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2021 | Ratgeber | Buch

Medikamente leicht erklärt

verfasst von: Prof. Dr. Roland Seifert

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Fast jeder Bundesbürger nimmt Arzneimittel ein, häufig mehrere. Aber oft haben weder Arzt noch Apotheker ausreichend Zeit, dem Patienten zu erklären, warum er ein Arzneimittel benötigt, wie es wirkt und welche unerwünschten Wirkungen es hat. Schaut der Patient dann in den Beipackzettel, wird er meist nicht aufgeklärt, sondern verunsichert. Das führt dann zu Complianceproblemen in der Arzneitherapie. Häufig gehen Patienten auch zu mehreren Ärzten, ohne dass diese davon wissen (Ärzte-Hopping). Verschreiben diese Ärzte mehrere Arzneimittel, kann es zu gefährlichen Wechselwirkungen kommen. Der Gesetzgeber hat diese Problematik erkannt und deshalb kürzlich das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) in Kraft gesetzt. Aber für den Patienten ist es schwierig sich objektiv zu informieren. Zwar findet er im Internet unendlich viele „Informationen“, aber Zusammenhänge und Gewichtungen lassen daraus meist nicht herauslesen. Am Ende ist die Verwirrung größer als vorher. Dieses Sachbuch klärt auf und liefert die Fakten, die man als Patient wissen muss.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Was sollte ich allgemein über Medikamente (Arzneimittel) wissen?
Zusammenfassung
Dieses Kapitel stellt die Grundlage für das Verständnis aller weiteren Kapitel (2–11) dar. Deshalb sollten Sie dieses Kapitel auch als Erstes lesen. Zunächst lernen Sie wichtige Fachbegriffe wie den Unterschied zwischen Arzneistoff und Gift sowie Handelspräparat und Generikum. Sie erfahren auch, wie homöopathische Arzneimittel wirken. Das Kapitel gibt Ihnen einen Überblick darüber, wie die Arzneimittelentwicklung abläuft. Ein wichtiger Gesichtspunkt hierbei ist die Wiederverwertung von bekannten Arzneistoffen für neue Anwendungsgebiete. Deshalb passen auch viele traditionelle Arzneistoffgruppennamen nicht mehr zu deren Anwendung. Praktisch für Sie besonders wichtig ist der Abschnitt über Beipackzettel. Dieser Abschnitt erklärt Ihnen den Aufbau der Beipackzettel und welche Probleme es beim Verständnis von Beipackzetteln gibt. Für alle Leser, die verstehen wollen, wie Arzneistoffe im Körper wirken, gibt es einen Abschnitt, in dem die wichtigsten Angriffspunkte von Arzneistoffen erklärt werden. Das sind Rezeptoren, Enzyme, Kanäle, Pumpen und der Zellkern. Abschließend wird besprochen, wie Arzneistoffe durch den Körper wandern und worauf Sie achten müssen, wenn Sie mehrere Arzneimittel einnehmen.
Roland Seifert
Kapitel 2. Schmerzmittel (Analgetika)
Zusammenfassung
Schmerz ist eine sehr unangenehme Empfindung, die immer behandelt werden muss. Das Kapitel gibt Ihnen einen Überblick darüber, wie Schmerz im Körper entsteht und verarbeitet wird und welche Behandlungsmöglichkeiten wir haben. Für die Behandlung von Schmerzen gibt es viel mehr Möglichkeiten als die klassischen Opioid- und Nichtopioid-Analgetika. Für die meisten Schmerzformen lässt sich je nach Ursache und Schweregrad eine gute Behandlung finden. Ein Schwerpunkt des Kapitels ist die vergleichende Besprechung der drei wichtigsten Nichtopioid-Analgetika Ibuprofen, Paracetamol und Metamizol. Jeder dieser drei Arzneistoffe hat jeweils besondere Vor- und Nachteile. Man darf diese Arzneistoffe keinesfalls in einen Topf werfen. Für stärkere Schmerzen werden häufig Opioidanalgetika verschrieben. Hierbei unterscheiden wir zwischen Analgetika mit geringer Wirkstärke (Tramadol), mittlerer Wirkstärke (Buprenorphin) sowie hoher Wirkstärke (Fentanyl und Morphin). Opioidanalgetika verursachen regelhaft Verstopfung, die unbedingt behandelt werden muss. In hoher Dosierung können Opioidanalgetika Atemstillstand verursachen. Bei sachgemäßer Anwendung haben die Opioidanalgetika entgegen weitverbreiteter Meinung kein großes Abhängigkeitsrisiko.
