Der Hitzeschutz für beruflich Pflegende am Arbeitsplatz ist vielerorts mangelhaft. Das zeigt eine Umfrage der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. Mehr als die Hälfte der Befragten kann bei hohen Temperaturen keine zusätzlichen Pausen nehmen. Auch zum ausreichenden Trinken bleibt oft kaum Zeit.
Wenn die Temperaturen auf Rekordwerte klettern, wirkt sich das auch auf die Arbeitsbedingungen in der Pflege aus. Laut einer Umfrage sind viele Pflegefachpersonen am Arbeitsplatz nur mangelhaft vor Hitzestress geschützt.
Anlässlich des Hitzeaktionstags am 14. Juni hatte die Pflegekammer eine Online-Befragung gestartet. Ziel war es herauszufinden, wie sehr Pflegefachpersonen unter Hitzestress am Arbeitsplatz leiden und welche spezifischen Bedürfnisse sie haben.
Kaum Zeit für Zusatzpausen oder zum Trinken
Die heute vorgestellten Ergebnisse sind laut Kammer „alarmierend“: Von den 878 Teilnehmenden gab mehr als die Hälfte (54,9%) an, bei Hitze keine Möglichkeit oder Erlaubnis für zusätzliche Pausen zu haben. Thermometer oder Hygrometer zur Kontrolle von Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit fehlten fast überall (85,4 %) ebenso wie eine ausreichende Klimatisierung (83,9 %).
Dabei leiden fast 80 % der befragten Pflegefachpersonen unter hitzebedingten Beschwerden. Dennoch fehlen laut Befragung Hitzemaßnahmenpläne und Hitzebeauftragte (56,6 Prozent). Zudem haben viele Pflegende (45,6%) selten Zeit, ausreichend Wasser zu trinken.
Mai: Gesundheit und Sicherheit des Pflegepersonals gewährleisten
„Es ist inakzeptabel, dass so viele beruflich Pflegende keine angemessenen Schutzmaßnahmen erhalten und unter hitzebedingten Beschwerden leiden“, erklärte Kammerpräsident Markus Mai heute bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse in Mainz.
Mai appellierte an die Verantwortlichen: „Es ist unerlässlich, dass die Gesundheit und Sicherheit des Pflegepersonals gewährleistet wird." Die Forderungen der Pflegefachpersonen seien umzusetzen, um ihr Wohlbefinden zu schützen und um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Hitze stelle zudem eine ernsthafte Gefahr für die pflegerische Versorgung insgesamt dar. Dass eine deutliche Mehrheit der Befragten angab, in ihrer Einrichtung würden keinerlei Maßnahmen ergriffen, um besonders gefährdete Pflegebedürftige zu identifizieren, bezeichnete Mai als „äußerst besorgniserregend“. „Der Schutz dieser vulnerablen Gruppe erfordert dringend umfassendere Maßnahmen und verstärkte Anstrengungen und nicht nur Lippenbekenntnisse“, erklärte er.
Die Landespflegekammer Rheinland-Pfalz fordert daher unter anderem folgende Maßnahmen:
- Gewährleistung einer angemessenen personellen Besetzung und gerechten Verteilung der Arbeitsbelastung
- Unterstützung durch „Hitzeschutzwehren“
- Bereitstellung von Hitzepräventionsmaßnahmen wie Wasser, klimatisierten Räumen, leichterer Schutzkleidung und Pausenräumen
- Einführung flexibler Arbeitszeitregelungen
- Verbesserung der baulichen Strukturen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen
- Förderung von Fortbildungen und Wissenstransfer
- Festlegung verbindlicher Richtlinien für Schutzmaßnahmen, Arbeitszeit und Personalbesetzung.
Schnelle und effektive Maßnahmen notwendig
Zum Schutz vulnerabler Gruppen in Hitzeperioden hatte am Donnerstag der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer einen Hitzeaktionsplan der Landesregierung angekündigt. In einer Stellungnahme begrüßte Kammerpräsident Mai am Nachmittag den Vorstoß. Jetzt bedürfe es eines strukturierten und konkreten Vorgehens.
„Der Hitzeaktionsplan bleibt bisher ein Impulspapier und ist zu wenig, da der Sommer bereits angebrochen ist. Wir benötigen schnelle und effektive Maßnahmen, um die Betroffenen zu schützen“, so Mai. (ne)