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04.06.2018 | Arbeitsfelder | Nachrichten

Qualität in Pflegeheimen differiert stark

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Bei der Gesundheitsversorgung in Pflegeheimen gibt es offenbar nach wie vor erhebliche Qualitätsunterschiede. Das ergab eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Problematisch sind danach teils zu viele wund gelegene Patienten, lange Verordnungen kritischer Medikamente und häufige Krankenhaus-Einweisungen.

Dekubitusvorbeugung durch Umlagerung der Patienten © Gina Sanders / stock.adobe.com (Symbolbild mit Modellen)Dekubitusvorbeugung durch Umlagerung der Patienten. Dass sich Patienten wundliegen bliebt aber nach wie vor in einigen Heimen ein Problem, so eine aktuelle Analyse.

So gab es im auffälligsten Viertel der Heime jährlich zwölf neue Fälle an Dekubitus pro 100 Bewohner – beim besten Viertel waren es nur bis zu vier Fälle. Diese großen Unterschiede seien auffällig, auch wenn es in manchen Einrichtungen mehr Risikopatienten gebe. Dort seien stärkere Vorkehrungen nötig, um ein Wundliegen zu vermeiden, fordert die WIdO-Pflegeforscherin Antje Schwinger.

Für die Qualitätsmessung wurden anonymisierte Abrechnungsdaten zu 232.000 AOK-Versicherten aus 5600 Heimen von 2015 ausgewertet. Dies entspricht etwa der Hälfte der deutschen Heime.Dies entspricht etwa der Hälfte der deutschen Heime und knapp einem Drittel der stationär Pflegebedürftigen über 60 Jahre. "Wichtig ist, dass wir auch die uns bekannten Probleme bei der gesundheitlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern aufgreifen und nicht nur die Pflege im engeren Sinne beleuchten", sagte WIdO-Pflegeforscherin Antje Schwinger.

Problematisch sind laut Studie auch Psychopharmaka-Verordnungen. Im auffälligsten Viertel der Heime bekam demnach statistisch betrachtet jeder Bewohner mit Demenz in zwei Quartalen ein Antipsychotikum. Diese Rate liege um das 1,5-fache höher als im besten Viertel der Heime. Auch der AOK Pflege-Report 2017 hatte auf dieses Problem hingewiesen.

Unterschiede gibt es auch bei Einweisungen ins Krankenhaus, die vor allem für ältere Heimbewohner Risiken mit sich bringen können – etwa Belastungen durch ungewohnte Umgebung und unbekanntes Personal. Laut Studie gab es im auffälligsten Viertel der Heime 42 womöglich teils vermeidbare Einweisungen pro 100 Bewohner im Jahr. Im besten Viertel der Heime waren es 22. Selbst wenn nicht alle Einweisungen vermeidbar seien, werfe diese breite Spanne Fragen auf, so Schwinger.Analysiert wurden auch Fälle von Harnwegsinfektionen, die mit Hygiene zu tun haben können, und wie es um Kontakte zu Haus- und Fachärzten bestellt ist. Insgesamt gebe jeder untersuchte Aspekt Hinweise auf eine "erhebliche Schwankung der Versorgungsqualität zwischen den Pflegeheimen", resümiert die Studie. Fast ein Fünftel (19,3 Prozent) der Heime war in mindestens drei der sechs ausgewählten Kennzahlen auffällig.Bei gar keinem Aspekt im auffälligsten Viertel der Heime lag ebenfalls ein gutes Fünftel (21 Prozent) der Einrichtungen.

Pflegeforscherin Schwinger betonte, erforderlich sei noch mehr Transparenz über die tatsächliche Versorgung. Wie schon bei Kliniken üblich, sollten dafür auch in der Pflege Daten einfließen, die routinemäßig bei den Krankenkassen erhoben werden. Ob Pflegekräfte, Heimleitungen oder Ärzte verantwortlich sind, sei zunächst nachrangig. Defizite hingen mit vielen Gründen zusammen und seien auch über Berufsgruppen hinweg zu sehen, heißt es in der Studie.(dpa)

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