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2021 | Sachbuch | Buch

Psychische Störungen verstehen

Orientierungshilfe für Angehörige

verfasst von: Dr. med. Elisabeth Wagner

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Dieses Sachbuch hilft Angehörigen und anderen Nahestehenden, psychische Störungen besser zu verstehen. Die häufigsten Krankheitsbilder werden beschrieben, Entstehungsbedingungen verständlich dargestellt. Es informiert über adäquate Behandlungsansätze und Beratungsangebote, vermittelt einen Überblick über die Wirkung von Psychopharmaka und Psychotherapie bei den einzelnen Störungen. Alle, die rund um Betroffene beteiligt sind, werden dabei unterstützt, einen möglichst konstruktiven Umgang mit den auftretenden Belastungen und die richtige Balance zwischen Unterstützung und Abgrenzung zu finden.

Zum Kontext:

25 % der Menschen in Westeuropa erleiden einmal in ihrem Leben eine behandlungsbedürftige psychische Störung. Daher ist davon auszugehen, dass jeder Mensch in seinem nahen Umfeld zumindest mit einem/einer psychisch Kranken zu tun hat. Viele fragen sich: Wie kann ich diese Krankheit/Störung verstehen? Wie ist die Prognose? Wie soll ich mit dem/der Betroffenen umgehen? Wie kann ich helfen? Wer kann helfen? Wann sind Psychopharmaka nötig und wie gefährlich sind sie wirklich? Dieses Buch gibt Antworten.

Über die Autorin:

