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16.10.2023 | Public Health | Nachrichten

World Health Summit

Nicht die Lehren aus der COVID-19-Pandemie auf den Müll werfen

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Um die globale Gesundheit ist es auch nach der Pandemie nicht gut bestellt. Das zarte Pflänzchen an weltweiter Kooperation scheint schon wieder in Gefahr. Das zeigten die Redebeiträge beim Gipfeltreffen zur globalen Gesundheit in Berlin.

Internationale Kooperation im Gesundheitswesen © sudok1 / stock.adobe.comLehren aus Corona? Bis Mai 2024 will die WHO ein Abkommen zum Umgang mit künftigen Pandemien verhandeln.   

Mit dringlichen Appellen an die Staatslenker der Welt haben Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft und Politiker am Sonntagabend bei der offiziellen Eröffnung des World Health Summit (WHS) in Berlin auf die Notwendigkeit einer globalen Zusammenarbeit auf dem Feld der Gesundheit aufmerksam gemacht. Die Rednerinnen und Redner aus aller Welt warnten vor weiteren Pandemien, den gesundheitlichen Folgen von Klimawandel, Armut, Geschlechter- und Generationenungerechtigkeit.

„Die Herausforderung für die Menschheit ist größer geworden“, sagte WHS-Präsident Professor Axel R. Pries. Die weltweite Gesundheits-Community habe die Verantwortung, den Geist internationaler Zusammenarbeit voranzutreiben und für den Humanismus auf der Welt zu wirken.

Lauterbach: Chance nur bei fifty-fifty

Global Health nehme bei den Treffen der Gesundheitspolitiker einen hohen Stellenwert ein, sagte Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach in seinem Redebeitrag, schob aber sogleich die Frage nach: „Sind wir damit erfolgreich, oder erzielen wir nur mehr Aufmerksamkeit?“

Aids, Tuberkulose und Malaria sind weitverbreitete Infektionskrankheiten und zählen zu den wesentlichen Entwicklungshemmnissen in vielen Teilen der Welt. Schon 2015 haben die Vereinten Nationen das Ziel ausgerufen, diese weltweit wütenden Epidemien bis 2030 zu beenden. „Wir haben die Medikamente“, sagte Lauterbach, „aber dennoch könnten wir die Chance verpassen.“ Diese Chance sehe er nur noch bei fifty-fifty.

Ein näher liegendes Zeitfenster schließt sich bereits im Mai 2024. Dann treffen sich Mitglieder der 194 Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation zur Jahresversammlung. Bis dahin soll ein Abkommen zum Umgang mit künftigen Pandemien verhandelt sein. „Es wäre eine Katastrophe, wenn es nicht zustande käme“, warnte Lauterbach. Die Welt könne beim Kampf gegen Infektionskrankheiten ohne ein solches Abkommen nicht erfolgreich sein. Es sei nur eine Frage der Zeit, dass aus lokalen Ausbrüchen von Infektionskrankheiten Pandemien würden, sagte Lauterbach.

Kyriakidis: Partnerschaft, nicht Almosen

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus war der Eröffnungsveranstaltung aus Manila zugeschaltet. Er verwies auf die durch Krieg und Gewalt ausgelösten Leiden. Gleichzeitig nähmen Armut, Hunger und Pandemien zu. „Wir können jetzt nicht die Lehren aus der COVID-19-Pandemie auf den Müll werfen“, mahnte Tedros. Er sei sehr beunruhigt, dass die Verhandlungen über das Pandemieabkommen stockten.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakidis warnte davor, in der COVID-19-Pandemie eingeführte Mechanismen wie zum Beispiel den Accelerator zur beschleunigten Entwicklung von Impfstoffen kleinzureden. Es bestehe die Gefahr dass „andere Sichtweisen die globale Gesundheitsagenda übernehmen“, fügte sie diplomatisch hinzu. Die entwickelten Länder müssten nun handeln und endlich die Produktion von Impfstoffen und Medikamenten zum Beispiel in Afrika auf den Weg bringen. Dabei gehe es um geteilte Interessen und um Partnerschaft, nicht um Almosen. Kyriakidis forderte zudem die G7- und G20-Formate dazu auf, eine globale Gesundheitsfinanzierung auszuarbeiten.

Chancenlosigkeit macht psychisch krank

Die Premierministerin von Barbados Mia Amor Mottley griff dies auf. Etwa die Hälfte der Menschheit sei arm. Wenn diese Menschen in besserer Gesundheit leben können sollten, bedürfe es effektiverer Finanzmechanismen, die dem Globalen Süden hälfen, öffentliche Gesundheitsdienste und eine robuste und schnell reagierende Infrastruktur aufzubauen.

Auf eine Pandemie ganz anderer Ausprägung wies Dr. Omnia El Omrani vom Ain Shams University Hospital in Ägypten hin. Angesichts des Klimawandels und des Streits der Politik, wie ihm begegnet werden könne, fühlten sich junge Menschen zunehmend aus der Diskussion gedrängt und prägten mentale Krankheiten aus. Dies fordere eine Reaktion. Junge Menschen müssten in alle politischen Prozesse eingebunden werden und die Interessen junger Menschen sollten bei allen politischen Schritten mitbedacht werden. (af)

Quelle: Ärzte Zeitung

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