Die Gebärwanne ist beliebt bei werdenden Müttern. Entspannung und weniger Schmerzen erhoffen sich Frauen, die während der Geburt in die Wanne steigen. Die aktuelle Evidenz zu Sicherheit und Risiken fasst ein aktuelles Review zusammen.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Wie sicher ist das Baden während der Geburt bzw. die Wassergeburt im Vergleich zur Geburt „an Land“? Diese Frage versuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Großbritannien mit Hilfe eines Reviews und einer Metaanalyse zu beantworten. Berücksichtigt worden sind 36 Studien (k = 36) mit insgesamt rund 160.000 Probandinnen. Die meisten Studien (n = 31) stammten aus Geburtskliniken, vier Studien waren in einer hebammengeführten Einrichtung erstellt worden und eine Analyse berücksichtigte Daten aus mehreren unterschiedlichen Geburtseinrichtungen. Sechs Studien waren randomisiert und kontrolliert, 13 Studien prospektiv, 16 Studien retrospektiv und in einem Fall handelte es sich um eine Erhebung mit Prä/Post-Design.
Im warmen Wasser weniger Schmerzen
Das Baden stellte sich in mehrfacher Hinsicht für die werdenden Mütter als Vorteil heraus: Sie hatten unter der Geburt weniger Schmerzen (k = 8; OR 0,24) und benötigten seltener eine Epiduralanästhesie (k = 7; OR 0,17) bzw. Opioidinjektionen (k = 8; OR 0,22). Geringer war auch die Wahrscheinlichkeit für Episiotomien (k = 15; OR 0,16) und postpartale Blutungen (k = 15; OR 0,69). Bei Wassergeburten blieb das Perineum häufiger intakt (k = 17; OR 1,48) als bei Geburten unter Standardbedingungen, und die Frauen waren deutlich zufriedener (k = 6; OR 1,95). In puncto Geburtseinleitung, Amniotomie, Kaiserschnitt und Schulterdystokie machte es keinen Unterschied, ob die Geburt im Wasser stattfand oder nicht.
In der Wanne mehr Nabelschnurabrisse
Für das Neugeborene barg es kein erhöhtes Risiko, das Licht der Welt unter Wasser zu erblicken. Die APGAR-Werte nach fünf Minuten waren in beiden Gruppen vergleichbar. Und auch bei den Parametern Reanimationspflichtigkeit, vorübergehende Tachypnoe, Atemnot und neonatales Sterberisiko waren keine Unterschiede feststellbar. Nabelschnurabrisse kamen allerdings in der Gebärwanne häufiger vor, wobei das absolute Risiko mit 4,3 Fällen pro 1000 Geburten vs. 1,3 Fällen pro 1000 Geburten von den Studienautorinnen und -autoren als gering eingestuft wird. Überhaupt variierten die Fallzahlen so enorm (von 0,2 pro 1000 bis 11,8 pro 1000), dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursache eher in den individuell variierenden geburtshilflichen Praktiken vermuten als in der Wassergeburt an sich.
Für gesunde Frauen durchaus empfehlenswert
Während der Geburt in die Gebärwanne zu steigen bzw. das Kind dort zur Welt zu bringen, sei für gesunde Frauen mit unkompliziert verlaufener Schwangerschaft in vielerlei Hinsicht von Vorteil und für die Kinder sicher, so das Resümee der Forschenden. Ein Effekt, der sich vor allem im klinischen Setting bemerkbar machte; also dort, wo der Großteil der Frauen ihre Kinder zur Welt bringen. Eine so einfache Maßnahme wie ein Bad ermögliche es, Versorgungsqualität und Zufriedenheit der Frauen zu verbessern. Doch um Geburten im Wasser optimal begleiten zu können, braucht es aus Sicht der Autorinnen und -autoren Studien, in denen Faktoren berücksichtig werden, die das Interventionsrisiko und das Outcome beeinflussen.
Das Wichtigste in Kürze |
Fragen: Wie sicher ist die Geburt in der Wanne für Mutter und Kind im Vergleich zur herkömmlichen Geburt? Antwort: Eine Wassergeburt hat für die werdende Mutter mehrere Vorteile und birgt für das Kind kein erhöhtes Risiko; vorausgesetzt beide sind gesund und die Schwangerschaft verlief bis dato unkompliziert. Das warme Wasser hilft Schmerzen zu reduzieren und den Bedarf an Epiduralanästhesien und Opioidinjektionen zu verringern. Zudem sinkt das Risiko für Dammverletzungen bzw. Episiotomien. Bedeutung: Im Wasser zu gebären, kann die Chance auf eine natürliche Geburt erhöhen. Einschränkung: Nur vier Studien waren in ausschließlich hebammengeführten Einrichtungen durchgeführt worden. |