Dr. Elisabeth Wagner, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Lehrtherapeutin für systemische Familientherapie, betreut viele Betroffene, aber auch deren soziales Umfeld. Dieses zu unterstützen, ist ihr ein Anliegen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Warum gibt es so viel Verwirrung in der Psycho-Landschaft?
Zusammenfassung
Psychische Störungen nehmen in der öffentlichen Aufmerksamkeit einen breiten Raum ein. Die Zeit der Tabuisierung ist vorbei, allerorts werden Erklärungen für psychische Störungen und Ratschläge für den richtigen Umgang damit gegeben. Dennoch bleibt die Lage widersprüchlich und unübersichtlich: Kann man der Psychiatrie trauen, sind Psychopharmaka gefährlich, ist Psychotherapie eine seriöse Behandlungsmethode? In diesem Kapitel wird erklärt, wie durch unzulässige Verallgemeinerungen Widersprüche erzeugt werden und wie dieses Buch zur Orientierung im Informationsdschungel beitragen soll.
Elisabeth Wagner
2. Verbreitung psychischer Störungen: Leben wir in einer Gesellschaft psychisch Kranker?
Zusammenfassung
Laut Medienberichten werden psychische Störungen, allen voran Angststörungen, Depressionen und Abhängigkeitserkrankungen immer häufiger. Auch die Verordnung von Antidepressiva und anderen Psychopharmaka ist in den letzten 15 Jahren eklatant angestiegen. Wie sind diese Daten zu interpretieren? Treten psychische Störungen heute tatsächlich häufiger auf oder haben sich nur die Diagnosegewohnheiten der Behandelnden sowie das Inanspruchnahme-Verhalten der Betroffenen verändert? Dieses Kapitel soll bei der Orientierung helfen und dazu ermutigen, die dominanten gesellschaftlichen Diskurse zu diesem Thema zu hinterfragen. Dies soll Angehörige dabei unterstützen, die gesellschaftliche Dimension psychischer Störungen zu erkennen.
Elisabeth Wagner
3. Was ist eine psychische Störung? Wie werden psychische Störungen diagnostiziert?
Zusammenfassung
Genie oder Wahnsinn? Mad or bad? Krank oder gekränkt? Schon diese Gegenüberstellungen verweisen darauf, dass eine klare Abgrenzung krankheitswertiger psychischer Störungen von anderen Formen des „Andersseins“ oder des „Schlechtgehens“ oft unmöglich oder nur willkürlich zu vollziehen ist. Warum ist das so? Warum ist es so viel schwieriger, psychische Störungen zweifelsfrei zu bestimmen als körperliche Krankheiten? Wie nützlich ist überhaupt der Krankheitsbegriff im Bereich psychischer Störungen? Und inwiefern ist das für Angehörige relevant? In diesem Kapitel sollen die häufigsten Fragen, die sich in Bezug auf psychiatrische Diagnostik stellen, aufgegriffen und verständliche Antworten formuliert werden, die dennoch der Komplexität des Gegenstandes gerecht werden. Angehörige sollen damit soweit über die Möglichkeiten und Grenzen psychiatrischer Diagnostik informiert werden, dass sie realistische Erwartungen an die Feststellung einer psychischen Störung stellen und diese von den Behandelnden auch einfordern können. In diesem Zusammenhang werden auch die wichtigsten kritischen Argumente bezüglich psychiatrischer Diagnostik dargestellt.
Elisabeth Wagner
4. Was wissen wir über die Ursachen psychischer Störungen?
Zusammenfassung
Alle psychischen Prozesse sind auf neuronale Aktivität des Gehirns zurückzuführen. Heißt dies, dass psychische Störungen durch Störungen des Gehirns, z. B. durch Neurotransmitterstörungen erklärt werden können? Und sind diese vielleicht genetisch verursacht? Welche Rolle spielen dann aktuelle Belastungen und leidvolle Kindheitserfahrungen? Oder ist es doch die Gesellschaft, die krank macht? In diesem Kapitel sollen die wichtigsten Faktoren, die für die Entstehung psychischer Störungen relevant sind, in ihren komplexen Wechselwirkungen dargestellt werden, statt mit einfachen Erklärungen eine trügerische Sicherheit in Bezug auf die Ursachen psychischer Störungen zu befördern.
Elisabeth Wagner
5. Wie und von wem werden psychische Störungen behandelt?
Zusammenfassung
In der Allgemeinbevölkerung, aber auch in den Medien, herrscht häufig Unklarheit über die verschiedenen Berufsgruppen, die für die Behandlung psychischer Störungen zuständig sind. Wohin wende ich mich, wenn ich depressiv bin? Bin ich beim Hausarzt gut aufgehoben oder brauche ich eine Fachärztin? Was genau machen Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen? In diesem Kapitel sollen die Unterschiede aber auch Überlappungen zwischen den Zuständigkeiten und Kernkompetenzen verständlich dargestellt werden, damit klarer wird, wer im Bedarfsfall am besten helfen kann. Darüber hinaus werden die Grundprinzipien psychopharmakologischer und psychotherapeutischer Behandlungen kurz erläutert.
Elisabeth Wagner
