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Open Access 11.03.2024 | short communication

Cardiac-Arrest-Center-Zertifizierung in Deutschland mit verbessertem neurologischem Outcome der PatientInnen assoziiert

verfasst von: N. Rott, M.Sc., L. Reinsch, B. W. Böttiger

Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin

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Cardiac-Arrest-Zentren (CAC) sind zertifizierte Kliniken, die auf die Weiterbehandlung von PatientInnen nach einem außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand besonders spezialisiert sind. Die Behandlung der Betroffenen in einem CAC ist mit einem besseren neurologischen Überleben assoziiert [5].
Eine neu veröffentlichte Studie zeigt erstmalig erhobene Daten zum Outcome der deutschen CAC. Das Ergebnis hebt das hohe Potenzial der CAC-Zertifizierungen in Deutschland hinsichtlich des neurologischen Überlebens von Betroffenen nach einem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand hervor. Die Studie untersuchte den Effekt der CAC-Zertifizierung in drei deutschen Universitätskliniken (Berlin, Düsseldorf und Köln). In einer multizentrischen, retrospektiven Kohortenstudie wurden insgesamt 784 PatientInnen, davon 368 vor und 416 PatientInnen nach der CAC-Zertifizierung des jeweiligen Klinikums, analysiert (Studienperiode 2017 bis 2022). Die primären Endpunkte waren das Überleben und der positive neurologische Status bei Entlassung („cerebral performance categories“ [CPC] 1 oder 2). Außerdem wurden die sofortige Koronarintervention und der Einsatz einer extrakorporalen kardiopulmonalen Wiederbelebung (ECPR) betrachtet. Während das Gesamtüberleben nach der CAC-Zertifizierung ähnlich blieb (35 vs. 35 %, p > 0,99), konnte hier bei den Überlebenden eine signifikant bessere neurologische Erholung nachgewiesen werden (71 vs. 87 %, p < 0,01). Begleitet wurden diese Ergebnisse von einer ebenfalls deutlichen Zunahme an Koronarinterventionen (40 vs. 52 %, p < 0,001) sowie dem höheren Einsatz von ECPR (8 vs. 13 %, p < 0,05; [5]).
Merke.
Die Behandlung in einem CAC wirkt sich positiv auf die neurologische Erholung der Betroffenen aus.
Jährlich sterben rund 70.000 Menschen in Deutschland nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand und die Überlebensrate solcher PatientInnen ist generell sehr gering (10,7 % lebend entlassen; [6]). Die Betroffenen sind nach einer außerklinischen Reanimation auf eine spezifische und zielgerichtete Behandlung angewiesen. An diesem Punkt setzen die zertifizierten CAC an. Die Rahmenbedingungen und Qualitätskriterien für die Zertifizierung wurden 2017 erstmals in Deutschland von einer Arbeitsgruppe aus AnästhesiologInnen, KardiologInnen und Intensiv- und NotfallmedizinerInnen, unter dem Schirm des Deutschen Rates für Wiederbelebung (GRC) entwickelt und beinhalten Ergebnis‑, Struktur- und Prozessqualitätsaspekte. Seit 2018 fanden auf Basis dieser Kriterien erste Audits an deutschen Pilotkliniken statt und 2019 konnten die ersten Kliniken erfolgreich zertifiziert werden. Im Jahr 2022 fanden die ersten Rezertifizierungen der CAC statt und das 100. Klinikum konnte zertifiziert werden. Für die Rezertifizierung einer Klinik und zur kontinuierlichen Optimierung der Patientenversorgung muss die Entwicklung eines CAC fortlaufend evaluiert werden [1, 2].

