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2022 | Pflegepraxis | Buch

Lehrbuch Haptik

Grundlagen und Anwendung in Therapie, Pflege und Medizin

verfasst von: Dr. Stephanie Margarete Müller, Prof. Dr. Claudia Winkelmann, Prof. Dr. Martin Grunwald

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Dieses Lehrbuch vermittelt Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Pflegekräften und anderen Gesundheitsberufen alle wesentlichen Forschungsergebnisse zum Tastsinn und dessen Relevanz im beruflichen Alltag. Welchen Einfluss hat Berührung auf körperliche und geistige Gesundheit? Wie wirken Läsionen des zentralen Nervensystems auf die Haptik? Kann der Tastsinn trainiert werden? Die Antworten liefern Ihnen die Experten.
Aus dem Inhalt:• Anatomie, Physiologie und Störungsbilder des haptischen Systems• Testung, Trainierbarkeit und Rehabilitation• Berührung als Kommunikationsmittel• Einfluss von Berührung auf Entwicklung, Stress, Schmerz, Schlaf, Immunsystem und verschiedene Krankheitsbilder, u.a. Diabetes Mellitus, Depression, ADHS oder Bluthochdruck
Nutzen Sie Ihr erweitertes Wissen für noch größere Behandlungserfolge in der bio-psycho-sozialen Gesundheitsversorgung und sorgen für eine gelungene Kommunikation mit Patienten und Angehörigen!

