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07.08.2023 | Onkologische Reha | Nachrichten

Ziel Regelversorgung: Sport- und Bewegungsangebote bei Krebs

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Mit 5,5 Millionen Euro fördert die Deutsche Krebshilfe zwei neue Projekte zum Ausbau der Bewegungstherapie. Dass Sport den Therapieverlauf bei Krebspatienten*innen günstig beeinflussen kann, ist bekannt. Was bislang fehlt, ist die Einbindung entsprechender Angebote in die Regelversorgung. IMPLEMENT und MOVE ONKO sollen den Weg bereiten.

© Africa Studio / Stock.adobe.comSport- und Bewegungstherapie können bei Krebspatient*innen den Therapieerfolg verbessern.
© Africa Studio / Stock.adobe.com

Mit zwei modellhaften Förderprojekten will die Deutsche Krebshilfe den Anschub für die Bildung von Strukturen schaffen, mit Hilfe derer Sport- und Bewegungstherapieangebote in die Regelversorgung des Gesundheitssystems aufgenommen werden.

Viele Krebspatient*innen leiden unter den Nebenwirkungen ihrer Therapie, beispielsweise unter chronischer Erschöpfung (Fatigue-Syndrom). Die Symptome sind ausgeprägte Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit, die die Betroffenen nicht nur während der Erkrankung und der Therapie stark einschränken, sondern sich auch auf das spätere Leben auswirken. Auch die Polyneuropathie, eine Schädigung der Nerven, beeinträchtigt mit Symptomen wie Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche, Schmerzen in den Fußsohlen oder Fingerspitzen, die Lebensqualität.

Studien positiv – Strukturen Mangelware

Studien belegen, dass ein gezieltes bewegungstherapeutisches Training hilft, diese Beschwerden zu reduzieren und die Lebensqualität zu steigern – während und nach der anstrengenden Behandlungsphase. Körperliche Aktivität hilft hier sogar oft besser als eine medizinische Therapie.

Vielen Betroffenen bleibt die Teilnahme an einer speziellen Bewegungstherapie momentan jedoch verschlossen, weil die hierfür notwendigen Strukturen fehlen. Ein therapeutisches Training muss individuell an die Patient*innen angepasst werden. Hierzu bedarf es speziell ausgebildeter Sport- und Physiotherapeuten. Auch räumliche und finanzielle Engpässe – beispielsweise um hochwertige Trainingsgeräte anzuschaffen – spielen eine wichtige Rolle. Mit zwei gezielten Modellprojekten will die Deutsche Krebshilfe den Anstoß dafür geben, diese Versorgungslücke zu schließen. Die beiden mit insgesamt 5,5 Millionen Euro geförderten Großprojekte sind inzwischen gestartet.

Projekt „IMPLEMENT“

Für das Projekt „IMPLEMENT“ – unter der Leitung von Professor Dr. Freerk Baumann, Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Bewegungsmedizin am Universitätsklinikum Köln – haben sich bundesweit mehrere Kliniken sowie wissenschaftliche Einrichtungen in Bremen, Essen, Halle (Saale), Hamburg, Kiel, München und Regensburg zusammengeschlossen. Möglichst viele Krebspatient*innen sollen an einer qualitätsgesicherten Bewegungstherapie teilnehmen können. Die Wissenschaftler analysieren zunächst die vorhandenen Angebotsstrukturen und entwickeln dann konkrete Maßnahmen zur Verbesserung. „Wir wollen Fragen beantworten wie: Welche Faktoren stehen dem Ausbau von Bewegungstherapieangeboten im Weg? Wie lassen sich diese überwinden? Welche Faktoren fördern den Ausbau von Bewegungstherapieangeboten?“, so Baumann. „Unser Augenmerk liegt darauf, die Zugänge zur onkologischen Bewegungstherapie an unterschiedliche Zielgruppen anzupassen. Kinder und Jugendliche beispielsweise benötigen andere Angebote als Erwachsene. Auch besteht im ländlichen Raum ein anderer Zugang als etwa im Umfeld von Großstädten.“ Weitere Informationen unter: 
https://cio.uk-koeln.de/leben-mit-krebs/bewegung/studien-und-publikationen/implement-studie

Projekt „MOVE-ONKO“

Häufig sind Krebspatient*innen gar nicht oder unzureichend über den Nutzen von therapeutischem Training informiert und daher kaum körperlich aktiv. Hier gilt es von Seiten der Behandelnden, ihre Patient*innen frühzeitig und behandlungsbegleitend zu informieren und zu motivieren. Im „MOVE-ONKO“-Verbundprojekt – geleitet von Professor Dr. Joachim Wiskemann, Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Sport- und Bewegungstherapie der Abteilung Medizinische Onkologie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg – soll das onkologische Fachpersonal in Kliniken und Praxen mit innovativen Fortbildungsformaten geschult und mit speziellen Bewegungsangeboten vernetzt werden. „Auf diese Weise sollen onkologische Fachkräfte eine Art Lotsenfunktion einnehmen: Im Gespräch werden Patienten ausführlich über die Möglichkeiten der onkologischen Bewegungstherapie aufgeklärt und nach dieser Beratung sowie einer ärztlichen Freigabe zu einem wohnortnahen Bewegungsangebot überwiesen. Unser Ziel ist es, die Patienten bestmöglich auf dem Weg zur körperlichen Aktivität an die Hand zu nehmen und ihre Gesundheitskompetenz zu steigern – also in diesem Fall das Wissen darüber, warum körperliche Aktivität so wichtig ist", sagt Wiskemann. „Denn nur so können wir erreichen, dass Krebspatienten regelmäßig und langfristig an entsprechenden Bewegungsprogrammen teilnehmen.“ Weitere Informationen unter: https://move-onko.de/

Ein nutzerfreundliches, evidenzbasiertes Informationsportal soll den niedrigschwelligen Zugang zu qualitätsgesicherten und unabhängigen bewegungsbezogenen Gesundheitsinformationen für Fachkräfte und Patient*innen sicherstellen.  Parallel wird für die Behandelnden eine Telemedizin-Plattform als zentrales Element zur Beratungs-, Kommunikations- und Vermittlungsunterstützung entwickelt. Die neue Versorgungsstruktur wird zunächst in den Modellregionen Berlin-Dresden, Schwarzwald (Tübingen - Freiburg) und Rhein-Main-Neckar (Frankfurt - Mainz - Heidelberg) aufgebaut und dann entsprechend angepasst in Organkrebszentren und bei niedergelassenen onkologischen Versorgern umgesetzt. (sk)

krebshilfe.de

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