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19.04.2024 | News Hebammen | Nachrichten

Evidenzbasierte Versorgung

Systematische Übersichtsarbeit stärkt Versorgung durch Hebammen

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Vor Kurzem hat Cochrane seine Empfehlungen zur kontinuierlichen hebammengeleiteten Versorgung aktualisiert. Dafür untersuchten klinische und methodische Expert*innen der Organisation 17 Studien, die sich mit dem Thema befasst hatten.

Cochrane Reviews sind systematische Übersichtsarbeiten, in denen Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit von Interventionen in Prävention, Behandlung und Rehabilitation zusammengefasst werden. Diese Reviews gelten international als Qualitätsstandard in der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung. 
Eine kürzlich aktualisierte Übersichtsarbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie effektiv eine kontinuierliche hebammengeleitete Versorgung (MLCC) im Vergleich zu anderen Modellen ist. Dabei begleitet dieselbe Hebamme oder ein bestimmtes Hebammenteam Frauen und Familien über den gesamten Verlauf der Schwangerschaft und Geburt sowie am Beginn der Elternschaft. Bei Bedarf ist es möglich, mit anderen Fachspezialist*innen zusammenzuarbeiten. 

Vergleich hinsichtlich Geburtsmodus, Komplikationen und Erfahrungen

Um herauszufinden, ob sich Mütter und Neugeborene in der MLCC von herkömmlich betreuten Frauen unterscheiden, wertete das Cochrane-Team 17 Studien mit insgesamt über 18.000 Teilnehmerinnen aus. Relevante Endpunkte umfassten unter anderem spontane vaginale Geburten, die Häufigkeit einer Regionalanästhesie, ein intaktes Perineum, Frühgeburten und Todesfälle bei Neugeborenen.
Im Vergleich zu konventionell betreuten Frauen hatten Schwangere bei MLCC eine geringere Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt, eine vaginal-operative Entbindung und Episiotomien. Außerdem berichteten sie häufiger von positiven Erfahrungen in der Schwangerschaft, während der Geburt und postpartal. Auch konnten durch MLCC sowohl prä- als auch intrapartal Kosten gespart werden. Dagegen hatte es auf postpartale Blutungen, Perineumschäden, Frühgeburten sowie den Stillbeginn keinen Einfluss, wie die Frauen versorgt wurden. Mithilfe der verfügbaren Daten konnte nicht abschließend geklärt werden, welchen Effekt die MLCC auf Endpunkte wie die Regionalanästhesie, den Tod eines Neugeborenen und höhergradige Dammrisse hat.
Da Frauen mit maternalen Erkrankungen oder Substanzmissbrauch in einigen Studien ausgeschlossen wurden, sind die Ergebnisse der Übersichtsarbeit vermutlich nur eingeschränkt auf Schwangere mit hohem Risiko für Komplikationen übertragbar. Dennoch sollten insbesondere politische Entscheidungsträger und Akteure im Gesundheitswesen die Vorteile der MLCC anerkennen und Barrieren wie traditionelle Organisationsstrukturen, unzureichende Finanzierung und Konflikte zwischen verschiedenen Gesundheitsberufen weiter abbauen. (lst)

cochranelibrary.com

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Literatur

Sandall J, Fernandez Turienzo C, Devane D, Soltani H, Gillespie P, Gates S, Jones LV, Shennan AH, Rayment-Jones H. Midwife continuity of care models versus other models of care for childbearing women. Cochrane Database of Systematic Reviews 2024, Issue 4. Art. No.: CD004667. DOI: 10.1002/14651858.CD004667.pub6. Accessed 19 April 2024.