6. Schizophrenie und andere psychotische Störungen
Zusammenfassung
Psychotisch sein, schizophren sein – was bedeutet das eigentlich genau? Welche Rolle spielt hier die Vererbung, inwieweit ist die Familie schuld und braucht man für die Behandlung wirklich immer Medikamente? Warum erholen sich manche Betroffene nach einer einzigen Phase und andere bleiben ihr Leben lang krank? In diesem Kapitel erfahren Sie, was Fachleute unter Schizophrenie und Psychose verstehen, wie man diese Erkrankungen erkennt und behandelt und wie sie verlaufen können. Besonders ausführlich wird auf die damit verbundenen Belastungen für die Angehörigen eingegangen: Was tun, wenn jemand im Umfeld erkrankt, was tun, wenn dieser jemand ein naher Angehöriger ist? Und was, wenn dieser erkrankte Angehörige nicht zu einer Behandlung bereit ist?
Elisabeth Wagner
7. Depression, Dysthymie und Burnout
Zusammenfassung
Sind wir nicht alle gelegentlich deprimiert, erschöpft und unzufrieden? Wo ist die Grenze zwischen „normaler Traurigkeit“ und einer behandlungsbedürftigen Depression? Und was genau ist eigentlich das Burnout-Syndrom oder eine Dysthymie? In diesem Kapitel erfahren Sie, welche Formen der Depression es gibt und ab wann eine depressive Verstimmung oder ein Erschöpfungssyndrom behandelt werden sollte. Der Stellenwert von medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlungen wird dargestellt. Besondere Aufmerksamkeit wird aber den Anforderungen gewidmet, die sich für Angehörige ergeben: Wie kann man Depressiven helfen, ohne dabei zu viel an eigener Lebensqualität und Lebendigkeit zu opfern?
Elisabeth Wagner
8. Die bipolare Störung, früher
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Merkmale der bipolaren Störung, die vielen besser unter ihrem alten Namen „manisch-depressive Erkrankung“ bekannt ist, beschrieben. Die Notwendigkeit der medikamentösen Therapie und die Sinnhaftigkeit einer psychotherapeutischen Behandlung werden erläutert. Anhand von Fallbeispielen werden die spezifischen Belastungen für die Angehörigen aber auch ihre besondere Wichtigkeit für Diagnose und Behandlungsplanung dargestellt.
Elisabeth Wagner
9. Angststörungen
Zusammenfassung
Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen in westlichen Wohlstandsgesellschaften. Eigentlich ist dies erstaunlich, weil wir objektiv noch nie so sicher gelebt haben wie heute. In diesem Kapitel erfahren Sie, welche Formen von Angststörungen unterschieden und wie sie behandelt werden. Die Sinnhaftigkeit medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlungsstrategien sowie die spezifische Rolle der Angehörigen in der Behandlung werden anhand einiger Fallbeispielen erläutert.
Elisabeth Wagner
Zusammenfassung
Zwangsstörungen sind im öffentlichen Bewusstsein weniger präsent, weil sie von den Betroffenen oft verheimlicht werden, fallweise auch gar nicht als solche erkannt werden. Sie gehören aber zu den häufigsten psychischen Störungen. In diesem Kapitel erfahren Sie, welche Formen von Zwangsstörungen unterschieden werden und wie sie behandelt werden können. Da Zwangsstörungen selten von selbst abklingen sondern die Tendenz haben, sich auszuweiten, stellen sie zumeist auch für die Angehörigen eine massive Belastung dar. Wie verständnisvoll sollen Angehörige sein? Sollen sie die Zwangshandlungen tolerieren oder sich ihnen widersetzen? Anhand von Fallvignetten wird erläutert, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit den Symptomen gelingen kann.
Elisabeth Wagner
Zusammenfassung
Anorexie, Bulimie, Orthorexie und Binge-Eating-Disorder – sind das Modeerscheinungen oder psychische Krankheiten? Wo ist die Grenze zwischen dem Wunsch, sich gesund zu ernähren und schlank zu sein und einem krankhaften Essverhalten? Wann besteht ein Behandlungsbedarf und wie lange kann man einfach abwarten? Speziell Mütter werden durch die Essstörung ihrer Töchter massiv gefordert. Wie verständnisvoll sollen sie sein, wie viel Kontrolle und Druck dürfen sie ausüben? In diesem Kapitel erfahren Sie, wie Sie sinnlose Machtkämpfe vermeiden und Ihr Kind bestmöglich unterstützen können. Darüber hinaus werden die wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten von Essstörungen im Jugend- und Erwachsenenalter dargestellt.
Elisabeth Wagner
Zusammenfassung
Welche Rolle spielen traumatische Ereignisse im Leben eines Menschen? Wie häufig führen sie zu psychischen Störungen? Wurden die psychischen Folgen von traumatischen Erfahrungen früher unterschätzt oder werden sie heute überschätzt? Dieses Kapitel soll dabei helfen, die seelischen Auswirkungen belastender Lebensereignisse besser verstehen und einordnen zu können. Sie erfahren, welche Formen der Traumafolgestörungen unterschieden werden, was die typischen Symptome der einfachen und der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung sind, wann Zuspruch und Beruhigung ausreichen und wann eine spezifische Behandlung notwendig ist.
