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31.08.2023 | News Hebammen | Online-Artikel

Im Normbereich

Was ist normal? Fragen zum Stuhlgang von Babys richtig beantworten

verfasst von: Dr. Nicola Zink

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Viele Eltern sprechen beim Pädiater bzw. der Pädiaterin die Stuhlfrequenz und -konsistenz ihres Kindes an. Was kann dabei als normal eingestuft werden? Das haben Forschende aus den Niederlanden in einem systematischen Review mit Metaanalyse untersucht.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Um Säuglinge und Kleinkinder mit Defäkationsstörungen angemessen diagnostizieren, behandeln und überwachen zu können, ist es von entscheidender Bedeutung, Referenzwerte für das Stuhlverhalten gesunder Kinder zu erhalten – etwa um eine funktionelle Obstipation oder Diarrhö frühzeitig zu therapieren. Deshalb haben sich Desiree F. Baaleman von der Universität von Amsterdam und ihr Team in einem systematischen Review mit Metaanalyse daran gemacht, die normale Stuhlganghäufigkeit und -konsistenz bei gesunden Kindern im Alter von null bis vier Jahren zu bestimmen. Sie unterschieden dabei zwischen jungen Säuglingen (0 bis 14 Wochen) und älteren Säuglingen plus Kleinkindern (15 Wochen bis 4 Jahre). Es wurden 75 Studien mit 16.393 Kindern aus 43 Ländern und 40.033 Messungen der Stuhlganghäufigkeit und/oder Stuhlkonsistenz einbezogen.

Je jünger, desto häufiger

Bei jungen Säuglingen bis zur 14. Woche lag die mittlere Stuhlfrequenz bei 21,8 pro Woche (95%-Konfidenzintervall [KI]: 3,9–35,2), bei älteren Säuglingen und Kleinkindern ab der 15. Woche dagegen bei 10,9 (95%-KI: 5,7–16,7). „Bei Kindern, die sich der unteren oder oberen Grenze des Konfindezintervalls nähern, sollte auf Anzeichen für sich entwickelnde Defäkationsstörungen, wie funktionelle Obstipation, geachtet werden“, rät die Studiengruppe um Baaleman.

In der jüngeren Gruppe von Säuglingen wiesen Kinder, die mit Muttermilch ernährt wurden, mit 23,2 (95%-KI: 8,8–38,1) die höchste durchschnittliche Häufigkeit an Stuhlgängen pro Woche auf, gefolgt von Kindern, die mit Formulanahrung ernährt wurden (13,7 [95%-KI: 5,4–23,9]), und Kindern, die mit beidem gefüttert wurden (20,7 [95%-KI: 7,0–30,2]).

Harter Stuhl kam bei gesunden jüngeren Säuglingen (1,5%) seltener vor als bei älteren Säuglingen und Kleinkindern (10,5%), und mit zunehmendem Alter wurde eine Abnahme der Häufigkeit von weichem bzw. wässrigem Stuhl (27,0% in der jüngeren vs. 6,2% in der älteren Gruppe) beobachtet. „Harter Stuhl bei Säuglingen und Kleinkindern sollte als abnormal betrachtet werden und erfordert zusätzliche Aufmerksamkeit, da nur sehr wenige Kinder eine harte Stuhlkonsistenz aufwiesen“, schreiben Baaleman und ihr Team. Erst mit der Zeit würden die Stühle härter werden.

Gestillte Säuglinge hatten im Vergleich zu Säuglingen, die mit Formulamilchen gefüttert wurden, weichere Stühle. Zusätzlich wurden keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit des Stuhlgangs oder der Konsistenz zwischen Mädchen und Jungen festgestellt.

Mögliche Ursachen

Die Veränderungen in Frequenz und Konsistenz des Stuhlgangs können mit Veränderungen in der Häufigkeit der Nahrungsaufnahme, dem Nahrungsinhalt, der Entwicklung der Mikrobiota, der Magenentleerungszeit und möglicherweise mit entwicklungsbedingten Veränderungen der Transitzeit im Magen-Darm-Trakt oder im Dickdarm zusammenhängen. Da um Woche 16 bei vielen Säuglingen feste Nahrung eingeführt wird, könnte so auch die ab diesem Alter zu beobachtende Stabilisierung der Stuhlfrequenz erklärt werden, schreiben die Studienautoren.

Als nachteilig für ihre Ergebnisse sehen die Forschenden die Qualität der ausgewerteten Studien an, die zum Großteil als mittelmäßig oder schlecht eingestuft wurde. Dies könne die Zuverlässigkeit und Gültigkeit der berichteten Ergebnisse einschränken. Zudem wurde die Stuhlkonsistenz in der Regel nicht anhand einer validierten Stuhlskala gemessen, was zu einer großen Heterogenität der Daten führe. Außerdem basierten die beschriebenen 95%-Konfidenzintervalle auf den Mittelwerten oder angenommenen Mittelwerten der einzelnen Studien. Daher sind die in dieser Übersicht angegebenen 95%-KI-Werte laut Baaleman et al. mit Vorsicht zu interpretieren.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Was sind normale Stuhlgangfrequenzen und -konsistenzen bei gesunden Kindern bis zum Alter von vier Jahren?

Antwort: Säuglinge bis 14 Wochen haben eine höhere und variablere Stuhlganghäufigkeit im Vergleich zu älteren Säuglingen und Kleinkindern im Alter von 15 Wochen bis 4 Jahre.

Bedeutung: Die Stuhlfrequenz ändert sich stark in den ersten Lebensmonaten.

Einschränkung: Die in das systemische Review und Metaanalyse einbezogenen Studien waren von mittelmäßiger bis schlechter Qualität.

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Literatur

Baaleman DF et al. What Are Normal Defecation Patterns in Healthy Children up to Four Years of Age? A Systematic Review and Meta-Analysis. J Pediatr 2023;113559; https://doi.org/10.1016/j.jpeds.2023.113559

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