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Erschienen in: Pflegezeitschrift 7/2023

01.07.2023 | Pflege Praxis

Mit Tieren therapeutische Ziele verbessern

verfasst von: Carina Wrobel, Roberto Rotondo

Erschienen in: Pflegezeitschrift | Ausgabe 7/2023

Zusammenfassung

Studien belegen positive Effekte durch Tiergestützte Interventionen in Bezug auf Depression, Selbstwirksamkeit, Angst, Demenz und Aggression. Der Artikel verdeutlicht die Unterschiede zwischen "Tiergestützten Aktivitäten" (TGA) und "Tiergestützter Therapie" (TGT). Doch was wird benötigt, um einen Fachbereich Tiergestützte Intervention mit therapeutischem Kleintiergehege im Pflegeheim sach- und fachgerecht umzusetzen? Anhand eines Fallbeispiels wird aufgezeigt, wie mit TGT eine deutliche Reduktion von Psychopharmakagaben erreicht werden konnte.
Hunde, Hühner und Kaninchen im Einsatz Tiergestützte Interventionen sind in vielen Pflegeeinrichtungen auf dem Vormarsch. Obwohl durch den Einsatz der Tiere große Erfolge in den Einrichtungen zu verzeichnen sind, müssen diese durch die Einrichtungen selbst finanziert werden. Denn: Langzeitstudien zu den Effekten der Tiergestützten Interventionen sind noch selten. Dass sich das Engagement dennoch lohnt, zeigt ein Beispiel aus Schleswig-Holstein.
Das Haus Billetal ist ein Pflegeheim mit 171 Plätzen, wovon ca. 90% mit Bewohnern belegt sind, die an anhaltenden Demenzerkrankungen, sogenannte affektiven Störungen wie Depression, oder bipolaren Erkrankungen und schizophrenen bzw. wahnhaften Störungen leiden. Laut dem Deutsche Ärzteblatt (2017) treten bei über 90% der Demenzpatienten "Verhaltensstörungen wie Aggressivität, Unruhe, Wahnerleben, Enthemmung, Affektlabilität oder Apathie" auf. Wir versuchen daher, die für Demente oft unverständliche neue Lebenssituation bei der Pflegeheimaufnahme und bei den schon länger bei uns lebenden Bewohnern durch Pflege- und Aktivierungsangebote, gesunde Ernährung und demenzgerechte Umgangsformen so angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei arbeiten wir eng mit einem Psychiater und einem Neurologen zusammen, deren Ziel es ist, eine medikamentöse Einstellung zur Reduktion von Verhaltensauffälligkeiten zu bewirken. Einen wichtigen Beitrag aber leisten seit vielen Jahren verschiedene Tiere in unserer Einrichtung. Dabei wollen wir neben den "Tiergestützten Aktivitäten" (TGA) auch die "Tiergestützte Therapie" (TGT) anbieten, um für einzelne Bewohner mit individuellen Planungen und Förderzielen das Wohlbefinden und somit die Lebensqualität zu steigern.

Ohne spezielle Ausbildung geht es nicht

Um eine "Tiergestützte Therapie" sach- und fachgerecht einsetzen und durchführen zu können, brauchen Menschen - und manche Tiere - eine adäquate Ausbildung. Die Geschäftsführung unterstützte das Projekt am Haus Billetal und finanzierte die verschiedenen Weiterbildungen der Mitarbeiter (z.B. am Institut für soziales Lernen mit Tieren). Daher konnten zwei Mitarbeiter, der Psychologe der Einrichtung und die Leitung der Sozialen-Betreuung, entsprechende Ausbildungen im Bereich der TGI abschließen (Therapiebegleithundeteam, Fachkraft für TGI); sie setzen ihre eigenen Hunde ein.
In Pandemiezeiten leisteten Hunde und Kaninchen wertvolle Dienste und konnten Defizite durch Kontaktbeschränkungen teilweise erfolgreich auffangen. Dieser positive Effekt trieb die Idee eines Fachbereichs Tiergestützte Intervention mit einem "Therapeutischen Tiergehege" weiter voran. Beide Mitarbeiter entwickelten ein Hauskonzept zur TGI. Im August 2021 konnte das therapeutische Tiergehege eröffnet werden. Insgesamt sind zurzeit drei Hunde, acht Kaninchen und sechs Hühner im Einsatz. Die Kaninchen und Hühner gehören dem Haus. Alle Tiere werden über eine hauseigene Haftpflichtversicherung abgesichert.

