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07.11.2023 | Schwangerschaft | Online-Artikel

Bis zu zwölf Monate nach der Geburt

Erhöhtes Schlaganfallrisiko nach Kinderwunschbehandlung

verfasst von: Dr. Dagmar Kraus

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Frauen, die sich einer Kinderwunschbehandlung unterziehen, scheinen offenbar ein höheres Schlaganfallrisiko in der Zeit nach der Geburt zu haben als spontan schwanger gewordene Frauen. Die absoluten Fallzahlen sind aber gering.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Die Zahl der Paare, die sich einer Kinderwunschbehandlung unterziehen, ist in den vergangenen Jahren rapide gestiegen. In den USA etwa werden mittlerweile rund 2% aller Neugeborenen mit Hilfe der assistierten Reproduktionstherapie (ART) gezeugt. Und auch wenn die Behandlung als sicher und gut verträglich gilt, gibt es Hinweise auf eine Häufung bestimmter Schwangerschaftskomplikationen sowie Folgeerkrankungen. Besonderes Augenmerk wird unter anderem auf kardiovaskuläre Erkrankungen gelegt, die in den USA für rund 27% aller schwangerschaftsassoziierten Todesfälle verantwortlich sind.

Speziell das Schlaganfallrisiko hat nun ein Forscherteam aus den USA untersucht, im Rahmen einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie. Dazu haben sie die Inhalte der Nationwide Readmission Datenbank genutzt, in der aus 28 Staaten alle Krankenhausaufenthalte zwischen 2010 und 2018 gelistet sind.

Mehr Schlaganfälle nach Kinderwunschbehandlung

In der Analyse berücksichtig wurden rund 31,3 Millionen Frauen im Alter zwischen 15 und 54 Jahren, die in dieser Zeitspanne von acht Jahren entbunden hatten. Davon hatten sich rund 290.000 Personen zuvor einer Kinderwunschbehandlung unterzogen.

Von den etwa 31.050.000 Frauen, die spontan schwanger geworden waren, mussten 9027 innerhalb von zwölf Monaten nach der Geburt wegen eines Schlaganfalls stationär behandelt werden. Das entspricht einer Rate von 29 Klinikeinweisungen pro 100.000 Personen. Die Rate in der ART-Gruppe war im Vergleich mit 37 Klinikeinweisungen pro 100.000 Frauen deutlich höher.

Frauen mit Kinderwunschbehandlung hatten gegenüber Frauen, die spontan schwanger wurden, ein um 66% höheres Risiko, wegen eines Schlaganfalls stationär behandelt werden zu müssen. Auffallend dabei: Das Risiko hämorrhagischer Insulte war stärker gestiegen als das Risiko ischämischer Insulte (adj. HR: 2,02 vs. 1,55).

Absolute Fallzahlen gering

Das Resümee der Forschenden lautet somit, dass Kinderwunschbehandlungen mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko innerhalb der ersten zwölf Monate nach der Geburt assoziiert seien, wenn auch die absolute Schlaganfallrate relativ niedrig ausfiel. Über die möglichen Ursachen für diesen Zusammenhang können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler allerdings nur spekulieren und hoffen auf weitere Forschungsbemühungen.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Haben Frauen, die reproduktionsmedizinische Verfahren in Anspruch nehmen, um schwanger zu werden, nach der Geburt ein erhöhtes Schlaganfallrisiko?

Antwort: Frauen mit Kinderwunschbehandlung hatten gegenüber Frauen, die spontan schwanger wurden, ein um 66% höheres Risiko in den ersten zwölf Monaten nach der Geburt wegen eines Schlaganfalls stationär behandelt werden zu müssen.

Bedeutung: Dieser Aspekt sollte in der nachgeburtlichen Betreuung berücksichtigt werden.

Einschränkung: Informationen über die Art der Kinderwunschbehandlung liegen nicht vor.

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Literatur

Literatur

Sachdev D et al. Risk of Stroke Hospitalization After Infertility Treatment. JAMA Network Open. 2023;6(8):e2331470.  https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2023.31470 

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