Hintergrund
In den meisten Schulen kommen Kinder mit unterschiedlichen sprachlichen, kulturellen, religiösen und sozialen Hintergründen zusammen (Kanton Zürich Bildungsdirektion Volksschulamt
2022). Dabei befinden sie sich in verschiedenen Entwicklungsphasen, und die Lernfähigkeit von Schüler*innen ist eng mit ihrem Wohlbefinden und ihrer Gesundheit verbunden. Bildung und Gesundheit können sich gegenseitig beeinflussen und haben einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit im Erwachsenenalter (Direktion für Bildung und Kultur Amt für gemeindliche Schulen Kanton Zug
2015; National Association of School Nurses [NASN]
2017). Kinder im schulpflichtigen Alter werden meist als gesund eingeschätzt, und ihre gesundheitlichen Bedürfnisse werden oft nicht als Priorität angesehen (World Health Organization [WHO]
2023). Kinder sind aber häufig den gleichen Risiken wie Erwachsene ausgesetzt und stehen diesen vulnerabler gegenüber (WHO
2017). Gesundheitsförderung, Prävention und die Früherkennung von potenziellen Gesundheitsproblemen können zur Reduktion von Spätfolgen im erwachsenen Alter beitragen (Lee
2011; World Health Organization [WHO]
2017). Eine frühzeitige Investition in die Kindergesundheit kann Auswirkungen auf die Entwicklung und Bildung der Kinder und letztendlich auf die gesamte Gesellschaft haben (Kepplinger et al.
2022). Die WHO benennt darum die Schule als ein Setting der Gesundheitsedukation und -förderung (WHO
2023).
In der Schweiz sind durchschnittlich 2 bis 4 Schulkinder/Klasse chronisch krank. Sie leiden z. B. an Diabetes mellitus, zystischer Fibrose, Asthma oder Epilepsie (Stadt Zürich – Schul- und Sportdepartement
2019). Die betroffenen Kinder gelten als besonders vulnerabel und benötigen daher mehr Unterstützung zu Hause und in der Schule (Dratva et al.
2020). Hinzu kommt, dass rund 15 % der Kinder in der Schweiz übergewichtig/adipös sind (Bundesamt für Gesundheit [BAG]
2022b). Neben den somatischen Erkrankungen konnte in den letzten Jahren auch ein Anstieg an psychischen Problemen bei Kindern festgestellt werden (Bundesamt für Statistik [BFS]
2022a). Zwischen 2020 und 2021 gab es 26 % mehr stationäre Aufenthalte bei 10- bis 24-jährigen Mädchen aufgrund von psychischen Erkrankungen. Der größte prozentuale Anstieg (+60) zeigte sich bei den 10- bis 14-jährigen Mädchen wegen Selbstverletzung und Suizidversuchen (BFS
2022a).
Schüler*innen mit Erkrankungen werden durch unterschiedliche Fachpersonen betreut. Jedoch besteht in der Grund- und Akutversorgung sowie im Schulsektor ein Personalmangel bei erhöhtem Bedarf. In den nächsten Jahren werden 56 % der Haus- und Kinderärzteschaft pensioniert, und 27.500 Pflegefachpersonen müssen infolge von Pensionierungen und vorzeitigem Berufsaussteig bis 2029 ersetzt werden (Haus- und Kinderärzte Schweiz
2020; Merçay et al.
2021). Gerade für ländliche Schulen und Gemeinden wird es dadurch schwieriger, Ärzt*innen für die schulärztlichen Untersuchen zu finden (Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften [ZHAW]
2014). Auch Kindernotfallstationen werden häufiger bei medizinischen Anliegen in Anspruch genommen, weil die Familien keine geeignete Ansprechperson mehr haben (Pädiatrie Schweiz
2022). Kindernotfallstationen haben, in der ersten Jahreshälfte 2022 im Vergleich zu 2021 oder den Vorpandemiejahren, eine Zunahme von Kindernotfällen um mehr als 50 % verzeichnet. Kindernotfallstationen geraten dadurch immer häufiger an ihre Belastungsgrenzen (Pädiatrie Schweiz
2022). Zudem ist Kindermedizin aufwendiger und zeitintensiver als Erwachsenenmedizin, und die Tarifierung deckt die erbrachten Leistung nicht vollumfänglich ab (Allianz Kinderspitäler der Schweiz [AllKidS]
2022; Genewein
2018).
