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07.02.2024 | Originalien

Klinisches Triage-Instrument in katastrophenmedizinischen Einsatzlagen – Verwendung des ESI-Algorithmus am Behandlungsplatz

Eine Machbarkeitsstudie im deutschen Bevölkerungsschutz

verfasst von: Marcel Zill, Master of Disaster Management, Risk Governance, Birgitt Alpers, Theresa Berthold, Tobias Neidel, Dirk P. Killermann, Jan-Thorsten Gräsner, Jan Wnent

Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Medizinische Taskforce (MTF) kann in katastrophenmedizinischen Einsatzlagen eingesetzt werden und durch autarken Betrieb eines Behandlungsplatzes (BHP) die lokal ausgefallene klinische Versorgung unterstützen. Zu Teilen wird die Behandlungsdringlichkeit am BHP nur mit einem Vorsichtungsalgorithmus (z. B. Primäres Ranking zur Initialen Orientierung im Rettungsdienst [PRIOR]) bewertet, welcher eine ärztliche Sichtung nach sich zieht. Innerklinisch werden Instrumente wie der Emergency-Severity-Index(ESI)-Algorithmus verwendet, die u. a. auch die Zeitdauer bis zum Arztkontakt definieren.

Ziel der Arbeit (Fragestellung)

Diese Arbeit untersucht, ob der innerklinische ESI-Algorithmus auch an einem Behandlungsplatz einer MTF angewendet und die Patientenversorgung verbessert werden kann.

Material und Methoden

Machbarkeitsstudie, bei der MTF-Einsatzkräfte in zwei Gruppen (ärztlich/nichtärztlich) und zwei Runden Priorisierungen/Sichtungen durchführten und die Sichtungsergebnisse (Korrektheit, Geschwindigkeit) sowie Sensitivität und Spezifität verglichen wurden. Die Krankheitsausprägung der Fallvignetten war in beiden Runden identisch.

Ergebnisse

780 Sichtungsvorgänge (105 ärztlich und 675 nichtärztlich) wurden berücksichtigt. Das nichtärztliche Personal hatte im 1. Durchgang (PRIOR) häufiger korrekte Sichtungsergebnisse im Vergleich zur ärztlichen Gruppe (75,71 % [SD 4,70] vs. 71,11 % [SD 12,54]) als im 2. Durchgang (ESI; 60,92 % [SD 4,29] vs. 76,67 % [SD 11,29]).

Diskussion

Die Anwendung eines innerklinischen Triage-Instruments ist grundsätzlich in einem BHP möglich und besonders für die Weiterversorgung (Behandlungsstellen und Klinik) relevant. Eine Kombination aus beiden Algorithmen könnte die Lücke zwischen prä- und innerklinischer Versorgung optimieren.
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Metadaten
Titel
Klinisches Triage-Instrument in katastrophenmedizinischen Einsatzlagen – Verwendung des ESI-Algorithmus am Behandlungsplatz
Eine Machbarkeitsstudie im deutschen Bevölkerungsschutz
verfasst von
Marcel Zill, Master of Disaster Management, Risk Governance
Birgitt Alpers
Theresa Berthold
Tobias Neidel
Dirk P. Killermann
Jan-Thorsten Gräsner
Jan Wnent
Publikationsdatum
07.02.2024
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Notfall + Rettungsmedizin
Print ISSN: 1434-6222
Elektronische ISSN: 1436-0578
DOI
https://doi.org/10.1007/s10049-023-01275-1