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27.07.2023 | Politik | Nachrichten

Blitzumfrage zur Krankenhausreform

DKG-Chef: „Pflegekräfte ziehen nicht wie ein Wanderzirkus weiter“

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Die Mehrheit der Krankenhäuser blickt pessimistisch in die Zukunft: Fast 70 Prozent sehen ihre Existenz gefährdet. Die anstehende Reform werde zudem weder die Bürokratie eindämmen noch die Personalsituation verbessern. 

OP-Pflegerin vor OP-Saal © picture alliance / Zoonar | Robert KneschkeDie DKG glaubt nicht an eine hohe Wechselbereitschaft von Pflegepersonal bei regionalen Krankenhausschließungen. 

Mehr als zwei Drittel der Krankenhäuser sehen ihre Existenz gefährdet. Das geht aus einer aktuellen Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hervor. 

„Gerade die dramatisch pessimistischen Aussichten der Krankenhäuser auf ihre eigene Zukunft müssten ein Weckruf an den Minister und die Bundesregierung sein, jetzt kurzfristig zu handeln und die Kliniken mit einem Inflationsausgleich von den extrem gestiegenen Kosten zu entlasten“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß, am Mittwoch. 

Fast 70 Prozent der Kliniken bangen um ihre Existenz

Sorgen bereiteten den Krankenhäusern die Jahre, in denen die Reform noch nicht greifen werde. Es sei fraglich, wie viele von ihnen die Reform unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen überhaupt erleben würden. So sehen laut Umfrage 69 Prozent der Kliniken ihre Existenz kurz- und mittelfristig gefährdet. Kaum ein Krankenhaus kann seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken. 

Große Zweifel hegen die Kliniken zudem daran, dass die Krankenhausreform in "wesentlichen Feldern" Verbesserung bringen wird. So erwarten nur 11 Prozent, dass sie im Zuge der Krankenhausreform mehr Personal gewinnen können. Die Einführung der Vorhaltepauschalen wird dagegen begrüßt. 

Keine Hoffnung auf Verbesserung der Personalsituation und Bürokratieabbau

Dass sich die Personalsituation durch die Reform verbessern wird und es ggf. zu Umverteilungen kommt, hält auch DKG-Chef Gaß für illusorisch: „Wenn Krankenhäuser regional schließen müssen, werden die Pflegekräfte im Regelfall nicht einfach wie ein Wanderzirkus in das nächste große Krankenhaus weiterziehen“, erklärte er. Das habe sich bereits bei bisherigen Standortschließungen gezeigt. Vielmehr würden sich Pflegekräfte neue Arbeitgeber in der Nähe ihres Wohnortes suchen. 

Keinerlei Hoffnungen setzen die Krankenhäuser in die Versprechen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach, die Reform werde für weniger Bürokratie und weniger wirtschaftlichen Leistungsdruck sorgen. So halten laut Umfrage zwei Drittel die Ankündigung der „Entökonomisierung“ für ein leeres Versprechen. Rund 90 Prozent erwarten keinerlei Entlastung in punkto Bürokratie. Dabei könne eine konsequente Entbürokratisierung ein enormes Arbeitskräftepotenzial freisetzen, betonte Gaß. So seien Pflegekräfte allein drei Stunden ihres Arbeitstages mit Dokumentationsaufgaben beschäftigt.

Bundesweit hatten sich 448 Allgemeinkrankenhäuser an der DKI-Umfrage beteiligt und eine Einschätzung der Auswirkungen der anstehenden Krankenhausreform auf ihr Haus sowie ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation abgegeben. (ne)

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