Nebst dem Personalmangel an Gesundheitsfachpersonen existiert auch ein Mangel an Lehrer*innen in Schulen. Bis 2031 sollte die Anzahl an Lehrpersonen um 6 % gesteigert werden (BFS
2022c, Sandmeier und Herzog
2022).
Oft müssen Lehrpersonen zusätzlich zu ihren Unterrichtsaufgaben andere Tätigkeiten, die außerhalb ihrer pädagogischen Kompetenzen liegen, übernehmen (Hansen et al.
2020). Dazu gehört z. B. die gesundheitliche Betreuung von chronisch kranken Kindern in der Schulklasse oder auf der Landschulwoche (Schlunegger
2022). Sie sind auch zuständig für die akute Versorgung von kleineren Unfällen oder Krankheiten. Auch die Qualität der gesundheitlichen Betreuung, wie beispielsweise das Blutzuckermessen, hängt in vielen Schulen vom persönlichem Engagement der Lehrpersonen ab (Helfer und Zeyer
2020). Bereits vor der COVID-19-Pandemie, die stellvertretend für andere Krisen verstanden werden kann, waren Lehrpersonen einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Sie gehörten zur Berufsgruppe mit den höchsten krankheitsbedingten Ausfällen aufgrund von beruflichem Stress (García-Carmona et al.
2019). Infolge der Überstunden, während der COVID-19-Pandemie, zeigten die Lehrpersonen Symptome emotionaler Erschöpfung, Zunahme an Burn-outs, Angstzuständen, Frustration oder chronischer Übermüdung (Hansen et al.
2020; Hascher et al.
2021; Kim et al.
2022). Auch das Konfliktpotenzial in den Familien war während dieser Zeit deutlich erhöht und führte zu einem Anstieg an Aggressionen und häuslicher Gewalt (Amarel et al.
2020). Gemäß einer deutschen Studie war für 75 % der befragten Eltern die erste Welle der Pandemie sehr belastend. Sie wünschten sich mehr Unterstützung von der Schule, insbesondere bei der Rückkehr aus der Isolation und im Umgang mit den Gefühlen ihrer Kinder (Ravens-Sieberer et al.
2021). Neben den Folgen der COVID-19-Pandemie wird aktuell eine Vielzahl von Schüler*innen aus der Ukraine, die möglicherweise traumatisiert sind, in Klassen integriert (UNICEF [United Nations International Children’s Emergency Fund]
2022). Zu weiteren gesundheitlichen Herausforderungen bei geflüchteten Schüler*innen gehören Unterernährung, übertragbare Krankheiten, fehlende Impfungen, sexueller Missbrauch, Gewalt, Folter, Armut und ein fehlender Zugang zur Gesundheitsversorgung (Johnson et al.
2017).
Die COVID-19-Pandemie hat verstärkt aufgezeigt, dass Lehrpersonen infolge der zunehmenden gesundheitlichen Herausforderungen ihrer Schüler*innen an Grenzen stoßen und deshalb die Gesundheitsversorgung von Schüler*innen verbessert werden sollte (Hansen et al.
2020; Maughan et al.
2021; Schmidt et al.
2021; Singh et al.
2020). Während der Debatten um die Schließungen, Wiedereröffnungen von Schulen und der Erstellung von entsprechenden Schutzkonzepten wurde ebenfalls ersichtlich, wie wichtig eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfachpersonen und Bildungsexpert*innen ist (Kepplinger et al.
