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17.04.2023 | Onkologie | Nachrichten

Besser als Reha allein

Prähab reduziert schwere Komplikationen nach Darmkrebs-Op

verfasst von: Dr. Beate Schumacher

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Es lohnt sich, die körperliche und mentale Verfassung von Darmkrebskranken schon präoperativ zu optimieren: Nach einem vierwöchigen Programm treten postoperativ signifikant weniger Probleme auf.

Krafttraining  © Halfpoint / Stock.adobe.comPatienten, die sich bereits im Vorfeld auf die Darmkrebs-Op vorbereiten, erholen sich schneller und erleiden seltener Komplikationen. (Symbolbild)   

Die chirurgische Therapie von Kolorektalkarzinomen ist mit einer hohen Morbidität belastet, bei vielen Operierten wird auch der funktionelle Status langfristig schlechter. Versuchen, durch Prähabilitation („Prähab“), also die präoperative Optimierung des allgemeinen Gesundheitszustandes, das postoperative Ergebnis positiv zu beeinflussen, war in randomisierten kontrollierten Studien (RCT) unterschiedlicher Erfolg beschieden. Nun liegt zu dem Thema eine weitere, die bisher größte RCT vor. Sie belegt, dass mit einer vierwöchigen multimodalen Prähab die Häufigkeit schwerer postoperativer Komplikationen deutlich reduziert und die Erholung beschleunigt werden kann. 

Sport, Ernährungsberatung, seelische Unterstützung

An der Studie beteiligten sich 251 Männer und Frauen mit nicht metastasiertem Kolorektalkarzinom, von denen 123 der Gruppe mit Prähab und 128 der Kontrollgruppe mit Standardversorgung zugeteilt wurden. Die Prähab war ein vierwöchiges multimodales Programm, das in den beteiligten Kliniken stattfand und dreimal wöchentliches, intensives Ausdauer- und Krafttraining, eine Ernährungsberatung, die Vermittlung von Coping-Strategien gegen Angst und ggf. eine psychologische Beratung sowie ein Rauchentwöhnungsprogramm beinhaltete. Bei der Standardversorgung erhielten die Patienten keine zusätzliche Beratung zu Sport, Ernährung oder mentaler Gesundheit. Von den Prähab-Patienten befolgten 77% das vorgegebene Programm. Über damit verbundene unerwünschte Effekte, z. B. Benommenheit oder Übelkeit, berichteten 6%.

30 Tage nach dem meistens minimalinvasiv durchgeführten Eingriff waren in der Prähab-Gruppe signifikant weniger klinisch relevante Komplikationen (Comprehensive Complication Index, CCI > 20) aufgetreten, die Rate betrug 17,1% gegenüber 29,7% in der Kontrollgruppe (Odds Ratio, OR 0,47). Die Rate medizinischer Komplikationen, das waren vor allem kardiovaskuläre und respiratorische Ereignisse, war ebenfalls signifikant reduziert (15,4% vs. 27,3%; OR 0,48). Postoperative Komplikationen insgesamt traten nach der Intervention lediglich numerisch seltener auf.

Patienten erholen sich besser

Bei der Sechs-Minuten-Gehstrecke (6-MWD) vier Wochen nach der Op., dem zweiten primären Studienendpunkt, ergab sich ebenfalls ein Zugewinn durch die Prähab, mit gut 15 Metern war die Differenz zur Kontrollgruppe aber nicht signifikant. Insgesamt kam es mit der Prähab aber zu einer schnelleren und besseren Erholung des funktionellen Zustandes. Das zeigte sich z. B. im Belastungstest, in der Kraft des Handgriffs und an der Brustpresse sowie in der 6-MWD nach acht Wochen (sekundäre Endpunkte).

Bei der Dauer des Krankenhausaufenthalts und bei stationären Wiederaufnahmen gab es keinen Unterschied zwischen den Studienarmen. Ein Patient der Interventionsgruppe starb in den ersten 30 Tagen infolge eines Anastomoselecks.

Eine wichtige Limitation der Studie ist, dass sie wegen der Coronapandemie vor Erreichen der geplanten Teilnehmerzahl beendet wurde und daher nicht die angestrebte statistische Leistungsstärke aufweist. Außerdem wussten die Gutachter und Gutachterinnen, ob jemand der Interventions- oder der Kontrollgruppe angehörte.

Quelle: Springer Medizin

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