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01.03.2024 | Versorgungsforschung | Nachrichten

Pflegende Angehörige nutzen Entlastungsangebote kaum

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Obwohl sich pflegende Angehörige Entlastung wünschen, greifen sie vergleichsweise selten auf entsprechende Angebote zurück. Das haben Versorgungsforscher der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg herausgefunden.

Tochter schiebt pflegebedürftige Mutter im Rollstuhl © SilviaJansen / Getty Images / iStockEntlastungsangebote wie beispielsweise Tagespflege werden von vielen pflegenden Angehörigen kaum genutzt. 

Im Rahmen der Befragung konnten pflegende An- und Zugehörige angeben, ob sie z.B. einen Pflegedienst, eine Haushaltshilfe, Essen auf Rädern, Tagespflege oder andere verbreitete Unterstützungsangebote nutzen.

Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Über 40 Prozent der Studienteilnehmenden gaben an, keines der acht abgefragten Angebote wahrzunehmen, so die Universität in einer Mitteilung. Den höchsten Zuspruch fanden demnach mit 38,4 Prozent ambulante Pflegedienste. Eine Betreuungsgruppe nutzten hingegen nur 1,7 Prozent.

Diese Aussagen stehen in Widerspruch zu einem anderen Befragungsergebnis. Denn: 72 Prozent der Teilnehmenden äußerten den Wunsch, künftig mindestens eines der genannten Entlastungsangebote in Anspruch zu nehmen.

„Der Wunsch nach Unterstützung durch ambulante Entlastungsangebote ist deutlich höher als die tatsächliche Inanspruchnahme“, fasste Anna Pendergrass vom Wissenschaftlerteam die Ergebnisse zusammen.

Bedarfsgerechte Unterstützungsangebote schaffen

Es sei dringend notwendig, zu erforschen, warum Wunsch und Wirklichkeit so sehr auseinander klaffen. Daraus ließen sich dann wirksame Strategien ableiten für die bedarfsgerechte Unterstützung von pflegenden Angehörigen. Auf jeden Fall seien ambulante Angebote in den nächsten Jahren massiv auszubauen.

Laut Bundesfamilienministerium pflegen in Deutschland rund 2,5 Millionen Menschen neben ihrer Erwerbstätigkeit einen Angehörigen. Bei einer Befragung durch die Erlanger Forscher gaben knapp 23 Prozent der Studienteilnehmenden an, wegen der Pflegeaufgaben ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Rund elf Prozent – vor allem Frauen – gaben ihren Beruf ganz auf. „Das Geschlecht ist damit der bedeutendste Risikofaktor für die Beendigung der beruflichen Tätigkeit“, erklärt Pendergrass.

Aus Sicht der Forschenden bedeutet das nicht nur finanzielle Einbußen für die Betroffenen, sondern auch einen Verlust für den Arbeitsmarkt sowie den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Laut FAU stammen die Daten aus einer 2020 durchgeführten repräsentativen Befragung von 5.000 pflegenden Angehörigen in Bayern. In einer Sekundäranalyse wurden die Daten mit neuen Fragestellungen ausgewertet. (ne)

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