TGA und TGT kritisch betrachtet

Ausbildungen im Bereich Tiergestützter Interventionen sind nicht gesetzlich geregelt. Da es bislang nur wenig Langzeitforschung im Bereich TGI gibt, wird sie nicht von Pflegekassen und Sozialhilfeträgern refinanziert. Das bedeutet, dass Pflegeeinrichtungen, die TGI anbieten wollen, sie aus eigenen Mittel tragen und dass das Angebot häufig nur reduziert stattfinden kann. Externe Tierbesuchsdienste kommen beispielsweise einmal pro Woche oder Monat. Häufig wird dieser Einsatz unter dem Begriff "Tiertherapie" angeboten, weil die Anbieter entsprechend ausgebildet sind und den Einsatz ihres Tieres planen. Da sie aber die Bewohner nicht kennen, keine genauen Informationen - beispielsweise über Diagnostik und Medikation - erhalten und in der Regel mit wechselnden Bewohnern und Gruppen in einer Einrichtung arbeiten, damit möglichst viele Bewohner die Tiere sehen und das Angebot nutzen, können sie auch keinen individuellen Therapieplan erstellen. Somit handelt es sich nach unserem Verständnis nicht um TGT, sondern um TGA. Auch in den Medien wird fälschlicherweise oft von "Therapietieren" gesprochen, die zum Einsatz kommen. Doch die Tiere sind keine Therapeuten und können diese auch nicht ersetzen. Doch bewusst und gezielt eingesetzt können Tiere dabei helfen, therapeutische Ziele zu erreichen.
TGA im Haus Billetal: TGA werden im Haus Billetal vom Beschäftigungsteam angeboten. Die Betreuungsleitung hat dazu Vorgaben für die TGA erarbeitet und ihr Team entsprechend geschult. Die TGA finden je nach Wetterlage im Haus oder direkt im und am Tiergehege, sowohl als Gruppen- als auch im Einzelsettings statt.
TGT im Haus Billetal: TGT wird ausschließlich von der Betreuungsleitung/Fachkraft für TGI und dem Psychologen ausgeübt. Bei 171 Bewohnern ist es nicht möglich, jedem Bewohner ein tiergestütztes Angebot zu machen, insbesondere keine Tiergestützten Therapien. Wenn es Hinweise aus der Biografie oder vom Pflege- oder Beschäftigungsteam gibt, dass ein tiergestütztes Angebot sinnvoll sein könnte, werden je nach Bedarf individuelle Planungen mit speziellen Förderzielen für diese Bewohner erstellt. Auch für Notfälle (z.B. akute aggressive, depressive Stimmungslagen), gibt es mittlerweile - aufgrund der Erfahrungen aus den letzten Jahren - geplante Vorgehensweisen. Betreuungsleitung und Psychologe klären gemeinsam, ob mit Hund, Kaninchen, Hühnern oder in einer Kombination verschiedener Tiere gearbeitet werden soll.
Zum Vorgehen gehören Einzel- und Gruppensettings für die betreffenden Bewohner. Diese Planungen werden in der Bewohnerakte hinterlegt, regelmäßig evaluiert und falls notwendig angepasst. Dabei setzt die Betreuungsleitung ihren Hund, Kaninchen oder Hühner und der Psychologe seine Hunde in Einzeltherapie ein. In speziellen Situationen arbeiten beide sogar zusammen.
Die Kaninchen sowie die Hühner werden von der Fachkraft für TGI individuell am Tiergehege und/oder im Haus Billetal eingesetzt, nachdem spezielle Therapieziele geplant wurden. Aus diesem Grund handelt es sich bei dem Gehege nicht einfach um ein Gehege, das man von außen - wie bei einem Tiergehege üblich - anschauen kann, damit man Freude empfindet und sich wohlfühlt, sondern um ein therapeutisches Tiergehege. Das zeigen auch die speziellen Indikationen der Tiergestützten Therapie.
Das Konzept zur TGI beinhaltet individuelle TGI-Planungen mit verschiedenen Förderzielen für einzelne Bewohner, aber auch Gruppenangebote. Individuelle Förderziele und Indikationen werden in Fallgesprächen für einzelne Bewohner interdisziplinär entwickelt. Der Einsatz der Tiere erfolgt ausschließlich bei begründeten Erfolgsaussichten. Förderziele werden in einer zielführenden Therapieplanung schriftlich festgehalten, evaluiert und/oder angepasst.