Roland Seifert
Kapitel 3. Magen/Darm-Erkrankungen
Zusammenfassung
Sodbrennen entsteht durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Entscheidend in der Behandlung des Sodbrennens ist das Erkennen und Ausschalten der Ursachen. Dazu gehören auch zahlreiche Arzneistoffe. Sodbrennen kann wirksam mit den Protonenpumpen-Hemmern (PPI) behandelt werden. Allerdings sollte man mit deren Langzeitanwendung sehr zurückhaltend sein. Die wichtigste Ursache für das Magen/Zwölffingerdarm-Geschwür ist eine Infektion mit einen auf den Magen spezialisierten Bakterium. Dieses Bakterium (Helicobacter pylori) kann wirksam mit bestimmten Antibiotika und PPI behandelt werden. Der Langzeitkonsum von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) ist eine weitere Ursache für das Magen/Zwölffingerdarm-Geschwür. Verstopfung ist meist Folge einer ballaststoffarmen Ernährung, Bewegungsarmut und des Langzeitkonsums von Abführmitteln. Außerdem können bestimmte Arzneistoffe Verstopfung auslösen. Entscheidend in der Behandlung ist die Beseitigung von Ursachen. Abführmittel sollten nur kurzfristig eingesetzt werden. Durchfall ist meist durch Viren verursacht. Entscheidend in der Behandlung von Durchfall ist die ausreichende Zufuhr von Wasser und Salzen. Kurzfristig kann Loperamid eingesetzt werden. Es verringert die Stuhlhäufigkeit.
Roland Seifert
Kapitel 4. Atemwegserkrankungen
Zusammenfassung
Allergien kommen durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems zustande. Entscheidend in der Behandlung von Allergien ist, wenn möglich, die Vermeidung des auslösenden Allergens. Quaddeln und Heuschnupfen können gut mit Antihistaminika behandelt werden. Zur Behandlung des Asthmas stehen vor allem kurz- und langwirkende Beta-Sympathomimetika, inhalative Corticosteroide und Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten zur Verfügung. Der anaphylaktische Schock ist eine lebensbedrohliche Form der Allergie. Die wichtigste Maßnahme beim anaphylaktischen Schocks ist die sofortige Injektion von Adrenalin. Die Selbsttherapie mit Adrenalin kann lebensrettend sein. Bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) kommt es zu einer unumkehrbaren Erweiterung der Lungenbläschen, die meist Folge jahrzehntelangen Tabakkonsums ist. Demensprechend ist der Verzicht auf Tabakprodukte die wirksamste Form der COPD-Behandlung. Die COPD kann nicht geheilt, sondern nur symptomatisch behandelt werden. Am wichtigsten bei COPD sind die langwirkenden Beta-Sympathomimetika und langwirkenden Antimuskarinergika. Inhalative Corticosteroide sind bei COPD gefährlich, weil sie die Gefahr einer Lungenentzündung erhöhen.
Roland Seifert
Kapitel 5. Herz/Kreislauf-Erkrankungen
Zusammenfassung
Bluthochdruck ist häufig zunächst symptomlos, muss aber trotzdem unbedingt behandelt werden. Sonst kommt es zur Entwicklung von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzversagen und Herzrhythmusstörungen. Bei den meisten Patienten lässt sich Bluthochdruck gut mit Arzneistoffen der Gruppen A (Hemmstoffe des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems), B (Betablocker), C (Calciumkanal-Blocker) und D (Diuretika) jeweils allein oder in Kombination behandeln. Für Blutdruckkrisen gibt es spezielle Arzneistoffe. Beim Herzinfarkt werden Arzneistoffe der Klassen A und B eingesetzt, bei Herzversagen Arzneistoffe der Klassen A, B und D. Amiodaron ist der wirksamste Arzneistoff bei Herzrhythmusstörungen. Bei Herzinfarkt und Schlaganfall werden Arzneistoffe eingesetzt, die die Blutplättchen-Verklumpung hemmen (Acetylsalicylsäure und/oder Clopidogrel) oder die Blutgerinnung hemmen (Rivaroxaban oder Phenprocoumon). Zur Verhinderung einer Arteriosklerose werden Lipdsenker wie Simvastatin eingesetzt. Bei Herz/Kreislauf-Erkrankungen entscheidend sind die Behandlung eines Diabetes (siehe Kapitel 6) und der Verzicht auf Tabakprodukte.