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Wahrnehmungsdimensionen des haptischen Systems
Zusammenfassung
Die zentralen Aufgaben jedes Sinnessystems bestehen darin, den jeweiligen Organismus sowohl über die Eigenschaften der physikalisch-chemischen Außenwelt (Exterozeption) als auch über Eigenschaften und Zustände des eigenen Organismus (Interozeption) zu informieren. Während alle anderen Sinnessysteme über spezialisierte Rezeptoren verfügen, die in einer bestimmten Region des Körpers konzentriert sind (Auge, Ohr, Nase, Mund), befinden sich die Rezeptoren des haptischen Systems in unterschiedlicher Konzentrationsdichte überall im Körper. Dadurch sind auch die Funktionen des haptischen Systems über den gesamten Körper verteilt. Das haptische System umfasst exterozeptive, interozeptive und propriozeptive Wahrnehmungsdimensionen.
Stephanie Margarete Müller, Martin Grunwald
Kapitel 2. Anatomische und physiologische Grundlagen
Zusammenfassung
Alle Gewebe des menschlichen Körpers enthalten Sinneszellen, die für mechanische Reize sensibel sind (Mechanorezeptoren). Je nach Lokalisation registrieren sie entweder Reize, die von außen auf den Körper treffen, die durch eigene Körperbewegungen verursacht werden, oder die im Rahmen von Organtätigkeit entstehen. In jedem Kubikzentimeter Körpergewebe befinden sich, je nach Körperregion, mehrere Hundert solcher Rezeptoren, die sich in ihrer Bauart und Funktion zum Teil stark unterscheiden. Verschiedene Mechanorezeptoren sind in der Regel auf unterschiedliche Reizqualitäten spezialisiert.
Stephanie Margarete Müller, Martin Grunwald
Kapitel 3. Wahrnehmungsschwellen und Störungen der Tastsinneswahrnehmung
Zusammenfassung
Die Sensibilität der einzelnen Tastsinnesdimensionen ist individuell stark verschieden ausgeprägt. Durch altersabhängige Veränderungen der Hautfeuchtigkeit, der Rezeptorzahl, der Nervenleitgeschwindigkeit sowie kognitiver Reifungs- und Abbauprozesse kann ein großer Teil dieser Unterschiede erklärt werden. Dennoch unterscheiden sich auch gesunde Personen innerhalb einer Altersgruppe mitunter sehr stark voneinander in ihren exterozeptiven, interozeptiven und propriozeptiven Fähigkeiten. Zusätzlich können Fehlfunktionen des haptischen Systems zu individuellen Veränderungen der Wahrnehmung beitragen. Störungen können dabei auf allen Verarbeitungsebenen auftreten. So können die Reizdetektion, -verarbeitung und -leitung ebenso gestört sein wie deren zentrale Integration oder die dazu erforderlichen kognitiven Ressourcen.
Stephanie Margarete Müller, Martin Grunwald
Kapitel 4. Testung, Trainierbarkeit und Rehabilitation
Zusammenfassung
Die Fähigkeit, haptische, propriozeptive und taktile Reize zu verarbeiten, kann aufgrund der neuronalen Plastizität des menschlichen Zentralnervensystems trainiert werden. Plastizität im neurowissenschaftlichen Sinne beschreibt die Fähigkeit des zentralen Nervensystems, sich an veränderte Umgebungsbedingungen und Anforderungen anzupassen. Ausgehend von einem individuell unterschiedlichen Leistungsniveau kann durch geeignete Trainingsmaßnahmen die Leistungsfähigkeit des Tastsinnessystems verbessert werden, ähnlich wie bei motorischen Trainingsprozessen. Hierfür ist der haptische Schwellenwert eine relevante Messgröße. 
Stephanie Margarete Müller, Claudia Winkelmann, Martin Grunwald
Kapitel 5. Psychologische Aspekte von Berührung
Zusammenfassung
Im diagnostischen, therapeutischen und pflegerischen Kontext sind Berührungen meist erforderliche Voraussetzung für ein Gelingen der Behandlung. Diese notwendigen Berührungen zur Gesundheitsversorgung stellen im Vergleich zu sonstigen Alltagsberührungen in mehrfacher Hinsicht Ausnahmesituationen im Leben eines Menschen dar. Von erforderlichen Berührungen, die einem medizinischen oder pflegerischen Zweck dienen, können soziale Berührungen unterschieden werden. Diese, oft spontan auftretenden Berührungen, erfüllen soziale oder emotionale Funktionen. Soziale Berührungen können beruhigend, tröstend, angst-, schmerz- oder stressreduzierend wirken. Es besteht somit die Möglichkeit, soziale Berührungen im medizinischen oder pflegerischen Kontext gezielt zu diesen Zwecken einzusetzen.
Stephanie Margarete Müller
Kapitel 6. Relevanz von Berührung während Schwangerschaft und Geburt
Zusammenfassung
Die Zeit der Schwangerschaft als früheste Entwicklungsphase des Menschen kann die biologische und psychische Entwicklung des entstehenden Lebewesens bis ins Erwachsenenalter beeinflussen. Unter diesem Gesichtspunkt sind gute Bedingungen für eine optimale Entwicklung erstrebenswert. Wohlwollende Körperberührungen und Massagen haben das Potenzial, in Menschen jeden Lebensalters komplexe biochemische Reaktionen auszulösen, die sich positiv auf den körperlichen und psychischen Zustand des Behandelten auswirken. Angenehme Körperberührungen des mütterlichen Körpers im Verlauf der Schwangerschaft beeinflussen dabei sowohl die Mutter als auch den Fötus.
Stephanie Margarete Müller, Martin Grunwald
Kapitel 7. Relevanz von Berührung für die frühkindliche Entwicklung
Zusammenfassung
Für eine gute körperliche als auch für eine gute geistige Entwicklung eines Säuglings und Kleinkindes ist die Fürsorge durch Erwachsene absolut unerlässlich. Neben der Körperpflege, Wärme und der ausreichenden Versorgung mit Nahrung ist der adäquate Körperkontakt zum Säugling und Kleinkind ein Schlüsselelement für die artgerechte und gesunde Entwicklung. Dies gilt insbesondere für zu früh geborene Säuglinge. Adäquate soziale Berührungsreize werden vom Säuglingsorganismus in Form von Stressregulation, sozialem Bindungsaufbau sowie in Form neuronaler und körperlicher Wachstums- und Reifungsprozesse verwertet. Fehlen entsprechend adäquate Berührungsreize vollständig oder erfährt der Säugling oder das Kleinkind Berührungsreize nur als Gewalt- oder Schmerzerfahrungen, dann reagiert der Organismus regelhaft mit schweren und irreparablen Entwicklungsstörungen oder er verstirbt.
Martin Grunwald, Stephanie Margarete Müller
Kapitel 8. Berührung ein Lebensmittel: Einfluss auf die körperliche und geistige Gesundheit
Zusammenfassung
Durch zwischenmenschliche Berührungen u. a. in Form von Massagen können verschiedenste physiologische Prozesse in Gang gesetzt werden. Zum Beispiel können Entspannungsmassagen Depression, Angst und Fatigue reduzieren, Schlaf verbessern, Stress abbauen, Blutzucker und Blutdruck senken und das Immunsystem regulieren. Die Befunde sind im Einklang mit Erkenntnissen der Psychoneuroimmunologie und Psychoneuroendokrinologie. Aus diesen Fachgebieten ist bekannt, dass Psyche und Nervensystem sowohl mit dem Immunsystem als auch dem Hormonsystem in Wechselwirkung stehen. Kurz gesagt bedeutet das, dass Veränderungen in einem der Systeme, Veränderungen in allen anderen Systemen nach sich ziehen. Daraus ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten von zwischenmenschlichen Berührungen und Massagen als unterstützende Therapiemethode im Krankheitsfall.
Stephanie Margarete Müller
Backmatter
Metadaten
Titel
Lehrbuch Haptik
verfasst von
Dr. Stephanie Margarete Müller
Prof. Dr. Claudia Winkelmann
Prof. Dr. Martin Grunwald
Copyright-Jahr
2022
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-64012-8
Print ISBN
978-3-662-64011-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-64012-8