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14.12.2023 | Politik | Nachrichten

3. Pflegepolitischer Jour Fixe der VdPB

Das Profil der Fachpflege – Wo sind die neuen Rollen?

verfasst von: Alexandra-Corinna Heeser

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Das Berufsverständnis der Profession Pflege ist noch nicht allerorts so ausgeprägt, wie es sein sollte. Dabei liegt es auch an den Pflegefachpersonen, den Pflegeprozess zu steuern und so die Eigenständigkeit der Pflege voranzutreiben. Sie sind schließlich anerkannter Heilberuf und haben ihre eigenen Vorbehaltsaufgaben.

3. Pflegepolitischer Jour Fixe der Vereinigung der Pflegenden Bayerns (VdPB)  © Alexandra-Corinna HeeserTeilnehmerinnen und Teilnehmer des 3. Pflegepolitischen Jour Fixe der VdPB im Deutschen Bundestag.

Das wurde auf dem 3. Pflegepolitischen Jour Fixe der Vereinigung der Pflegenden Bayerns (VdPB) am 12. Dezember klar, zu dem die VdPB gemeinsam mit Emmi Zeulner (CSU) ins Paul-Löbe-Haus geladen hatte. Neben der fränkischen Politikerin, die selbst examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin ist, nahmen die Pflegebevollmächtigte Claudia Moll (SPD) und Kordula Schulz-Asche (Grüne), Mitglied des Gesundheitsausschusses, sowie weitere Abgeordnete und Mitarbeitende aus den Ministerien am Austausch teil. Auch die Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, Dr. Irmgard Stippler, folgte dem Ruf nach Berlin und fand die Veranstaltung „höchst informativ“. Sie habe viel Neues gelernt, das ihr auch für ihre Arbeit helfe, erwähnte sie während der Veranstaltung.

Tätigkeitsbezogenes Bild der Pflege längst überholt

Prof. Thomas Klie, Justiziar der VdBP und Mitglied des Think Tanks Vorbehaltsaufgaben, hob in seinem fachlichen Input zu Beginn darauf ab, dass der Begriff „Pflege“ in der deutschen Sprache mehrdeutig sei. Er bedeute die familiäre Pflege im Zuge der „Sorge- und Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, decke aber auch die professionelle Pflege durch Pflegefachpersonen ab. Klie stellte fest: „Das pflegefachliche Kompetenzprofil, das wir entwickelt haben, leitet sich nicht aus der Qualifikation für bestimmte Verrichtungen und Tätigkeiten ab, sondern aus den der Pflege übertragenen Aufgaben und Verantwortungsbereichen.“ Er bemängelte, dass das tätigkeitsbezogene Bild der Pflege, das sich oftmals noch aus dem Verständnis von Grund- und Behandlungspflege speise, längst überholt sei. Klie unterstrich, dass sich die Bedeutung der eigenständigen Kompetenz von Pflegefachpersonen mit entsprechender Weiterbildung oder akademischer Ausbildung im Konzept der Community Health Nurse widerspiegelt, die auch im Koalitionsvertrag bereits prominent aufgenommen wurde. Dennoch sei es unabdingbar, noch weitere Kompetenz- und Rollenprofile für die Pflege zu schaffen.

Seit nunmehr vier Jahren haben die Pflegefachpersonen ein eigenständiges Profil, das in den Vorbehaltsaufgaben verankert ist. Die Pflegefachpersonen können seitdem selbst Leistungen die Pflege betreffend delegieren – nicht der Arzt und auch nicht die Heimleitung macht dies. Pflege ist gleichrangig mit anderen Berufen zu sehen und kann sehr viel mehr, u.a. auch selbst neue Rollen für ihr Berufsbild zu definieren. Oftmals ist diese Errungenschaft aber noch nicht bis in den praktischen Alltag vorgedrungen.

"Es geht auch um Macht"

Dieses Problem sehen sowohl die VdPB als auch Grünen-Politikerin Schulz-Asche. Diese findet deutliche Worte: „Es geht beim Thema der Stärkung der Profession Pflege auch um Macht. Und da die Pflege nicht genug organisiert und nur rudimentär berufsständisch aufgestellt ist, zieht sie oft den Kürzeren. Um zu erreichen, dass Pflegefachpersonen – wie im Berufsrecht vorgesehen – eingesetzt werden und aus ihrer Sprachlosigkeit herauskommen, braucht es eine starke Stimme der Profession Pflege.“

Alle Beteiligten waren sich einig, dass sich die Profession viel mehr durch berufsständische Vertretungen um dieses Thema kümmern müsse. Die Grünen-Politikerin Schulz-Asche forderte hier auch die Politik auf, zu unterstützen, wie beispielsweise in NRW durch eine staatliche Anschubfinanzierung. Denn: „Vorbehaltsaufgaben sind der Weg und der Schlüssel zur Eigenständigkeit der Profession“, erklärte VdBP-Geschäftsführer Michael Wittmann.

Das Profil der professionellen Pflege stärken

Das anstehende Pflegekompetenzstärkungsgesetz ist für Klie die Möglichkeit, das Profil der professionellen Pflege zu stärken. Die VdPB forderte zudem, dass das Berufsrecht weiterentwickelt werde – mit all seinen Konsequenzen auch für das Leistungsrecht und das Leistungserbringungsrecht, hier speziell im Krankenhaus und in der stationären Langzeitpflege. „Pflegefachpersonen muss auch in den Organisationen eine den Vorbehaltsaufgaben entsprechende Kompetenz zugeordnet werden. Das haben wir im Think Tank auch formuliert“, erklärte Klie abschließend. Aber auch das Heimrecht oder die Richtlinien für die Häusliche Krankenpflege sowie andere landesrechtliche Vorschriften müssten angepasst werden, so dass den Vorbehaltsaufgaben Rechnung getragen werde.

Last but not least mahnte die VdPB eine Strukturreform an, die das Begutachtungswesen mit der Steuerung des Pflegeprozesses verbinde. „Wir können es uns bei dem Fachkraftmangel nicht leisten, dass wir 20.000 gut ausgebildete Fachkräfte im Medizinischen Dienst haben, die nichts anderes machen als Heime zu kontrollieren und den Zugang zu Leistungen zu eröffnen,“ appellierte Klie am Ende an die Politik.

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