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Erschienen in: Hebammen Wissen 4/2022

01.11.2022 | Schon gehört?

Schon gehört?

Erschienen in: Hebammen Wissen | Ausgabe 4/2022

Was wir aus den Daten lernen können

Schwangere brauchen in der Pandemie besonderen Schutz. Im Falle eines schweren Krankheitsverlaufs sind die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt. Es fehlen oft Medikamente, die für Schwangere zugelassen sind und bei der Versorgung müssen die Behandelnden immer auch den Fetus im Blick haben. Was wissen wir - nach knapp zweieinhalb Jahren - eigentlich über COVID-19 und Schwangerschaft? Im CRONOS-Register werden deutschlandweit belastbare Daten zu Schwangeren mit SARS-CoV-2-Infektionen gesammelt, um Klarheit zu schaffen. Koordiniert wird das Register von Prof. Dr. med. Ulrich Pecks, Leiter der Geburtshilfe des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Im Springer Medizin Podcast berichtet er, vor welch verschiedenen Herausforderungen die Geburtshilfe bei COVID-erkrankten Schwangeren gestellt wird, was bei der Betreuung beachtet werden muss, welche Rückschlüsse sich bereits jetzt aus den Daten des CRONOS-Registers ziehen lassen und was das für die Behandlung von infizierten Schwangeren bedeutet.

Auszeichnung für Prof. Dr. Mechthild Groß

Prof. Dr. Mechthild Groß aus der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde am 21. Oktober 2022 mit der Pschyrembel-Medaille ausgezeichnet. Geehrt wurde sie damit für ihr Engagement in der Forschung und Lehre, aber auch für ihre Leistungen und Fähigkeiten im Bereich der praktischen Geburtshilfe. Sie ist die erste promovierte, dann habilitierte Hebamme Deutschlands und etablierte den ersten Masterstudiengang Hebammenwissenschaft im Land. "Mit der Medaille werden auch die Hebammen gewürdigt, die sich kontinuierlich bis zum Masterabschluss weiterbilden", betonte Prof. Groß.

S2k-Leitlinie soll Rate an Frühgeburten senken

In Deutschland liegt die Frühgeburtenrate bei etwa 8% - damit ist sie im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Aufgrund der hohen Relevanz dieses Krankheitsbildes hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) die bestehende Leitlinie aus dem Jahr 2020 nun umfangreich nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aktualisiert. Formuliert wurden die Handlungsempfehlungen unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG). An der Erstellung war auch der Deutschen Hebammenverband (DHV) beteiligt.

Meinung

Sabine Kroh, Hebamme und Gründerin von "Call-a-midwife" in Berlin
Die Naturgeburt, die ekstatische Geburt oder die magische Traumgeburt - das sind nur einige Bezeichnungen eines neuen Trends. "Du bist dafür gemacht. Du brauchst keine Hebamme oder Ärzte", versichert eine Ärztin, die selbst Kinder allein zu Hause geboren hat, auf ihrer Website. Ihre Aussagen vermitteln, dass allein der Wille und der Glaube an die Kraft der natürlichen Geburt reichen, eine Geburt gut zu überstehen. Mit großen Augen lese ich diese Ermutigungen, die mich sehr wütend machen. Am liebsten würde ich der Ärztin meine Geschichten aus dem Südsudan erzählen, wo Frauen gar nicht die Wahl haben, sich für oder gegen medizinische Unterstützung zu entscheiden. Dort entspricht die Welt des Gebärens dem Stand, den unsere Großmütter oder Urgroßmütter noch kennen - eine Zeit, in der Schwangerschaft und Geburt noch eng mit dem Tod verbunden waren. Kürzlich kam eine Frau zu uns in den Kreißsaal, die ihr fünftes Kind erwartete. Sie wurde ermutigt, es allein zu Hause zu bekommen. Diese Frau spürte nach vielen Stunden in den Wehen, dass etwas nicht stimmte. Was für ein Glück, dass sie sich in ein Auto setzen konnte und sicher zu uns kam, in die Klinik um die Ecke. Mutter und Kind sind wohlauf, auch wenn diese Geburt im OP-Saal endete - es hätte jedoch auch anders ausgehen können.

