Am 8. Oktober 2023 erlebte ich einen besonderen Wochenbettbesuch: Die Eltern der jungen Mutter leben in Israel in einem der Kibbuze, die am Tag zuvor überfallen worden waren. Kein Wunder, dass der Hausbesuch an dem Morgen wenig mit meiner „normalen“ Arbeit zu tun hatte. Das beherrschende Thema waren die Nachrichten aus der Heimat und die Sorgen um Familie und Freunde. Ein paar Tage später besuchte ich eine Frau aus Palästina. Auch bei diesem Wochenbettbesuch waren die Ereignisse der letzten Tage und die Sorgen um die Angehörigen, die im Kriegsgebiet leben, bestimmend. Erschütterung, Trauer und Hilflosigkeit über einen Krieg, der weit von meinem Zuhause entfernt stattfindet, prägen meine Arbeit in diesen Tagen. Ich höre viel mehr zu als sonst. Auch habe ich viele Fragen - anders als bei Wochenbettbesuchen üblich. In Gedanken bin ich oft bei meinen Kolleginnen in der Konfliktzone. Wie sieht ihr Arbeitsalltag wohl momentan aus? Der israelische und palästinensische Hebammenverband bezogen gemeinsam Position: „Wir glauben an die Kraft des Dialogs, der Diplomatie und der Empathie. Wir hoffen, dass die führenden Politiker aller Seiten zusammenkommen, um eine dauerhafte Lösung auszuhandeln, die die Rechte und die Würde aller von diesem Konflikt Betroffenen respektiert.“
19.01.2024 | Hebammenkolumne | Online-Artikel
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