedeutsam für den erfolgreichen Abschluss und den Berufsstart in den Pflege- und Sozialbetreuungsberufen sein könnte und eine konsequente Arbeit der Ausbildungseinrichtungen an Qualitätsstandards empfehlenswert ist.
Diese Studie liefert Hinweise darauf, wie Personengruppen, die eher seltener im Bereich Pflege und Betreuung tätig sind, angesprochen werden können. In Österreich ist der Großteil der in diesem Bereich tätigen Personen weiblich. Im Zuge der Erhebung gaben Männer häufiger als Frauen an, diese Berufswahl durch Gespräche mit bereits im Bereich tätigen Personen getroffen zu haben. Diese Aussage könnte die Basis für gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Männerquote in Pflege und Betreuungsberufen bilden.
Anzeige