2022). Um den genannten Herausforderungen begegnen zu können, sind neue Versorgungsmodelle in Schulen, die einen niederschwelligen Zugang für Kinder und Eltern gewährleisten und Lehrpersonen entlasten, angezeigt. Ein Ansatz für eine adäquatere Gesundheitsversorgung von Schüler*innen könnte dabei die School Nurse sein. Die School Nurse ist eine spezialisierte Pflegefachperson mit Bachelor- oder Masterabschluss, welche das Wohlbefinden und die Gesundheit der Schüler*innen fördert (NASN
2021). Dabei übernehmen School Nurses verschiedene Tätigkeiten, welche in 4 Aufgabenbereichen zusammengefasst werden können: Triage und Behandlung von Unfällen und Notfällen, Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention, psychosoziale Unterstützung sowie Management von chronischen Erkrankungen (Lineberry und Ickes
2015). Sie arbeiten eng mit anderen Berufsgruppen, wie den Lehrpersonen, der lokalen Ärzteschaft, Psycholog*innen oder dem Sozialdienst, zusammen.
Im Gegensatz zu anderen Ländern, wie den USA, ist die Rolle der School Nurse in Schweizer Schulen wenig verbreitet (Helfer und Zeyer
2020). Bis jetzt setzt in der deutschsprachigen Schweiz lediglich der Kanton Schwyz Pflegefachfrauen oder Pflegefachmänner für die Schulgesundheit ein. In der französischsprachigen Schweiz ist die Rolle in den Kantonen Genf, Jura und Waadt bereits etwas länger etabliert (Helfer und Zeyer
2020). Wie ein Beispiel aus dem Kanton Waadt zeigt, agieren School Nurses und Pädiater*innen gemäß ihren eigenen Kompetenzen und sprechen sich bei Unklarheiten ab. Sie entscheiden beispielsweise gemeinsam über schulische Impfpläne und koordinieren die Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen (Casini-Matt und Morrow-Blase
2020). Die momentane Gesundheitsversorgung in den Schweizer Schulen variiert kantonal (Helfer und Zeyer
2020). Sie wird von folgenden Akteuren sichergestellt: von lokalen Pädiaterin*innen, den schulärztlichen Diensten, der schweizerischen Gesundheitsstiftung RADIX, dem schulpsychologischen Dienst und auch von Sozialarbeiter*innen (Helfer und Zeyer
2020). Dabei werden aber nur 3 der 4 oben erwähnten Bereiche abgedeckt. Beim vierten Bereich – dem Management von chronischen Erkrankungen – ist die Zuständigkeit nicht klar definiert (Helfer und Zeyer
2020).
Es besteht somit Bedarf an neuen Modellen, welche am Beispiel der School Nurse geklärt werden sollen.
Diskussion
Ziel war es, den Bedarf und die Erwartungen von Schüler*innen, Eltern, Lehrpersonen, Schulleitungen, Schulsozialarbeiter*innen, Pädiater*innen, dem schulärztlichen Dienst und den Gemeinderät*innen an eine School Nurse zu klären. Es wurden 4 übergeordnete Bedarfe identifiziert: (1) Entlastung durch niederschwelliges Angebot; (2) Ansprechperson für Gesundheit (Information und Beratung); (3) Versorgung von Unfällen; (4) Versorgung von chronisch kranken Kindern. Die Fachpersonen in der Schule erwähnten zusätzlichen Bedarf, wie Verantwortung abgeben können, Handlungsbedarf bei psychischer Gesundheit, Integration von Gesundheitsförderung und Sicherheit. Jedoch wurde geäußert, dass die Aufgabenbereiche, die Schnittstellen-Kommunikation und die interprofessionelle Zusammenarbeit geklärt werden müssen. Als mögliches Hindernis bei einer Implementierung wurde die Finanzierung genannt.
Während der Interviews wurde hinterfragt, ob eine School Nurse mit einem größeren Arbeitspensum in den Schulen ausgelastet sein würde. Die teilnehmende Unter- und Oberstufenschule lagen in außerstädtischen Gebieten. Die Unterstufenschule umfasste ca. 320 Schüler*innen und die Oberstufenschule ca. 450 Schüler*innen. Im Kanton Freiburg wird die empfohlene „nurse-to-student-ratio“ auf 1:3000 bis 1:4400 festgelegt (Direction de la santé et des affaires sociales [DSAS]
2016). Vergleichsweise tief liegt die „nurse-to-student-ratio“ mit 1:766 im Kanton Waadt (120 School Nurses betreuen 92.000 Schüler*innen). Hierbei ist zu beachten, dass die School Nurses im Kanton Waadt Kinder zwischen 4 und 20 Jahren versorgten und ein breiteres Tätigkeitsfeld aufwiesen (Unité de promotion de la santé et de prévention en milieu scolaire [Unité PSPS]
2020). Dies bestärkt den Aspekt, dass die School Nurse mobil unterwegs sein sollte, damit sie genügend Schüler*innen und mehrere Schulen betreuen kann. Die School Nurse sollte dabei unter ärztlicher Supervision arbeiten (Council On School Health
2016). In den USA werden School Nurses bereits länger eingesetzt, und die empfohlene „nurse-to-student-ratio“ wurde auf 1:750 festgelegt (Kann et al.
