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Erschienen in: Notfall +  Rettungsmedizin 4/2003

01.06.2003 | Medizinrecht

Beurteilung von Gewahrsams- und Haftfähigkeit

verfasst von: Dr. iur. R. Kiesecker

Erschienen in: Notfall + Rettungsmedizin | Ausgabe 4/2003

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Auszug

Der Begriff der Haftfähigkeit ist nicht einheitlich definiert. Von der Haftfähigkeit wird immer dann gesprochen, wenn es um die Notwendigkeit geht, dass der Gesundheitszustand eines—möglicherweise: zukünftigen—Gefangenen begutachtet werden soll. Ob es sich dabei um einen Strafgefangenen, einen Untersuchungsgefangenen oder einen Verurteilten handelt, der die Strafe antreten soll, wird beim Begriff der Haftfähigkeit allgemein nicht unterschieden. Auch bei vorläufig auf der Basis des Polizeigesetzes festgenommenen Personen, bei denen von der Polizei die Gewahrsamsfähigkeit zu prüfen ist, wird der Begriff der Haftfähigkeit verwendet. …
Fußnoten
1
Der nachfolgenden Darstellung werden allein und ausschließlich das Polizeigesetz Baden-Württemberg und dazu ergangene Ausführungsbestimmungen zugrundegelegt. Auf etwaige anderslautende Regelungen in den Polizei- und Ordnungsgesetzen anderer Bundesländer kann aus Platzgründen nicht eingegangen werden. Das Gleiche gilt für Regelungen im Gesetz über den Öffentlichen Gesundheitsdienst von Baden-Württemberg.
 
2
Strafaufschub ist die vor Beginn des Vollzugs angeordnete Strafaussetzung, vgl. Wendisch (1997) In: Löwe, Rosenberg, StPO, 25. Aufl., § 455, Rdnr. 3
 
3
Nach LG Ellwangen, NStZ 1988, 330 f., gilt dies jedenfalls auch bei einer HIV-Infektion ohne Ausbruch der Krankheit
 
4
Auskunft des Leitenden Polizeiarztes des Landes Baden-Württemberg
 
5
Auskunft des Leiters des Gesundheitsamtes Tübingen
 
6
Eine gesonderte Behandlung der Zuständigkeiten und Aufgaben des Arztes bei Prüfung der Haftfähigkeit im Rahmen der U-Haft ist nicht erforderlich. Die §§ 112 ff. StPO enthalten keine eigenen Regelungen zur Haft(un)fähigkeit. In Literatur (z. B. Meyer=Goßner, § 112, Rdnr. 3; Boujong, in: KK/StPO, § 112, Rdnr. 52; weitere Nachweise bei Hilger (1997) in: Löwe/Rosenberg, § 112, Rdnr. 68) und Rechtsprechung (vgl. KG, NJW 1990, 1002; StV 1992, 584, 585) wird auf die Regelungen bzw. die Wertungen des § 455 StPO verwiesen. Diese Auffassung verdient Zustimmung. Denn die Untersuchungshaft dient anders als der Vollzug einer Freiheitsstrafe lediglich Sicherungszwecken, sodass Maßnahmen betreffend die Beurteilung der Haftfähigkeit regelmäßig von geringerem Gewicht sind. Gegebenenfalls empfiehlt sich eine etwas großzügigere Beurteilung zugunsten des Betroffenen im Rahmen der Ermessensentscheidungen des § 455 Abs. 3 und 4.
 