Aktueller Stand der Zertifizierung in Deutschland

In Deutschland wurden bisher 161 Zertifizierungen (inklusive Rezertifizierungen) an 114 Kliniken vergeben. Inzwischen sind fast alle Bundesländer mit zumindest einem zertifizierten CAC versorgt. Die Dichte ist hierbei regional unterschiedlich. Auch in den deutschsprachigen Nachbarländern Schweiz und Österreich gibt es bereits erste zertifizierte CAC (Abb. 1). Zukünftig sollen auch in anderen europäischen Ländern leitliniengerechte Therapien und einheitliche Kriterien für CAC eingeführt werden, um die Überlebensrate und das neurologische Ergebnis der Betroffenen steigern zu können [1].
Die Überlebensrate der PatientInnen mit außerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand wird ausschlaggebend durch die klinische Weiterversorgung beeinflusst, weswegen CAC ein wichtiges und professionelles Glied in der Therapie- und Rettungskette darstellen. Zudem stellen CAC eine Erleichterung für die Rettungsdienste in Form einer gezielten Zuweisung von außerklinisch reanimierten PatientInnen in überprüfbar spezialisierte Krankenhäuser dar. Damit können Fehltransporte in Krankenhäuser ohne diese speziellen Anforderungen für die Betroffenen reduziert werden. Internationale Leitlinien und Organisationen empfehlen unter anderem aus diesen Gründen seit Jahren die Behandlung in zertifizierten CAC [14].

Fazit

Die Wirksamkeit der deutschen CAC wurde erstmalig analysiert. Die Erkenntnisse legen die Verbesserung des neurologischen Outcomes von PatientInnen mit außerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand dar und regen die weitere Zertifizierung von CAC im In- und Ausland an.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

N. Rott ist Mitarbeiterin des GRC. B.W. Böttiger ist Schatzmeister und Immediate Past Director Science and Research des European Resuscitation Council (ERC), Gründer des ERC Research NET, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rates für Wiederbelebung/German Resuscitation Council (GRC), ehemaliges Mitglied im Präsidium der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gründer der Deutschen Stiftung Wiederbelebung, Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Mitglied im Beirat der Deutschen Herzstiftung, Mitherausgeber der Zeitschrift Resuscitation, Schriftleiter der Zeitschrift Notfall+Rettungsmedizin, Mitherausgeber der Zeitschrift Brazilian Journal of Anesthesiology. Für Vorträge hat er Honorare der folgenden Firmen erhalten: Forum für medizinische Fortbildung (FomF), Baxalta Deutschland GmbH, ZOLL Medical Deutschland GmbH, C. R. Bard GmbH, GS Elektromedizinische Geräte G. Stemple GmbH, Novartis Pharma GmbH, Philips GmbH Market DACH, Bioscience Valuation BSV GmbH, Becton Dickinson GmbH, Fundacja Polski Instytut Evidence Based Medicine. L. Reinsch gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

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Literatur
1.
Zurück zum Zitat Rott N, Scholz KH, Busch HJ et al (2023) CAC: aktueller Stand der Cardiac-Arrest-Zentren. Aktuel Kardiol 12:389–393CrossRef Rott N, Scholz KH, Busch HJ et al (2023) CAC: aktueller Stand der Cardiac-Arrest-Zentren. Aktuel Kardiol 12:389–393CrossRef
2.
Zurück zum Zitat Grübl T, Nauheimer D, Wolff H et al (2023) Zertifizierung von Cardiac-Arrest-Zentren. Notfall Rettungsmed 26:23–29CrossRef Grübl T, Nauheimer D, Wolff H et al (2023) Zertifizierung von Cardiac-Arrest-Zentren. Notfall Rettungsmed 26:23–29CrossRef
3.
Zurück zum Zitat Scholz KH, Busch HJ, Frey N et al (2021) Qualitätskriterien und strukturelle Voraussetzungen für Cardiac Arrest Zentren – Update 2021. Notfall Rettungsmed 24:826–830CrossRef Scholz KH, Busch HJ, Frey N et al (2021) Qualitätskriterien und strukturelle Voraussetzungen für Cardiac Arrest Zentren – Update 2021. Notfall Rettungsmed 24:826–830CrossRef
4.
Zurück zum Zitat Thiele, H., Rott, N., Kelm, T., et al.: 100 Cardiac-Arrest-Zentren in Deutschland zertifiziert. Cardio News, 3. März 2023 Thiele, H., Rott, N., Kelm, T., et al.: 100 Cardiac-Arrest-Zentren in Deutschland zertifiziert. Cardio News, 3. März 2023
Metadaten
Titel
Cardiac-Arrest-Center-Zertifizierung in Deutschland mit verbessertem neurologischem Outcome der PatientInnen assoziiert
verfasst von
N. Rott, M.Sc.
L. Reinsch
B. W. Böttiger
Publikationsdatum
11.03.2024
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Notfall + Rettungsmedizin
Print ISSN: 1434-6222
Elektronische ISSN: 1436-0578
DOI
https://doi.org/10.1007/s10049-024-01312-7