Fachbereich Tiergestützte Intervention (TGI)

Die Organisation der TGI richtet sich nach verschiedenen Indikationen und es gibt unterschiedliche Zielsetzungen. Beispielsweise helfen die Tiere,
  • sich im Haus Billetal wohlzufühlen,
  • im Rahmen der Beschäftigungsangebote biografische Erfahrungen mit Tieren aus früher Zeit wieder zu erleben,
  • bei der Integration der Bewohner in die Gemeinschaft,
  • bei der Angehörigenarbeit,
  • bei der Sterbebegleitung,
  • bei der Minderung von Ängsten und/oder depressiven Verstimmungen etc.
  • bei der Unterstützung der Pflege (z.B. bei aggressiven Bewohnern, um diese zu beruhigen bzw. im Vorwege die Gestimmtheit positiv zu beeinflussen) und
  • Psychopharmaka/Neuroleptika zu reduzieren.
Der Fachbereich TGI besteht aus sechs "Säulen":
  • Therapeutische Tiergehege
  • Tiere: 3 Hunde, 6 Hühner, 8 Kaninchen
  • Qualifikation der Mitarbeiter
  • Organisation der TGI
  • Einsatz der Tiere - TGA und TGT
  • Evaluation, Neuplanungen oder Beenden der Intervention

Spezielle Hygienemaßnahmen sind unumgänglich

Die TGI bzw. der Einsatz von Hunden, Kaninchen und Hühnern machte es erforderlich, dass die Hygienemaßnahmen überarbeitet wurden. Im Juni 2018 wurden das Hygienehandbuch und die hygienischen Anforderungen bei tiergestützten Aktivitäten für Tiere und Halter angepasst. Bedenken gegen den Einsatz von Tieren in Bezug auf mögliche Gefährdungen für Bewohner konnten durch die Informationen vom Robert Koch-Institut ausgeräumt werden: "Zusammenfassend erlaubt die Auswertung der verfügbaren Daten den Schluss, dass der positive Einfluss der Heimtierhaltung auf Menschen die mögliche Gefährdung übersteigt" (RKI 2003).

Das therapeutische Tiergehege

Das therapeutische Tiergehege wurde entsprechend den Standards der International Society for Animal Assisted Therapy (ISAAT) und der European Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT) geplant und realisiert. Es besteht aus jeweils einem Stall mit überdachtem Auslauf für die Kaninchen und Hühner. Beide Ställe besitzen zwei Wechselweiden, um dem Bewegungsdrang und dem damit verbundenen natürlichen Verhalten der Tiere gerecht zu werden. Somit wird auch immer eine grüne Weide gesichert. Die Ställe wurden nach den Maßgaben der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) erbaut und sind für alle Jahreszeiten geeignet.
Zwischen den Ställen gibt es genügend Platz, um mit einer Gruppe von Bewohnern an einem Tisch zu sitzen und zum Beispiel das Tierfutter zuzubereiten. Die Ställe können gefahrlos begangen oder befahren und die Fläche zwischen den Ställen für die Tiere geöffnet werden. So wird der Kontakt zu den Tieren auf "Augenhöhe" gewährleistet. Die Tiere können sich jederzeit in den Stall zurückziehen oder aus eigenem Antrieb den Kontakt zum Menschen suchen. Sie entscheiden selbst, wie aktiv sie in dem Setting mitwirken.