7
OLG Karlsruhe, NStZ 1991, 53 f.; vgl. auch OLG Stuttgart, StV 1991, 478
 
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Flügge (1984) Kassenarzt S. 34 ff Flügge (1984) Kassenarzt S. 34 ff
2.
Zurück zum Zitat Münchhalffen, Strafvollstreckung und Strafvollzug. In: Brussow, Krekeler, Mehle (Hrsg) Strafverteidigung in der Praxis, 2. Aufl. § 15, Rdnr. 20 Münchhalffen, Strafvollstreckung und Strafvollzug. In: Brussow, Krekeler, Mehle (Hrsg) Strafverteidigung in der Praxis, 2. Aufl. § 15, Rdnr. 20
3.
Zurück zum Zitat Meyer = Goßner (2003) StPO, 46. Aufl. § 455, Rdnr. 5. Meyer = Goßner (2003) StPO, 46. Aufl. § 455, Rdnr. 5.
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Zurück zum Zitat Wendisch (1997) In: Löwe, Rosenberg, StPO, 25. Aufl., § 455, Rdnr. 10 Wendisch (1997) In: Löwe, Rosenberg, StPO, 25. Aufl., § 455, Rdnr. 10
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Zurück zum Zitat Fischer (1998) In: KK/StPO, 4. Aufl. § 455, Rdnr. 9 Fischer (1998) In: KK/StPO, 4. Aufl. § 455, Rdnr. 9
6.
Zurück zum Zitat Meyer = Goßner (2003) StPO, 46. Aufl. § 455, Rdnr. 2 Meyer = Goßner (2003) StPO, 46. Aufl. § 455, Rdnr. 2
7.
Zurück zum Zitat Wendisch (1997) In: Löwe, Rosenberg, StPO, 25. Aufl., § 455, Rdnr. 20 Wendisch (1997) In: Löwe, Rosenberg, StPO, 25. Aufl., § 455, Rdnr. 20
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Zurück zum Zitat Münchhalffen, Strafvollstreckung und Strafvollzug. In: Brussow, Krekeler, Mehle (Hrsg) Strafverteidigung in der Praxis, 2. Aufl. § 15, Rdnr. 69 Münchhalffen, Strafvollstreckung und Strafvollzug. In: Brussow, Krekeler, Mehle (Hrsg) Strafverteidigung in der Praxis, 2. Aufl. § 15, Rdnr. 69
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Zurück zum Zitat Wolf, Stephan (1999) Polizeigesetz Baden-Württemberg, 5. Aufl. § 28, Rdnr. 29 Wolf, Stephan (1999) Polizeigesetz Baden-Württemberg, 5. Aufl. § 28, Rdnr. 29
10.
Zurück zum Zitat Kopp (2000) VwVfG, 7. Aufl. § 4, Rdnrn. 12 f Kopp (2000) VwVfG, 7. Aufl. § 4, Rdnrn. 12 f
11.
Zurück zum Zitat Münchhalffen, Strafvollstreckung und Strafvollzug. In: Brussow, Krekeler, Mehle (Hrsg) Strafverteidigung in der Praxis, 2. Aufl. § 15, Rdnr. 71 Münchhalffen, Strafvollstreckung und Strafvollzug. In: Brussow, Krekeler, Mehle (Hrsg) Strafverteidigung in der Praxis, 2. Aufl. § 15, Rdnr. 71
12.
Zurück zum Zitat Callies, Müller = Dietz (2002) Strafvollzugsgesetz, 9. Aufl. § 65, Rdnr. 5 Callies, Müller = Dietz (2002) Strafvollzugsgesetz, 9. Aufl. § 65, Rdnr. 5
13.
Zurück zum Zitat Callies, Müller = Dietz (2002) Strafvollzugsgesetz, 9. Aufl. § 65, Rdnr. 2 Callies, Müller = Dietz (2002) Strafvollzugsgesetz, 9. Aufl. § 65, Rdnr. 2
14.
Zurück zum Zitat Meyer = Goßner (2003) StPO, 46. Aufl. § 455, Rdnr. 12 Meyer = Goßner (2003) StPO, 46. Aufl. § 455, Rdnr. 12
Metadaten
Titel
Beurteilung von Gewahrsams- und Haftfähigkeit
verfasst von
Dr. iur. R. Kiesecker
Publikationsdatum
01.06.2003
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Notfall + Rettungsmedizin / Ausgabe 4/2003
Print ISSN: 1434-6222
Elektronische ISSN: 1436-0578
DOI
https://doi.org/10.1007/s10049-003-0545-6

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