Roland Seifert
Kapitel 6. Stoffwechselerkrankungen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen und die Osteoporose besprochen. Beim Typ-1-Diabetes liegt ein Insulinmangel vor. Dementsprechend wird der Typ-1-Diabetes mit Insulin behandelt. Die Insulindosis wird an die Kalorienzufuhr und die körperliche Aktivität angepasst. Die größte Gefahr ist die Unterzuckerung, weshalb jeder Patient mit Diabetes immer Traubenzucker mit sich führen muss. Der Typ-2-Diabetes wird durch übermäßige Kalorienzufuhr und körperliche Inaktivität verursacht. Die Korrektur dieser beiden Faktoren ist der Schlüssel zum Behandlungserfolg. Metformin ist der wirksamste Arzneistoff beim Typ-2-Diabetes; er verbessert die Stoffwechsellage. Die Unterfunktion der Schilddrüse kann sehr gut mit Levothyroxin (T4) behandelt werden. Eine Schilddrüsenüberfunktion wird mit Hemmstoffen der Schilddrüsenhormon-Bildung (Thionamiden) und einer kleinen Menge T4 behandelt. Entscheidend in der Behandlung der Osteoporose ist körperliche Aktivität sowie eine ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D. Bei schwerer Osteoporose können Hemmstoffe der knochenabbauenden Zellen (Bisphosphonate und Densosumb) eingesetzt werden. Diese Arzneistoffe können schwere Kieferschäden hervorrufen, weshalb eine vorhergehende Gebisssanierung wichtig ist.
Roland Seifert
Kapitel 7. Nur für sie oder ihn
Zusammenfassung
In diesem Kapitel geht es um Arzneistoffe, die entweder nur bei der Frau oder beim Mann eingesetzt werden. Dies bedeutet aber nicht, dass „sie“ nicht den Abschnitt über „ihn“ lesen sollte, und „er“ nicht den Abschnitt über „sie“. Im Gegenteil, wenn Sie beide Abschnitte des Kapitels lesen, können Sie etwas über das jeweils andere Geschlecht lernen. Der erste Abschnitt des Kapitels befasst sich mit den hormonellen, körperlichen und psychischen Veränderungen bei der Frau während der Wechseljahre. Die Wechseljahre stellen eine normale Lebensphase dar. Je nach Art und Schweregrad etwaiger Beschwerden gibt es individuell angepasste Möglichkeiten des Symptomlinderung in Form der Hormonersatztherapie. Für die Erektionsschwäche beim Mann (erektile Dysfunktion, ED) gibt es zahlreiche Ursachen, darunter Bluthochdruck und Diabetes und Konsum von Drogen wie Tabak, Alkohol und Kokain. Entscheidend ist die Erkennung und Ausschaltung der Ursachen von ED. PDE5-Hemmer (Sildenafil) steigern den Bluteinstrom in den Penis und verbessern damit die Erektion. PDE5-Hemmer dürfen niemals mit Nitro-Präparaten zur Behandlung der Angina pectoris kombiniert werden.
Roland Seifert
Kapitel 8. Nervenerkrankungen
Zusammenfassung
Es gibt zahlreiche Nervenerkrankungen, von denen in diesem Kapitel beispielhaft die Parkinson-Erkrankung und Epilepsien behandelt werden. Im ersten Abschnitt des Kapitels wird die Parkinson-Erkrankung behandelt, die zu den neurodegenerativen Erkrankungen gehört. Bei der Parkinson-Erkrankung gibt es ein Ungleichgewicht zwischen den Botenstoffen Dopamin (zu wenig) und Acetylcholin (zu viel). Dementsprechend versucht man in der Therapie, das Dopamin zu stärken und das Acetylcholin zu schwächen. Mit einer gut ausgeklügelten Therapie kann man die Lebensqualität meist über viele Jahre erhalten, aber die Parkinson-Erkrankung ist nicht heilbar. Im zweiten Abschnitt des Kapitels werden die Epilepsien behandelt. Bei Epilepsien liegt eine übermäßige Nervenzellerregung vor. Dementsprechend versucht man mit Antiepileptika, die Nervenzellerregung zu verringern. Verschiedene Antiepileptika wirken unterschiedlich gut bei den verschiedenen Epilepsieformen. Alle Antiepileptika verursachen Müdigkeit, Gleichgewichtsstörungen und Schwindel. Antiepileptika werden außerdem bei verschiedenen anderen Nervenerkrankungen und vielen psychischen Erkrankungen eingesetzt.