2007). Im Jahr 2018 war an 81,9 % der öffentlichen Schulen in den USA eine School Nurse angestellt. Davon hatten 51,3 % einen Bachelor of Science in Nursing, und 12,5 % wiesen einen Master of Science in Nursing auf (Willgerodt et al.
2018).
Die Teilnehmenden dieser Studie erwähnten nebst der Auslastung der School Nurse die ungeklärte Finanzierung der School Nurse und stellten infrage, ob sich der finanzielle Aufwand für die Stelle lohne. Eine Kostenanalyse aus den USA zeigte einen relevanten Netto-Nutzen-Vorteil durch den Einsatz von School Nurses in Schulen, wobei eine Ein-Dollar-Ausgabe zu einem Gewinn von 2,2 Dollar führte (Wang et al.
2014). Der Gewinn verteilt sich auf 3 Ebenen: 1) Durch die School-Nurse-Betreuung konnten überflüssige und teure Arztbesuche und Notfalltransporte mit der Ambulanz reduziert werden. 2) Die Lehrpersonen wurden entlastet und konnten sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren. 3) Die Produktivität der Eltern am Arbeitsplatz konnte erhöht werden (Wang et al.
2014). Alle Eltern in dieser Studie waren berufstätig und berichteten, dass das Verlassen des Arbeitsplatzes aufgrund einer Erkrankung oder eines Notfalls der Kinder herausfordernd sei. Aktuelle Erhebungen in der Schweiz bestätigen die hohe Erwerbsbeteiligung von Eltern (BFS
2022b). Die Erwerbsquote von Müttern (Frauen zwischen 25 und 54 Jahren) mit mindestens einem Kind unter 15 Jahren lag im Jahr 2021 bei 82 %. Bei Väter lag die Erwerbsquote bei 96,9 % (BFS
2022b). Mehrere Studien berichteten, dass eine School Nurse zu einer Entlastung berufstätiger Eltern führen kann und zu mehr Sicherheit beiträgt (Kirchofer et al.
2007; Lineberry und Ickes
2015; Pennington und Delaney
2008). Die Zahl der Schüler*innen, die wegen Krankheit nach Hause mussten, war signifikant kleiner in Schulen mit einer School Nurse (Lineberry und Ickes
2015). Nur 5 % von untersuchten Schüler*innen mussten durch eine School Nurse nach Hause geschickt werden (Pennington und Delaney
2008). Beim Schulpersonal waren es 18 %. Das bedeutet, dass es bei einer Betreuung durch eine School Nurse zu weniger Schulabsenzen kommen kann (Isik et al.
2021; Kindi et al.
2022; Yoder et al.
2022). Auch für die interviewten Lehrpersonen und Schulleitungen bestand Bedarf an Entlastung bei der gesundheitlichen Versorgung von Schüler*innen. Die Literatur zeigt, dass eine School Nurse zur Entlastung des Schulpersonals beitragen kann. Die Anstellung einer School Nurse führte zu einer Verringerung des Zeitaufwandes für die Schulleitung um minus 57 min/Tag und für Lehrpersonen um minus 20 min/Tag in Bezug auf Gesundheitsfragen (Baisch et al.
2011). Lehrpersonen konnten auch die Verantwortung für gesundheitliche Fragen abgeben und sich vermehrt auf ihre pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren (Baisch et al.
2011; Helleve et al.
2022).