Das sagt die Forschung

Prof. Dr. Andrea Beetz und Prof. Kurt Kotrschal haben in einer Überblicksdarstellung internationaler Forschungsergebnisse bemängelt, dass Evaluationsstudien zu den Effekten langfristig angelegter tiergestützter Interventionen "noch immer selten sind" (Mars 2015). Jeffry Nurenberg u.a. veröffentlichten eine Studie zur Pferde- und Hundegestützten Therapie. Zitat: "Unseres Wissens ist dies die erste Kontrollstudie zu den Auswirkungen der pferde- und hundegestützten-Therapie bei aggressivem Verhalten von Langzeitpsychiatriepatienten" (Nurenberg 2015). Die Studie zeigte, dass TGT mit Pferden und Hunden die Aggressivität von Patienten reduzierte. Und Sonja Widmayer u.a. verwiesen auf positive Effekte durch TGI in Bezug auf Depression, Selbstwirksamkeit, Angst, Demenz und Aggression. Sogar die Notwendigkeit von Zwangsmaßnahmen könnte durch gezielten Einsatz von TGI reduziert werden (Widmayer 2019). Eine gute theoretische und empirische Grundlage für die TGI in der stationären Versorgung von alten und dementiell erkranken Menschen findet man bei Sandra Wesenberg (2015).

Wir wollen Vorreiter sein

Seit Oktober 2020 ist es uns trotz technischer Ausrüstung (z.B. Kameras am Tiergehege) nicht gelungen, geeignete Forschungseinrichtungen für eine Zusammenarbeit mit uns zu finden. Einerseits lag es daran, dass Studierende nicht im Bereich Gerontopsychiatrie forschen möchten, andererseits lag die Forschung im Bereich Medikamentenreduktion von Psychopharmaka nicht im Fokus der Universitäten, die wir kontaktiert haben. Für unsere Geschäftsführung geht es jedoch zuallererst darum, die positive Wirkung von Tieren auf Menschen im Alltag eines Pflegeheims zu nutzen. Wichtig war von Anfang an, dass das Personal eine nachhaltige TGI "lebt" und das "Projekt" nicht zur Eintagsfliege wird. Erst dann wurden die notwendigen Investitionen, Anschaffungen und Fortbildungen durchgeführt. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die Dauer von Studien oder die Anzahl von Veröffentlichungen spielten bei der Entscheidung, einen Fachbereich Tiergestützte Intervention mit Hunden, Kaninchen, Hühner und therapeutischem Kleintiergehege einzurichten, keine Rolle. Sie werden aktuell aber gern zur Kenntnis genommen und unterstützt, wenn dies das Pflegeheim Haus Billetal weiter bringt und dem Wohl der Bewohner und Tiere dient. Eine Refinanzierung ist schwierig, uns ging es für das Haus aber auch darum, sich auf etwas Neues einzulassen und Vorreiter zu sein.

Literatur

  • The International Association of Human-Animal Interaction Organizations (IAHAIO) Weissbuch 2014, rev. 2018. https://​iahaio.​org/​wp/​wp-content/​uploads/​2019/​07/​iahaio-white-paper-2014_​18-german_​final.​pdf (letzter Zugriff: 03.05.2023)
  • European Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT). https://​www.​esaat.​org/​impressum/​ (letzter Zugriff: 03.05.2023)
  • Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (2023) Merkblätter 131.03, 131.04 und 131.05. https://​www.​tierschutz-tvt.​de/​alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/​#c270 (letzter Zugriff: 03.05.2023)
  • Beetz A, Kotrschal K. (2015). Was Wissenschaft weiß. In: Heimtiere und Gesundheit. Prävention - Assistenz - Therapie. Mars GmbH. S. 6ff.
  • Nurenberg J R (2015) Animal-Assisted Therapy with Chronic Psychiatric Inpatients: Equine-Assisted Psychotherapy and Aggressive Behavior. Psychiatric Service 1 (66) 80ff.
  • Widmayer S (2019) Could Animal-Assisted Therapy Help to Reduce Coercive Treatment in Psychiatry? Frontiers in Psychiatry 14 (10) 794.
  • Wesenberg S (2015). Tiergestützte Interventionen in der Demenzbetreuung. Springer Fachmedien Wiesbaden.
  • Weber A, Schwarzkopf A (2003) Gesundheitsberichterstattung des Bundes (Heft 19). Heimtierhaltung - Chancen und Risiken für die Gesundheit. Robert Koch-Institut

