Die Zahl der Drogentoten ist im Jahr 2022 auf 1.990 gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten erreicht. Angesichts großer Herausforderungen wird im jährlichen Drogenbericht die Notwendigkeit einer fortschrittlichen Drogenpolitik hervorgehoben.
Die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) hat Mitte Dezember den Jahresbericht 2023 vorgelegt. Demnach bleibt Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Etwa 40% der ambulanten und etwa 30% der stationären Behandlungen gehen auf den Konsum von Cannabis und Cannabinoiden zurück.
Angesichts dieser Fakten plädiert der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, dafür, den neuen Weg für eine Drogen- und Suchtpolitik der Hilfe und des Schutzes fortzusetzen: „Wichtig ist, dass wir die kontrollierte Abgabe von Cannabis jetzt ins Ziel bringen. Mit diesem Projekt erkennen wir in der Drogenpolitik endlich die Lebenswirklichkeit vieler Menschen an und sorgen ganz praktisch für mehr Gesundheitsschutz." Kein Erwachsener müsse mehr gestrecktes oder hochpotentes Gras vom Dealer an der Ecke kaufen.
Gesundheitliche Begleiterscheinungen
Im Jahr 2022 starben in Deutschland 1.990 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Drogen. Das ist die höchste Zahl seit 20 Jahren, wie aus dem Workbook „Gesundheitliche Begleiterscheinungen und Schadensminderung“ des Jahresberichts hervorgeht. Langzeitschäden durch akute Intoxikation sind die häufigste registrierte Todesursache, wobei Opioide die am häufigsten beteiligte Substanzgruppe darstellen. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen aufgrund nicht tödlicher drogenbedingter Notfälle belief sich im Jahr 2021 auf 19.657 Fälle.
Drogentodesfälle stellen eine erhebliche Belastung für die öffentliche Gesundheit dar, und die steigenden Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit von Präventions- und Interventionsmaßnahmen. In der Gesundheitsversorgung ist es wichtig, Patienten mit Drogenproblemen umfassend zu betreuen, einschließlich der Prävention von Infektionskrankheiten und der Unterstützung bei der Schadensminimierung.
Stationäre und ambulante Behandlungen
Nach Daten aus dem Workbook „Behandlung“ des Jahresberichts, ist in den ambulanten Einrichtungen der Anteil der Klienten mit Cannabiskonsum (42,6%) und schädlichem Opiatkonsum (21,5%) hoch. In der stationären Behandlung sind cannabinoidbezogene Störungen (29,6%) und Stimulanzienabhängigkeit (17,9%) häufig. Substitutionsbehandlungen haben seit 2002 kontinuierlich zugenommen und betrafen im Jahr 2022 rund 81.200 Personen. Der Anteil der Erstbehandelten wegen Cannabinoiden ist leicht rückläufig.
Der jährlich erscheinende Reitox-Bericht der DBDD liefert umfassende Daten zu illegalen Drogen, deren Wirkstoffgehalt und Verbreitung in Deutschland. Er fasst die Entwicklungen in den Bereichen Prävention, Beratung, Behandlung und Angebotsreduzierung zusammen. (LH)