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21.03.2018 | Ethik | Nachrichten

Der Patient steht im Mittelpunkt

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Wann haben Patienten Vertrauen in die pflegerischen und medizinischen Leistungen von Krankenhäusern? Diese Frage diskutierten vor Kurzem Fachleute in Offenburg.

Medizinethiker Professor Giovanni Maio von der Universität Freiburg © Oliver Lieber"Wenn ein Patient in die Klinik kommt, fühlt er sich fremd und ist verunsichert", sagt Professor Giovanni Maio. 

Mit der Frage nach dem großen Ganzen, nach dem Warum, begannen die Gesprächsteilnehmer ihre Diskussion. Der Medizinethiker Giovanni Maio von der Universität Freiburg argumentierte: „Es ist der Patient, der die Medizin definiert.“ Da die Medizin ihre Existenzberechtigung erst aus der Not des Patienten ziehe, müsse dieser im Mittelpunkt stehen.

Doch im durchstrukturierten Krankenhausalltag falle es immer schwerer, diesen Leitsatz zu erfüllen. Die Vorgaben zu mehr Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen würden alle Beteiligten in den Kliniken vor große Herausforderungen stellen. „Die Pflege ist seit jeher der Anwalt der Patienten“, sagte Markus Bossong, Pflegedirektor am Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach. Seiner Ansicht nach muss die Pflege heute besonders darauf achten, dass sie ihre Rolle auch in Zeiten knapper Kapazitäten ausfüllen kann. Denn die vertrauensvolle Beziehung sei ausschlaggebend für eine umfassende Heilung, betonte Bossong.

Die Perspektive des kranken Menschen einnehmen

Für eine Atmosphäre in Kliniken und Krankenhäusern, in der eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ärzten, Pflegern und Patienten aufgebaut werden könne, sprach sich auch Maio aus. Diese müsse vom Verständnis für die Perspektive des kranken Menschen geprägt sein, so der Medizinethiker. „Wenn ein Patient in die Klinik kommt, fühlt er sich fremd und ist verunsichert. Er braucht einen Ansprechpartner, eine Person, zu der er eine Vertrauensbeziehung aufbauen kann. Nur so kann der Patient Vertrauen in das System fassen. Eine gut funktionierende Pflege, unterstützt durch Patientenfürsprecher, stellt eine optimale Lösung dar“, so Maio. Auch Ingrid Fuchs, Patientenfürsprecherin am Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach, befürwortete eine engere Zusammenarbeit zwischen Patientenfürsprechern, Pflegern und Ärzten: „Patientenfürsprecher sollten in der Führungsebene bei Pflegegesprächen anwesend sein“, so Fuchs.

„Patientenfürsprecher verstehen sich nicht als Kämpfer, die um jeden Preis die Belange des Patienten durchsetzen wollen. Vielmehr sind sie Moderatoren, besser noch: Scharniere zwischen Patienten sowie Ärzten und Pflegenden“, stellte Maio fest. So könne Patientenfürsprache helfen, größere Konflikte zu vermeiden. „Wir sind die Stimme der Patienten, und die Patienten spüren und honorieren es, wenn ein geschulter und empathischer Patientenfürsprecher sich ihrer Sorgen annimmt“, so Detlef Schliffke, Vorsitzender des Bundesverbands Patientenfürsprecher in Krankenhäusern e.V. (BPiK). „Nicht zuletzt leisten wir einen erheblichen Beitrag zu Kosteneinsparungen.“ Durch Patientenfürsprache gelöste Konflikte entlasten Kliniken deutlich im Vergleich zu juristischen Streitigkeiten. Nicht zuletzt belegen Umfragen: Nicht nur zufriedene, sondern auch unzufriedener Patienten, denen geholfen wurde, empfehlen Kliniken und ärztliche Leistung gerne weiter.

18. und 19. Oktober: Symposium Patientendialog

Um die Diskussion weiter vertiefen zu können, wird das Ortenau Klinikum am 18. und 19. Oktober 2018 ein Symposium „Patientendialog“ veranstalten.

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