Was ist was - Definitionen

Tiergestützte Intervention (TGI): TGI ist der allgemein etablierte und verwendete Oberbegriff für verschiedene Formen tiergestützter Tätigkeiten. Dazu zählen u.a.:
Tiergestützte Aktivitäten (TGA): TGA sind geplante und zielorientierte informelle Interaktionen/Besuche, die von Mensch-Tier-Teams mit motivationalen, erzieherischen/bildenden oder entspannungs- und erholungsfördernden Zielsetzungen durchgeführt werden" (IAHAIO 2018).
Tiergestützte Therapie (TGT): Die "Tiergestützte Therapie" umfasst bewusst geplante pädagogische, psychologische und sozialintegrative Angebote mit Tieren für Kinder, Jugendliche, Erwachsene wie z.B. Ältere mit kognitiven, sozial-emotionalen und motorischen Einschränkungen, Verhaltensstörungen und Förderschwerpunkten. Sie beinhaltet auch gesundheitsfördernde, präventive und rehabilitative Maßnahmen." (ESAAT 2021).

Fallbeispiel

Herr L. (*1948) war dement, aber körperlich fit. Gesprochen hat er fast nie, obwohl er sprachfähig war. In der Zeit von November 2019 bis Oktober 2020 gab es 57 aggressive Vorfälle, die von Herrn L. ausgingen. Sie hatten unterschiedliche Qualitäten: Er hat Tische "abgeräumt" und Geschirr zerbrochen. Er beleidigte Pflegekräfte und Mitbewohner, drohte u.a. mit Gegenständen, Händen/Fäusten. Türen wurden mit Gewalt zugeschlagen. Pflegekräfte fühlten sich bedroht, mussten den Notknopf drücken, wurden an den Armen festgehalten und gezogen. Herr L. schubste Mitbewohner und Pflegepersonal. Mitbewohner sind gestürzt, wurden gegen die Wand gedrückt, auf die Schulter geschlagen, geschüttelt oder gekniffen. Einer Pflegekraft schlug er Medikamente aus den Händen und boxte an den Brustkorb. Manchmal saß er auf dem Flur und weinte.
In all diesen Fällen durften laut AVO vom Psychiater Bedarfsmedikamente gegeben werden. Herr L. hatte zusätzlich zu seiner Festmedikation von November 2019 bis zum 09. Oktober 2020 insgesamt 197x Bedarfsgaben gegen Unruhe oder nach Tätlichkeiten erhalten. Laut seiner Biografie mochte Herr L. Tiere und hatte eine Katze. Er zeigte durch Mimik und Gestik viel Interesse an den Tieren des Hauses. Besonders Therapiehündin Nora konnte in seine Welt vordringen. Er lächelte, als er ihr zusah und es stellte sich heraus, dass er Spaß daran hatte, mit ihr zu spielen.
Auf einer Leitungsbesprechung wurde besprochen, dass vor einer BM-Gabe bei Herrn L. eine TGI mit Hund (TGI) angeboten wird, um zu sehen, ob Psychopharmaka reduziert werden können. Ab dem 23.03.20 startete der Versuch.
Ergebnis: Von November 2019 bis zum 24.03.2020 wurden 159 Bedarfsgaben ohne TGT gegeben. Mit TGT wurden in der Zeit vom 24.03.20 bis zum 09.10.2020 lediglich 38 Bedarfsgaben verabreicht. Wir haben festgestellt, dass diese nur noch "notwendig" waren, wenn der Psychologe und/oder die Beschäftigungskraft noch nicht im Dienst oder schon im Feierabend waren.

Fazit

Wenn Tiergestützte Therapie angeboten oder davon berichtet wird, handelt es sich oft um Tiergestützte Aktivitäten. Es gibt keine "Therapietiere".
TGI hat positive Effekte auf Bewohner mit Depressionen, Ängsten, Demenz und Verhaltensauffälligkeiten. Der gezielte Einsatz von TGI kann die Notwendigkeit von Zwangsmaßnahmen und den Einsatz von Psychopharmaka reduzieren.
Die Refinanzierung der TGI sollte gesetzlich geregelt und gewährleistet werden.
Evaluationsstudien zu den Effekten langfristig angelegter TGI sind notwendig.

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Metadaten
Titel
Mit Tieren therapeutische Ziele verbessern
verfasst von
Carina Wrobel
Roberto Rotondo
Publikationsdatum
01.07.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Pflegezeitschrift / Ausgabe 7/2023
Print ISSN: 0945-1129
Elektronische ISSN: 2520-1816
DOI
https://doi.org/10.1007/s41906-023-2095-5

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