Elisabeth Wagner
Zusammenfassung
Den Begriff „Borderline-Störung“ haben viele Menschen schon einmal gehört. Aber was ist damit wirklich gemeint? Außer dass Borderline-Patient:innen sich häufig selbst verletzen und oft massive Wutanfälle haben, ist in der breiten Öffentlichkeit wenig über diese Störung bekannt. In diesem Kapitel erfahren Sie nicht nur Genaueres über die Symptome einer Borderline-Störung sondern auch über die Bedingungen, die zur Entwicklung dieser Störung beitragen. Vor allem soll das Kapitel dabei helfen, die Betroffenen besser zu verstehen, auch wenn sie uneinfühlbare Dinge tun, aber auch dazu ermutigen, die nötige Distanz zu finden, wenn die Beziehung zu destruktiv wird.
Elisabeth Wagner
14. Der Umgang mit Suizidgefahr
Zusammenfassung
Eine nahestehende Person durch Selbstmord zu verlieren ist für jeden Menschen eine unvorstellbare Belastung. Da fast alle psychischen Störungen mit einem deutlich erhöhten Suizidrisiko verbunden sind, sind Angehörige psychisch Kranker häufig mit dieser Angst konfrontiert. Hinzu kommt oft eine große Unsicherheit, wie mit dieser Sorge umgegangen werden soll: ansprechen oder für sich behalten? Und was ist nach einem Selbstmordversuch zu tun? In diesem Kapitel erfahren Sie, wie Sie sich als Angehörige oder nahestehende Bezugspersonen zugewandt und verantwortungsvoll verhalten können und welche Art der professionellen Hilfe Sie im Akutfall in Anspruch nehmen sollten, um die Suizidgefahr abschätzen zu lassen und die notwendige Behandlung einzuleiten.
Elisabeth Wagner
15. Psychiatrische Behandlung gegen den Willen des/der Betroffenen
Zusammenfassung
In den Köpfen mancher Menschen ist die Psychiatrie noch immer mit Bildern des „Wegsperrens“ und „Niederspritzens“ verbunden. „Komm ich da wieder raus? Kann ich gegen meinen Willen behandelt werden?“ Diese Sorgen verhindern fallweise eine angemessene Inanspruchnahme psychiatrischer Hilfe. In diesem Kapitel erfahren Sie, wann eine psychiatrische Behandlung gegen den Willen des Betroffenen möglich ist und wie sie gesetzlich geregelt ist. Sowohl die inhaltlichen Bedingungen als auch die Kontrolle durch unabhängige Gerichte werden beschrieben. Die Belastungen für Angehörige, die mit Zwangsbehandlungen aber auch mit der restriktiven rechtlichen Regelung von Zwangsbehandlungen verbunden sind, werden dargestellt.
Elisabeth Wagner
16. Psychische Störungen in spezifischen Beziehungskonstellationen
Zusammenfassung
Die Belastungen durch eine psychische Störung bei einer nahen Bezugsperson sind nicht nur durch Spezifika der Krankheit sondern auch durch die Art der Beziehung bestimmt. Wenn die eigenen Kinder psychisch erkranken, sind Eltern anders betroffen, als wenn ihre betagten Eltern erkranken. Betrifft die psychische Störung den (Ehe)Partner oder die (Ehe)Partnerin, wird die Auseinandersetzung häufig durch typische Schwierigkeiten der Paardynamik überlagert. In diesem Kapitel werden die spezifischen Herausforderungen einer psychischen Störung in den verschiedenen Beziehungskonstellationen dargestellt und Vorschläge für einen konstruktiven Umgang formuliert.
Elisabeth Wagner
17. Zwischen Selbstaufopferung und Beziehungsabbruch
Zusammenfassung
Psychische Störungen führen bei den Betroffenen zu Veränderungen des Erlebens, der Gefühle, des Denkens und Verhaltens. „Sie hat sich so verändert“, „Er ist nicht mehr der Alte“ beschreiben es die nahen Bezugspersonen. Die Diagnose einer psychischen Störung wirkt dann oft entlastend, weil „das Ding jetzt einen Namen hat“. Dennoch bleibt die Beziehung, der Umgang mit den Betroffenen verändert. Angehörige sollten das Gespräch darüber suchen, wie sich die Veränderungen auf die Beziehungen und auf ihr Leben auswirken. Im besten Fall ist es möglich, diese Veränderungen ohne Vorwürfe anzusprechen: An einer psychischen Störung ist niemand schuld – sie hat sich unter dem Einfluss unterschiedlichster Faktoren entwickelt. Erbanlage, Kindheitserlebnisse, frühe Beziehungen, späte Beziehungen, Persönlichkeitseigenschaften, aktuelle Belastungen – all dies und noch vielmehr nimmt Einfluss darauf, ob sich eine psychische Störung entwickelt.
Elisabeth Wagner
Backmatter
Metadaten
Titel
Psychische Störungen verstehen
verfasst von
Dr. med. Elisabeth Wagner
Copyright-Jahr
2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-63156-0
Print ISBN
978-3-662-63155-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-63156-0