Die vorliegende Studie zeigte, dass ein Bedarf bei der Versorgung chronischer Krankheiten, Gesundheitsförderung und Prävention sowie der psychischen Gesundheit von Schüler*innen besteht. Momentan fehlt in Schulen eine Person für gesundheitsbezogene Fragen mit niederschwelligem Zugang. Auch die Literatur verdeutlicht, dass eine häufige Barriere von chronisch kranken Schüler*innen das Fehlen einer Person, die sich für die Krankheit in der Schule verantwortlich zeigt, ist (Uhm und Choi
2020). Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass chronisch kranke und „gesunde“ Schüler*innen täglich verschiedene Pflegeinterventionen von School Nurses in Anspruch nehmen und ein Bedarf an einer pflegerischen Expertise in Schulen vorhanden ist (Romberg et al.
2022). Außerdem wollten Eltern in die Gesundheitsversorgung ihrer Kinder miteinbezogen werden. Sie wünschten sich eine Person, welche nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern zu der chronischen Krankheit berät (Uhm und Choi
2020). Auch die Lehrpersonen in dieser Studie fühlten sich bei der Betreuung von chronisch kranken Schüler*innen teilweise überfordert. Ähnliche Ergebnisse zeigte eine Studie, in denen die Lehrpersonen verschiedene Ängste, bezogen auf das Betreuen von chronisch kranken Kindern, äußerten, meist aufgrund von fehlendem Wissen und der daraus entstehenden Unsicherheit (Rodríguez-Almagro et al.
2018). Die Versorgung von chronisch kranken Kindern gilt als komplex, und es bedarf einer sektorenübergreifenden Gesundheitsversorgung (Dratva et al.
2020). Die School Nurse kann zu einem koordinierten Fallmanagement beitragen und beispielsweise Gespräche zwischen Schüler*innen, Eltern, Hausärzt*innen und Lehrpersonen fördern (Kindi et al.
2022). In der Bedarfsabklärung zeigte sich, dass Gesundheitsförderung und Prävention wenig in den Schulalltag integriert wurden. Dies könnte einerseits an mangelnden zeitlichen Ressourcen von Lehrpersonen oder der Schulsozialarbeit liegen, andererseits an den externen Präventionsfachpersonen, die wenig als Bezugspersonen von den Schüler*innen wahrgenommen wurden. Studien bestätigen, dass Lehrpersonen oftmals die Zeit fehlt, um Gesundheitsförderung oder Prävention in den Unterricht zu integrieren (Anderson et al.
2016; Kupka-Klepsch
2022). Zudem kann Vertrauen zwischen Gesundheitsfachpersonen und Patient*innen eine direkte therapeutische Auswirkung haben, insbesondere in Bezug auf die „Outcomes“ der Gesundheitsförderung und Prävention (Rasiah et al.
2020). Eine aktuelle Erhebung in den Kantonen Bern, Solothurn und Freiburg zeigt, dass knapp 80 % der Schüler*innen der Meinung sind, dass mehr für die Gesundheit von Jugendlichen getan werden müsste (Blaues Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg
2023). Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigten, dass Handlungsbedarf in der psychischen Gesundheitsversorgung von Schüler*innen bestand. Die psychosoziale und psychiatrische Versorgung ist in vielen Fällen unzureichend gewährleistet, insbesondere im Übergang von stationären und ambulanten Angeboten (BAG
2022a; Schepker und Kölch
2023). Dieser Engpass dürfte sich durch einen Mangel an niederschwelligen Angeboten als auch durch einen steigenden Personalmangel erklären. Eine School Nurse kann dazu beitragen, dass gefährdete Schüler*innen mit psychischen Krankheiten früher identifiziert werden und Wiedereingliederungen in der Schule nach psychiatrischen Krankenhausaufenthalten stattfinden (Byrne et al.
2018; Pestaner et al.
2021). Hierbei ist zu beachten, dass die interprofessionelle Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit oder der Schulpsychologie geklärt werden muss. Die Zusammenarbeit wird als sinnvoll erachtet, wenn die Ziele und die Rollen im Team klar kommuniziert werden (Helleve et al.
2022; Reuterswärd und Hylander
2017). Es sind neue, innovative Rollen und interprofessionelle Versorgungsmodelle angezeigt, um der Versorgungskrise bei Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken (Essig
2019).
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