Roland Seifert
Kapitel 9. Psychische Erkrankungen
Zusammenfassung
Psychische Erkrankungen sind häufig, beeinträchtigen sehr stark die Lebensqualität, beeinflussen das familiäre, und berufliche Umfeld, sind gesellschaftlich stigmatisiert und mit Vorurteilen belastet. Am Beispiel des Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS), der Depression, der bipolaren Störung und der Schizophrenie wird erklärt, wie psychische Erkrankungen zustande kommen und wie man sie behandeln kann. Psychische Erkrankungen sind körperliche (organische) Gehirnerkrankungen, die sich vor allem seelisch (psychisch) äußern. Das Kapitel begründet, warum bei einer bestimmten Erkrankung passende Arzneistoffe eingenommen werden sollten. Es wird außerdem diskutiert, welche unerwünschten Wirkungen die einzelnen Arzneistoffe besitzen und welches Missbrauchspotenzial ggf. vorliegt. Ein allgemein wichtiger Grundsatz ist, dass bei psychischen Erkrankungen die Arzneitherapie nur ein Baustein von vielen anderen im Behandlungskonzept ist. Bestimmte Drogen (z. B. Cannabis) sind mit dem Auftreten der bipolaren Störung und Schizophrenie verknüpft und sollten daher gemieden werden.
Roland Seifert
Kapitel 10. Augenerkrankungen
Zusammenfassung
Eine intakte Sehfunktion ist für die Selbstständigkeit eines jeden Menschen, insbesondere im Alter, entscheidend. Dieses Kapitel behandelt die beiden wichtigsten Erkrankungen, die in Deutschland zur Blindheit führen, den Grünen Star (Glaukom) und die feuchte Makuladegeneration. Beide stellen Alterserkrankungen dar. Der erste Abschnitt des Kapitels behandelt den Grünen Star. Hier liegt ein Ungleichgewicht zwischen erhöhter Kammerwasserbildung und erniedrigtem Kammerwasserabfluss im Auge vor, wodurch der Augeninnendruck steigt. Es gibt eine Vielzahl von wirksamen und preiswerten Arzneistoffen, die allein oder in Kombination dazu in der Lage sind, den Augeninnendruck zu senken und damit das Fortschreiten des Glaukoms zu verhindern. Im zweiten Abschnitt des Kapitels wird die feuchte Makuladegeneration besprochen. Bei dieser Erkrankung kommt es in der Netzhaut zur Bildung neuer und brüchiger Gefäße, die platzen und Blutungen verursachen. Dadurch kann es zu rascher Erblindung kommen. Das Fortschreiten der feuchten Makuladegeneration kann man mit Hemmstoffen der Gefäßbildung aufhalten, die in den Glaskörper injiziert werden. Die dafür zugelassenen Arzneistoffe sind sehr teuer, aber es gibt Möglichkeiten der Kosteneinsparung.
Roland Seifert
Kapitel 11. Wichtige übergreifende Behandlungsprinzipien
Zusammenfassung
In den Kapiteln 3–10 wurden einzelne Erkrankungen und ihre Arzneitherapie besprochen. Es gibt jedoch weitere Erkrankungsgruppen, die zu speziell und/oder zu umfangreich sind, als dass man sie im Rahmen dieses Übersichtsbuches einzeln besprechen könnte. Das Ziel dieses Kapitels besteht darin, Ihnen einen allgemeinen Überblick zu geben über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Infektionserkrankungen. Bei Krebserkrankungen und Infektionserkrankungen kann jeder Einzelne einen wichtigen Beitrag zu deren Verhinderung beitragen. Das wird häufig vergessen. Bei Krebserkrankungen werden neben der klassischen Chemotherapie neue Arzneistoffe eingesetzt, die Tumoren gezielter beeinflussen sollen. Bei der Krebstherapie ist eine gute Schmerzbehandlung (siehe auch Kapitel 2) entscheidend. Die wichtigste Arzneistoffgruppe zur Behandlung der Autoimmunerkrankungen sind nach wie vor die Glucocorticoide („Cortison“). Ein großes Problem in der Behandlung von Infektionserkrankungen stellt der unüberlegte Einsatz von Antibiotika dar. Die Fehlanwendung von Antibiotika führt dazu, dass viele Bakterien gegen Antibiotika resistent werden und dann bei schweren Infektionserkrankungen Behandlungsmöglichkeiten fehlen.
Roland Seifert
Backmatter
Metadaten
Titel
Medikamente leicht erklärt
verfasst von
Prof. Dr. Roland Seifert
Copyright-Jahr
2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-62330-5
Print ISBN
978-3-662-62329-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-62330-5