Warnung vor Versorgungsengpässen

Der Deutsche Hebammenverband (DHV) macht angesichts der aktuellen Gesetzes- und Reformvorstöße des Bundesgesundheitsministeriums auf eine drohende Verschlechterung der Versorgungssicherheit in der klinischen Geburtshilfe aufmerksam. So regele die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung seit Januar 2022, dass Hebammenstellen auf den Pränatal- sowie Wochenbettstationen und in der ambulanten Pränatalversorgung nur zu 5 bis maximal 10% angerechnet werden. Dies sei von Hebammenvertretungen und Kliniken wiederholt kritisiert worden. Ein weiterer Kritikpunkt ist das geplante GKV-Finanzstabilisierungsgesetz und die darin vorgesehenen Änderungen zum Pflegepersonalbudget. "Katastrophal" seien zudem die Empfehlungen der Regierungskommission für den Bereich der klinischen Geburtshilfe, die ohne fachärztliche oder Hebammen-Expertise oder mittels anderer Personen aus der klinischen Geburtshilfe erarbeitet worden seien.

Wie gelingt Prävention von Totgeburten?

Weltweit ist die Zahl der Totgeburten hoch: Alle 16 Sekunden kommt ein Baby nach der 28. Schwangerschaftswoche tot zur Welt - allein in Deutschland liegt die Zahl bei 4.000 Kindern. Werden Schwangerschaftskomplikationen jedoch frühzeitig erkannt und eine rechtzeitige Entbindung eingeleitet, können Totgeburten in vielen Fällen verhindert werden. Bislang sind kaum Fortschritte bei der Verringerung solcher Fälle gemacht worden. Hier setzt das neue Programm der gemeinnützigen Organisation Wellcome Leap an: Das mit 50 Millionen Dollar dotierte Projekt "In Utero" zielt darauf ab, eine skalierbare Methode zur Messung, Simulation und Vorhersage der Schwangerschaftsentwicklung zu schaffen, um die Anzahl an Totgeburten um die Hälfte zu senken. Ein Team der Universitäts-Frauenklinik Tübingen hat umfangreiche Mittel erhalten und wird sich anderen internationalen und multidisziplinären Akteuren anschließen.

Aufmüpfige Frauen ausgezeichnet

Alle zwei Jahre vergibt die Dortmunder Stiftung "Aufmüpfige Frauen" die Auszeichnung "Aufmüpfige Frau des Jahres". Damit möchte sie Frauen stärken, die gegen Widerstände aus eigener Kraft etwas bewirken. In diesem Jahr geht der Preis an die Frauen, die sich für die Streichung des Informationsverbots zum Schwangerschaftsabbruch nach §219a StGB eingesetzt haben. Preisträgerin ist unter anderen die Gießener Ärztin Kristina Hänel.

Debatte um Schließung von Geburtsstationen

Die Anzahl der Geburtsstationen in Schleswig-Holstein hat sich seit dem Jahr 2000 halbiert - bis Ende dieses Jahres werden weitere vier Kreißsäle ihre Türen schließen. Zuletzt hatte die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg angekündigt, ihre Geburtsstation aufzulösen. Mit einer Petition wollen Hebammen dies verhindern. Aus verbliebenen 16 Kreißsälen im Land wird unterdessen Unmut laut, von "Fließbandarbeit" und "katastrophalen Zuständen" ist die Rede. Angesichts der Situation wurde im Landtag debattiert und das Thema zur weiteren Bearbeitung in den Sozialausschuss des Landes überwiesen. Der Arbeitskreis "Qualitätszirkel Geburtshilfe SH" soll nun Lösungen für die Geburtsstationen im Land entwickeln.

Sinkende Geburtenziffer

Während in vielen europäischen Ländern die Fruchtbarkeitsziffer schon zu Beginn der Pandemie sank, stieg sie in Deutschland zunächst sogar leicht an. Seit Beginn des Jahres ist die Zahl jedoch deutlich gefallen. Während der Wert von 2015 bis 2021 noch zwischen 1,5 und 1,6 Kindern pro Frau pendelte, ist er zum Jahresanfang 2022 auf 1,3 bis 1,4 gesunken. Dies geht aus einer Studie hervor, die das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) veröffentlicht hat. Eine wesentliche Ursache bestehe laut den Forschenden darin, dass Frauen beim Start der Impfkampagne im Frühjahr 2021 ihren Kinderwunsch zunächst zurückgestellt hätten.
Metadaten
Titel
Schon gehört?
Publikationsdatum
01.11.2022
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Hebammen Wissen / Ausgabe 4/2022
Print ISSN: 2730-7247
Elektronische ISSN: 2730-7255
DOI
https://doi.org/10.1007/s43877-022-0719-4

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