Nach Ärztekammern und Krankenhäusern stellen sich auch Arbeitgeberverbände in der Pflege gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung. Wer mit solchen Gedanken spiele, zeige, dass er von Pflege und Wirtschaft keine Ahnung habe.
Ohne Menschen mit Migrationshintergrund sähe es um die Pflege in Deutschland schlecht aus. (Symbolbild mit Fotomodellen)
© Johannes Simon/SZ Photo/picture alliance
Nach Ärztekammern und Krankenhäusern stellen sich auch Arbeitgeberverbände in der Pflege gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung. „Pflege lebt von Vielfalt. Menschen mit Migrationshintergrund und zugewanderte Kräfte sind wichtige Teammitglieder in den Pflegeeinrichtungen und sorgen mit dafür, dass Pflegebedürftige versorgt und pflegende Angehörige unterstützt werden“, sagte der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, am Montag.
Der Verband wende sich daher gegen jeden Versuch, Menschen wegen ihrer Herkunft zu diskriminieren und mit Ausweisung zu drohen, so Meurer. „Wer mit solchen Gedanken spielt, der zeigt, dass er von Pflege und Wirtschaft keine Ahnung hat.“ Dumpfe Parolen seien kein politisches Konzept. Der bpa vertritt laut eigenen Angaben 13.000 Einrichtungen im Bereich der Langzeitpflege.
AGVP: Zuwanderung ist unerlässlich
Die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege (AGVP), Isabell Halletz, sagte der Ärzte Zeitung, in Deutschland beschäftigen Pflegeunternehmen und Krankenhäuser mittlerweile mehr als 244.000 Menschen aus dem Ausland in der Pflege sowie zahlreiches Pflegepersonal mit Migrationsgeschichte. „Sie tragen zum Wohlstand unseres Landes bei, denn sie zahlen Steuern und sie Sozialabgaben, mit denen Leistungen der Pflege- und Krankenversicherung finanziert werden können.“ Ohne sie könne vielerorts die pflegerische Versorgung gar nicht mehr angeboten werden.
bpa-Präsident Meurer warnte, Drohungen gegen große Teile der Gesellschaft blieben im Ausland „nicht ungehört“. Derartige Drohungen erschwerten das Bemühen um dringend benötigte Fachkräfte. „Sie schaden damit der Pflege und dem Wirtschaftsstandort Deutschland.“
Zehntausende gehen auf die Straße
Die Verbände reagierten auf Berichte des Recherchenetzwerkes „Correctiv“ über ein Treffen von Rechtsextremen, Funktionären der AfD und Unterstützern im November in einem Hotel in Potsdam. Dabei sei es um die Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund gegangen. Auch am vergangenen Wochenende gingen in zahlreichen Städten Zehntausende Menschen gegen rechts auf die Straße.
Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch hatte erklärt, als sozialer Dienst der evangelischen Kirchen stehe man mit vielen anderen „für Zusammenhalt, Vielfalt und Solidarität mit den Schwächsten – gegen Ausgrenzung, Rassismus und rechten Hass“. Die Diakonie gehört zu den Schwergewichten am Pflegemarkt – eigenen Angaben umfasst sie 33.000 ambulante und stationäre Dienste wie Heime, Kliniken, Beratungsstellen und Sozialstationen. (hom)
Quelle: Ärzte Zeitung