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29.09.2023 | Politik | Nachrichten

„Wir nutzen das fachliche Potenzial der Pflege zu wenig“

Lauterbach verspricht erweiterte Befugnisse für Pflegefachpersonen

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Aufgabengebiete und Befugnisse der Pflegefachpersonen gesetzlich erweitern. Das kündigte der Minister auf dem Deutschen Pflegetag an. Damit könnte eine von Pflegeverbänden seit langem erhobene Forderung bald in die Umsetzung kommen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach © Jan Pauls / Deutscher PflegetagSieht das Potenzial von Pflegefachpersonen im Gesundheitswesen noch nicht ausgeschöpft - Bundesgesundheitsminster Karl Lauterbach.
© Jan Pauls / Deutscher Pflegetag

In vielen Bereichen sei man zusammen mit der Pflege schon auf dem richtigen Weg, um die großen Herausforderungen, vor denen die Pflege stehe, zu lösen, erklärte der Gesundheitsminister am Donnerstag bei der Eröffnung des Deutschen Pflegetags. Ohne den Pflegeberuf deutlich aufzuwerten, werde dies jedoch nicht gelingen. Lauterbach räumte ein: „Wir nutzen das fachliche Potenzial der Pflege zu wenig.“

Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, müsse es zu einem „deutlich erweiterten Spielraum“ der Aufgaben kommen, die durch die Pflege abgedeckt werden könnten. Notwendig sei eine evidenzbasierte integrierte Versorgung. Dem stünden Versorgungsbrüche entgegen aufgrund der Frage, wer welche Aufgabe übernehmen dürfe. Das Gesundheitsministerium arbeite derzeit an einem Gesetz, dass die Befugnisse der Pflegefachpersonen erweitert.

Einen weiteren Fokus will Lauterbach auf den Ausbau des Pflegestudiums legen: „Wir brauchen einen sehr signifikanten Anteil an studierten Pflegekräften“. Mit dem Pflegestudium-Stärkungsgesetz sei man dabei, die Pflege weiterzuentwickeln.

Neue versorgungsrelevante Berufsbilder für die Pflege schaffen

Zuvor hatte DPR-Präsidentin Christine Vogler in einer Pressekonferenz unterstrichen, dass die Nutzung des pflegerischen Potenzials wesentlich ist für eine nachhaltige und krisenfeste Gesundheitsversorgung.

Die Versorgung lasse sich nur verbessern, wenn Pflegefachpersonen ihren Beruf im Hinblick auf pflegerische Diagnostik, Therapie und Betreuung souverän ausüben könnten. Unerlässlich dafür ist aus Sicht des DPR die Übertragung von Heilkundetätigkeiten auf Pflegefachpersonen – in anderen Ländern längst eine Selbstverständlichkeit.  „Wir müssen moderne und versorgungsrelevante neue Berufsbilder wie die Community Health Nurse oder die Schulgesundheitspflege einführen“, sagte Vogler. „So schaffen wir Perspektiven, mit denen wir Pflegefachpersonen im Beruf und in Deutschland halten können.“

Die Erweiterung der pflegerischen Befugnisse ist eine von vier Forderungen, die der DPR anlässlich des Deutschen Pflegetags an die Politik richtet. Darüber hinaus müssten sich die Arbeitsbedingungen umfassend verbessern, z.B. im Hinblick auf Gehälter und Personalbemessung. Die Pflege brauche mehr Mitsprache bei politischen Entscheidungsprozessen sowie durchlässige, bundesweit gültige Bildungsstrukturen.  

Bevölkerung sieht Aufgabenerweiterung für Pflegende positiv

Rückenwind verleiht den Forderungen des DPR eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Bosch Health Campus. Darin sprachen sich fast drei von vier Befragten (73 %) dafür aus, mehr Verantwortung an Pflegefachpersonen zu übertragen. Knapp 80 % zeigten sich bereit, auf jeden Fall (32%) bzw. eher (47%) eine medizinische Ersteinschätzung, eine körperliche Erstuntersuchung oder die Behandlung von Bagatellerkrankungen von akademisch ausgebildeten Pflegefachkräften vornehmen zu lassen.

Professor Mark Alscher, Geschäftsführer des Bosch Health Campus, der die Ergebnisse vorstellte, sieht eine große Bereitschaft in der Bevölkerung, sich in der Gesundheitsversorgung stärker auf die Kompetenzen von Pflegefachpersonen zu verlassen: „Unsere Bürgerinnen und Bürger sind heute deutlich weiter als die Funktionäre einzelner Berufsgruppen.“ (ne)

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