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03.12.2020 | Politik | Nachrichten

Inakzeptabel: Stigmatisierung von Pflegefachpersonen

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Umfragen belegen Zunahme psychischer Erkrankungen bei beruflich Pflegenden: Die Pflegekammer Rheinland-Pfalz hat daher eine Task-Force einberufen, die die Situation in den Pflegesettings laufend analysiert und Maßnahmen mit den Partnern in Rheinland-Pfalz und auf der Bundesebene abstimmt.

Neben der körperlich anstrengenden Arbeit ist auch die psychische Mehrbelastung für Pflegefachpersonen eine große Herausforderung. Mit Blick auf die weiterhin hohen Infektionszahlen warnt Vorstandsmitglied Hans-Josef Börsch dabei vor möglichen Folgeschäden für das deutsche Gesundheitswesen: „Unsere Berufsgruppe ist maßgeblich für die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung verantwortlich. Wir können daher aus gleich zwei Gründen nicht verantworten, dass Pflegefachpersonen völlig ausgebrannt ihrer Tätigkeit nachgehen. Zum einen sollte ihr gesundheitliches Wohlbefinden selbstverständlich stets an erster Stelle stehen. Zum anderen wirkt sich die Überlastung direkt auf die Versorgungssicherheit in Einrichtungen und Kliniken aus.“

72 Prozent dachten 2019 über den Berufsausstieg nach

Im vergangenen Jahr führte das Allensbacher Institut eine Umfrage unter den Mitgliedern der Landespflegekammer durch. Rund 78 Prozent der Befragten gaben an, dass die Belastung im Beruf sehr hoch sei. Zudem dachten 72 Prozent zum Zeitpunkt der Befragung über einen Berufsausstieg nach. Laut dem neuesten Pflegereport von Barmer wird Pflegefachpersonen zudem mehr Arznei verschrieben als Beschäftigten anderer Berufsgruppen.

„Diese Ergebnisse sind alarmierend. Durch die Corona-Pandemie kommt nun noch eine weitere psychische Belastung auf die Pflegefachpersonen hinzu: Sie werden stigmatisiert. In einigen Geschäften weist man Pflegefachpersonen einfach ab, weil sie in Einrichtungen arbeiten, die sich in Corona-Hotspots befinden. Wenn dann noch die Kinder ausgegrenzt werden und die Partner ebenfalls unter dieser Stigmatisierung leiden, ist eindeutig eine Grenze überschritten. Das ist nicht hinnehmbar. Hier sind wir als Gesellschaft gefordert. Wir reden nicht umsonst über eine Berufsgruppe, die tagtäglich ihre eigene Gesundheit für das Wohl der Bevölkerung aufs Spiel setzt. Es ist wenig verwunderlich, dass sich so ein Verhalten stark auf die Psyche der Pflegefachpersonen auswirkt“, so Börsch.

Die Landespflegekammer steht in engem und ständigen Austausch mit sämtlichen relevanten Stellen und Behörden zur aktuellen Lage. Das gemeinsame Ziel aller Anstrengungen ist es, die aktuelle Lage laufend zu bewerten und Maßnahmen zu treffen, die die adäquate Versorgung im Gesundheitswesen kurz-, mittel- und langfristig sicherstellen. (kk)

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