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19.07.2022 | Onkologie | Nachrichten

Bestrahlung bei Brustkrebs

Mit Atemtechnik Strahlenschäden vom Herz fernhalten

verfasst von: Robert Bublak

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Tief einatmen und die Luft anhalten: Mit dieser simplen Maßnahme gelingt es laut Ergebnissen einer Metaanalyse, die Strahlenbelastung am Herz bei Bestrahlung von linksseitigem Brustkrebs signifikant zu senken.

Bestrahlungsbedingte Pneumonie, Lungenkrebs und Herzerkrankungen sind eine mögliche Folge der Strahlentherapie von Mammakarzinomen. Das Herz gerät dabei vor allem bei linksseitigen Tumoren in den Strahlengang. Deshalb hat man versucht, durch spezielle Atemtechnik die Belastung am Herz zu verringern: Die Frauen sollten tief einatmen und die Luft während der Radiatio etwa 20 Sekunden anhalten, statt einfach frei weiterzuatmen.

Ein chinesisches Forschungsteam mit radioonkologischer Expertise, angeführt von Yongkai Lu von der Jiaotong-Universität in Xi’an, hat in einer Metaanalyse die Effekte des Luftanhaltens (Deep Inspiration Breath Hold, DIBH) mit jenen des freien Atmens (Free Breathing, FB) verglichen. 41 Studien mit 3599 linksseitig bestrahlten Patientinnen mit Mammakarzinom kamen in die Auswertung, wobei allerdings die Technik vorangegangener Operationen nicht berücksichtigt wurde.

Die dosimetrischen Vorteile der DIBH-Technik traten deutlich zutage: Reduziert wurden die mittlere und maximale Herzdosis, die Dosis für den Ramus interventricularis anterior (RIVA), das Organvolumen, in das 5, 10 und 30 Gy deponiert wurden, die ipsilaterale Lungendosis – und zwar die mittlere Dosis sowie das Volumen mit 5, 10 und 20 Gy. Das Herzvolumen sank, das Lungenvolumen stieg. Die Effektstärke wurde jeweils in Einheiten der standardisierten Mittelwertdifferenz angegeben, wobei die Differenzen zwischen den Mittelwerten der Gruppen durch die Standardabweichung geteilt wurde. In der Regel zeigten sich dabei starke Effekte zugunsten der DIBH-Technik; für die ipsilaterale Lungendosis war der Effekt mittelstark.

Lagerung spielt eine Rolle

Keine Auswirkungen zeigten sich für die Dosis der kontralateralen Brust, was Lu und Kollegen darauf zurückführen, dass die rechte Brust auch bei frei atmenden Patientinnen außerhalb des Bestrahlungsfeldes lag.

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Die Effekte zeigten sich für alle strahlentherapeutischen Techniken, wie 3D-konformale Bestrahlung, intensitätsmodulierte Radiotherapie oder volumetrisch modulierte Rotationsbestrahlung, und die verschiedenen Dosierungsschemata. Eine gewisse Rolle spielte die Lagerung. Für die Verminderung der Dosisbelastung des Herzens unter DIBH im Vergleich zu FB war es zwar unerheblich, ob die Patientinnen bei der Bestrahlung auf dem Bauch oder auf dem Rücken gelagert wurden. Doch mit Blick auf die Lungendosis war kein Vorteil für DIBH festzustellen, wenn die Frauen auf dem Bauch lagen.

„Obwohl DIBH keinen offensichtlichen Vorteil gegenüber FB hat, was die mittlere Strahlenbelastung der kontralateralen Brust betrifft, kann diese Atemtechnik die Herz- und RIVA-Dosis, die ipsilaterale Lungendosis und das Herzvolumen reduzieren sowie das ipsilaterale Lungenvolumen vergrößern“, schreiben Lu et al. in der Zusammenfassung ihrer Ergebnisse. Dies lasse vermuten, dass die DIBH-Technik in der klinischen Praxis aufgrund ihrer exzellenten dosimetrischen Effizienz bald stärker genutzt werden könnte.

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Literatur

Lu Y et al. Comparison of Deep Inspiration Breath Hold Versus Free Breathing in Radiotherapy for Left Sided Breast Cancer. Front Oncol 2022;12:845037; https://doi.org/10.3389/fonc.2022.845037